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Klimaanpassung

Warum Klimaresilienz in Innenstädten wichtig ist

Über Klimaresilienz wird viel gesprochen, aber zu wenig wird umgesetzt. Wir zeigen Beispiele, wie Städte sich dem Klima wirksam anpassen.
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von Gastautor Achim Hubel

Obermünsterplatz in Regensburg, Simulation einer möglichen Umgestaltung

Die Folgen des Klimawandels machen sich in diesem Jahr in ganz Europa noch gravierender bemerkbar als in den Vorjahren. Hochwasser und Überschwemmungen in einem bisher kaum bekannten Ausmaß. Gewitterstürme, Wolkenbrüche und Waldbrände haben in beispiellosem Umfang zugenommen. Die Hitzegrade steigen an. 2024 verzeichnet seit Beginn der Aufzeichnungen einen traurigen Rekord als das heißeste Jahr. Dennoch gibt es bereits gute Beispiele in einigen europäischen Städten, die klimaresiliente Anpassungen geplant oder bereits umgesetzt haben.

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Prof. Dr. Achim Hubel, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger

Gerade in den Zentren historischer Städte wird es in den Sommermonaten unerträglich heiß. Neben der Verringerung aller Treibhausgasemissionen müssen wir künftig dafür sorgen, dass unsere Städte nicht unbewohnbar werden, sondern für Bewohner und Gäste attraktiv bleiben. Deshalb spielt die Forderung nach Klimaresilienz eine entscheidende Rolle. Durch gezielte Maßnahmen müssen wir erreichen, dass die Städte den Erfordernissen des Klimawandels gerecht werden, damit sich die Bürgerinnen und Bürger – ob sie nun dort wohnen, Gaststätten betreiben, verkaufen, einkaufen, arbeiten oder durchschlendern – trotz der gefährlichen klimatischen Bedingungen wohlfühlen können.

Besonders wichtig sind Rasenflächen, Bäume, Sträucher und Blumen, die nicht nur durch Fotosynthese Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln, sondern auch die Aufenthaltsqualität verbessern, Schatten spenden und Ruheflächen anbieten. In gleichem Umfang müssen wir daneben erreichen, dass hierfür Flächen freigeräumt und Fußgängerzonen erweitert werden. Dafür sollten Parkplätze reduziert und der motorisierte Individualverkehr verdrängt werden.

Magdeburg, Hauptbahnhof, Vorplatz, zukünftige Gestaltung mit Grünflächen

Um diese Ziele zu erreichen, werden gegenwärtig viele Anstrengungen unternommen. Die Bundesregierung hat hierfür das Programm Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel beschlossen, für das Städte und Gemeinden Projektskizzen einreichen können. Bis 2025 stehen dafür insgesamt 676 Millionen Euro zur Verfügung. Beispielweise wurde gut eine Millionen Euro für den Umbau des Magdeburger Bahnhofsvorplatzes freigegeben. Die Stadt plant, den Platz mit mehr Bäumen und Grünflächen umzugestalten. Bisher ist der Platz vor dem Hauptbahnhof eine kahle Ödnis.

 

Klimaresilienz in Innenstädten durch Bäume und Brunnen

Die Stadt Augsburg will neue, hitzeresiliente Bäume und Pflanzen in den Boden setzen und dafür ein smartes mobiles Bewässerungssystem etablieren. Insgesamt sollen bis zu 1.000 Bäume im Stadtgebiet neu gepflanzt werden. Dafür hat die Stadt gut 8 Millionen Euro Fördergeld zugesprochen bekommen. Die Stadt Erlangen bekommt vom Bund rund 1,2 Millionen Euro für ihr Projekt Grün findet InnenStadt – Coole Bäume für die Fußgängerzone. Oberbürgermeister Florian Janik betonte: „Mit jedem Baum, den wir pflanzen, und mit jeder Asphaltfläche, die wir entsiegeln, verbessern wir das Stadtklima.“

