von Oxana Bytschenko
Erst im Februar war er vor Ort: Michael Kaasch reist oft von Berlin nach Haiti, wo sein Verein Kinder von der Krippe bis zur Ausbildung oder zum Studium begleitet und ihnen eine Chance gibt. Im Mai 2021 wurde Kaasch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Seit 1989 engagiert er sich in Haiti, aber noch nie sei es so schwierig gewesen wie heute – auch, weil der kleine Karibikstaat aus dem Blick des Weltgeschehens geraten ist.
Der Verein HaitiCare ist eine private Hilfsorganisation, die bewundernswerte Erfolge vorweisen kann. Mehr als 500 Kinder und Jugendliche bekommen dort eine Betreuung sowie eine Schul- und Ausbildung – bis sie unabhängig sind. 80 Mitarbeiter*innen kümmern sich um sie.
Engagement für Kinder – und für die Region
HaitiCare hat nicht nur ein Waisenhaus gebaut, sondern auch Montessori-Kindergarten, -Vorschule und -Schule initiiert. Die Kindern werden betreut, beschult und erhalten als Jugendliche Ausbildungsmöglichkeiten. Es gibt eine Näh- und eine Computerschule, Ausbildungen in klassischen Handwerksberufen, eine Gärtnerei oder Montessori-Ausbildung für Kindergärtner*innen und Lehrer*innen. Die Jugendlichen erhalten Stipendien für ein Studium in Haiti, der Dominikanischen Republik und Argentinien. Außerdem steht die Selbstversorgung durch Begleitung von Farmern im Vordergrund.
Der Verein engagiert sich aber auch für Kinder aus der Region, die die Schule nicht besuchen können: Sie können an Sommercamps teilnehmen, in denen sie medizinische Vorsorge erhalten, zum Beispiel eine Cholera-Prävention. Für bedürftige Kinder gibt es ein Sommerlager am Meer sowie Überlebens- und Weihnachtspakete für die ganze Familie.
Familiärer Verein – mit dem Herzen dabei
HaitiCare ist ein von der Familie Kaasch getragener Verein. Michael Kaasch kam 1985 als Bankkaufmann nach Haiti. Es war eine Incentiv-Reise, die sein Leben und das Leben seiner Frau verändert hat. Damals haben sie die Patenschaft für ein Mädchen namens Natacha Marseille übernommen. „Wir haben uns um ihre Ausbildung gekümmert“, sagt Kaasch. Inzwischen ist Natacha Montessori-Schuldirektorin, spricht fünf Sprachen und ist Beisitzerin des Vereins.
1992 haben sie die Hilfsorganisation gegründet. Der Auslöser war ein Militärputsch, der zum internationalen Embargo führte. Seine Frau wurde die zweite Vorsitzende des Vereins. Im Jahr 2020 ist sie verstorben. Ihre Stelle hat Cassagnol Destiné übernommen, ein ehemaliges Kind aus einem SOS-Kinderdorf. Später hat er in der Dominikanischen Republik, den USA und in Deutschland studiert, wo er jetzt auch lebt.
Hohe Kosten und weniger Spenden
Die Pandemie hatte keine große Auswirkung auf die Spenden, sie spiele in Haiti auch keine Rolle. „Weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist geimpft“, sagt er. Doch der Krieg in der Ukraine mache sich beim Spendeneingang bemerkbar. Auch in Haiti sind Benzin und Lebenshaltungskosten stark gestiegen. „Haiti ist zu 66 Prozent von Weizenlieferungen abhängig. Der Weltmarktpreis, der vorher schon hoch war, ist aber in den vergangenen Wochen explodiert“, sagt Kaasch. Außerdem macht der schwache Euro dem Verein zu schaffen. „Wir müssen ihn ja in US-Dollar umtauschen, das setzt uns extrem zu“, führt er aus.
Sollte das Spendenaufkommen niedrig bleiben, müsse er Prioritäten setzen. „Dann stehen die Ernährung der Kinder, für die das Essen bei uns die einzige nahrhafte Mahlzeit des Tages ist, und die Lehrergehälter ganz oben“, sagt er. Auf dem zweiten Platz folge die medizinische Versorgung und die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen. „Was dann zurückgestellt werden muss, ist der Ausbau des Schulgebäudes und die Instandhaltung. Wir können auch keine Lehrer ins Ausland mehr schicken“, erklärt Kaasch.
Hochmotiviertes Team trotzt Bedrohungen
Zu den Schwierigkeiten bei den Spenden kommt noch die Unsicherheit im Land. „Es gibt 20 bis 25 Entführungen pro Tag in der Region. Ein Zahnarzt, der die Kinder behandelt hat, wurde erschossen“, sagt der Vorsitzende. Er habe schnell reagiert und das Gebäude für die Lehrkräfte erweitert, damit sie vor Ort übernachten können, wenn der Heimweg zu unsicher ist. Auch musste er seinen Besuch in Haiti streng geheim halten und oft Unterkünfte wechseln.
„Ich bin auf ein gestandenes, hoch motiviertes Team gestoßen, das unsere Einrichtungen verantwortungsvoll trägt“, sagt Kaasch. Die Einrichtungen von HaitiCare seien sicher. Das funktioniere aber nur, wenn Menschen in Deutschland den Verein durch Spenden unterstützen. „Wir zählen weiterhin auf Sie, in sehr problematischen Zeiten“, sagt Michael Kaasch.
Spendenkonto von HaitiCare e. V.:
HaitiCare e.V. Commerzbank AG, Berlin
IBAN: DE70 1004 0000 0877 0000 00
BIC: COBADEFFXXX
Herzlichen Dank für eure Spende!
Mehr Infos unter: https://haiticare.de/
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