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Komische Künste: „Humor ist überlebensnotwendig.“

Cartoons sind Kunst mit hohem Unterhaltungswert. Komische Künste in Wien wollen diese beliebte, aber noch unterschätzte Kunstgattung unterstützen und fördern.
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von Isolde Hilt

Galerie Komische Künste, von Holga Rosen in der Ausstellung „Virale Cartoons“

Komische Künste … Der Name übt eine gewisse Anziehungskraft aus. Die Neugier führt ins MuseumsQuartier in Wien. Zu all den großen Geschwistern wie dem mumok, einem Museum für moderne Kunst, der Kunsthalle Wien, ZOOM, dem Kindermuseum, oder dem Leopold Museum haben sich die Komischen Künste 2010 dazugesellt und nutzen erfolgreich jede noch so kleine Nische. Selbst aus einem Raum mit nur 66 Zentimetern Breite lässt sich schon wieder eine weitere attraktive Ausstellungsfläche, ein weltweites Unikat zaubern – die engste Galerie der Welt. Menschen mit Neigung zur Klaustrophobie müssen nicht rein; es gibt trotzdem genug in den anderen Räumen und im Shop der Komischen Künste zu entdecken.

Wir haben uns auf die Suche nach dem Humor begeben, der es – wie viele andere Künste – seit über einem Jahr nicht leicht hat, obwohl er notwendiger ist denn je. Viele Leute haben das erkannt und die Komischen Künste über eine Crowdfunding-Aktion bereits viermal erfolgreich unterstützt. Denn was bleibt, wenn das Lachen keine Nahrung mehr erhält, wenn es weniger und dünner wird? Leben braucht Lachen, eines der wichtigsten Elixiere. „Lachen sorgt für Leichtigkeit, wenn die Last des Lebens wieder mal erdrückend wird“, heißt es beispielsweise in der aktuell laufenden Ausstellung „Virale Cartoons“.

Vor acht Jahren hat Clemens Ettenauer mit einem Freund die Komischen Künste von den Vorbesitzern übernommen. Diese hatten Nachfolger gesucht, weil sie das Unternehmen nicht wirtschaftlich betreiben konnten. Neben der Galerie und einem gut sortierten Shop betreibt der Wiener noch den Holzbaum Verlag. Ein Gespräch über Humor, Lachen und die Komischen Künste.

Galerie Komische Künste, „Wieder wie 16“ von Jürg in der Ausstellung „Virale Cartoons“

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Was ist für Dich komisch?

In unserem Kontext ist das natürlich immer etwas Lustiges. Ich selbst verwende das Wort gar nicht so oft. Wenn ich etwas lustig finde, sage ich auch lustig. Ich verwende „komisch“ eher in der Bedeutung „seltsam“.

 

Ihr seid im MuseumsQuartier in Wien zuhause. Wie werden eure Galerie und euer Shop angenommen?

Hier ist ein sehr kunstinteressiertes Publikum unterwegs. 70 Prozent unserer Kunden sind Touristen, viele vor allem aus Deutschland. Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass Cartoons und Karikaturen in Deutschland einen höheren Stellenwert haben. In Österreich gibt es zwei, drei Zeichner, die die Leute aus den Zeitungen kennen … Wir merken schon, dass es nicht so leicht ist, so etwas an Wiener zu verkaufen.

 

Seit März letzten Jahres sind die Zeiten ganz andere. Wie ergeht es da dem Humor? Hat er noch Platz?

Komische Künste, Ausstellungsplakat

Ja, das auf jeden Fall. Bei uns läuft gerade die Ausstellung „Virale Cartoons“, die sich mit Corona-Cartoons befasst. Und das funktioniert auch sehr gut. Leider ging nur dieses Thema. Alle anderen Bücher, die wir letztes Jahr herausgebracht haben, sind medial eher totgeschwiegen worden. Das Corona-Cartoon-Buch war das einzige, das aufgegriffen worden ist. Humor ist aber auf jeden Fall wichtig und ein Katalysator.

 

Welche Bücher waren das denn, die keine Chance hatten?

Wir hatten anlässlich unseres 10-jährigen Firmenjubiläums im letzten Jahr ein Best-of mit dem Titel „Goldene Cartoons“. Jubiläen werden normalerweise sehr stark in den Medien thematisiert, aber das interessierte dann niemanden mehr. Ein paar Wochen später haben wir die Ausstellung „Virale Cartoons“ gemacht und die war gleich in den Medien. Es ist schade, wenn andere Themen so untergehen, irgendwie ist es aber auch verständlich.

