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One Hohenfels

Grundschulkinder entdecken ihre Heimat neu

Integration fängt schon in der Grundschule an, wie das Projekt „One Hohenfels“ mitten in der ländlichen Oberpfalz zeigt.
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von Gerda Stauner

Die Teilnehmenden der Schreibwerkstatt „One Hohenfels“ mit Autorenpatin Gerda Stauner (rechts)

Im kleinen Markt Hohenfels mitten in der Oberpfalz leben Menschen aus knapp 30 Nationen Tür an Tür miteinander. Für eine ländlich geprägt Gemeinde mit insgesamt nur circa 2.400 Einwohner*innen ist es schon beachtlich, dass die Bürgerschaft so bunt gemischt ist. Diese Vielfalt an unterschiedlichen Lebensentwürfen erzeugt aber leider oft auch Missverständnisse und führt zu Verunsicherungen. In unserer Gegenwart, in der viele Menschen aufgrund des weltpolitischen Geschehens besorgt sind, spüren gerade Kinder Vorbehalte anderen gegenüber ganz deutlich. Das Schreibprojkekt „One Hohenfels“ will deshalb versuchen, den jungen Teilnehmenden ihre mitunter recht neue Heimat näherzubringen und damit dazu beitragen, dass ein gutes Miteinander möglich ist.

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Als ich im letzten Jahr zum ersten Mal die Grundschule Hohenfels besuchte, um mit der Schulleiterin Teresa Brey über das Schreibprojekt „One Hohenfels“ zu sprechen, war ich tief beeindruckt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass in einer eher kleinen Marktgemeinde, die mitten auf dem Land liegt, so viele unterschiedliche Lebenswelten aufeinandertreffen. Diese bunt gemischte Einwohnerschaft spiegelt sich natürlich auch bei den Schulkindern wider und es bedarf sehr viel Einfühlungsvermögen, damit diese Kinder in ihrer neuen Heimat gut ankommen können.

Wie ich als Autorenpatin während meiner viermonatigen Projektzeit mit den Grundschulkindern erleben durfte, klappt diese Integrationsarbeit in der kleinen Schule dank der engagierten Zusammenarbeit von Schulleitung und Lehrer*innen ausgesprochen gut. Daher war es für mich auch ein Leichtes, an diese Arbeit anzudocken und mit den Kindern während den Schreibwerkstätten konzentriert zu arbeiten. Unser Ziel war es, den Ort zu entdecken und Texte darüber zu schreiben.

 

Verschiedene Lebenswelten entdecken

Von Anfang an begleitete uns Pikachu, ein Pokémon, das alle Kinder aus einer bekannten Videospielserie kennen. Mit seiner Hilfe gelang es auch Schüler*innen aus alteingesessenen Familien, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie ganz neu nach Hohenfels kommen würden. Sie sahen den Ort durch die Augen von Pikachu, schlenderten in Gedanken von der Schule zur Burg, vom Fußball- zum Spielplatz und von dort zum Forellenbach. Dabei dachten sie sich Geschichten aus und brachten diese zügig aufs Papier.

Schreibend und träumend verbrachten wir die ersten wöchentlich stattfindenden Schreibwerkstätten mit einer Kerngruppe von zwölf Kindern. Mitte Juni fand dann eine Projektwoche statt, die offen war für weitere Interessierte. Mit bis zu 17 Schüler*innen machten wir uns mit Unterstützung der Kulturwissenschaftlerin Claudia Eisenrieder daran, den Ort nicht nur in Gedanken zu erkunden. Jeden Tag gingen wir hinaus, um versteckte Orte zu entdecken, und wurden dabei von einem Experten unterstützt, der uns mehr über den Markt verriet.

 

„One Hohenfels“ wird von örtlichen Experten begleitet

So erklärte uns die Leiterin des örtlichen Kommun-Markts, wie wichtig die Einkaufsmöglichkeit für Hohenfels ist, und dass in dem Gebäude früher ein Brauhaus untergebracht war. Eine Kräuterexpertin teilte mit uns ihr Wissen und zeigte den Kids, wie man Kräutersalz und -butter selbst herstellt. Der Gemeindearchivar öffnete sein Reich für uns und beantwortete die zahlreichen Fragen der jungen Forscher*innen zum Thema Geschichte. Mit einem Jäger erkundeten wir einen geheimen Tunnel, der unter dem Schlossberg durchführt, und erklommen zusammen den Kalvarienberg, der direkt an den Truppenübungsplatz angrenzt. Wir wurden im Rathaus empfangen und durften ausprobieren, wie es sich anfühlt, auf einem der 14 Stühle der Marktgemeinderäte zu sitzen.

Während der Projektwoche erkundeten wir versteckte Winkel, tolle Spielplätze und gruselige Orte. Tag für Tag erfuhren wir mehr über die bewegte Vergangenheit von Hohenfels. Es ist ein Ort mit wechselnder Geschichte, aus dem ein Bischof und ein Königsattentäter kommen, ein Burgfräulein ihr Leben lassen musste und das seit mehr als 70 Jahren Tür an Tür mit amerikanischen Soldaten lebt. Tag für Tag und Stück für Stück tauchten wir in die Ortsgeschichte ein. Wir eigneten uns die Vergangenheit an, indem wir alle Informationen in fantastische Geschichten verpackten und darüber schrieben.

 

Buch „One Hohenfels“ erscheint im Mitteldeutschen Verlag

So entstanden viele kleine Texte, die bald im Buch „One Hohenfels“ im Mitteldeutschen Verlag erscheinen werden. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesprogramm Kultur macht stark, und als Partner stand der Friedrich-Bödecker-Kreis zur Seite. Ich selbst habe während der viermonatigen Zeit mit den Schüler*innen ebenfalls viel gelernt und sehe Hohenfels nun mit anderen Augen. Die kleine Marktgemeinde ist ein Ort mit einer illustren Geschichte, an dem Menschen aus vielen Nationen gemeinsam leben. Es ist sicher nicht einfach, die verschiedenen Interessen aller Bürger*innen unter einen Hut zu bringen. Doch wie sich durch die Schreibwerkstatt gezeigt hat, ist es die Anstrengung wert, eine gemeinsame Basis zu finden. Denn die kommende Generation ist offen und neugierig und denkt neu und anders. Und mit einem Verständnis für die Vergangenheit und ohne Scheu vor der Zukunft kann Integration und ein gutes Zusammenleben dauerhaft gelingen.

 

Weitere Infos zum Projekt findet ihr hier: https://www.boedecker-buendnisse.de/woerterwelten/one-hohenfels/

 

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