Gastbeitrag von Lou Noltenius
Cards for Hearts – Postkarten schreiben verbindet.
Ein Tisch nachmittags: In gemütlicher Runde werden Postkarten geschrieben. Zufriedene, eifrige Gesichter, dazwischen Gespräche, Lachen, ein Getränk, Nachdenkliches und ausdrucksstarke Motive. Ob im Café K oder Isa Café: Schon manche haben sich gefragt, was da von 15.30 bis 17.00 Uhr los ist. Kennen sich die Schreibenden? Teilweise, denn es gibt inzwischen schon „Stammschreibende“. Bekanntschaften und auch Freundschaften sind entstanden. Postkarten schreiben verbindet!
„Cards for Hearts – Postkarten für die Seele“ heißt mein Herzensprojekt, das das Innenstadtmanagement der Stadt Flensburg über den Förderfonds „Deine Innenstadt – Deine Ideen“ unterstützt. Über die fast vergessene Kultur des Postkartenschreibens möchte ich Menschen an schönen Orten in der Flensburger Innenstadt durch gemeinsames Schreiben in Kontakt bringen und den Empfänger*innen Wertschätzung zeigen: „Da denkt jemand an dich!“
Beim Postkartenschreiben hat sich jemand Mühe gegeben, sich in dich hineinversetzt: „Welches Postkartenmotiv ist etwas für dich? Was wollte ich dir schon lange einmal sagen?“ Aus dieser Idee ist inzwischen ein gemeinschaftsbildendes Event geworden, bei dem sich Menschen begegnen, die sich sonst nie kennengelernt hätten. Wo Gespräche und Emotionen entstehen, die überraschen und berühren.
Jeder Ort, an dem Cards for Hearts angeboten wird, überrascht mit seinem eigenen Zauber.
Das Projekt startete im Juni 2024. Ob WandelBar Café, die Carl-von-Ossietzky-Buchhandlung, der Fairtrade-Laden Contigo, der Begegnungsort/Postkartenladen Tonis Kontor oder die Cafés Café K und Isa Café: Jeder Ort hat seinen unverwechselbaren Zauber und eine eigene Klientel, den das Projekt Cards for Hearts zusätzlich mit seinem Charme bereichert. Auch bei dem Flensburger Sommerfest SommerHygge, dem Tag der Bibliotheken in der Stadtbibliothek Flensburg und in der Flüchtlingshilfe Flensburg wurden schon fleißig Postkarten geschrieben.
Und wem wird da so geschrieben und was? Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Geschrieben werden darf jede*m: der freundlichen Tanzlehrerin, deinen liebsten Menschen oder einfach jemand Unbekanntem, der oder die gerne Postkarten empfängt. Hierfür gibt es eine Liste von Leuten, denen du auch schreiben darfst. Wenn du dich hier angesprochen fühlst, kannst du dich gerne in eine Liste eintragen und bekommst auch bald eine schöne Postkarte.
„Das Postkartenschreiben hat mich zu einem besseren Menschen gemacht.“
Schreibende berichten, dass sie Postkarten aus dem Urlaub oder von ihrem neuen Wohnort mit Motiven von Flensburg schreiben. Einige nehmen wieder nach langer Zeit Kontakt auf, finden Versöhnungsworte oder liebevolle Worte an sich selbst. Freundschaften und Familienbande werden durch das Postkartenschreiben gepflegt. Die Resonanz der Schreibenden reicht von „Jetzt habe ich bei meiner Familie wieder einen Stein im Brett“ über „Das Postkartenschreiben hat mich zu einem besseren Menschen gemacht“ bis hin zu der Erfahrung, dass sie zur Ruhe kommen und sich inspiriert fühlen.
Eine begeisterte Förderschullehrerin lud mich ein, mit ihrer Klasse Kunstpostkarten zu schreiben. Es war für viele das erste Mal und eine aufregende, fast ehrfurchtsvolle Erfahrung: vom Aussuchen und Schreiben der Postkarte bis hin zum anschließenden in den Briefkasten werfen mit der Lehrerin.
Manche wussten gar nicht, wie das geht – Postkarten schreiben …
Das Projekt „Cards for Hearts – Postkarten für die Seele“ ist auch über Flensburg hinaus auf großes Interesse gestoßen. In Thüringen findet es unter dem Motto statt „Schreib mal wieder – Postkarten. Zusammen schreibt es sich leichter und nebenbei versendest du Freude.“ Auch in einem Kurs kam das Format schon zum Einsatz, um von Teilnehmerin zu Teilnehmer eine Postkarte zu schreiben. Zudem soll es nun sowohl in Flensburg als auch an der Nordsee im psychologischen Kontext eingesetzt werden. Die Kraft des miteinander Schreibens ist groß.
Seit einem halben Jahr werden zwei Mal wöchentlich Postkarten geschrieben, und jedes Treffen ist anders. Einige Teilnehmende haben das erste Mal in ihrem Leben eine Postkarte geschrieben und wussten gar nicht, wie das geht. Andere hatten jahrelang keine mehr geschrieben und wollten wissen, wo die Adresse hingehört. Mal kommen so viele Menschen zum Postkartenschreiben, dass an mehreren Tischen geschrieben wird, mal kommen zwei. Immer ist es aber lohnend!
Cards for Hearts, ein Erfolgsprojekt
Der Erfolg des Projektes in Zahlen: Seit Juni 2024 wurden an die 1.400 geschriebene Postkarten in über 124 verschiedene deutsche Städte versandt. Auch ins Ausland durfte kostenfrei geschrieben werden, und hier waren schon mehr als 27 Länder – darunter Kasachstan, Australien oder Japan –vertreten.
Postkartenmotive gibt es zu vielen Themenfeldern: Bilder von Flensburg, Spruchkarten, aus den Bereichen Humor, Kunst, Fotografie, Glauben, Tiere, Filme, Städte, Gratiskarten sowie von Flensburger Künstlerinnen. Gerade letztgenannte Kategorie ist mir als Künstlerin besonders wichtig, um Flensburgs Vielfalt in der Kunstszene mit zu repräsentieren und hiesige Künstlerinnen zu unterstützen. So war z. B. die Flensburger Illustratorin Ann-Katrin Friedrich beauftragt, Postkarten eigens für das Projekt zu entwickeln. Diese werden gerne beschrieben; ihre Motive drücken die Quintessenz des Projektes aus.
Für 2025 ist ein monatlicher „Cards for Hearts – Postkarten für die Seele“- Stammtisch geplant! Folgt gerne @cardsforheartsflensburg oder schreibt an mich, Lou Noltenius, unter nolteniusl@gmail.com für mehr Informationen.
Gefördert von:
– Schleswig Holstein I Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport
– Stadt Flensburg I Zwischen Himmel und Förde
Weitere Infos: https://www.instagram.com/cardsforheartsflensburg/
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