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Wwoofen:

Reisen und Erfahrungen sammeln

Der junge Student Cosimo interessiert sich für andere Länder und für ökologischen Anbau. Beim Wwoofen kann er beides miteinander verbinden.
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Interview: Gerda Stauner

Wwoofen? Wer zum ersten Mal diesen Begriff hört oder liest, kann sich vermutlich wenig darunter vorstellen. Doch die eingeschworene Gemeinde, die das Angebot der Worldwide Opportunities on Organic Farms (WWOOF) nutzt, wächst stetig. Die Organisation vermittelt freiwillige Helfende an ökologische Höfe und fördert dabei den Austausch von Wissen und Kultur. So schafft das Wwoofen eine globale Gemeinschaft, die ökologische Landwirtschaft betreiben möchte. WWOOF wurde 1971 gegründet und ist eines der ersten Bildungs- und Kulturaustauschprogramme der Welt. Mittlerweile kann man in mehr als 132 Ländern wwoofen und so am täglichen Leben der Gastgebenden teilnehmen. Während man als Freiwillger etwa die Hälfte seines Tages auf einem Hof arbeitet, lernt man ökologische Landwirtschafts- und Nachhaltigkeitspraktiken kennen. Im Gegenzug bieten die Gastgebenden den Besuchenden Unterkunft und Verpflegung, wobei aber kein Geld fließt. So bringt WWOOF Menschen aus den verschiedensten Ecken der Welt zusammen, die ähnliche Werte und Philosophien teilen. Der junge Student Cosimo hat das Wwoofen im Sommer zum ersten Mal ausprobiert – er verbrachte einige Wochen auf einem Hof in der Nähe von León im Norden Spaniens. Hier berichtet er, was er dort erlebt und gelernt hat.

 

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Cosimo, du hast im Sommer einige Wochen in Spanien verbracht und dort unter anderem auch gewwooft. Was genau versteckt sich hinter dem Begriff Wwoofen?

Natürlich in erster Linie das Akronym der Organisation, das mittlerweile aber als eigenständiges Verb oder sogar Substantiv benutzt wird. So bezeichnet man die Teilnehmenden nicht nur im Englischen, sondern auch im Deutschen und Spanischen als Wwoofer. Aber die eigentliche Bedeutung des Wortes rückt eher ein wenig in den Hintergrund. Ein Wwoofer zeichnet sich in erster Linie durch seine Offenheit aus, einerseits natürlich für die vielen verschiedenen Aufgaben die man zu bewältigen hat. Andererseits aber auch für die enge Gemeinschaft zwischen Wwoofern und Gastgebenden, die in einem begrenzten Zeitraum entsteht – und auch entstehen muss! Alle Menschen, die ich während meiner Zeit auf dem Hof kennenlernen durfte, teilten diese Qualität. Menschen aus unterschiedlichen Bereichen des Lebens, die für kurze Zeit ein Dach und jede Mahlzeit teilen. Hilfsbereitschaft, Kommunikation, und vor allem der Spaß an der gemeinsamen Zeit waren dabei selbstverständlich.

 

Gibt es eine Altersbeschränkung? Welche Menschen nutzen dieses Portal?

Das Wwoofen ist für Menschen jeden Alters ausgelegt. Ob Schüler*innen, die ihre Sommerferien mal anders verbringen wollen, junge Studierende wie mich, die etwas Neues erleben wollen, oder im Leben stehende Menschen, die einen Perspektivwechsel suchen – im großen Angebot der Organisation lässt sich immer das Passende finden. Wer nicht volljährig ist, benötigt die Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten. Zudem lassen sich die Höfe nach Variablen wie Ernährungsgewohnheiten oder Tiervorlieben filtern. Nur das Zielland sollte schon zuvor bekannt sein, da jedes Mitgliedsland eine eigene Website und Mitgliedschaft hat – die allerdings im Jahr nur 20 Euro beträgt. Ich fand das Portal sehr nutzerfreundlich, vor allem für erstmalige User*innen. Ein großer Teil der Wwoofer sind allerdings mehrmalige Nutzer*innen oder Menschen, die schon Erfahrungen mit ähnlichen Programmen gemacht haben – was aber nur für die Qualität des Erlebten sprechen kann.

 

Wie genau hast du den Hof bzw. die Einrichtung gefunden? Welche Kriterien waren dir bei der Auswahl wichtig?

