von Isolde Hilt
„Anfang 2017 traf ich Ali Azimi. Er erzählte mir von dem enormen Wasserverbrauch in der Bekleidungsindustrie. Er wollte deshalb ein Sweatshirt entwickeln, das ohne Baumwolle und in Folge mit viel weniger Wasser in der Herstellung auskommt. Das gesparte Wasser soll dann in wasserarmen Ländern gespendet werden. Er fragte uns, ob wir ihm nicht helfen könnten, einen solchen Stoff zu entwickeln…“
Der das erzählt, ist Johannes Fürst, einer der Begründer von Montebelo. Das Design-Studio, 2013 in Regensburg gegründet – mit Vertretungen in Stuttgart, Porto, Barcelona und Paris – entwickelt Markenkonzepte und visuelle Identitäten für Firmen und Institutionen. Daneben macht sich Montebelo gerade als Textilagentur einen Namen, die bei der Produktion von Mode berät – von der Faser bis zum fertigen Produkt.
Warum Alternativen zu Kleidung aus Baumwolle notwendig sind
Für die Produktion eines Sweatshirts aus Baumwolle sind 8.000 Liter Wasser notwendig, für eine Jeans bis zu 12.000 Liter. Wie die noch junge NGO Drip by Drip, von Ex-Zara-Mitarbeiter Ali Azimi gegründet, berechnet hat, bringen wir es in unserem Kleiderschrank mit all den Hosen, Hemden, Jacken auf leicht 250.000 Liter. (Hier kann man die Wassermenge für sich persönlich berechnen: www.waterplaybook.net.) Oder anders verglichen: Diese Menge deckt den Trinkwasserbedarf eines einzelnen Menschen für 350 Jahre.
Wie es um unser Trinkwasser bestellt ist
70 Prozent aller hergestellten Kleidungsstücke sind aus Baumwolle gefertigt. Baumwolle wird in heißen Gegenden auf Nährboden angebaut. Je nach Baumwollart benötigt die Pflanze zum Gedeihen zwischen 7.000 und 29.000 Liter pro Kilo, so die Recherchen von Drip by Drip. Es sei jedoch nicht nur der hohe Wasserverbrauch, der Anlass zur Sorge gebe. Bei der Bepflanzung seien hochgiftige Pestizide im Einsatz, die ins Grundwasser gelangten. „Die Verschmutzung geht bei der Weiterverarbeitung von Baumwolle weiter. Farbstoffe und Weichmacher sind Chemikalien, die in den Produktionsländern ungefiltert ins Grundwasser sickern und ganze Landstriche vergiften. Damit wird sowohl der Zugang zu Wasser, als auch Nahrung immer schwieriger“, führt Ali Azimi aus. Auch in der westlichen Welt müsse man sich klar machen, dass giftige Bestandteile der Textilfasern durch das Waschen von Kleidung auch in unseren Wasserkreislauf gelangten.
Neue Wege in der Textilindustrie
„Drip by Drip bietet Lösungen für weniger Wasserverbrauch in der Industrie sowie den Umgang mit Wassser, das durch die Produkton von Textilien verschmutzt wurde“, stellt Johannes Fürst das Anliegen der gemeinnützigen Organisation vor. Dazu gehörten unter anderem die Entwicklung wassersparender Stoffe und ein eigenes Modelabel, das vor kurzem aus der Taufe gehoben wurde: Blue Ben. Dank einer vor kurzem erfolgreich abgeschlossenen Crowdfunding-Kampagne kann Blue Ben erste Pullover herstellen, die in der Produktion 90 Prozent weniger Wasser verbrauchen. Das Material: ein French-Terry-Stoff aus Hanf und Modal. Produziert wird in Europa, das bedeutet, kurze Transportwege und faire Löhne. Der Stoff ist komplett kompostierbar und schont die Umwelt.
„Das gesparte Wasser spenden wir dort, wo Menschen schwer Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. 10 Prozent der Einnahmen kommen aktuell einem Wasserprojekt in Bangladesh zugute“, so Johannes Fürst. Es heiße dann nicht mehr „Made in Bangladesh“, sondern „Made for Bangladesh“.
Die Philosophie von Blue Ben
Blue Ben will nicht nur umwelt- und menschenfreundlicher produzieren, sondern auch für ein neues Bewusstsein in punkto Mode werben. Kollektionen für die kalte oder warme Jahreszeit wird es deshalb nicht geben. Vielmehr ist an Essentials gedacht, die man möglichst lang und saisonabhängig tragen kann. „Generell ist es am besten, weniger zu kaufen und besser slow fashion als fast fashion zu unterstützen. Mode ist eine der schmutzigsten Industrien dieser Erde. Wir können zumindest im Kleinen mit unseren Kaufentscheidungen etwas verändern“, ist Johannes Fürst überzeugt. Wer verstärkt auf fair produzierte und ökologisch saubere Mode achten wolle, finde inzwischen eine größere Auswahl. „Bei einer Produktion in Europa kann man sich relativ sicher sein, dass die Arbeitsbedingungen in Ordnung sind. Bei außerhalb produzierter Textilien kann man auf die Zertifikate FAIRWEAR oder FAIRTRADE achten. Für Biobaumwolle gibt es das GOTS- oder BCI-Label.“
Bei der Crowdfunding-Kampagne kamen u. a. dank großen Interesses für die ersten Sweater knapp 35.000 Euro zusammen. Bestellungen der ersten Pullis von Blue Ben sind ab Oktober regulär über die Website des Unternehmens möglich.
Bei weiteren Fragen steht Johannes Fürst gerne zur Verfügung.
Einfach eine E-Mail senden an:
johannes@montebelo.org
Weitere Infos unter:
Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.
2 Antworten
Wo kann ich eure Produkte in Regensburg, Nürnberg , München kaufen oder gibt es nur den Weg übers Internet. Wäre froh die Ware anfassen zu können und boykottiere bereits Amazon .
Vielen Dank für deinen Nachfrage! Bitte einfach Johannes Fürst anschreiben. Er hat einige Tipps, wo man ökologisch unbedenkliche und fair produzierte Kleidung kaufen kann – nicht nur online!
Deine Daten werden verschlüsselt übertragen. Deine IP-Adresse wird nicht erhoben.
Infos zum Datenschutz