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Indlu Africa: „Das machen, was einem liegt.“

Simone Thörner vermittelt mit ihrem Shop „Indlu Africa“ und hochwertigen, nachhaltigen Produkten zugleich ein anderes Bild von Südafrika.
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Interview von Kristin Frauenhoffer

Simone Thörner vor einer Webmanufaktur in Barrydale Südafrika

In Bad Schwartau bei Lübeck gibt es einen kleinen Laden, in dem man „alles Schöne unter einem Dach“ findet. Er trägt den klangvollen Namen INDLU AFRICA und gehört Simone Thörner. Die meisten Produkte stammen aus Südafrika, sind nachhaltig, fair und handgemacht.  Darauf legt Simone besonders großen Wert. Warum sie gerade dieses Land so fasziniert, dass sie sich sogar beruflich neu aufgestellt hat, hat sie uns in diesem Interview verraten. Es ist auch die Geschichte von einem kleinen Unternehmen, das tapfer dranbleibt, diese schwierige Zeit zu überwinden.

 

„Indlu Africa“ im Norden Deutschlands … Welche Geschichte steckt da dahinter?

Es war nach der zweiten Reise mit meinem Mann ins südliche Afrika vor über 10 Jahren. Von da an kreiste ständig der Gedanke in meinem Kopf, nicht nur nach Afrika zu reisen, sondern auch in irgendeiner Weise eine Brücke zum Alltag hier in Norddeutschland zu bauen. Ich wollte beruflich etwas mit Afrika machen. Damals wusste ich aber noch nicht, wie. Ich hatte einen festen Vollzeitjob mit wechselnden Arbeitszeiten. Da gab es keine Möglichkeit, nebenbei etwas anzufangen. Die Idee mit den Produkten kam erst später.

Wann hast du deine Idee dann in die Tat umgesetzt?

2015 importierte ich die ersten Waren und meldete ein Gewerbe an. 2017 ging dann die Selbstständigkeit mit vollem Risiko los. Ich war auf Messen vertreten und eröffnete einen Onlineshop. Es ist viel Arbeit und ein enormer zeitlicher Aufwand, aber ich möchte dieser Webseite mit Onlineshop meine eigene Note geben. Da ich alles alleine mache, dauert es eben etwas länger.

Indlu Africa Ladenfront
Simone Thörners Concept Store in Bad Schwartau – bald muss sie leider ins Nebengeschäft umziehen und sich verkleinern.

Anfang Februar 2020 habe ich dann den Laden in Bad Schwartau eröffnet. Hier haben meine Kund*innen jetzt einen festen Anlaufpunkt und können entspannt stöbern. Ich freue mich sehr, meine Liebe zu Südafrika und den dort erzeugten Produkten zu teilen.

Woher kommt deine Begeisterung für Afrika und speziell für Südafrika?

Als mein Mann und ich 2008 zum ersten Mal durchs südliche Afrika reisten, war schon bei der Landung in Kapstadt klar, dass dies ein schwieriger Abschied werden wird. Freudentränen bei der Landung in Kapstadt, Tränen beim Abflug in Victoria Falls bzw. dann wieder in Johannesburg. Ich habe Wochen gebraucht, um hier in Deutschland wieder klarzukommen. Dieser Kontinent hat etwas, das man nicht mit Worten beschreiben kann. Gänsehaut pur! Damals waren wir 4 Tage in Südafrika, 12 Tage in Namibia, 6 Tage in Botswana und 2 Tage in Simbabwe. Egal wo, es war überall beeindruckend. Die Natur, die Menschen, die Tiere, das Gefühl … unbeschreibbar!

Wir stammen alle von diesem einen Planeten und wir sind alle gleich. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Diese Weltoffenheit möchte ich auch mit meinem Laden und den Produkten zeigen.

Wenn du deinen Kund*innen von Südafrika erzählst, was erfahren sie?

Südafrika ist sehr weltoffen und multikulturell. Es leben dort auch viele Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern. Der Mix aus unterschiedlichen afrikanischen und europäischen Kulturen, der sich in der Architektur, der Kunst und im kulinarischen Angebot widerspiegelt, ist etwas ganz Besonderes. Überall, wo man hinkommt, wird man herzlich empfangen.

Südafrika ist, wie andere Länder auch, teilweise jedoch noch sehr durch die schlimme Vergangenheit gespalten, insbesondere, was Armut und Reichtum angeht. Es wird sicherlich noch Jahrzehnte oder länger dauern, bis das überwunden ist. Ich hoffe aber, dass die Situation für alle eines Tages besser wird. Wir stammen alle von diesem einen Planeten und wir sind alle gleich – egal, woher wir kommen. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Diese Weltoffenheit möchte ich auch mit meinem Laden und den Produkten zeigen.

Was bedeutet der Name „Indlu“?

„INDLU“ bedeutet in der Sprache der Xhosa und Zulu in Südafrika „Haus“. Ich liebe es, wenn dort auf der Straße „Xhosa“, eine von 11 Amtssprachen, gesprochen wird. Das ist die mit den Klicklauten. Und da dachte ich mir, dass ein Wort aus dieser Sprache in meinem Namen enthalten sein muss. Bildlich gesehen bedeutet „Indlu Africa“ für mich „Alles Schöne unter einem Dach“.

