von Kristin Frauenhoffer
Fragt man mich, wie jeder Mensch in seinem eigenen Umfeld dazu beitragen könnte, die Welt besser zu machen, würde ich immer sagen: Seid netter zueinander. Das klingt fast banal, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit Freundlichkeit die Welt zwar nicht retten, sie aber ein großes Stück lebenswerter machen können. Der Ansicht ist man auch bei Random Acts of Kindness – zu Deutsch etwa „Spontane Taten der Freundlichkeit“. Die US-amerikanische Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Bewegung der Freundlichkeit in der Welt zu fördern und zu unterstützen.
Die Idee der Freundlichkeit
In einer Welt, die gefühlt immer harscher wird und in der sich eine Krise an die nächste reiht, kann ein einfacher Akt der Freundlichkeit Großes bewirken. Ein ehrlich gemeintes „Wie geht’s dir?“, ein Lächeln oder eine helfende Hand im richtigen Moment – das sind die Gesten, die zählen. Die Random Acts of Kindness Foundation hat es sich zur Mission gemacht, diese kleinen Augenblicke der Menschlichkeit zu etwas Alltäglichem zu machen. Sie glauben daran, dass es in jedem von uns steckt, Gutes zu tun, auch wenn wir manchmal vergessen, wie viel Einfluss wir wirklich haben.
Random Acts of Kindness: Der Beginn einer Bewegung
Die Idee der „zufälligen oder spontanen Akte der Freundlichkeit“ begann in den 1980er Jahren und wuchs schnell zu einer immer größer werdenden Bewegung an, die sich nach mehr Mitgefühl und Menschlichkeit sehnt. Inmitten all der Nachrichten über Gewalt und Schmerz, die man in den Medien auch damals schon ständig hörte, war dieser Aufruf ein Funken Hoffnung. Es war die Publizistin Anne Herbert, die 1982 in Kalifornien den Begriff „random acts of kindness“ prägte. Sie beschriftete in einem Restaurant die Platzdeckchen mit der Aufschrift „practice random kindness and senseless acts of beauty“. Übersetzt heißt das soviel wie: Praktiziere spontane Freundlichkeit und sinnlose Akte der Schönheit. Es sollte ein Gegensatz sein zu der gängigen Redensart der „random acts of violence and senseless acts of cruelty“ (zu Deutsch: willkürliche Gewalttaten und sinnlose Grausamkeiten).
Diese „Random Acts of Kindness“ (kurz: RAK) sind kleine gute Taten, die sich an niemand bestimmtes richten, sondern Fremden eine Freude machen – oft anonym und vollkommen ohne Erwartung einer Gegenleistung. 1995 gründete sich auf dieser Basis die Random Acts of Kindness Foundation, die eine Kultur der Freundlichkeit in Schulen, Kommunen und auch Unternehmen bringen möchte.
Eine Welt voller Mitgefühl
Ein Leitspruch der Organisation ist: „Kindness is the norm.“ Freundlichkeit sollte keine Ausnahme sein, sondern ein alltägliches, selbstverständliches Verhalten. Genau diese Vision treibt die Random Acts of Kindness Foundation an. Ihre Arbeit besteht nicht nur darin, Menschen zu inspirieren, sondern auch darin, ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Freundlichkeit aktiv in ihren Alltag zu integrieren. Sie sagen, dass eine freundliche Geste wie ein Stein ist, der ins Wasser geworfen wird: Die Wellen breiten sich aus, berühren andere und schaffen eine Bewegung, die immer größer wird.
Ein Mann namens Norm macht es in diesem unterhaltsamen Videoclip vor, der auf der Webseite von Random Acts of Kindes zu finden ist:
Von Schulen bis hin zu Unternehmen: Die Kraft der kleinen Dinge und eine globale Bewegung
Die Random Acts of Kindness Foundation hat Programme entwickelt, die auf der ganzen Welt eingesetzt werden, um Menschen zu zeigen, dass sie die Fähigkeit besitzen, etwas positiv zu verändern. Von Schulen, die lernen, wie man einander mit Respekt begegnet, bis hin zu Unternehmen, die das Wohl ihrer Mitarbeiter*innen an erste Stelle setzen: Überall wird Freundlichkeit in den Mittelpunkt gerückt. Auf der Webseite der Organisation finden sich zahlreiche kostenlose Materialien wie Ideen für spontane Freundlichkeiten, inspirierende Geschichten sowie Zitate und Tipps, wie man Freundlichkeit in den Alltag integrieren kann. Diese Ressourcen sind für alle zugänglich und sollen Menschen dabei unterstützen, bewusst freundlicher zu handeln.
