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einfach dankbar leben:
„Dankbarkeit ist eine Haltung, die wie ein Zauberstab alles verwandeln kann.“

Gerhard Peham und sein Verein „Die Schatzsucher“ helfen Menschen dabei, durch Dankbarkeit ein erfüllteres Leben zu führen.
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Interview: Kristin Frauenhoffer

„Dankbar sein für die Gelegenheiten, die das Leben bietet.“ Gerhard Peham ist überzeugt, dass eine dankbare Lebenshaltung positive Effekte hat.

Gerhard Peham bezeichnet sich selbst als „Gastgeber für das Mögliche“. Als selbstständiger Trainer und Prozessbegleiter ist es seine Mission, Menschen dabei zu helfen, herauszufinden, was möglich ist. Sein Werkzeug: Dankbarkeit. Denn wissenschaftliche Studien und seine eigene praktische Erfahrung zeigen, dass eine einfache Übung in Dankbarkeit viele positive Effekte auf Wohlbefinden, Gesundheit und Kreativität haben kann. Um seinem ehrenamtlichen Engagement einen Rahmen zu geben, gründete Gerhard Peham den Verein „Die Schatzsucher“. Im November 2020 entstand dann die Initiative „einfach dankbar leben“, mit der er Menschen dabei helfen möchte, durch Dankbarkeit ein entspannteres, gesünderes und erfüllteres Leben zu führen. Wie genau, das erzählt er im Interview.

 

Herr Peham, „Gastgeber für das Mögliche“ – das klingt poetisch. Was genau bedeutet das?

Schon seit meiner Jugend fordern mich vermeintliche Grenzen heraus. Dieses oder jenes ist nicht möglich, konnte ich damals schon schwer akzeptieren. Ich wollte immer entdecken, was wirklich möglich ist. 40 Jahre später kann ich voller Überzeugung sagen: Früher oder später erkennen wir, dass das Mögliche keine festen Grenzen kennt! Inspirierend finde ich das Zitat von Franz von Assisi: „Tue zuerst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich schaffst du das Unmögliche!“

Das Unmögliche schaffen … Ist das auch der Hintergrund für den Namen Ihres Vereins „Die Schatzsucher“?

Ja genau. Noch als Teenager durfte ich erstmals die Erfahrung machen, dass in mir viel mehr Potential steckt als ich zunächst annahm. Ich hatte Glück mit meinem ersten Chef. Mit ihm durfte ich erfahren, wie ich über mich selbst hinauswachse, nur deshalb, weil es diesen einen Menschen gab, der an mich glaubte. Dieses „An einen Menschen glauben“ wurde zu meinem Leitstern. Eines der größten Geschenke in meinem Leben war und ist es, unseren erwachsenen Sohnes dabei begleiten zu dürfen, seine eigenen Schätze zu entdecken.

Wie kann da Dankbarkeit helfen?

Viele der Menschen, denen ich begegnet bin, tun sich schwer, die in sich angelegten Schätze wertzuschätzen. Und auch ich selbst tat mich anfänglich schwer … Erst wenn ich Schritt für Schritt den Wert erkenne und mir bewusst wird, dass mir das alles geschenkt wurde, steigt in mir das Gefühl der Dankbarkeit hoch. Es verbirgt sich aber noch ein viel wertvolleres Geschenk als unsere Gaben, Fähigkeiten und Talente in uns allen. 1986 hatte ich einen schweren Autounfall, der mir vor Augen geführt hat, dass ich keine Garantie habe, auch nur einen weiteren Augenblick zu erleben. Erst langsam dämmerte es mir: Jeder Augenblick, ja das Leben selbst, ist mir geschenkt. So kam unbemerkt und in kleinen Schritten die Dankbarkeit in mein Leben.

Vorbild Ihrer Arbeit ist Bruder David Steindl-Rast, ein bekannter Mönch und Dankbarkeitslehrer. Was haben Sie von ihm gelernt und übernommen?

Für mich ist Bruder David Steindl-Rast einer der größten Dankbarkeitslehrer der Gegenwart. Dankbarkeit und Wertschätzung waren zwar schon lange Kerninhalte meiner Beratungs- und Trainertätigkeit, aber erst Bruder David öffnete mir die Augen für die ganze Dimension der Dankbarkeit. Ich begriff, dass Dankbarkeit viel mehr ist als Danke zu sagen. Oder mehr als dieses wunderbare Gefühl, das in uns hochsteigt, wenn wir etwas für uns Wertvolles geschenkt bekommen.

Dankbarkeit ist auch eine Haltung, die wie ein Zauberstab alles verwandeln kann. Alles fühlte sich so schlüssig an, nur mein Verstand weigerte sich – so einfach konnte es doch nicht sein. Und so machte ich mich auf die Suche nach wissenschaftlichen Beweisen. Dabei stieß ich auf Robert Emmons, der für mich renommierteste Dankbarkeits- und Glücksforscher. In seinen unzähligen Forschungsergebnissen fand mein Verstand die gesuchten Antworten. Und ja, es ist so einfach!

