von Kristin Frauenhoffer
Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, sieht sich oft mit einer unüberschaubaren Zahl von möglichen Projekten und Initiativen konfrontiert. Dabei das Richtige zu finden, ist oft gar nicht so einfach. Und gemeinnützige Organisationen auf der anderen Seite suchen häufig händeringend nach Freiwilligen. Wir stellen euch zwei Projekte vor, die genau hier weiterhelfen: Sie vernetzen Menschen, die sich sozial engagieren möchten, mit den passenden Organisationen und Vereinen. Ohne viel Bürokratie und Sucherei, so dass Hilfsprojekte schnell und effizient durchgeführt werden können.
letsact – das „Tinder“ fürs Ehrenamt
Es sollte so einfach und unkompliziert wie möglich sein, die Welt zu verändern. Das ist das Motto von Paul Bäumler und Ludwig Petersen. Die beiden gerade einmal 20-Jährigen haben deshalb im Jahr 2018 die App letsact ins Leben gerufen. Diese, so die beiden Gründer, soll es Freiwilligen ermöglichen, „aus der Hosentasche heraus“ Gutes zu tun – über das eigene Smartphone. Denn wenn man die App installiert hat, ist es ganz einfach, passende Organisationen oder Projekte zu finden.
Wie alles begann …
Die Idee für die App kam den beiden jungen Münchnern nach ihrem Abitur. Viele ihrer Freund*innen gingen ins Ausland, um sich dort als Freiwillige bei verschiedenen Organisationen zu engagieren. Dafür zahlten sie teilweise hohe Summen – die allerdings nicht etwa den Projekten zugute kamen, sondern vielmehr den vermittelnden Agenturen. Peter und Ludwig fragten sich, wieso es eigentlich keine direkte Verbindung zwischen Ehrenamtlichen und Organisationen gab. „Jede*r dritte Deutsche würde gerne ehrenamtlich etwas Gutes tun”, erklärt Ludwig dazu, „aber oft weiß man nicht, wie oder wo man anfangen soll”. Ihr Start-Up letsact soll nun dabei helfen.
Mit der Standortsuche und Chatfunktion einfach Kontakt aufnehmen
„Wir wollen es den Menschen leicht machen, einen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten”, sagt Paul. Ihre App bündelt unterschiedliche soziale Organisationen und bietet einen guten Überblick über die breiten Möglichkeiten des Ehrenamts. So kann man einfach und unkompliziert soziale Projekte finden und sich engagieren. Mit Hilfe der Standortsuche kann man man einen bestimmten Radius festlegen und sich Projekte in der näheren Umgebung anzeigen lassen. Hat man dann das Passende gefunden, kann man über einen internen Chat mit der Organisation in Kontakt treten. Viele weitere Funktionen wie Push-Meldungen über neue Projekte oder die Möglichkeit, sich mit anderen zu vernetzen, machen die App attraktiv. Für Organisationen und Vereine, die Freiwillige suchen, gibt es ein Web-Tool, das ähnliche Funktionen und – gegen eine Gebühr – viele weitere zur Verfügung stellt – zum Beispiel innerhalb der App abgetrennte private Räume.
Was es noch gibt: Mikrospenden für Projekte mit einem Klick
Seit Kurzem bietet letsact auch die Möglichkeit, sich finanziell für einen guten Zweck einzusetzen, um bestimmte Projekte zu verschiedenen Themen zu unterstützen. Das Besondere daran: Die Spender*innen finanzieren mit ihrem Geld konkrete Objekte, also zum Beispiel Bäume, Brillen, Lernbücher und sogar Schafe und Fahrräder. Alle Projekte sind von letsact handselektiert und können in der App nachverfolgt werden. Die beiden Gründer erhoffen sich durch die große Transparenz viele Spenden. Mittlerweile hat das Münchner Start-Up über 50.000 Menschen erreicht. Die Mission für die Zukunft ist für Ludwig und Paul klar: Sie möchten weiter wachsen und über Deutschland hinaus Gutes bewirken, um damit die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
Mehr Informationen zu letsact findet ihr hier: https://www.letsact.de
#hilferegister: die „Gelben Seiten“ für alle, die helfen wollen
Seit neuestem ist der Begriff Quarantäne in aller Munde. Jede*r kennt jemanden oder war selbst schon einmal in der Situation, 10 oder gar 14 Tage das Haus nicht verlassen zu dürfen. Für die meisten ist der Begriff dabei vor allem mit einer Assoziation besetzt: Langeweile. Dass aber in Quarantäne auch so einiges Kreatives entstehen kann, beweist das vierköpfige Gründerteam des seit April existierenden #hilferegisters. Es bringt Hilfesuchende und Hilfswillige über eine zentrale Plattform zusammen.
