von Isolde Hilt
Laut Bundesministerium des Innern und für Heimat vom 4. April sind 84 Prozent der geflohenen Menschen aus der Ukraine Frauen. 58 Prozent von ihnen sind gemeinsam mit ihren Kindern geflüchtet. Viele suchen in großen Städten wie zum Beispiel in München Zuflucht. Dort gibt es seit März eine ehrenamtliche Initiative von Frauen, die geflüchteten Frauen und Kindern aus der Ukraine zur Seite stehen. Ihr Name: oh nadija. Der Name ist ein ukrainischer Frauenname und bedeutet „Hoffnung“. „Unser Name steht für das, was wir geben wollen: Mitgefühl und Hoffnung“, erklären Anna Bilek und Katharina Legge, zwei der Gründerinnen, in einem Gespräch mit good news for you.
Was gab den Ausschlag, „oh nadija“ zu gründen?
Viele von uns haben Kinder. Und dadurch fühlen wir sehr stark mit den flüchtenden Frauen und Kindern mit. Wir hatten das Bedürfnis, dem Schrecken des Krieges etwas Gutes entgegenzusetzen. Also haben wir beschlossen, mit dem zu helfen, was wir können: vernetzen, Wärme schenken und beim Ankommen in unserer Stadt unterstützen.
Wie finden die Frauen mit ihren Kindern zu euch?
Über unser Netzwerk haben wir die ersten Frauen erreicht. Sie erzählten wiederum anderen Frauen von uns. So wächst der Kreis immer weiter. Außerdem kommunizieren wir auf Social Media.
Ihr möchtet – so habt ihr euer Anliegen beschrieben – den Frauen das Gefühl der Selbstwirksamkeit zurückgeben. Wie geht ihr das an?
Die Frauen führten in der Ukraine ein selbstbestimmtes Leben. Die meisten hatten Arbeit, ein Einkommen, einen geregelten Alltag. Auf Hilfe und Spenden angewiesen zu sein, ist für sie schwer auszuhalten. Und das alles in einer völlig fremden Umgebung.
Wir sind überzeugt, dass Netzwerk und Information die ausschlaggebenden Elemente sind, um sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und selbstständig zu werden.
Wie sieht eure Unterstützung in der Praxis aus?
Wir sammeln und teilen hilfreiche Informationen, vernetzen die Frauen untereinander sowie mit Münchnerinnen und relevanten lokalen Organisationen. Das machen wir im Rahmen von Veranstaltungen, in unserer Wissensdatenbank und in unserer Online-Community.
Dabei ist uns wichtig, nicht nur funktionale Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Wir legen großen Wert darauf, dass unser Respekt vor den Frauen und unser Herz für die Kinder in allem, was wir tun, zu spüren ist. Deswegen gibt es immer ein liebevolles Programm für die Kinder, gutes Essen und eine schöne Atmosphäre.
Wie kommt ihr damit zurecht, das Schicksal der geflüchteten Frauen so nah mitzuerleben? Ich kann mir vorstellen, dass einen das ganz schön mitnimmt, gerade wenn man selbst auch Mama ist …
Ja, das tut es. Nichts zu tun, war allerdings viel schlimmer für die Seele. Wir haben uns Rat von Psychologinnen eingeholt. Zum einen, wie wir mit den Frauen umgehen sollen, zum anderen, wie wir uns selbst emotional schützen können. Das gelingt uns ganz gut, zumal wir durch unsere Initiative auch selbst die eigene Selbstwirksamkeit erleben, was sehr hilfreich ist.
Wie viele engagieren sich bei oh nadija?
Aktuell sind wir ca. 20 Frauen.
Wobei braucht ihr Unterstützung? Was würde euch gut in eurem Engagement unterstützen?
Wir sind immer auf der Suche nach Partner*innen und Sponsor*innen für unsere Veranstaltungen.
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Wer gerne mehr über oh nadija wissen und/oder die Initiative unterstützen möchte, findet hier weitere Informationen – auf ukrainisch und deutsch:
Oder auf Instagram unter: @ohnadija
Anfragen sind auf Instagram oder per E-Mail möglich: hey@ohnadia.com
Herzlichen Dank an Thomas Koenen von www.because-wirtunwas.de, der uns auf diese Initiative aufmerksam gemacht hat und oh nadija ebenfalls unterstützt!
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