von Kristin Frauenhoffer
An das Christkind … So sind zur Zeit viele Briefe adressiert, die im Postamt des kleinen Ortes Himmelstadt in Bayern eintrudeln. Hier befindet sich eines von sieben Weihnachtspostämtern. Sie alle haben klangvolle, weihnachtliche Namen wie Engelskirchen, Nikolausdorf oder Himmelsthür. Dorthin schicken Kinder aus der ganzen Welt ihre Post ans Christkind. Und die Deutsche Post erfüllt ihnen mit ihren himmlischen Postfilialen seit über 50 Jahren den einen großen Wunsch: eine persönliche Antwort vom Christkind oder dem Weihnachtsmann. Jedes Jahr gehen deutschlandweit über 300.000 Wunschzettel ein.
Post ans Christkind? Jeder Brief wird beantwortet
Rosemarie Schotte ist 84 Jahre alt und leitet seit über 30 Jahren das Weihnachtspostamt in Himmelstadt. Dort beantwortet sie in der Adventszeit gemeinsam mit bis zu 30 Ehrenamtlichen die Briefe von Kindern – und Erwachsenen – aus aller Welt. In Himmelstadt sind es um die 80.000 Wunschzettel, die jährlich eingehen. Das bedeutet eine Menge Arbeit für die freiwilligen Helfer*innen, die wirklich jeden Brief beantworten. Dafür stellt die Post vorgedruckte Antwortbriefe bereit. Manche der eingegangenen Briefe aber werden mit einigen persönlichen Worten ergänzt, zum Beispiel, wenn jemand schreibt, er habe in der Weihnachtszeit Geburtstag oder auch wenn die Kinder Fragen stellen.
Manchmal reicht die Standardantwort nicht aus
„Jeder Brief, der bei uns ankommt, wird gelesen“, bestätigt auch Ronja Siems. Sie ist ehrenamtliche Helferin in der Weihnachtspostfiliale Himmelpforten in Brandenburg. Manche Kinder wünschten sich beispielsweise Angehörige zurück, die bereits gestorben sind. In solchen Fällen reiche der Standardbrief nicht aus, sagt sie. „Das sind die einzigen Briefe, die manchmal auch geschoben werden, weil die richtigen Worte noch fehlen. Da dürfen wir uns auch mal etwas mehr Zeit nehmen“, erklärt Ronja.
Sie hat lange Erfahrung mit der Arbeit als himmlische Briefeschreiberin. Ihr Vater leitet das Weihnachtspostamt in Himmelpforten seit vielen Jahren, und sie war bereits als 12-Jährige eifrig mit dabei. Heute kümmert sie sich vor allem um die Post, die aus dem Ausland kommt. „Ich weiß, wie Kinderaugen leuchten, wenn so ein Brief eintrudelt. Es ist schön zu wissen, dass sich jemand – egal, wo auf der Welt – über diesen Brief freut und auch darüber, dass seine Worte gelesen werden“, sagt sie.
Spielzeug, aber auch Frieden und Gesundheit
Die häufigsten Wünsche der Kinder seien materieller Art, erzählt Ronja. Auch Rosemarie Schotte sagt, sie bekäme manchmal halbe Spielzeugkataloge ausgeschnitten zugesendet. Aber häufig wünschten sich die kleinen Briefeschreiber*innen auch Gesundheit für sich und andere, mehr Zeit mit der Familie oder Frieden. Der Krieg in der Ukraine spiele häufiger eine Rolle. Oftmals enthalten die Briefe auch kleine Kunstwerke wie gebastelte Sterne, Tannenbäume oder Rentiere, oder sie sind mit liebevollen Zeichnungen geschmückt.
Jede Weihnachtsfiliale hat ihre eigene Geschichte
Jede Weihnachtsfiliale hat ihre eigene Geschichte. Aber sie alle ähneln sich. Immer begann es damit, dass ein Kind einen Brief an das Christkind oder den Weihnachtsmann schrieb und die Postmitarbeiter*innen diesen beantworteten. Einfach aus persönlichem Engagement und weil sie das Kind nicht enttäuschen wollten. In Himmelpforten beispielsweise war es ein kleines Mädchen names Bärbel, die 1961 einen Brief an den Weihnachtsmann adressierte. Bärbel bekam eine handschriftliche Antwort von Helmut Stolberg, der damals Leiter des Postamtes war. Damit war der Grundstein für das „Christkindpostamt“ gelegt. Fünf Jahre später erstellte die Post einen Sonderstempel für die kleine Gemeinde in Brandenburg. Die Tradition wurde fortgesetzt und so erhielt jedes Weihnachtspostamt im Laufe der Zeit einen eigenen Stempel. Die Post übernimmt alle Portokosten für die Beantwortung der Briefe.
Mit Post ans Christkind die Tradition des Briefeschreibens bewahren
Manche weihnachtlichen Postämter sind gar keine offiziellen Poststellen mehr, so wie das älteste Weihnachtspostamt in Himmelsthür. Hier wurde in den sechziger Jahren die erste der himmlischen Postfilialen erdacht und ins Leben gerufen. Um die Tradition weiterleben und Kinderaugen strahlen zu lassen, beantwortet auch heute noch weiterhin eine Handvoll Ehrenamtlicher dort Briefe, die an den Weihnachtsmann gerichtet sind. Gemeinsam mit den Gemeinden, in denen die Weihnachtspostfilialen stehen, wird so nicht nur der Zauber von Weihnachten verbreitet, sondern auch die Tradition des Briefeschreibens bewahrt.
Wer jetzt noch einen Brief an das Christkind oder den Weihnachtsmann – je nach Standort – schreiben möchte, sollte schnell sein. Dann klappt es auch mit einer rechtzeitigen Antwort noch vor Weihnachten und den leuchtenden Kinderaugen.
Hier findet ihr die Adressen der verschiedenen Weihnachtspostämter.
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