Ich kann heute mit Bestimmtheit sagen: „einfach-dankbar-leben“ ist als Methode, als Intervention einzigartig, wenn es darum geht, mit dem geringstmöglichen Aufwand die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Und das Schöne daran ist: Jede und jeder kann das. Dankbarkeit ist nicht an Ort und Zeit, an keine äußeren Umstände, an keine soziale Stellung, an keine Gaben, Fähigkeiten und Talente oder sonst etwas gebunden. Wir alle können das! Dankbarkeit öffnet uns die Türen zum scheinbar Unmöglichen.

Was beinhaltet die Methode? Wie kann ich Dankbarkeit praktizieren?

Bruder David Steindl-Rast als auch Robert Emmons empfehlen das Führen eines Dankbarkeitstagebuches. Alle anderen Übungen werden durch das Tagebuch verstärkt. Wir haben mittlerweile eine Online-Challenge und ein Übungsbuch erstellt, die klare Übungsanweisungen bieten. Das Grundrezept dazu stammt von Bruder David und hat gerade einmal drei Zutaten:
stop: einfach öfter am Tag stoppen und innehalten
look: mit allen Sinnen wahrnehmen, denn mit den Sinnen werden wir Sinn finden
go: die gebotenen Gelegenheiten beim Schopf packen

Sie haben Ihre Methode „einfach dankbar leben“ einem, wie Sie sagen, „Härtetest“ unterzogen und einen 6-wöchigen Praxisworkshop für Pflegekräfte angeboten. Wie lief das ab?

Durch die Übung in Dankbarkeit habe ich gelernt, die Gelegenheiten, die mir das Leben bietet, beim Schopf zu packen. Eine dieser Gelegenheiten bot sich mir 2020. Im Frühjahr ertönte in den Medien der Aufruf, den System-Erhalter*innen zu applaudieren. Vor allem die Pflegekräfte waren an und über ihrer Belastungsgrenze angelangt. Für mich die Gelegenheit, „einfach-dankbar-leben“ einem Härtetest auszusetzen. Sollte es gelingen, den Pflegekräften unter einer noch nie dagewesenen Stressbelastung zu helfen? Von Emmons kannte ich Ergebnisse von Dankbarkeitsinterventionen in dieser Berufsgruppe. Laut seinen Studien konnte die Stressbelastung binnen 21 Tagen um 28 Prozent gesenkt werden.

Ich wollte es einfach wissen! Kann ich ähnliche Ergebnisse erzielen? So bot ich Pflegekräften in meiner Region über meinen Verein einen kostenfreien Workshop zu Dankbarkeit an. An sieben Abenden trafen wir uns, um uns über verschiedene Übungen und die gemachten Erfahrungen auszutauschen. Meine sowie die Erwartungshaltung der Teilnehmer*innen wurde bei weitem übertroffen. Das empfundene physische wie psychische Wohlbefinden aller konnte durchschnittlich um über 30 Prozent gesteigert werden. Für mich bis heute ein kleines Wunder!

Wie ging es dann weiter?

Zutiefst beeindruckt von dem, was ich hier erleben durfte, wollte ich unmittelbar anschließend einen weiteren Workshop anbieten. Die strengen Regelungen machten mein Vorhaben leider zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Und wieder war die Frage da, wozu bietet mir das Leben jetzt Gelegenheit? Wenn persönliche Treffen im Moment nicht möglich sind, will ich den Pflegekräften eine Sammlung von Dankbarkeitsübungen online zur Verfügung stellen. Die Idee, 21 Dankbarkeitsübungen zu erstellen und somit die Homepage www.einfach-dankbar-leben.eu zu gründen, war geboren. Während ich am Projekt arbeitete, kam mir noch der Gedanke, warum ich das alles nur für Pflegekräfte anbieten sollte. Das veranlasste mich, es allen Menschen gratis zugänglich zu machen. So ging im November 2020 die Initiative „einfach-dankbar-leben“ als ein Projekt des Vereins „Die Schatzsucher“ online.

Eine der Kernaussagen von Bruder David ist, das man durch Dankbarkeit glücklicher wird. Können Sie das bestätigen?

Ich bin mir nicht sicher, ob uns Dankbarkeit tatsächlich glücklicher macht. Glück ist ein so großes Wort. Was ich aus Erfahrung sagen kann und auch wissenschaftlich dokumentiert ist, ist, dass uns Dankbarkeit oder vielmehr eine dankbare Lebenshaltung lebendiger fühlen lässt, uns kreativer macht, wir bessere Entscheidungen treffen und unsere Stressbelastung senkt. Wir vergeben leichter, sind hilfsbereiter, mitfühlender und noch vieles mehr! Selbst das Risiko, sich eine tödliche Krankheit einzufangen, sinkt Studien zufolge um 50 Prozent. Die Entscheidung, ob das in Summe auch glücklicher macht, überlassen ich Ihnen.

Wie kann uns Dankbarkeit durch schwierige Zeiten helfen?

