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Bürgerlobby Klimaschutz:

Weil demonstrieren allein nicht reicht

Die weltweite Organisation setzt sich für Klimaschutz ein, in dem sie mit Politiker*innen ins Gespräch kommt. So sieht gelebte Demokratie aus.
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von Kristin Frauenhoffer

Demonstrieren allein reicht nicht. „Wir müssen ins Gespräch miteinander kommen“, so die Bürgerlobby Klimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern.

In Mecklenburg-Vorpommern startet am 5. November eine Veranstaltungsreihe zu globalen Themen. Den ganzen Monat geht es an verschiedenen Orten um das diesjährige Jahresthema „Mensch. Macht. Klima“. Bewusst zweideutig formuliert kann der Titel einerseits die Auswirkungen von beispielsweise Kolonialismus – also Macht – auf das Klima beleuchten. Und andererseits Fragen dazu, wie wir mit unseren Konsumentscheidungen das globale Klima beeinflussen. Auch die Bürgerlobby Klimaschutz bietet drei Veranstaltungen an. Es ist eine gute Gelegenheit, auf ihre wichtige Arbeit aufmerksam zu machen und Mitstreiter*innen zu finden.

 

Der direkte Dialog – so agiert die Bürgerlobby

Die Bürgerlobby ist ein Verein, der direkte Demokratie und Klimaschutz vereint. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach. Es lautet: Bürger*innen sprechen mit Politiker*innen und versuchen dabei, ihre Wünsche anzubringen. Im Fall der Bürgerlobby, diese zu ermutigen, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Sie machen also das, was hierzulande viele für unmöglich halten – sie treten in den direkten Dialog. Die landläufige Meinung ist ja, Politiker*innen seien unerreichbare Menschen, die über das Schicksal der Bevölkerung entscheiden, ohne dass man als Einzelne*r Einfluss darauf hätte. Doch die Bürgerlobby Klimaschutz widerspricht dem entschieden.

 

„Nur über Politik zu schimpfen, ist doof. Wir wollen eine lebendige Demokratie.“

Im Gegenteil! Die meisten in der Politik Tätigen wünschen sich mehr Austausch und „Bürgernähe“. Schließlich ist das ihre ureigenste Aufgabe – den Bürgerwillen vertreten. Dafür müssen sich Bürger*innen aber auch aktiv einsetzen und zeigen wollen, was ihnen wichtig ist. Die Bürgerlobby bietet Gelegenheit für all jene, denen Demonstrieren nicht reicht. „Nur über Politik und ‚die da oben‘ zu schimpfen, ist doof. Wir wollen eine lebendige Demokratie“, sagt die 35-jährige Nora Klein. Sie ist selbstständig im Bildungsbereich tätig und seit ein paar Jahren in der Ortsgruppe Rostock engagiert. Eine starke Motivation ist für die junge Mutter ihre 5-jährige Tochter. „Ich möchte ihr eine lebenswerte Zukunft hinterlassen, in der sie auch eine Familie gründen kann“, sagt sie. Als studierte Umweltingenieurin ist sie allerdings schon länger an Umweltthemen interessiert. Die heutige Zeit sei zwar krisenbehaftet, sagt sie, doch gäbe es gleichzeitig so viele Vernetzungstools und Methoden, sich einzubringen wie nie zuvor. Das stimmt sie positiv und beeinflusst ihr Engagement im Verein.

 

Gewaltfreie Kommunikation auf Augenhöhe

Die Organisation setzt sich aktiv dafür ein, den Kontakt zu Politiker*innen aufzubauen. Manche von ihnen treffen sie sogar regelmäßig. Für die Gespräche verwendet die Bürgerlobby ein einfaches, aber effektives Konzept. Sie versuchen, Verbindendes zu finden, bevor sie ihre Forderungen vortragen. Sie gehen gut vorbereitet in die Gespräche, bauen Brücken und versuchen, möglichst transparent und konstruktiv zu kommunizieren. „Wir nutzen das Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation“, führt Nora Klein aus. Auf die Frage, ob das denn auch funktioniere, entgegnet sie: „Ja, das funktioniert wunderbar. Es bringt uns auf Augenhöhe und in eine Gesprächssituation, in der auch sie erzählen können, wo es gerade schwierig ist und worüber sie sich Sorgen machen.“ Und damit sei der Grundstein für jegliche menschliche Kommunikation gelegt. Es ginge nicht um Streit oder Rechthaben, sondern darum, sich für seine Interessen „auf unerbittliche, unaufhaltsame, aber dennoch freundliche und respektvolle Weise“ einzusetzen.