 

Mit Corona hat sich sehr viel verändert, auch im Verhalten der Gesellschaft. Viele Dinge sind nur bedingt möglich. Darf man noch Spaß machen? Sind die Grenzen hinsichtlich Humor anders gesteckt?

Galerie Komische Künste, „Händewaschen“ von Lo Graf von Blickensdorf in der Ausstellung „Virale Cartoons“

Was das Thema „Corona“ betrifft, wollten wir dazu zu Beginn bewusst nichts machen. Als das noch in China Thema war, hatte die Titanic begonnen, das aufzugreifen. Da hatte ich mir noch gedacht, dass ich das nicht angebracht finde. Wenn Leute sterben, darüber Witze zu machen …? Als Corona bei uns ankam und unseren Alltag dominiert hat, war es dann irgendwann so, dass man das schon hat aufgreifen müssen. Es wäre komisch gewesen, nichts dazu zu machen. Deswegen hat sich das dann auch richtig angefühlt.

Humor ist einfach überlebensnotwendig und macht viele Dinge erträglicher. Selbst wenn es einem schlecht geht und man plötzlich doch herzlich lachen muss, geht es einem dann einfach besser. Deswegen finde ich in solchen Zeiten Humor wichtig.

 

 

Ihr hattet vor kurzem eine Crowdfunding-Aktion. Sind eure Galerie, euer Verlag, euer Shop in Gefahr?

Momentan nicht. Es kommt immer darauf an, wie es weitergeht, ob wieder ein Lockdown kommt … Aber jetzt über den Sommer wahrscheinlich nicht. Und dann kommt eh wieder das Weihnachtsgeschäft. Januar und Februar sind immer schwer. Leicht ist es nicht …

 

Eure Crowdfunding-Aktion war erfolgreich. Das lässt den Schluss zu, dass die Leute erkennen, dass ihr einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben, zur Kultur beitragt, oder?

Ja, offensichtlich. Das war jetzt schon unser viertes Crowdfunding. Im letzten Jahr hatten wir drei und heuer eines. Beim ersten Mal war ich total erstaunt, dass so viel mehr an Spenden einging als wir es uns erhofft hatten. Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit und motiviert total zum Weitermachen. Man sieht ja auch, dass die Leute freiwillig unterstützen.

Das ist gerade unsere größte Motivation, denn durch die Lockdowns fehlen uns all die Kunden, die uns normalerweise Feedback geben. Wir erhalten von den Leuten normalerweise sehr viel positives Feedback, man hört sie lachen … Das ist für uns immer der Antrieb, weiterzumachen.

 

Man braucht das auch selbst als Motivation und Inspiration …

Ja. Das ist so schön und wir wollen den Leuten gute Laune machen.

Galerie Komische Künste, „kurve“ von Miriam Wurster in der Ausstellung „Virale Cartoons“

 

Was war in der Zeit, seit du für die Komischen Künste verantwortlich bist, mit das schönste Erlebnis?

Es war vieles sehr schön, aber etwas Besonderes war 2013. Da haben wir eine kleine Buchmesse – die BuchQuartier – auf den Weg gebracht, eine Messe für kleine und unabhängige Verlage. Die ist irrsinnig schnell gewachsen – mit 120 Verlagen. Das haben wir ganz ohne Förderung und aus dem Nichts heraus geschaffen. Heute ist die BuchQuartier die zweitgrößte Buchmesse in Österreich. Darauf bin ich persönlich sehr stolz. Momentan findet sie nicht statt, aber vermutlich 2022 wieder.

 

Wie kommt die engste Galerie der Welt mit 66 cm Breite an?

Sehr gut, sie ist ein echtes Highlight! Da kommen Leute gezielt zu uns, kommen oft noch einmal, um sie auch anderen zu zeigen.

 

Gibt es etwas, das du den Leuten mit auf den Weg geben willst?

Was ich glaube, ist, dass die Zeiten wieder besser werden. Da bin ich mir sicher. Und durch Corona habe ich auch viele neue Sachen entdeckt. Wenn ich früher wandern ging, bin ich immer aufs Land gefahren. Aber es gibt in Wien so tolle Stadtwanderwege, die ich für mich entdeckt habe.

Oder auch das Crowdfunding, wo wir erst dachten, das wird wahrscheinlich eh nichts. Durch Corona war es aber dann notwendig, dass wir das versuchen … Es passieren eben auch so viele positive Sachen, wenn man Neues ausprobiert, ausprobieren muss.

 

Mehr zu „Komische Künste“ und zum Online-Shop gibt es hier:

https://www.komischekuenste.com/

 

 

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