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Geduld als Erfolgsfaktor:

Warum es sich lohnt, geduldiger zu werden

Niemand ist immer geduldig, aber Geduld lässt sich lernen. Studien beweisen sogar, dass geduldige Menschen erfolgreicher sind. Und es gibt noch weitere positive Effekte.

Ein Beitrag zu UN-Ziel:

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von Kristin Frauenhoffer

Geduld … Fällt in der Natur am leichtesten. Foto: Free Walking Tour Salzburg auf unsplash.com

Geduld ist eine Tugend, die mehr und mehr aus der Mode zu kommen scheint. In einer überreizten Gesellschaft wie unserer, in der immer alles zu haben ist, verwundert das auch nicht. Dabei lohnt es sich, Geduld zu kultivieren. Sie macht nicht nur erfolgreich, sondern auch gesund.

Stau oder Warteschlangen an der Kasse sind für manche Menschen der Endgegner. Die Zeit vergeht scheinbar sinnlos und ungenutzt. Man fühlt sich ausgeliefert, und die Gedanken kreisen nur um die Frage, wie lange es noch dauern wird. Tatsächlich sind es nicht wenige Menschen, die mit Ungeduld zu kämpfen haben. Und man kann ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Unsere Zeit ist schnelllebig und fast alles ist auf Knopfdruck verfügbar. Möchte ich meine Lieblingsserie anschauen, reicht ein Klick im Streamingdienst meines Vertrauens. Wenn die Milch alle, aber leider gerade Sonntag ist, bestelle ich sie einfach online und lasse sie mir innerhalb einer halben Stunde bis an die Haustür liefern.

 

Warum also sollte ich überhaupt geduldig sein?

Die Antwort? Weil sich Geduld lohnt. Das bestätigen nicht nur verschiedene Studien, sondern ist – vor allem in asiatischen Ländern – eine längst bekannte Wahrheit. Konfuzius soll zum Beispiel gesagt haben: „Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern.“ Geduld gilt als Tugend. Sie ist ein Ausdruck des Vertrauens in den Fluss des Lebens. Es ist die Fähigkeit, mit der man spontane Impulse kontrollieren und zum Beispiel Belohnungen aufschieben kann. Es geht darum, Widerstände loszulassen und Veränderungen zu akzeptieren. Schließlich verläuft das Leben meist nicht geradlinig und viele Vorhaben gelingen nicht im ersten Versuch oder brauchen Zeit. Da hilft es, sich darin zu üben, geduldig zu sein, um dann zur richtigen Zeit die Chancen zu ergreifen, die sich bieten.

 

Geduld macht erfolgreich

Matthias Sutter, einer der führenden Verhaltensökonomen in Europa, stellte fest, dass Geduld eine erstaunlich große Rolle dabei spielt, wie erfolgreich Menschen ihr Leben bestreiten. Sie kann sogar Intelligenz oder ungünstige familiäre Rahmenbedingungen teilweise ersetzen. In seinem Buch „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“ zeigt Sutter beispielsweise, dass Menschen, die bereits als Kinder nicht sonderlich geduldig sind, es tendenziell schwerer im Leben haben beziehungsweise mit den Unwegbarkeiten des Lebens schlechter zurechtkommen. Oftmals haben die Ungeduldigen später durch eine kürzere Ausbildungszeit nicht nur ein geringeres Einkommen. Sie tendieren auch deutlich mehr dazu, kein oder nur sehr wenig Geld zu sparen und stattdessen Schulden anzuhäufen. Auch geraten sie durch geringere Impulskontrolle häufiger mit dem Gesetz in Konflikt.

 

Geduldige Menschen sind mental gesünder

Geduld hingegen hilft dabei, langfristige Ziele zu erreichen, auch wenn es Hindernisse gibt. Eine Ausbildung oder ein Studium beispielsweise erfordern Ausdauer und Geduld. Am Ende lohnt sich dieser Aufwand aber zumeist. Und nicht nur das. Geduldige Menschen sind erwiesenermaßen mental gesünder, weil sie in schwierigen Situationen gelassener reagieren. Dadurch schütten sie weniger oft Stresshormone aus, sind emotional stabiler und fühlen sich zufriedener.

 

Geduldige Menschen haben erfüllendere Beziehungen

Auch wenn es darum geht, konstruktive Lösungen auszuhandeln, zahlt sich Geduld aus. Manche langwierigen Diskussionen mit der Partnerin oder dem Partner führen am Ende zu einem Ergebnis, mit dem beide zufrieden sind. Geduldige Menschen sind empathischer, weniger nachtragend und haben erfüllendere Beziehungen, wie diese Studie aus dem Jahr 2007 zeigt. Außerdem hat Ungeduld auch negative Auswirkungen auf den Körper, weil sie Anspannung, Unruhe und Stress verstärkt. Geduld ist also auch ein Gesundheitsfaktor.

