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Langzeitstudie beweist:

Grundeinkommen wirkt sich positiv aus

Über 3 Jahre lang monatlich 1.200 Euro als Grundeinkommen erhalten: Wie wirkt sich das auf einen aus? Dazu startete der Verein „Mein Grundeinkommen“ eine Langzeitstudie. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Ein Beitrag zu UN-Ziel:

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von Isolde Hilt

Was passiert in einer Gesellschaft, wenn Menschen keine Existenzängste mehr haben müssen? Seit 2014 sucht „Mein Grundeinkommen“ nach Antworten auf diese Frage. Der gemeinnützige Verein sammelt per Crowdfunding Geld und zahlt es als bedingungsloses Grundeinkommen aus. Doch wie wirkt sich das in der Praxis aus? Verleitet das zum Nichtstun? Seit wenigen Tagen liegen die Ergebnisse der ersten Langzeitstudie zum Grundeinkommen vor. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, zu der Wissenschaftler*innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der University of Oxford, der Frankfurt School of Finance & Management und der Universität zu Köln gelangten: Die Menschen hören nicht auf zu arbeiten.

Mentale Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Arbeitsleben: Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wirkt sich eindeutig positiv auf verschiedene Lebensbereiche aus. Menschen arbeiten nicht weniger, sind aber deutlich zufriedener im Beruf und mental gesünder. Das sind die zentralen Erkenntnisse des Pilotprojekts Grundeinkommen, des bislang größten Feldexperiments zum BGE in Deutschland und der größten zivilgesellschaftlich initiierten Studie zum Grundeinkommen weltweit.

 

Wie war die Langzeitstudie zum Thema Grundeinkommen angelegt?

Dr. Susann Fiedler im Portrait

Dr. Susann Fiedler, Professorin an der Wirtschaftsuniversität in Wien, erläutert die Untersuchungsmethode: „In der Studie haben wir drei Jahre lang zum einen Leute beobachtet, die Grundeinkommen erhalten haben, sowie ihre statistischen Zwillinge, die es nicht bezogen.“ Die beiden Vergleichsgruppen seien sich bei ganz vielen Kriterien sehr ähnlich gewesen: das gleiche Älter, dieselbe Gegend, oft auch das gleiche Geschlecht. So konnten gute Vergleiche zwischen zwei Personen oder zwei Personengruppen gezogen werden. „Das nennt man Rendomized Control Trial Design“, so die Wissenschaftlerin. „Die Kontrollgruppe erlebt tagtäglich das, was die Grundeinkommensgruppe auch erlebt, bloß ohne das Grundeinkommen.“

Die Studie konzentrierte sich auf erwerbstätige Einzelpersonen zwischen 21 und 40 Jahren mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.100 bis 2.600 Euro. Knapp 1.700 Personen nahmen teil, 122 erhielten von Juni 2021 bis Mai 2024 monatlich 1.200 Euro.

 

Erkenntnisse aus der Langzeitstudie

Die Teilnehmer*innen mit Grundeinkommen arbeiteten genauso viel wie vorher – im Schnitt 40 Stunden pro Woche. Viele von ihnen nutzten die Chance, sich beruflich neu zu orientieren oder zu studieren.

Die verlässlichen, monatlichen Zahlen über drei Jahre hinweg reduzierten den Stress, führten zu besserem Schlaf und mehr Zeit mit Freund*innen. Das persönliche Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit stieg, was sich sowohl mental als auch physisch auswirkte.

Finanzielle Sicherheit ermöglicht es, freie Entscheidungen zu treffen. Oder, wie es Elisabeth, eine Studienteilnehmerin, für sich auf den Punkt bringt: “ „Für mich hat das Grundeinkommen sehr, sehr viel bewirkt. Es hat mir letztendlich Freiheit im Kopf gegeben: Mich Dinge trauen zu können, die ich vorher nicht gemacht hätte. Einfach aus finanziellen Gründen.“ Viele sparten oder investierten, um sich ein finanzielles Sicherheitspolster zuzulegen.

Und noch ein erfreulicher Effekt war festzustellen: Wer sich nicht um das eigene Überleben Sorgen machen muss, teilt viel leichter. Viele Bezieher*innen des Grundeinkommens spendeten oder teilten auch mit Menschen aus ihrem Umfeld.

 

Wäre ein Grundeinkommen für alle möglich?

Der Verein Mein Grundeinkommen entwickelte bereits 2023 – parallel zur Langzeitstudie – in Kooperation mit dem DIW Berlin einen interaktiven Online-Finanzierungsrechner. Dieser zeige, so Klara Simon, Vorstandsvorsitzende von Mein Grundeinkommen e. V., dass das Grundeinkommen finanzierbar sei. Die Mittelschicht würde deutlich gestärkt, denn 83 Prozent der Bevölkerung würden finanziell profitieren. Für 7 Prozent der Deutschen würde sich nichts ändern. Nur 10 Prozent müssten mehr beitragen. „Damit stabilisiert das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) nicht nur Einzelpersonen, sondern kann unsere Gesellschaft und Wirtschaft zukunftsfähig machen“, ordnet sie ein.

Klara Simon bringt noch ein wichtiges Argument an: „Als zentrales Element eines modernisierten Sozialsystems erhöht das BGE die Chancengleichheit deutlich. So kann es ein wirksames Instrument gegen die wachsende soziale Ungleichheit in diesem Land sein, die unsere Demokratie gerade von innen aushöhlt.“

 

Die Ergebnisse der Studie im Detail können hier nachgelesen werden:

https://www.mein-grundeinkommen.de/pilotprojekt-grundeinkommen#erkenntnisse

 

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