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Spielend Kontakte knüpfen im Spielecafé der Generationen

Seit Ende 2017 organisiert der Verein „Spielecafé der Generationen – Jung und Alt spielt“ in der bayerischen Stadt Pfarrkirchen gemeinsame Spieletreffs für alle Altersstufen. Ein gutes Beispiel für ein lebhaftes Miteinander.
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von Kristin Frauenhoffer

Mathilde Plechinger wird von ihrem Enkel angefeuert. (Foto: Jan Ehlers/Deutsche Fernsehlotterie)

Meine Oma war eine Spielerin. Immer, wenn wir bei ihr zu Besuch waren, musste sich die ganze Familie an den Tisch setzen und Scrabble oder Rummikub mit ihr und Opa spielen. Dabei konnte sie manchmal so richtig wütend werden und das ganze Spielbrett vom Tisch fegen. Trotz dieser gelegentlichen Ausbrüche genossen wir das gemeinsame Spielen sehr. Ich hatte immer das Gefühl, dass es uns, stärker als das miteinander Reden, näher zusammen brachte. Anscheinend lag ich mit diesem Gefühl nicht falsch, wie der Verein „Spielecafé der Generationen – Jung und Alt spielt“ beweist. In der bayerischen Stadt Pfarrkirchen wird dort das so genannte generationenübergreifende Spielen gelebt und gefördert. Denn es verbessert nachweislich das gegenseitige Verständnis von Menschen verschiedenen Alters – und macht obendrein Spaß. Und selbst in der jetzigen Zeit, in der das Café geschlossen ist, findet man hier viele Inspirationen zum gemeinsamen Spielen.

Eine Spielecafé der Generationen – was ist das denn?

Das Spielecafé der Generationen gibt es seit Ende 2017 in Pfarrkirchen im Kreis Rottal-Inn. Es ist eine Begegnungsstätte für Jung und Alt, die mit dem gemeinsamen Spielen von Gesellschaftsspielen Menschen zusammenbringt. So soll ein lebhaftes Miteinander gefördert werden. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Aspekt des generationenübergreifenden Spielens. „Da spielen dann zum Beispiel ein 6-Jähriger und eine 50-Jährige miteinander. Die zwei mögen sich und immer wenn sie ins Café kommen, schauen sie, ob der andere schon da ist“, berichtet Petra Fuchs. Sie ist die Gründerin der Begegnungsstätte. Zu sehen, dass sich trotz größeren Altersunterschieds solche Freundschaften bilden, sei für sie der beste Beweis, dass das Konzept funktioniert.

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Gemeinsames Spielen bringt Generationen zusammen.

Die Idee zu ihrem Projekt hatte die junge Frau während ihres Studiums der Sozialen Arbeit im Sommer 2017. Sie sollte ein Praxisprojekt erstellen und dachte zunächst an ein Generationenhaus. „Im Landkreis Rottal-Inn gibt es nur wenig generationenübergreifende Angebote“, erklärt Fuchs. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung wie vielerorts immer älter wird. Laut Statistiken wird der Anteil der über 75-Jährigen in dem Landkreis bis 2030 auf 30 Prozent steigen. Die Teilhabe dieser Menschen an gesellschaftlichen Aktivitäten ist allerdings gering. Und auch für Jugendliche fehlt es an geeigneten Räumen. Doch wie bringt man Jung und Alt am besten zusammen? Petra Jung hatte den zündenden Einfall: spielen. „Ich war damals in einer kleinen Gesellschaftsspielegruppe organisiert, denn das Spielen ist mein größtes Hobby. Dass Spielen Spaß macht und Menschen zusammenbringt, wusste ich also“, berichtet Petra Fuchs weiter. Die Umsetzung der Idee erfolgte dann in Windeseile. Bereits im November 2017 gründete sie den Verein „Spielecafé der Generationen – Jung und Alt spielt“. Kurz darauf öffnete die Begegnungsstätte ihre Pforten für die kleinen und großen Besucher*innen.

„Es scheint, als hätten wir den Nerv der Zeit getroffen.“

Jung und alt spielt. Im Spielecafé der Generationen ist immer was los. (Foto: Jung und Alt spielt e. V.)