Kapstadt war zum Beispiel bereits im Jahr 2014 die "World Design Capital" und kam auch schon 2011 in die engere Auswahl.

Was reizt dich an den Produkten aus Südafrika? Was ist das Besondere daran?

Südafrika ist auf der einen Seite sehr modern, teilweise moderner als wir hier in Deutschland. Und auf der anderen Seite wird hier aber oft noch ein Stück Tradition bewahrt. Es gibt viele Designer dort. Kapstadt war zum Beispiel bereits im Jahr 2014 die „World Design Capital“ und kam auch schon 2011 in die engere Auswahl. Außerdem sind Produkte „Made in South Africa“ nicht nur schön, sondern auch von sehr hoher Qualität und langlebig. Sie passen zu fast jedem Einrichtungsstil, nicht nur zum afrikanischen.

Wie wählst du deine Produzenten aus?

Eine Manufaktur in Praetoria: Hier werden Taschen hergestellt, die es bei Indlu Africa gibt.

Viele Produkte, die ich im Sortiment habe, haben wir schon früher auf unseren Reisen gekauft und zuhause „getestet“. Vieles entdecke ich in kleinen schönen Läden vor Ort und knüpfe dann die Kontakte. Es ist eine Mischung aus kleinen Manufakturen, einzelnen Designern und etwas größeren Manufakturen, die wir teilweise schon mehrfach vor Ort besucht haben. Somit konnten wir sehen, unter welchen Umständen dort gearbeitet wird und wie die Produkte entstehen. Das erzähle ich meinen Kund*innen auch immer wieder gerne. Es sind südafrikanische Unternehmen, die seit vielen Jahren im Land selbst, aber auch über die Grenzen hinaus  einen sehr guten Ruf haben – natürlich auch hinsichtlich ihrer Fairness. Ich habe auch Produkte im Sortiment, die ich nicht selbst importiere, sondern von befreundeten Händlern beziehe, die ebenfalls den fairen Handel mit Produzenten in Afrika betreiben. Das ist mir ganz wichtig.

Einige deiner Produkte sind mithilfe von Recycling und Upcycling produziert. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in Südafrika?

Nachhaltigkeit hat einen sehr großen Stellenwert! Unsere Ressourcen sind begrenzt und teuer. Warum werden zum Beispiel Bäume abgeholzt, wenn man das alte Holz sehr gut für neue Dinge nutzen kann? Das ist der Grund, warum ich neben fairen Produktionsbedingungen auch sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Produkte lege.

Meine Produkte soll man täglich gebrauchen können. So wie mein Mann und ich sie selbst im Haushalt nutzen beziehungsweise ich sie trage, sollen meine Kund*innen dies auch tun. Nicht nur schön anzusehen, sondern funktionell im Alltag – das ist mir wichtig. Klar gibt es auch einige Produkte zur Deko wie beispielsweise die Altholzbilderrahmen. Aber auch die machen Freude, wenn man seine eigenen Fotos einlegt.

Viele Menschen verbinden mit „afrikanischer Kunst“ das Klischee der Holzfiguren. Ist da etwas dran?

Handtücher mit einzigartigen Mustern findet man bei Indlu Africa

Viele Kund*innen, die noch nicht in Afrika waren, haben tatsächlich dieses typische Bild im Kopf. Holzfiguren, bunte Bilder und so weiter. Sie sind immer ganz erstaunt, wenn sie meine Produkte sehen und glauben manchmal nicht, dass diese aus Afrika kommen. Viele Leute bezeichnen Afrika als Land. Es ist aber ein Kontinent mit über 50 Ländern und wahnsinnig vielfältig. Und natürlich entwickelt man sich auch dort weiter, und zwar schon lange!
Natürlich gibt es noch die traditionelle Kunst wie zum Beispiel die Holzfiguren. Ich selber möchte aber die praktischen Dinge für den Alltag verkaufen, woran man seine Freude beim Benutzen oder beim Tragen hat.

Das letzte Jahr war für dich, wie für viele andere kleine Läden, schwierig. Und diese schwere Zeit ist noch nicht vorbei. Wie geht es mit „Indlu Africa“ weiter?

Mein Ziel ist es erst einmal, „Indlu Africa“ am Leben zu erhalten. Ich habe noch viele schöne Produkte von südafrikanischen Manufakturen im Kopf, die ich gerne in mein Sortiment aufnehmen möchte und zu denen ich auch direkte Kontakte habe. Das ist aber wegen der Pandemie nicht möglich. Da sehe ich für die nächste Zeit leider kein Licht am Ende des Tunnels. Ich muss mich sogar verkleinern und habe ab August 25 Quadratmeter weniger Verkaufsfläche. Es sind einfach zu viele Einschränkungen, die mich mit meinem kleinen Laden dazu zwingen, die „Notbremse“ zu ziehen. Es ist nicht leicht, mein jetziges Sortiment auf einem Niveau zu halten, so dass ich alles vorrätig habe. Aber wenn wir wieder uneingeschränkt öffnen dürfen, wird es hoffentlich besser werden.

Wer nun Lust bekommen hat, sich die Produkte von INDLU AFRICA anzuschauen, kann hier im Onlineshop vorbeischauen.

 

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