von Isolde Hilt

Vielleicht kommt der Film genau zur richtigen Zeit. In einer Zeit, in der viele Menschen am (Ver-)Zweifeln sind, ob man in dieser Welt überhaupt noch etwas bewirken kann. In der man sich so ausgeliefert und machtlos fühlt, dass Resignation die einzig mögliche Antwort scheint. Doch da gibt es ein Ereignis, das vor einem halben Jahrhundert tatsächlich passiert ist und eine*n eines Besseren belehren könnte. Ein Kampf für mehr Gleichberechtigung. Am 24. Oktober 1975 legten 90 Prozent der isländischen Frauen ihre Arbeit nieder und verließen ihre Häuser. Sie weigerten sich, zu arbeiten, zu kochen oder sich um die Familie zu kümmern und brachten so ihr Land zum Stillstand. Der Film „Ein Tag ohne Frauen“ beleuchtet einen Tag, nach dem Island anschließend „zum besten Ort der Welt wurde, um eine Frau zu sein“.
„Wenn Frauen nicht arbeiten, bricht alles zusammen“, bringt es eine Zeitzeugin in der Filmdokumentation von Pamela Hogan und Hrafnhildur Gunnarsdóttir auf den Punkt. Pamela Hogan, zuständig für Regie und Drehbuch, war zufällig bei einer Familienreise nach Island auf diesen alles verändernden Frauenaufstand gestoßen. „Wie kann man 9 von 10 Frauen dazu bringen, das Gleiche zur gleichen Zeit zu tun? Und wie konnte die Welt nicht von diesem beispiellosen Akt des zivilen Ungehorsams erfahren, der die isländische Gesellschaft in eine Inspiration für uns alle verwandelte?“ Die Geschichte, über so viele Jahre nicht erzählt, hatte offenbar auf die Amerikanerin gewartet. Mit Hrafnhildur Gunnarsdóttir fand sie eine Kollegin, die damals als Kind mit ihrer Mutter bei dem Kampf für mehr Gleichberechtigung selbst mit dabei war und das Werk „Ein Tag ohne Frauen“ produziert hat.
„Ein Tag ohne Frauen“ hat nicht nur in Island viel verändert

Island belegt seit diesem legendären Tag jedes Jahr Platz eins auf dem Index der Geschlechterparität. Die Isländerinnen haben mit ihrer Aktion Frauen in Spanien, der Schweiz und Polen 2018 zu ähnlichen Frauenstreiks inspiriert. Und auch der Film „Ein Tag ohne Frauen“, 2024 produziert und eine kurzweilige Mischung aus Interviews mit Zeitzeuginnen, Archivmaterial von diesem besonderen Oktobertag sowie Animationen, wird von den Medien begeistert gefeiert. „Dieser Film hat eine Verspieltheit, die sowohl enthusiastisch als auch ansteckend ist. Mit zunehmender Eigendynamik wächst die Begeisterung im ganzen Land, wenn diese Frauen die Macht erkennen, die sie wirklich besitzen …“, titelt Screenfish. „Ein Wohlfühlfilm, der beide Geschlechter jubeln lässt …“, hebt Afro Toronto hervor.
Der Film „Ein Tag ohne Frauen“ inspiriert dazu, niemals aufzugeben. Überraschung war immer schon ein gutes Mittel, um vermeintlich Festgezurrtes mit Langzeitwirkung aus den Angeln zu heben. Das können nicht nur die einen …
Nach der Weltpremiere auf dem Hot Docs Festival in Toronto, Kanada, läuft der Film „Ein Tag ohne Frauen“ jetzt auch ab 13. März in deutschen Kinos an. Eine Auflistung der Städte findet sich beim Kinoverleih Rise and Shine Cinema: https://riseandshine-cinema.de/portfolio/ein-tag-ohne-frauen/