Seitdem erfreut sich die neue Begegnungsstätte größter Beliebtheit in der Region. An manchen Tagen sind es bis zu 100 Spielfreunde, die sich im Café tummeln. „Es scheint, als hätten wir den Nerv der Zeit getroffen“, freut sich die Initiatorin. Tatsächlich haben Gesellschaftsspiele in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Und vor allem familientaugliche Brettspiele stehen hoch im Kurs. So hatten diese im Jahr 2016 einen Umsatzzuwachs von rund 23 Prozent. Der Grund dafür ist ein einfacher: Das Spielen fungiert als Kommunikationsmittel. Zunächst geht es nur um das gemeinsame Spielen. Dabei ist es egal, ob man sich kennt oder sich versteht, solange jede*r das Spiel spielen möchte. Im Spiel lernt man sich dann kennen beziehungsweise schafft einen neuen Kommunikationskanal. Das kann zum Beispiel auch die Stimmung in der Familie verändern. „Wenn man sich im Spiel erlebt, wächst das Verständnis füreinander“, ist sich Petra Fuchs sicher.

Wegen Corona: Das Spielecafé soll digitalisiert werden.

Auch in Zeiten der Unsicherheit und der Beschränkungen von Kontakten außerhalb der Familie soll das Spielen möglich sein. Denn obwohl das Spielecafé derzeit geschlossen hat, kann man sich die Spiele für zuhause ausleihen. So kann man die miteinander verbrachten Stunden mit wenig Aufwand schön gestalten und sorgt im besten Fall für gute Stimmung. Doch die Leiterin des Spielecafés hat noch weitere Ideen in diesen für sie schwierigen Zeiten: „Aktuell planen wir, das Spielecafé bis Ende des Jahres zu digitalisieren. Spielen kann man auch gemeinsam zum Beispiel per Videokonferenz. Nicht jede*r kommt mit Technik klar, daher planen wir Schulungen dazu.“ Sie hofft, dass sie im nächsten Jahr wieder regulär öffnen können, um die persönliche Begegnung zwischen den Menschen weiter zu fördern. Denn es sind vor allem die älteren Menschen, die am meisten von den Spieletreffen profitieren: Sie sind nicht mehr allein und können aktiv mitgestalten.

Weitere pädagogische Angebote runden das Programm ab.

Neben dem Spielecafé engagiert sich der Verein mit pädagogischen Angeboten in verschiedenen Einrichtungen wie Kindergärten oder Pflegeheimen. In letzteren sind die Vereinsmitglieder mehrmals die Woche zu Besuch. Sie bringen Spiele mit, begleiten diese, stehen unterstützend zur Seite oder vereinfachen hier und da ein paar Regeln. So können sogar Demenzerkrankte dabei sein. „In Pflegeheimen geht es nicht nur um die gemeinsame Zeit, sondern auch darum, die Menschen zu aktivieren“, erklärt Petra Fuchs. In Schulen organisiert der Verein Bettspiel-AGs; Firmen können das Angebot des gemeinsamen Spielens für Teambuilding-Events buchen.

Das Generationenspiel-Siegel erhalten Spiele, die sich für das gemeinsame Spielen besonders eignen.

Im Vordergrund steht allerdings immer die generationenübergreifende Arbeit. Da ist die Wahl der Spiele die wichtigste Aufgabe und vermutlich eine der schwierigsten. Der Verein hat für diesen Fall das so genannte Generationenspiel-Siegel entwickelt, das nur die Spiele erhalten, die alle Qualitätskriterien der „Generationentauglichkeit“ erfüllen. Also nur Spiele, die sich für verschiedene Altersstufen zum gemeinsamen Spielen eignen. Die Kriterien sind beispielsweise leicht lesbare Texte, gut unterscheidbare Farben, stabiles Material und Spielspaß. Das Gremium, das jedes Jahr zirka drei Siegel vergibt, besteht aus Mitgliedern des Vereins. Bei der Entscheidung, welches Spiel das Siegel erhält, werden zusätzlich aber externe Berater*innen hinzugezogen. Spiele, die bereits das Siegel erhalten haben, sind Patchwork Express, Memoaaar!, Qwixx, Billabong, L.A.M.A. und Splendor. „Da ist für jede*n etwas dabei“, verspricht Petra Fuchs.
Mit diesen Spieletipps im Gepäck können der Winter und die Familienzeit zuhause beginnen. Und auch wenn meine Oma nicht mehr dabei ist: Immer, wenn ich Rummikub spiele, muss ich mit einem Lächeln an sie denken.

Die Sozialpädagogin Petra Fuchs ist Initiatorin des Vereins. (Foto: Gordon Welters/startsocial)

Die coronabedingte Schließung des Cafés hat aber auch Spuren hinterlassen: Alle Einnahmen sind weggefallen. Deshalb freuen sich Petra Fuchs und ihr Team über Spenden und Sponsoren. Wer Interesse hat und mehr erfahren möchte, kann gern hier weiterlesen.

 

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