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Was will der Lama mit dem Gewehr?

Was der Lama mit dem Gewehr will? Nicht das, was man allgemein hin mit einem Gewehr verbindet. Eine Komödie, die unerwartet glücklich und zugleich nachdenklich macht

Ein Beitrag zu UN-Ziel:

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von Isolde Hilt

Der junge Mönch Tashi (Tandin Wangchuk), der im Auftrag seines Lamas zwei Gewehre bis zum nächsten Vollmond besorgen soll

„Der Nachbar hat aber einen größeren …“ Oh je, wenn ihr wüsstet, was da auf euch zukommt. Ihr seid ja noch ganz am Anfang …, ist man versucht zu denken. Und wandert, wenn man schon länger auf diesem Planeten lebt, gedanklich in die 60er Jahre zurück, als das bei uns im Westen mit den Fernsehern losging. Wo in der Familie stand schon einer in Farbe und nicht so ein oller Schwarz-Weißer? In der Schule, da hieltst du besonders gut mit, wenn du auf der Rankingliste aller überschaubaren Sendungen von denen erzählen konntest, die erst ab 16 oder für Erwachsene waren.  

Zurück zum „Lama mit dem Gewehr“ … Am 1. August startet der Film des Regisseurs Pawo Choyning Dorji im deutschsprachigen Raum. Er spielt in seiner Heimat Bhutan im Jahr 2006. Der König, stets um das Wohl seines Reichs bemüht, will freiwillig abdanken, um das Glück für sein Volk perfekt zu machen. „Fernsehen und Internet haben nun endlich auch uns erreicht. Und nun möchte der König den Menschen das größte Geschenk aller Zeiten machen … Sie dürfen ihren eigenen Führer wählen.“

„Aber die Menschen haben nie in einem demokratischen System gelebt. Nun liegt es an der Regierung, sie zu unterweisen, wie das geht“, heißt es weiter und man ahnt schon, dass das nicht reibungslos vonstatten gehen kann.

Eine der ersten Szenen spielt stellvertretend in einer Familie, die sich bereits zu spalten beginnt. Der Vater, Choephel, hat einen Fernseher nach Hause gebracht, der, einmal ein-, alles andere um ihn herum ausschaltet. Ein Moderator ruft eindringlich zu den bevorstehenden Testwahlen auf. Drei Parteien bieten sich an: Die Blauen stehen für Freiheit und Gleichheit. Die Roten – die der Vater unterstützt, weil er sich von ihnen den meisten Profit erhofft – preisen die industrielle Entwicklung. Und die Gelben sehen in der Wahrung der Werte die beste Zukunft.

 

Was will der Lama mit dem Gewehr?

Der Lama (Kelsang Choejey), der zwei Gewehre beauftragt … Wofür?

Szenenwechsel zu einem schlichten Kloster: Tashi, ein junger Mönch, hat seinem Lama ein Radio mitgebracht. Es verkündet soeben die Entscheidung des Königs, abzudanken, sowie die Einführung von Wahlen als Zeichen der Demokratie, die nun Einzug halten soll. Der hochbetagte Weise verharrt eine lange Weile, bevor er seinem Schüler antwortet: „Ich will, dass die Dinge wieder in Ordnung kommen. Es herrscht großes Chaos. Unser Land, es verändert sich.“ Er beauftragt ihn, ihm bis zum Vollmond zwei Gewehre zu bringen.

Spätestens jetzt fragt man sich: Was will der Lama mit den Gewehren? Innerhalb von drei noch verbleibenden Tagen eine schier unlösbar scheinende Aufgabe in einem Land, das nicht nach Waffen aussieht. Der junge Mönch macht sich auf den Weg. Und irgendwie – weil man nicht grundlos hofft, dass dieser Film gut ausgehen möge – wünscht man sich, dass sich die Order des Lamas gleich auf die moderne Welt mit erstrecken möge. Wir Menschen bringen doch nur alles durcheinander.

 

Ein Seitensprung in unsere Welt: Wissen wir noch, was Glück ist?

Ich sitze im Bus, nachdem ich „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ zu Ende geguckt habe. Der Film beschäftigt mich … Mir gegenüber eine Frau, die Italien liebt. Ihr T-Shirt verrät es: „I love Italy!“ Ob das ihre Heimat ist? Sie hat volles lockiges, dunkelbraunes Haar, burgunderrot lackierte Fingernägel … Ich betrachte sie länger. Würde ich normalerweise nie machen, weil sich das nicht schickt, jemanden, den man nicht kennt, so lange zu studieren. Aber es fällt ihr gar nicht auf. Das könnte ich auch bei neun von zehn weiteren Fahrgästen so betreiben.