 

Bürgerlobby Klimaschutz hat ihre Wurzeln in den USA

So formulierte es der Gründer der aus den USA stammenden Bewegung Marshall Saunders. Er rief 2006 die Citizens’ Climate Lobby (CCL) ins Leben und machte ganz normale Menschen zu ehrenamtlichen Lobbyist*innen im Namen des Klimaschutzes. Mittlerweile gibt es die Bürgerlobby Klimaschutz in 70 Ländern, bestehend aus 560 Ortsgruppen. In Deutschland initiierte Nils Petermann die Bürgerlobby Klimaschutz. Während seines mehrjährigen Aufenthaltes in den USA hatte er die Arbeitsweise der CCL kennengelernt und in Washington eine CCL-Ortsgruppe gegründet. Mit dieser Erfahrung kehrte er 2012 nach Deutschland zurück. Er war der Überzeugung, dass dieses Engagement für ein lebensfreundliches Klima auch hierzulande gebraucht wird.

 

„Durch die Gespräche lernen wir auch, wie komplex Politik eigentlich ist.“

Die Interessen der Bürgerlobby in Deutschland liegen in Klimaschutz-Aktivitäten wie der konsequenten CO2-Bepreisung und der Einführung eines sozialverträglichen Klimageldes. Dabei sollen Menschen, die viel CO2 einsparen, Geld zurückbekommen. Eine effektive Klimaschutzmaßnahme, die allerdings in der Politik noch auf Skepsis stößt. Die Bürgerlobby tritt immer wieder mit führenden Politiker*innen in den Dialog, um die Idee voranzutreiben. „Durch die Gespräche lernen wir auch, wie komplex Politik eigentlich ist“, erzählt Nora. Das sei Wissen, das vielen Menschen fehle, aber manche politischen Entscheidungen in ein anderes Licht rücken würde. Der Verein versucht hier, in beide Richtungen vermittelnd tätig zu werden.

 

Kommunikationstraining für Gespräche mit Entscheider*innen

Die Veranstaltungsreihe in Mecklenburg-Vorpommern nutzt die Bürgerlobby, um Menschen zu zeigen, dass es eine Perspektive von Demokratie sein kann, sich selbst einzubringen. „Viele ändern am eigenen Konsum etwas, was natürlich toll ist. Aber dass sie auch jemanden direkt anschreiben können, wissen viele gar nicht. Wir möchten eine Möglichkeit bieten, sich diesem Thema zu nähern“, sagt Nora. Der Verein organisiert dafür ein Online-Kommunikationstraining. Der digitale Workshop richtet sich an all jene, die selbst aktiv werden und Gespräche mit Entscheidungsträger*innen führen wollen. Die Bürgerlobby, die jährlich mit über 100 Abgeordneten spricht, berichtet darin aus ihrem Erfahrungsschatz und zeigt anhand von konkreten Gesprächssituationen verschiedene Techniken zum Üben. Gelebte Demokratie für Einsteiger*innen sozusagen.

 

Tag der Klimademokratie bietet Gelegenheit für Gespräche

Und wer dann seine gelernten Methoden gleich live testen möchte, ist beim nächsten „Tag der Klimademokratie“ willkommen. Dieser wird seit zwei Jahren vom Bündnis für Klimademokratie, dem auch die Bürgerlobby angehört, organisiert und findet jeweils im April statt. An diesem Tag können sich Interessierte für Gespräche mit Politiker*innen anmelden und all ihre Fragen stellen. Die Bürgerlobby Klimaschutz mobilisiert die Abgeordneten und moderiert die Gespräche. Eine tolle Gelegenheit, aktiv zu werden.

 

Mehr über die Bürgerlobby Klimaschutz erfahrt ihr hier.

Hier geht es zum Programm der Weltwechsel Veranstaltungsreihe. Dort findet sich auch das Kommunikationstraining und die anderen Angebote der Bürgerlobby.

Mehr zum Tag der Klimademokratie gibt es hier.

 

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2 Antworten

  1. Viele Menschen wollten mit der Politik ins Gespräch kommen, doch sie wurden als rechts diffamiert! Das war zur Corona-Zeit. Die Politik hat jede Glaubwürdigkeit verloren. Es sei denn, sie ist endlich bereit, die Corona-Maßnahmen aufzuarbeiten. Darauf warte ich immer noch …

    1. Lieber Götz, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, das sehen glaube ich einige Menschen so. Und es wurden bestimmt viele Fehler gemacht während der Pandemie. Und eine Aufarbeitung wäre wünschenswert gewesen. Vielleicht lag es auch an den darauf folgenden weiteren Krisen, dass schlicht wenig Zeit dafür blieb… Ich finde es daher umso wichtiger, im Gespräch zu bleiben und zu versuchen, sich in andere einzufühlen. Niemand wird gern diffamiert. Reden kann sehr viel bewegen. Und vor allem: dranbleiben. Es immer wieder versuchen.

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