Und dann gibt es die RAKtivisten, die sich der Verbreitung von Freundlichkeit verschrieben haben und eine globale Gemeinschaft bilden. Diese Freiwilligen führen nicht nur freundliche Taten aus, sondern motivieren auch andere Menschen in ihren Gemeinschaften, sich aktiv zu beteiligen. Der Oktober beispielsweise ist bei der RAK der „Socktober“. Ein Monat, in dem man Socken für Bedürftige besorgt oder gleich selbst herstellt. Auf der Webseite gibt es eine Anleitung, wie man daraus eine größere Aktion machen kann. Die RAKtivisten sind ein Beispiel dafür, dass man nicht einflussreich oder mächtig sein muss, um etwas zu bewirken – man muss einfach nur bereit sein, aus dem Herzen zu handeln.
Die „Random Acts of Kindness Week“ ist jedes Jahr ein Höhepunkt für alle, die daran glauben, dass die Welt ein besserer Ort sein kann. Diese eine Woche im Februar soll daran erinnern, dass Freundlichkeit nicht nur einen Tag oder einen Moment verdient, sondern das ganze Jahr über gelebt werden sollte.
Die Auswirkungen von Freundlichkeit: niedrigeres Stresslevel, geringere Blutdruckwerte und ein stärkeres Immunsystem
Freundlichkeit ist keine Einbahnstraße, sondern im besten Sinne des Wortes ansteckend. In den letzten Jahren haben immer mehr neurowissenschaftliche Studien gezeigt, dass Freundlichkeit tiefgreifende positive Effekte auf unser eigenes Wohlbefinden hat. Wenn wir eine freundliche Tat vollbringen, schüttet unser Gehirn eine Reihe von „Glückshormonen“ aus, darunter Dopamin, Oxytocin und Serotonin. Diese Neurotransmitter sind dafür bekannt, dass sie das Stressniveau senken, die Stimmung verbessern und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Freundliche Handlungen aktivieren das sogenannte „Belohnungszentrum“ im Gehirn, was uns ein Gefühl der Freude und Erfüllung gibt.
Forscher*innen sprechen oft vom sogenannten „Helper’s High“, dem Gefühl der Euphorie, das entsteht, wenn wir anderen helfen. Diese Euphorie ist vergleichbar mit dem, was wir nach intensivem Sport oder körperlicher Aktivität erleben. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig freundlich handeln, niedrigere Stresslevel, geringere Blutdruckwerte und sogar ein stärkeres Immunsystem haben.
Freundlichkeit ist ansteckend: Das sagt nicht nur die Wissenschaft, das spüren wir auch in unserem Inneren. Wenn wir jemanden anlächeln, der gerade einen schlechten Tag hat, oder wenn wir einem Fremden in Not helfen, dann ist es, als würde man Licht in einen dunklen Raum bringen.
Random Acts of Kindness bietet viele Inspirationen für kleine Freundlichkeiten im Alltag
Wie lässt sich das Ganze umsetzen? Es ist ganz einfach: Starte klein. Halte jemandem die Tür auf, sag jemandem, dass er wichtig ist, bezahle den Kaffee für den Menschen hinter dir in der Schlange. Nimm dir für heute vor, jemandem eine freundliche Geste zu schenken. Diese kleinen Taten mögen unscheinbar wirken, aber sie sind der Anfang einer Kettenreaktion, die sich immer weiter fortsetzt.
Hier eine kleine Liste zur Inspiration für kleine Freundlichkeiten im Alltag:
- Lobe deine Kollegin, deinen Kollegen für ihre und seine Arbeit.
- Lächle jemand Fremden auf der Straße an.
- Hilf jemandem, der Hilfe benötigt, über die Straße.
- Leg dein Smartphone zur Seite, wenn du mit jemandem sprichst.
- Mache ein Kompliment.
- Höre anderen zu, ohne sie zu unterbrechen.
- Umarme jemanden (oder dein*e Partner*in) spontan und grundlos.
- Gehe spazieren (als freundliche Tat dir selbst gegenüber).
- Sei freundlich, auch wenn du in Eile bist.
- Gehe mit einem Lächeln ans Telefon – man hört es!
- … die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Wenn man einmal begonnen hat, freundlicher zu sein, kommen die random acts of kindness von ganz allein. Versprochen!
Kleine Gesten, die die Welt zu einem besseren Ort machen
Die Random Acts of Kindness Foundation zeigt, dass Freundlichkeit nicht kompliziert sein muss. Sie braucht keine großen Gesten oder perfekte Worte, sondern nur die Bereitschaft, sich auf den Moment einzulassen und aus dem Herzen heraus zu handeln. Wir alle haben die Fähigkeit, etwas zu bewegen – nicht durch große Taten, sondern durch die kleinen Dinge, die direkt vor uns liegen. Denn am Ende sind es genau diese kleinen Taten der Freundlichkeit, die die Welt zu einem besseren Ort machen.
Mehr zur Random Acts of Kindness Foundation und jede Menge Inspirationen gibt es auf der Webseite.
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