Meine gesamte Recherche habe ich alleine über die WWOOF-Spanien Website betrieben, wobei ich von vornherein mit einigen Filtern gearbeitet habe. Wichtig waren mir vor allem vegane Ernährung und ein Selbstversorgerhof ohne Tierhaltung, die Lage betreffend habe ich vor allem nach einer ländlichen Region mit viel Ruhe Ausschau gehalten. Jeder Hof hat ein eigenes Profil, bei dem die Lage, die Arbeit, und natürlich auch die Gastgebenden vorgestellt werden.

Ich habe die integrierte Karte nach Höfen abgesucht, die mich angesprochen haben, und diese dann einzeln direkt über die Website kontaktiert. Dabei ist es wichtig, in einer kurzen Nachricht vor allem auf das Angebot des jeweiligen Hofes einzugehen, persönliche Informationen können die Gastgebenden über ein zuvor angelegtes Nutzerprofil herausfinden. Nach einem kurzen Austausch über die Chatfunktion der Website standen so gut wie alle Details meines Aufenthalts in Seisón de la Vega im Umland von León fest, und nach meiner Anreise konnte der Alltag beginnen.

 

Wie sah dieser Alltag aus? Welche Arbeiten hast du übernommen? Waren außer dir noch andere Wwoofer dort?

Je nach Art des Hofes und Gewohnheiten der Gastgebenden kann ein WWOOF-Aufenthalt gänzlich verschieden Facetten aufweisen. Als Faustregel galten 20 Wochenstunden zu arbeiten, also vier Stunden täglich und ein freies Wochenende. Die Aufgaben im Haushalt wurden stets zwischen allen geteilt. Um der Nachmittagshitze zu entkommen wurde meistens vormittags nach einem gemeinsamen Frühstück gearbeitet. Dabei gehörte zu den Hauptaufgaben den Garten kultiviert zu halten, zum Beispiel durch das Trimmen von Bäumen und Bepflanzen von Beeten. Und ich musste das Seminarhaus meiner Gastgeberin auf Vordermann zu bringen, also unter anderem die Wände zu weißeln.

Meine freien Nachmittage habe ich meistens mit Baden oder Spazierengehen verbracht, aber oft standen auch Besorgungen oder Kurztrips in die umliegenden Städte auf dem Plan. Wegen den täglichen gemeinsamen Mahlzeiten auch mit den anderen Woofern und Events, die wir an Wochenenden veranstalteten, war immer für genügend Gesellschaft gesorgt. Aber auch die Zeit für mich selbst kam dabei nicht zu kurz. Diese habe ich zu einem großen Teil damit verbracht, die Fußball-Europameisterschaft zu verfolgen.

 

Was hat dich dazu bewogen, das Wwoofen auszuprobieren? Was hast du für dich mit nach Hause genommen?

Das Ansprechendste am Wwoofen war für mich die Möglichkeit eines kompletten Tapetenwechsels. Ich denke, dass ich da unter den Wwoofern nicht alleine bin. Heutzutage ist ein Leben auf dem Land und die damit oft einhergehende Verbundenheit zur Natur einem Großteil der Menschen sehr fern. Und deswegen umso wünschenswerter. Um mal eine andere Seite des Lebens kennenzulernen, oder sich einfach nur eine Auszeit vom Grau des Alltags zu nehmen, bietet WWOOF fantastische Gelegenheiten. Und dabei fallen weniger Ausgaben wie bei einem herkömmlichen Urlaub an. Und egal ob man nur wenige Tage, ein paar Wochen, oder sogar mehrere Monate auf einem oder mehreren Höfen verbringen will, WWOOF bietet die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen an Orten zu sammeln, wo man sie vielleicht gar nicht erwarten würde.

Für mich war das Wwoofen als Teil einer Sprachreise nach Spanien einerseits natürlich eine Möglichkeit, meine Spanischkenntnisse zu verbessern, andererseits haben mich aber auch das Lernen neuen Know-Hows im Bereich der pflanzlichen Ernährung und Selbstversorgung gelockt. Beides habe ich aus meiner Zeit dort mit nach Hause genommen. Die ganzheitliche Erfahrung des Wwoofens und des damit verbundenen Lebensgefühls – mit allen Menschen, Orten, und Nuancen, die ich kennenlernen durfte – ist allerdings das, was mir die längste Zeit in Erinnerung bleiben wird.

 

 

Mehr Infos zum Wwoofen findet ihr hier: https://wwoof.de/de/

 

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