Interview: Isolde Hilt
Thorsten Vogt ist Immobilienprofi. Er investiert in Immobilien und entwickelt diese. Nicht selten musste er die Erfahrung machen, dass man – befragte man ihn, was er beruflich mache – auf Distanz zu ihm ging. Heute wird ihm das vermutlich kaum mehr widerfahren, hat er doch vor drei Jahren die Deutsche Glücks-Stiftung gegründet. Diese befasst sich auch wieder mit Immobilien, aber ganz anders. Die Häuser heißen Glückshäuser und vielleicht setzen sie in der Branche einen neuen Trend. Ein Gespräch mit Thorsten Vogt über Immobilien, Wohnen und das Glück.
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Warum hat die Immobilienbranche deiner Meinung nach nicht den besten Ruf?
Über diese Branche wird, ähnlich wie über die Finanzbranche, leider häufig negativ berichtet. In beiden Branchen gibt es einige schwarze Schafe. Viele Menschen haben auch persönlich negative Erfahrungen mit Vermietern gemacht. Wohnungen werden nicht selten in schlechtem Zustand zu überteuerten Preisen angeboten oder es wird über Renovierungen, Nebenkostenabrechnungen und Mieterhöhungen gestritten. Das hat mich schon immer extrem gestört oder, wenn ich ganz ehrlich bin, total angekotzt.
Was würdest du dir für deine Branche wünschen?
Wir müssen raus aus den negativen Schlagzeilen. Es gibt in der Branche auch viele Menschen, die die teilweise sehr angespannten Wohnsituationen wirklich verbessern wollen und dies auch tun. Leider sind die Herausforderungen aufgrund extrem gestiegener Baukosten, immer komplexerer Vorschriften und explodierender Kaufpreise sehr groß. Die Situation wird sich nur dann verbessern, wenn auf allen Seiten ein Umdenken passiert und gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird. Es muss kreativ und völlig neu gedacht, jeder Status quo muss hinterfragt werden. Das Leben und Wohnen der Menschen hat sich extrem verändert, dafür brauchen wir neue und andersartige Lösungen.
Du hast irgendwann beschlossen, dass du – weil du selbst in deinem Leben so viel Glück hast – von diesem Glück etwas weitergeben möchtest. Wie würdest du Glück beschreiben?
Das ist eine sehr spannende Frage, denn das Thema ist so vielschichtig. Jeder sucht nach dem eigenen Glück, aber viele warten darauf, dass es ihnen in den Schoß fällt. Für mich ist Glück etwas Aktives, man muss für sein Glück immer selbst etwas tun. Alles andere wäre Zufall und hat mit meinem Glücksverständnis nichts zu tun. Ich bin überzeugt, dass wir selbst die Quelle unseres Glücks sind – aber immer in Verbindung damit, das eigene Glück mit anderen Menschen zu teilen. So beginnt wie von selbst eine Revolution in den Beziehungen aller Menschen und es kommt sehr viel helles Licht in die Welt. Das ist aus meiner Sicht der vielleicht wichtigste Aspekt für ein glückliches Leben.
Du hast die Deutsche Glücks-Stiftung gegründet. Was kann man sich darunter vorstellen? Welchen Zweck verfolgt die Stiftung?
Die Stiftung kauft meist hässliche alte Gebäude und macht daraus wieder leuchtende Perlen. Wir ändern die Grundrisse und gestalten daraus moderne Wohnungen, die dann unsere wunderbare Designerin Julia Ballmaier einzigartig möbliert. Als Rechtsform habe ich die Stiftung gewählt, damit meine Vision von „deutschlandweiten Glückshäusern“ auch nach meinem Tod weiterlebt. In der Satzung ist genau geregelt, wie nachfolgende Vorstände handeln müssen und dass der mir wichtige Wert „Glück“ über allem steht. Damit die Satzung auch eingehalten wird, wird diese regelmäßig vom Regierungspräsidium überwacht.
Oftmals sind schöne Wohnungen nicht bezahlbar oder bezahlbare Wohnungen nicht schön. ... Das wollen wir verändern.
Wie kam die Idee dazu?