 

Geduld ist erlernbar

Aber ist Ungeduld einfach Ausdruck der eigenen Persönlichkeit oder lässt sich Geduld lernen? Sowohl als auch. Manche Menschen sind grundsätzlich geduldiger als andere, weil unsere Gene einen gewissen Anteil daran haben. Matthias Sutter und andere Wissenschaftler*innen sind jedoch überzeugt, dass Geduld dennoch erlernbar ist. Und sie lässt sich in alltäglichen Situationen wunderbar üben. Falls ihr selbst mit eurer Ungeduld zu kämpfen habt, haben wir hier ein paar Tipps aus der Forschung für euch gesammelt:

1. Die Situation neu bewerten

Dass man ungeduldig wird, ist keine automatische emotionale Reaktion. Wir haben Einfluss darauf, wie wir reagieren. Wenn die Bahn schon wieder Verspätung hat, kannst du dich darüber aufregen, wütend und ungeduldig werden. Oder du freust dich darüber, dass du einfach ein paar Minuten ohne Eile sitzen und zum Beispiel das Treiben um dich herum genießen kannst. Geduld hat viel mit Selbstkontrolle zu tun: Solche kleinen Begebenheiten des Alltags sind perfekte Momente, um die eigenen Emotionen kontrollieren zu lernen. Schließlich kommt die Bahn dadurch nicht früher, dass man sich aufregt. Geduld bedeutet schließlich auch, unveränderliche Situationen annehmen zu können.

2. Achtsamkeit trainieren

Wenn du merkst, dass deine Geduld schwindet, atme tief ein und nimm ganz bewusst deine Gefühle – zum Beispiel Wut oder Überforderung – wahr. Erinnere dich daran, dass auch diese Situation vorbeigehen wird. Geduld hat viel mit Impulskontrolle zu tun. Wenn man es schafft, die ersten Impulse, die durch starke Emotionen hervorgerufen werden, zu unterdrücken, ist schon viel geholfen. Ein Beispiel: Wenn ich es schaffe, dem Impuls, mir eine Süßigkeit zu holen, zu widerstehen und geduldig auf das Mittagessen zu warten, tue ich meinem Körper langfristig etwas Gutes.

Oder ein anderes Beispiel: Gerade als Elternteil gerät man nicht selten an die Grenzen der Geduld. Wenn also das Kind das nächste Mal wieder eine gefühlte Ewigkeit beim Schuhe-Anziehen braucht, tief durchatmen und die Gefühle wahrnehmen, bevor man reagiert. Das hilft, den ersten Impuls, schimpfen zu wollen, zu unterdrücken und stärkt so langfristig die Beziehung zum Kind.

Auch Kinder selbst profitieren von Achtsamkeit. In einer Studie zeigte sich, dass Kinder, die in der Schule ein sechsmonatiges Achtsamkeitsprogramm absolvierten, weniger impulsiv und eher bereit waren, auf eine Belohnung zu warten.

3. Sich in Dankbarkeit üben

Wenn man ein Gefühl von Dankbarkeit in sich kultiviert, wird man geduldiger. Das weist eine andere Studie nach. In dieser zeigte sich, dass Erwachsene, die sich dankbar fühlten, auch besser darin waren, eine Belohnung geduldig aufzuschieben. Wenn sie vor die Wahl gestellt wurden, entweder eine sofortige Geldbelohnung zu erhalten oder ein Jahr lang auf einen größeren Geldsegen zu warten, gaben weniger dankbare Menschen früher nach und nahmen das sofortige Angebot an. Dankbare Menschen hingegen hielten länger durch. Wenn man für das, was man heute hat, dankbar ist, will man nicht sofort mehr oder bessere Umstände, sondern kann geduldig abwarten.

 

Wichtig: Geduld mit dir selbst

Und am Schluss noch der ultimative Tipp: Sei geduldig mit dir selbst, wenn du versuchst, geduldiger zu werden! Auch kleine Veränderungen im Alltag sind Fortschritte, auf die man stolz sein kann. Und das nächste Mal, wenn du in der Warteschlange zur Kasse stehst, denkst du statt „Wann geht das hier denn endlich weiter?“ vielleicht: „Wie schön, dass ich mir jetzt endlich einmal in Ruhe das Süßigkeitenregal ansehen kann.“

 

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