Zunächst möchte ich gern festhalten, dass ich nicht für alles im Leben dankbar sein kann. Für Krieg und Gewalt aller Art, für Leid und Hunger in der Welt und vieles mehr kann ich nicht dankbar sein. Wenn ich das Leben und somit auch jeden Augenblick aber als Geschenk betrachte, so liegt das eigentliche Geschenk aller Geschenke in der Gelegenheit, die mir das Leben bietet. Der Krieg bietet mit die Gelegenheit, für den Frieden einzutreten. Das viele Leid und der Hunger in der Welt bieten mir die Gelegenheit, für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Das Leid der Pflegekräfte bot mir die Gelegenheit, etwas zu tun – ihnen ein Geschenk zu machen, dass ihnen helfen kann, mit der Situation besser umzugehen.
Warum Dankbarkeit vor allem in schwierigen Zeiten helfen kann, führe ich darauf zurück, dass Dankbarkeit und Lebensvertrauen eine sich selbstverstärkende Einheit bilden. Durch Dankbarkeit steigt das Lebensvertrauen. Und durch mehr Lebensvertrauen steigt wieder die Dankbarkeit – wir werden mutiger! Es macht einen riesengroßen Unterschied, ob wir unseren unvermeidbaren Ängsten und den Herausforderungen des Lebens mit Mut und Lebensvertrauen oder mutlos und ohnmächtig begegnen. Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir mutige Menschen – Menschen die die sich ihnen bietenden Gelegenheiten beim Schopf packen und oft das scheinbar Unmögliche möglich machen.

Sind nach dem ersten Praxisworkshop „einfach dankbar leben“ ähnliche Projekte in Planung?

Ja, wir bieten regelmäßig über den Verein verschiedene Angebote rund um Dankbarkeit an. Das sind regionale Treffen und Workshops, aber auch Onlineangebote wie den dankbaren Jahresrückblick am 29. Dezember, eine Facebook-Gruppe mit täglichen Impulsen und Reflexionsfragen. Gemeinsam mit einer befreundeten Initiative biete wir jeden Dienstagabend einen offenen Zoomraum, Dyaden, Meditationen und vieles mehr an.

Zwei weitere Projekte befinden sich gerade in der Startphase. Das eine trägt den Namen „Erfahrungsschätze“ und startet Anfang 2023. Isha Johanna Schury und ich machen Erfahrungsschätze von Menschen wie du und ich sichtbar. Wir alle tragen Erfahrungsschätze in uns, die anderen Menschen Ermutigung und Inspiration sein können. Davon wollen wir erzählen, diese Schätze werden wir den Menschen verfügbar machen. Das zweite Projekt trägt den Namen „einfach-dankbar-führen“. Es geht darum, die Vorzüge von Dankbarkeit für Führungskräfte und Unternehmer*innen praktisch erlebbar und umsetzbar zu machen. So sind wir gerade dabei, Anleitungen und weitere Angebote auszuarbeiten, um es einfach zu machen, das Potential der Dankbarkeit in die Arbeitswelt zu integrieren. Auch hier war der Pflegeberuf die Ausgangsbasis. Von „einfach-dankbar-leben“ zu „einfach-dankbar-führen“!

Und zu guter Letzt die Frage: Wofür sind Sie dankbar?

Dafür, dass ich Ihnen das erzählen darf. Dafür, dass ich Menschen um mich habe, die mir all das erst ermöglichen. Mein Dank gilt Jasmin Lotter, die den Kontakt zu Euch hergestellt hat. Ich bin dankbar, dass ich Dankbarkeit mit der Welt teilen darf. Und ich bin dankbar dafür, dass ich immer wieder Gastgeber für das Mögliche sein und so erleben darf, wie sich die Grenzen des Möglichen praktisch täglich verschieben.

Mehr Infos zum Projekt gibt es hier!

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Unsere good news: Ein Geschenk für euch!

Wir dürfen 3 Mal das im Interview erwähnte Buch „einfach dankbar leben. Übungs- und Praxisbuch. 21 Tage Dankbarkeit“ verlosen. Herzlichen Dank dafür an Gerhard Peham!

Schickt uns eine E-Mail an toitoitoi@goodnews-for-you.de mit euren Gedanken zu der Frage: „Wofür bin ich heute dankbar?“

Einsendeschluss ist der 1.1.2023!

Wir sind gespannt auf eure Antworten und freuen uns auf Post von euch. Viel Erfolg!

 

Herzlichen Dank an Jasmin Lotter von Happiemotion; sie hat uns mit Gerhard Peham in Verbindung gebracht!

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

2 Antworten

  1. Wie toll ist das denn? Vielen lieben Dank an Gerhard, Jasmin und das Goodnews-Team für diesen wunderbaren Artikel. Gastgeber für das Mögliche sollte es noch viel mehr geben. Wie schön, dass ich Gast sein darf. Dankbarkeit ist auch in meinem Leben eine sehr wichtige Säule. Von Hezrzen, Isha

    1. Liebe Isha, danke für deine Rückmeldung und JA, wir alle können Gastgeber für das Mögliche sein! Das Leben hält für uns zu jedem Zeitpunkt eine neue Gelegenheit bereit. Es liegt an uns ob wir zugreifen wollen.

      Alles Liebe
      Gerhard Peham

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