Was einst mit einem Fernseher für zumeist noch größere Gruppen begann, hat sich für jeden einzelnen in einen Bildschirm im praktischen Hosentaschenformat verwandelt. Und da ist plötzlich diese unumstößliche Erkenntnis, dass es genau Dinge wie diese sind, die uns zunehmend so einsam machen. Wir Menschen kommunizieren vermeintlich unentwegt und werden uns doch immer fremder … Ich muss aussteigen und stoße versehentlich ans Knie der Frau. Da schaut sie auf, sieht mich an. So schöne, dunkle Augen. Doch, mit ihr hätte ich mich gerne unterhalten.

 

Eine Komödie, die auch ins Nachdenken bringt

Die Testwahl auf dem Weg zur Demokratie kommt nur schwer ins Laufen. Allein schon an der Registrierung der Bevölkerung, um die Wahl für gültig erklären zu können, scheiden sich die Geister. „Name?“ „Wie, Name? Ich kenne nur meinen Vornamen.“ Wann geboren?“ „Das weiß ich leider nicht. Meine Eltern haben mir erzählt, dass ich geboren wurde, als seine Majestät, der König, 15 Jahre alt war.“ Und der nicht für die Registrierung Geeignete fragt sich anschließend, wozu man so etwas Unnützes wie sein Geburtsdatum wissen müsse. Eine gute Frage … Was würden wir uns an Bewertungen, Jugend-, Alter-, Sonstwas-Wahn ersparen, lebten wir mit weniger Zuschreibungen anstatt mehr durch unser Sein?

Der junge Mönch Tashi (Tandin Wangchuk)

Über den jungen Mönch auf der Suche nach den Gewehren erschließt sich die Geschichte des Films. Er trifft auf zunehmend mehr aufgeheizte, gespaltene Menschen. Das Gift des Vergleichens, Besser-Sein- und Gewinnen-Wollens fängt an zu wirken – in Familien, der Schule, im Dorfleben. Auch Yangden, der Wahlkampfmanagerin der Regierung, und ihrer Aufklärungsarbeit kommt der Zögling des Lamas nicht aus: „Wir versuchen, der Landbevölkerung beizubringen, wie Wahlen funktionieren. Schon mal davon gehört?“ Nach kurzem Sinnieren die Gegenfrage: „Wahl? Ist das so etwas wie Schweinepest? … Es handelt sich nicht um eine Lehre des Buddhas? Woher wollen wir dann wissen, dass es gut für uns sein wird?“

Die westliche Welt reist in Gestalt eines Waffenhändlers nach Buthan ein. Das verursacht zunächst noch größeres Chaos, um am Ende ein wichtiger Teil der Lösung zu sein.

 

Der Lama mit dem Gewehr …

Auf den ersten Blick mag „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ einfach eine nette, unterhaltsame Geschichte sein. Unspektakulär im Vergleich zu Produktionen, die wir sonst so gewohnt sind. Genau darin aber liegt der Schlüssel zu tieferer Erkenntnis: Machen wir in der sogenannten modernen Welt nicht alles unnötig kompliziert? Wir haben das Leben so dicht, hektisch, schnell konstruiert, so viel reingestopft, dass wir die meiste Zeit mit dem Versuch beschäftigt sind, es wieder zu entwirren. Die schwierigen, komplexen, selbst geschaffenen Chaos(e) durchdringen wir kaum noch. Vereinzelung und Vereinsamung, weil wir zunehmend an Orientierung und Halt verlieren, tun ihr übriges. Da ist noch viel Platz für weiteren Wahnsinn, der sich einnisten kann.

Der Film „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ – ein Märchen? Mag sein. Doch Märchen und Sagen zählen von Anbeginn der Menschheit immer schon zu den stärksten Geschichten. Sie sind die Wahrheit in schönem Gewand, die uns den tieferen Sinn des Lebens nahebringen. Der Film von Regisseur Pawo Choyning Dorji – von Bhutan für den Academy Award eingereicht und bereits auf renommierten Filmfestivals wie in Toronto, Telluride und Busan zu sehen – weckt eine tiefe Sehnsucht nach dem Schlichten, dem einfachen Schönen. Nach einem Leben, in dem sich die Menschen wieder wirklich verbunden fühlen und all das Konstruierte in unserer Welt wahrlich nicht brauchen, um glücklich und erfüllt zu leben.

Ab 1. August im Kino!

 

Ihr möchtet den Film „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ gerne sehen?

Da haben wir eine gute Nachricht! Wir verlosen 2 x 2 Kinokarten. Herzlichen Dank dafür an Cinemaids!

Bitte schreibt uns bis zum 14. Juli 2024 eine kurze Mail mit dem Stichwort „#Bin dabei, Lama!“ an redaktion@goodnews-for-you.de und ihr seid im Lostopf! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir wünschen viel Glück!

 

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