Für mich ist schönes, bezahlbares und glückliches Wohnen ein Grundrecht. Oftmals sind schöne Wohnungen nicht bezahlbar oder bezahlbare Wohnungen nicht schön. Ein glückliches Miteinander zwischen Mietern, Vermietern, Mitarbeitern und Lieferanten ist auch nicht immer gegeben. Das wollen wir verändern. So kann ich meine Leidenschaft für Immobilien und meine Lebensphilosophie perfekt miteinander miteinander verbinden.
Bezahlbaren Wohnraum schaffen… Wie setzt ihr diese Idee um?
Das Wichtigste ist zu erkennen, bei welchen alten Immobilien eine Sanierung wirtschaftlich noch sinnvoll ist. Das Problem dabei ist, dass es aufgrund der sehr angespannten Marktsituation bei Immobilien meistens wesentlich lukrativer ist, alte Gebäude abzureißen, einen Neubau zu errichten und dann die einzelnen Wohnungen teuer an zahlungskräftige Kunden zu verkaufen. Das ist nicht unser Geschäftsmodell. Ich habe in den letzten zwölf Jahren ein Talent und Fähigkeiten entwickelt, passende Wege zu finden, alte Gebäude so zu entwickeln, dass diese trotz allem wirtschaftlich darstellbar sind und schöne Wohnungen vermietet werden können.
Für wen ist dieser bezahlbare Wohnraum?
Die Wohnungen sind für alle Menschen, die schnell und unkompliziert eine schöne, bezahlbare, möblierte Wohnung suchen und nur mit einem Koffer einziehen möchten. Wir haben für jede Zielgruppe – vom Mikro-Appartment von 20 Quadratmetern bis zu großzügigen Wohnungen mit über 150 Quadratmetern – passende Angebote. Die Bewohner unserer Glückswohnungen sind Studierende bis hin zum Geschäftsführer. Wir gehen auch auf besondere Wünsche bei der Möblierung ein.
Ihr nennt eure Wohnungen „Glückshäuser“. Diese Häuser haben dann eine bestimmte Atmosphäre, oder?
Dass wir unsere Immobilien „Glückshäuser“ nennen und unsere Wohnungen „Glückswohnungen“, ist kein Marketing-Konzept. Es ist eine ganzheitliche Philosophie, ein hoher Anspruch, dem wir uns jeden Tag neu stellen. Das beginnt bei der Kommunikation mit den Kunden und endet nicht zuletzt bei der Atmosphäre der Wohnungen. Uns wird immer wieder von dieser besonderen und harmonischen Atmosphäre berichtet. Das liegt unter anderem auch daran, dass die meisten Wohnungen nach Fengshui und Vastu eingerichtet sind und ein besonderes Farbkonzept umgesetzt wurde.
Glück hat für uns sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun und das sollte bei der Möblierung auch berücksichtigt werden.
Das Besondere an eurem Wohnraum ist, dass ihr ihn gestaltet vermietet. Warum?
Da wir für bezahlbares, schönes und glückliches Wohnen stehen, mussten wir bei der Möblierung völlig neue Wege gehen. Damit die Wohnungen bezahlbar bleiben, durfte die Möblierung nicht so viel kosten. Glück hat für uns sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun und das sollte bei der Möblierung auch berücksichtigt werden.
Für diese schwierige Aufgabe haben wir die aus vielen Wohnzeitschriften und Fernsehen bekannte Designerin Julia Ballmaier gewinnen können. Sie hat ein einzigartiges Talent, kleine Wohnungen für unter 1.000 Euro mit Möbeln herausragend einzurichten. Dies macht sie im Sinne der Nachhaltigkeit unter anderem aus Flohmarktfundstücken oder mit Möbeln, die andere weggeworfen haben. Diese werden dann modern restauriert und mit neuen Möbeln ergänzt. So entsteht ein toller Mix, der fantastisch wirkt. Dies ist so schön geworden, dass der renommierte Callwey-Verlag extra ein eigenes Buch über die Einrichtung unserer Glückswohnungen herausgebracht hat: „Wohnen unter 1. 000 €“ zeigt die Einrichtung von 25 Glückswohnungen, inklusive Grundrissen und Einkaufslisten. So ist es mit Hilfe dieses Buches für jeden möglich, die eigene Wohnung für unter 1. 000 Euro einzurichten. Besonders überrascht und gefreut hat uns, dass das Buch bei Amazon in der Rubrik Möbeldesign ein Bestseller wurde.
