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Von Beruf Traurednerin:

„Jede Liebesgeschichte ist absolut einzigartig.“

Franzi kam überraschend zu ihrer neuen Aufgabe als Traurednerin: „Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mehr davon wollte. Mehr Liebesgeschichten, mehr verliebte Blicke und glückliche Menschen, die miteinander feiern.“

Ein Beitrag zu UN-Ziel:

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Interview: Isolde Hilt

Von Beruf Traurednerin: Bei dieser Tätigkeit kann man sich fast zu 100 Prozent sicher sein, dass sie einem viel Glück beschert, auch wenn man selbst nicht heiratet oder sein Ehe- bzw. Paarversprechen erneuert. Franzi kam eher zufällig an diese Aufgabe. Sie „muss“ es gut machen, denn sie wird gerne gebucht. In einem Gespräch mit ihr gibt sie nebenbei noch so manchen Tipp mit auf den Weg, wie man seine eigene Partnerschaft pflegt und was man tun kann, damit die Liebe zueinander möglichst lange lebendig bleibt.

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Traurednerin … Wie kamst du auf die Idee, so etwas anzubieten?

Wie so oft in meinem Leben bin ich da eher reingerutscht. Ersehnt und geplant war das nie. Meine Schwägerin und ihr damaliger Freund hatten mich vor einigen Jahren gefragt, ob ich sie trauen würde, wenn es einmal soweit ist. Ich habe ja gesagt, in der Annahme, dass sie das nur in diesem Moment ernst meinen. Sie wollten das aber wirklich und so hielt ich im September im vorletzten Jahr ihre freie Trauzeremonie.
Das Feedback war rundum positiv, hat sich herumgesprochen, und so durfte ich letztes Jahr weitere Trauungen im Freundeskreis durchführen. Dazu kamen Zeremonien zur Erneuerung des Eheversprechens. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mehr davon wollte – mehr Liebesgeschichten, mehr verliebte Blicke und glückliche Menschen, die miteinander feiern. Deshalb mache ich das inzwischen auch beruflich 🙂

Was wird von dir als Traurednerin so gewünscht?

Meine Aufgabe ist es, die Zeremonie reibungslos durchzuführen. Im Gegensatz zu standesamtlichen und kirchlichen Hochzeiten ist bei einer Trauung kein fester Ablauf vorgegeben. Das heißt, das Paar kann sich völlig frei von Konventionen aussuchen, was alles Teil ihrer Trauung sein soll. Das kann klassisch-romantisch mit Eheversprechen, Ring-Tausch und Ja-Wort ablaufen. Es kann aber auch eine Herr-der-Ringe-Mottohochzeit sein. Und alles dazwischen, also klassische Elemente, und dazu ausgefallene Traurituale oder zum Beispiel Beiträge von ausgewählten Gästen.

Mit dem Paar zusammen überlegen wir, was am besten zu ihm passt, wie die Traumhochzeit aussehen kann und was eine sinnvolle, machbare Gestaltung ist. Außerdem geht es als Traurednerin natürlich darum, die Verbundenheit des Paares in Worte zu fassen. Ihre individuelle Liebesgeschichte so zu erzählen, dass die Beiden in Erinnerung schwelgen und jeder Gast nickend lächelt in dem Wissen: „Die Zwei gehören zusammen.“
Darüber hinaus stehe ich für alle Fragen rund um die Trauung zur Verfügung und begleite die Paare ab der Buchung bis zu ihrem großen Tag. Häufig wird auch Hilfe beim Verfassen der Ehegelübde gewünscht (die übrigens kein Muss sind!).

Wer bucht dich als Traurednerin?

Ich biete zwei verschiedene Zeremonien an: die freie Trauung und die Erneuerung des Eheversprechens.

Für Ersteres buchen mich Paare, denen die standesamtliche Hochzeit alleine zu wenig ist, die aber auch keine kirchliche Trauung wollen. Entweder, weil sie nicht getauft oder ausgetreten sind, keinen Bezug zur Kirche haben, es vielleicht nicht die erste Ehe ist oder weil sie sich einfach eine sehr persönliche, individuell gestaltete Zeremonie wünschen. Manchmal sind es auch Paare mit verschiedenen religiösen oder spirituellen Hintergründen, die in einer freien Trauung beide einfließen können. Und natürlich queere Paare, die ihre Verbindung vor all ihren Lieben feiern wollen.

Die Paare, die ihr Eheversprechen erneuern wollen, sind schon verheiratet und wollen ihr Ja zueinander erneut bekräftigen. Manche dieser Paare haben nach schweren Krisen wieder zueinander gefunden, andere beginnen einen neuen Lebensabschnitt. Zum Beispiel, wenn die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind und man dadurch nach jahrelangem Fokus auf das Eltern- und Familie-Sein wieder zurück zur Paarebene finden will. Manche nutzen auch ein Jubiläum wie den 10. Hochzeitstag, um die Hochzeit dieses Mal so zu feiern, wie es zu ihnen passt, ohne sich von Geldmangel, Unsicherheit oder durch den Einfluss anderer begrenzen zu müssen.