Wie alles begann …
Alles begann Ende März: Charlotte Streit und Thilo Braun hatten sich beim Skifahren mit dem Coronavirus infiziert; Philipp Heuermann begab sich nach einem beruflichen Auslandsaufenthalt in häusliche Quarantäne. Gemeinsam mit Nils Taschke, einem weiteren Freund, vernetzte sich das Gründerteam online, ohne dass sich alle gegenseitig kannten. Sie sahen Bedarf für eine zentrale zivilgesellschaftliche Anlaufstelle: „Schon vor COVID-19 war es schwierig, sich einen vollen Überblick über gemeinnützige Initiativen in Deutschland zu verschaffen. Daher wollen wir die herausragende Bedeutung zivilgesellschaftlicher Bemühungen in der COVID-Krise hervorheben und vielen tollen Initiativen mehr Sichtbarkeit verschaffen“, so das Gründerteam.
Übersichtliche thematische Auflistung macht das Finden leicht
Schnell fanden sich weitere Mitstreiter*innen. In der Hochphase waren es 14 Freiwillige, die das Projekt vorantrieben. Sie arbeiteten virtuell, sprachen sich in Videokonferenzen ab, bearbeiteten gemeinsam Dokumente auf digitalen Plattformen und sendeten sich Informationen in Chats. So funktioniert Arbeiten heute. Am Ende stand die Plattform innerhalb weniger Wochen. Über eine Suchfunktion findet man unkompliziert Projekte und Initiativen in der eigenen Umgebung, kategorisiert nach Themengebieten wie „Engagieren dahoam“, „Blut spenden“ oder auch „lokales Gewerbe untertsützen“. Mittlerweile listet #hilferegister über 1.000 Initiativen in Deutschland und Österreich. Dabei ist es einfach, ein eigenes Projekt einzureichen. Auf der Homepage findet man das passende Formular. Viele Zuschriften von Nutzer*innen hätten dem Team außerdem gezeigt, dass die junge Plattform zu mehr gesellschaftlichem Engagement angeregt habe. Damit hat das Team sein Ziel erreicht: „Wir wollen einen kleinen Beitrag für eine funktionierende zivilgesellschaftliche Antwort auf die Verwerfungen der Corona-Krise leisten.“
Das #hilferegister hat bereits einige Auszeichnungen erhalten
Ihr Engagement hat den jungen Menschen bereits einige Auszeichnungen beschert. Das #hilferegister hat nicht nur die COVID-19 Challenge von PWC gewonnen, sondern auch den zweiten Platz beim Hackathon der EU-Kommission belegt. Zudem wurde es in das Solution Enabler-Förderprogramm des Hackathons der Bundesregierung gegen die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie aufgenommen.
Die Plattform soll auch über die Corona-Krise hinaus bestehen
Doch auch über die Corona-Krise hinaus plant das Team, das mittlerweile aus 15 Freiwilligen besteht, das #hilferegister als Anlaufstelle für Hilfesuchende und Hilfswillige aufzubauen. Denn auch andere Projekte, Organisationen und Initiativen brauchend dringend Unterstützung. Hier die Barrieren abzubauen und direkten Kontakt zu vermitteln, ist das oberste Ziel des Hilferegisters. Dafür benötigt das Team noch weitere ehrenamtliche Mitstreiter*innen.
Wer nun Lust bekommen hat, kann sich direkt über die Homepage oder Twitter beim #hilferegister melden.
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