Wo gibt es diesen besonderen Wohnraum bisher?
Es gibt mittlerweile neun Glückshäuser in drei Städten. Gestartet haben wir in Fulda, meiner Heimatstadt, dann in Gießen und zuletzt in Eisenach. Die nächsten Städte sind bereits in der Planung.
Bisherige Erfahrungen und Resonanz?
Die Nachfrage ist enorm, teilweise mit Wartelisten. Die Menschen spüren, dass wir anders sind. Es ist schön und macht riesigen Spaß, sich mit Menschen über Themen wie Glück und Zufriedenheit auszutauschen, anstatt sich über Nebenkostenabrechnungen und Wohnungsmängel zu streiten. Die Menschen sind auch überrascht, dass wir wirklich jede Wohnung individuell und einzigartig einrichten. Ganz genau so, wie Glück für jeden etwas Einzigartiges ist. Sehr überrascht hat uns auch, dass wir aus ganz Deutschland und sogar aus Österreich enorme Presse-Aufmerksamkeit über die besondere Einrichtung unserer Glückswohnungen erhalten haben.
Kauft die Stiftung die Häuser? Wieviel kann durch die Einnahmen refinanziert werden?
Alle Glückshäuser sind Eigentum der Stiftung. Wir konnten die Banken von unserem einzigartigen Geschäftsmodell überzeugen und können so, trotz des sehr geringen Eigenkapitals, mit Hilfe von Bankkrediten immer weitere Häuser kaufen. Durch unser klares Geschäftsmodells gibt es bei der Finanzierung keinen Engpass. Schwierig ist es, passende Objekte zu finden, die wir zu Glückshäusern umwandeln können. Deswegen kaufen wir auch gerne alte Bürogebäude, die wir dann zu Glückswohnungen umbauen. Die Hauptaufgabe meines täglichen Arbeitens ist das Suchen und Prüfen passender Immobilien.
Euer Glück bleibt nicht nur in Deutschland wohnen…
Wir möchten als Stiftung am sozialen Leben teilnehmen und neben dem Erfolg der Glückswohnungen auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Außerdem möchten wir Menschen ermutigen, von ihrem eigenen Glück auch anderen etwas abzugeben.
So hat zum Beispiel jedes unserer Glückshäuser ein eigenes Patenkind aus einem Entwicklungsland, mit dem wir in Kontakt stehen und das wir finanziell unterstützen. Es kann in die Schule gehen, eine Ausbildung machen und hat eine Zukunft im eigenen Land. Außerdem pflanzen wir für jeden neuen Mieter unserer Glückswohnungen einen Baum, unterstützen regionale Kindergärten und Schulen, gemeinnützige Vereine und viele weitere größere und kleinere Projekte.
Eines meiner Lieblingsprojekte ist ein Projekt in Afrika, bei dem wir mehreren Familien jeweils einen jungen Ochsen gekauft haben. Die Familien ziehen einen dieser Ochsen groß und verkaufen ihn nach ca. drei Jahren. Aus diesem Erlös kann die Familie drei neue junge Ochsen kaufen, gibt einen dieser Ochsen weiter an eine neue Familie, die wiederum nach drei Jahren den Ochsen verkauft und wieder einen Ochsen an eine neue Familie gibt.
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Ein Geschenk für euch!
Thorsten Vogt teilt gerne Glück. Aus diesem Grund stellt er drei Bücher „Wohnen unter 1000 Euro, Callwey Verlag, 2016“ als Gewinn zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür!
Die Gewinner wurden benachrichtigt. Herzlichen GLÜCKwünsch 🙂
Thorsten Vogt
Immobilienexperte und Vorstand der Deutschen Glücks-Stiftung
Wer eine in Frage kommende Immobilie hat oder von einer weiß, die sich für ein Glückshaus eignet, wende sich bitte an Thorsten Vogt.
Kontakt:
Deutsche Glücks-Stiftung
Telefon: 0661 20066348 • E-Mail: info@deutsche-gluecks-stiftung.de
https://deutsche-gluecks-stiftung.de
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Eine Antwort
Morgen 😊
Es ist sehr ermutigend, solche Artikel zu lesen, von Menschen die begriffen haben, wie glücklich sein ‚funktioniert‘.
🙏 Gruß Tim
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