Wie bereitest du dich vor?

Es gibt mit jedem Paar ein unverbindliches Kennenlerngespräch, in dem wir uns gegenseitig beschnuppern und herausfinden, ob die Chemie zwischen uns passt. Wenn sich das Paar für mich als Traurednerin entscheidet, gibt es ein ca. dreistündiges Gespräch. Darin besprechen wir alle Wünsche und Ideen des Paares. Außerdem erzählen mir die Beiden, wie sie sich kennengelernt, welche Meilensteine sie schon miteinander erlebt haben, was ihre Liebe ausmacht, wie die Verlobung ablief usw.
Für mich ist der Schritt danach ganz wichtig: Beide beantworten unabhängig voneinander relativ ausführlich Fragebögen mit sehr persönlichen Fragen. Auf Wunsch bekommen auch die Trauzeug*innen oder ausgewählte wichtige Lieblingsmenschen kleine Fragebögen.
Aus all dem zusammen schreibe ich die Rede. Zur Vorbereitung gehört auch das wiederholte Üben der Rede, denn in der Trauung möchte ich ja nichts ablesen müssen, sondern die Geschichte und die Essenz des Paares lebendig werden lassen.
Die Abstimmung mit den anderen Hochzeitsdienstleister*innen ist ebenfalls wichtig. Gibt es zum Beispiel Livemusik, spreche ich mit den Sänger*innen vorher Ablauf und Inhalt der einzelnen Lieder durch.
Am Hochzeitstag selbst wärme ich mit Stimm- und Atemübungen meine Stimme auf, baue mein Equipment auf und begrüße die Gäste.

Man bekommt sicher so manche Einzelheit mit. Gab es etwas, das dich besonders berührt hat?

Ich schmachte bei jeder „meiner“ Hochzeiten! Bisher gibt es wirklich bei jedem Paar und in jeder Geschichte Berührendes. Manche Paare denken auch, ihre Geschichte sei nichts Besonderes, was mich immer wundert, denn aus meiner Sicht ist jede Liebesgeschichte absolut einzigartig.
Wenn unter 8 Milliarden Menschen zwei zueinander verbindlich Ja sagen – ohne Hintertürchen, ohne die Idee „Es gibt bestimmt noch jemand Besseren“, dann steckt da so viel Liebe, Vertrauen und Mut drin. Vielleicht bin ich pathetisch, aber mich versöhnt das irgendwie immer mit all den Schwierigkeiten, die das Menschsein so mit sich bringt. Liebe ist halt einfach groß!

Und hier noch ein schönes Beispiel aus meiner Praxis als Traurednerin: Bei der Erneuerung eines Eheversprechens bekräftigte das Brautpaar im ersten Teil der Zeremonie nach 10 Ehejahren sein Ja-Wort, was an sich schon unheimlich schön war. Im zweiten Teil haben wir eine Stiefkindadoption gebührend gewürdigt. Als das Paar sich kennenlernte, brachte die Frau ihre zweijährige Tochter mit in die Beziehung. Zwei Jahre später wurde bei der Hochzeit aus den dreien eine Familie, später kam noch eine gemeinsame Tochter dazu. Vater und Stieftochter hatten von Anfang an eine ganz enge Bindung. Mit 14 wünschte sich die Tochter, vom Stiefvater adoptiert zu werden und bat ihren leiblichen Vater um seine Einwilligung.
Stiefvater und Tochter lasen sich bei der Zeremonie gegenseitig Briefe vor, die so berührend waren, dass kein Auge trocken blieb. Sogar die Fotografin hat mitgeweint. Das war unfassbar schön und gleichzeitig so witzig, weil diese Familie durch ihren großartigen Humor einfach sehr verbunden ist.

Mit Liebe zu tun zu haben, stelle ich mir unendlich schön vor. Wo sonst sieht man das Glück so konzentriert – vielleicht noch außer bei der Geburt eines Babys. Wie erlebst du das?

Es ist definitiv schön! Gleichzeitig sind auch Hochzeiten nicht nur disney-zuckerwattig-schmacht-schön. Jedes Paar hat eine eigene Geschichte mit allem, was zum echten Leben dazugehört. Manchmal sind da Eltern, die bei der Hochzeitsfeier zum ersten Mal seit der eigenen Scheidung wieder aufeinandertreffen. Oder verstorbene Verwandte fehlen schmerzlich, die eigentlich bei der Trauung dabei sein müssten. Manchmal liegt die Schwere auch im Leben des Paares, weil es Erkrankungen gibt oder Schicksalsschläge, die verwunden werden müssen. Ich durfte zum Beispiel ein Paar trauen, das seit zehn gemeinsamen Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch hat.

