von Gerda Stauner
Hinter uns liegen dunkle und vor allem kalte Tage, Wochen und Monate. Kein Wunder, dass wir uns alle nach mehr Licht und Wärme sehnen, und am liebsten schon jetzt Fenster und Türen weit öffnen würden, um die Sonne endlich wieder hereinzulassen. Der Frühling steht quasi vor der Tür. Das merkt man daran, dass am Morgen die Vögel munter zwitschern, die Tage länger werden und die Natur um uns herum wieder aus ihrem Wintersschlaf erwacht. Doch wann genau beginnt der Frühling? Lässt sich dieses lange herbeigesehnte Ereignis auf einen ganz bestimmten Tag festlegen oder ist es ein schleichender Prozess, der eher im Stillen abläuft?
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Den genauen Zeitpunkt des Frühlingsanfangs zu bestimmen, ist gar nicht so einfach. Astronomisch bzw. kalendarisch gesehen beginnt das Frühjahr in Mitteleuropa immer mit der Tag- und Nachtgleiche. Also mit dem Tag, an dem Tag und Nacht genau gleich lang sind. In diesem Jahr fällt diese Tag- und Nachtgleiche auf den 20. März um genau 10.01 Uhr. Doch es gibt noch weitere Kriterien, die den Frühlingsanfang markieren können.
Meteorologisch betrachtet endet der Winter mit dem letzten Tag im Februar, Frühlingsbeginn ist hier also immer der 1. März. Doch phänologisch gesehen, also vom Entwicklungsstand der Pflanzen aus betrachtet, variiert der Frühlingsanfang je nach Witterung sehr stark. In diesem Jahr dürfte der Frühling phänologisch gesehen also etwas später beginnen, weil es bis weit in den Februar hinein noch klirrend kalt war und in den Nächten starker Frost herrschte.
Frühlingsboten der Natur
Die ersten Vorboten für ein Frühlingserwachen in der Natur sind die Schneeglöckchen. Sie recken ihre zartweißen Blütenköpfe oft schon aus der Erde, wenn ringsum noch Schnee liegt und Frost herrscht. Doch selbst dann, wenn die Temperaturen immer noch winterlich kalt sind, regen die im Februar und März bereits deutlich intensiver scheinenden Sonnenstrahlen das Wachstum der Frühblüher an. Dazu zählen neben den Schneeglöckchen auch noch die Haselnuss und Weidekätzchen. Als nächstes färbt dann die Forsythie viele Gärten in einem kräftigen Gelb, bevor Veilchen, Narzissen, Krokusse oder Hyazinthen dem Lockruf der Natur folgen und wieder Farbe in unser Leben zaubern.
Frühling in Finnland erst Ende Mai
In Portugal beginnt das phänologische Frühlingserwachen bereits Ende Februar und erreicht Finnland erst gegen Ende Mai. Das nordische Land muss also deutlich länger als der Rest Europas auf den Frühlingsanfang warten. In ungefähr 90 Tagen legt der Frühling vom Südwesten Portugals bis in den Norden Finnlands ca. 3.600 Kilometer zurück. Im Schnitt sind das 40 Kilometer pro Tag, wobei der Frühling so einiges zu tun hat, um die Natur wieder zum Leben zu erwecken. Diesem Ruf folgen auch die Zugvögel, die nach und nach ihr Winterquartier verlassen und zu uns zurückkehren. Aber auch viele religiöse Feste sind mit dem Frühlingsbeginn eng verbunden. Das jüdische Pessach Fest fällt in diese Zeit, das christliche Osterfest ebenso, und auch in Indien feiert man mit Holi den Frühling.
Frühlingsgefühle ganz unterschiedlich
Und dann gibt es da noch den ganz individuellen Frühlingsbeginn, der für jede und jeden zu einem anderen Zeitpunkt den Start in die neue Jahreszeit markiert. Für eine Freundin von mir ist es der Tag, an dem sie endlich ihren dicken Wintermantel im Schrank lassen kann und mit einer dünnen Jacke in den Tag startet. Eine Arbeitskollegin einer anderen Freundin meinte, für sie erwache der Frühling mit den Veilchen, die endlich wieder zum Kauf angeboten werden. Und mein Mann riecht den Frühling bereits, bevor er ihn sieht. Er meinte, wenn es draußen wieder erdig riecht, dann stünde für ihn die neue Jahreszeit vor der Tür. So oder so, der Frühling ist jedenfalls nicht mehr aufzuhalten und klopft hoffentlich ganz bald auch an eure Tür!
Hilfestellung bei der Frage nach dem Beginn von Jahreszeiten gibt z. B. der Deutsche Wetterdienst: Deutscher Wetterdienst
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