Aus meiner Sicht geht es darum, an diesem Hochzeitstag den Fokus auf das Schöne zu legen. Zu feiern, was das Paar schon miteinander gemeistert hat. Die Tatsache zu würdigen, dass „in guten wie in schlechten Zeiten“ nicht nur ein romantisches Versprechen ist, sondern schon gelebte Realität, auf die man stolz sein kann!
Vielleicht ist genau das das Schöne, dass Liebe eben oft nicht einfach ist, aber trotzdem das, wofür es sich zu leben lohnt. Wenn ein Paar das mit all seinen Liebsten bewusst feiert, kommen die Leichtigkeit und Freude oft ganz von allein. Das ist für mich tatsächlich immer ein großes Glück, zu sehen, wie sehr sich die Gäste mit dem Paar mitfreuen.

Du arbeitest nicht nur als Traurednerin, sondern auch als systemische Beraterin und hast da bestimmt viel mit Konflikten und Beziehungsproblemen zu tun. Kannst du daraus Empfehlungen für Paare ableiten, die sich füreinander entscheiden?

Könnte ich schon, das ist aber als Traurednerin nicht meine Aufgabe. In dieser Rolle versuche ich, vom Hochzeitspaar zu erfahren, was ihre Verbindung so besonders macht. Welche Werte teilen sie? Welche Glücksmomente haben sie schon zusammen erlebt, welche stürmischen Zeiten überwunden? Was lieben sie aneinander und über welche nervigen Macken schauen sie liebevoll hinweg? Wie stellen sie sich ihre gemeinsame Zukunft vor und was steht groß auf ihrer Bucket List?

Was sind deine Tipps für eine gute, gelingende Beziehung?

Ich glaube nicht daran, dass man sich die ewige Liebe versprechen kann. Auch nicht am Hochzeitstag. Aber ich bin mit jeder Faser überzeugt, dass man sich aufrichtig versprechen kann, die gemeinsame Liebe zu pflegen. Den Partnermenschen nicht für selbstverständlich zu nehmen. Sich auch im lästigsten Alltagstrubel immer einmal wieder vor Augen zu führen, was es für ein riesiges Glück ist, wenn man einen passenden Menschen an der Seite hat, mit dem man das Leben teilen kann. Wie diese Pflege aussieht, ist für jedes Paar individuell. Für alle gilt: im Kontakt bleiben, wie auch immer das beim jeweiligen Paar aussieht.

Wird man selbst melancholisch, wenn man so ein junges Glück sieht?

Wie es anderen damit geht, weiß ich nicht. Ich persönlich gar nicht. Im Gegenteil. Nichts heilt meinen zeitweiligen Weltschmerz so nachhaltig wie echte Liebesgeschichten.

Wann weiß man, ob es der oder die Richtige ist?

Da muss ich schon wieder die Spielverderberin sein 😉 Genauso wenig, wie ich an das Versprechen der ewigen Liebe glaube, glaube ich an DEN oder DIE EINE. Tatsächlich finde ich den Gedanken sehr stressig, dass es unter Milliarden Menschen nur die oder den eine*n Richtige*n gibt, die oder den man finden muss. Ich bin überzeugt, es gibt für jeden mehrere andere Menschen, mit denen man ein glückliches Leben führen könnte.
Natürlich ist es trotzdem absolut sinnvoll, sich vor einer Hochzeit zu fragen: Kann ich mir vorstellen, mit diesem Menschen ein ganzes Leben zu verbringen?

Ich würde immer fragen: Sind die schönen Tage gemeinsam schöner und die blöden Tage zusammen leichter zu tragen? Kannst du dich an der Seite deines Partnermenschen selbst gut leiden? Gönnt ihr euch gegenseitig alles Glück der Welt? Wachst ihr miteinander und aneinander? Könnt ihr miteinander lachen? Spürst du eine körperliche Anziehung? Kannst du deinen Partner, deine Partnerin gut riechen und fühlst dich sicher und wohl in seiner bzw. ihrer Gegenwart?
Wichtig ist aus meiner Sicht außerdem, dass die essenziellen Werte übereinstimmen. Und ähnliche oder zumindest vereinbare Wünsche an die Zukunft sind auch entscheidend.

Noch etwas, das dir wichtig ist, dir am Herzen liegt?

Vielleicht noch das: Viele Paare machen sich unheimlich viel Druck damit, dass die Hochzeit perfekt werden soll – eben „der schönste Tag im Leben“. Nehmt den Druck raus, atmet durch, entspannt euch immer wieder und führt euch vor Augen, um was es an diesem Tag wirklich geht: um euch, eure Liebe, eure Nähe und Verbundenheit, euer JA zu einem gemeinsamen Leben.
Alle Dienstleistenden aus der Hochzeitsbubble, die ich bisher kennenlernen durfte, geben mit vollem Einsatz ihr Bestes, um euch den schönstmöglichen Tag zu bescheren. Nehmt die Hilfe an und schafft euch kleine Inseln in der Planungszeit, in der ihr beiden euch in die Augen seht und euch nicht nur auf den Hochzeitstag als Event freut. Seht es als Start in ein neues gemeinsames Kapitel.

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Und wer jetzt Lust hat, sich trauen zu lassen oder sein Ehe- bzw. Paarversprechen zu erneuern, findet Franzi in ihrer Eigenschaft als Traurednerin hier:

Instagram: https://www.instagram.com/euerglueck_freietrauung/

Email: euerglueck@web.de

 

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