Genauso wichtig wird in Zukunft Wasser sein, das als lebenswichtiges Element in den Städten eine immer größere Rolle spielen muss. Das beginnt mit kleinen Trinkwasserbrunnen, die in den südlichen Städten Europas an allen Plätzen und Straßenecken zu finden, bei uns aber immer noch sehr selten eingerichtet sind, obwohl das kühlende Wasser bei großer Hitze nicht nur den Durst löscht, sondern auch Gesicht, Arme und Hände erfrischen kann. Außerdem brauchen wir Wasserflächen in Form von Becken oder Brunnen, am besten mit Fontänen, die möglichst hoch sprudeln. Das in der Hitze verdunstende Wasser sorgt für sinkende Temperaturen. Früher flossen in den meisten Städten Straßenbäche, die zur Lieferung von Brauchwasser dienten, aber auch zur Klimaverbesserung beitrugen. Die Stadt Freiburg/Breisgau ist berühmt für die sogenannten „Bächle“, die durch die Altstadt fließen.

 

Bürgerinitiative in Regensburg fordert Umbau von Plätzen

Als Beispiel für eine Gesamtplanung mit Grün und Wasser sei der Obermünsterplatz in der mittelalterlichen Altstadt von Regensburg präsentiert, der sich gegenwärtig noch in einem beklagenswerten, unsanierten Zustand befindet und lediglich als Parkplatz genutzt wird. Die Bürgerinitiative der Altstadtfreunde von Regensburg fordert seit Jahren eine Begrünung der Fläche und die Installation eines Springbrunnens. In einer Computersimulation (Katharina Schaller) zeigt sie, wie der Platz gewinnen würde, wenn man den Verkehr aussperrt und dem Platz durch Grün und Wasser eine neue Gestaltung gib.

Mit Wasser kann man aber noch viel mehr Schutz vor zu großer Hitze spenden, wenn man sich neuer Technologien bedient. Eine vorbildliche Rolle spielt hier die Stadt Wien, die sich konsequent um neue Lösungen bemüht. Im Esterhazy-Park im Stadtteil Maria Hilf sprudeln Wasserfontänen und liefern neben Verdunstungskälte auch Erfrischungsfreuden für die Kinder. Dazu wurden aber auch kreisförmige Wassernebelspender installiert, die als begrünte Pavillons entworfen wurden. Sie sprühen von oben her Wassernebel herab, der so fein dosiert ist, dass er die unten sitzenden Menschen nicht nass macht, aber durch den verdunstenden Wassernebel kühle Luft spendet, die angenehm erfrischt.

 

Wasser kühlt Innenstädte wie Wien in heißen Sommermonaten

Solche Wassernebelspender werden auch immer häufiger auf den Freiflächen von Restaurants (unter schützenden Markisen) installiert, wo sich die unten sitzenden Gäste über Kühlung und angenehme Luftfeuchtigkeit freuen können. Wien stellt außerdem Wassernebelspender an besonders heißen Orten in der Altstadt auf. Sie strömen auf Knopfdruck einen feinen Wassernebel aus, der erfrischt und kühlt, aber die Benutzer nicht nass macht. Das hier gezeigte Modell wurde von den Wiener Bürgerinnen und Bürgern liebevoll „Sommerspritzer“ getauft. Als erfolgreiche Lösung der Hitzeprobleme gilt auch der sog „Cooling Spot“ am Schlingermarkt in Wien.

Hier hat die Stadt neben dem Marktplatz Holzbänke aufgestellt, die Tröge mit Grünpflanzen einfassen. Darüber steigen hölzerne Pfeiler hoch und tragen mächtige Baldachine, die einerseits Schatten spenden, andererseits Wassernebel nach unten versprühen. So können sich Menschen während des Einkaufs hinsetzen, ausruhen, die Pflanzen genießen und sich mit dem Wassernebel von oben angenehm kühlen lassen.

Es ist zu wünschen, dass sich die verantwortlichen Planer und Kommunalpolitiker in den Städten zukünftig noch mehr an Vorbildern wie den hier gezeigten orientieren. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit unsere Altstädte attraktiv und lebenswert bleiben!

 

Klimaresilienz fördern

Weitere Infos zu Bundesförderprogrammen in Sachen Klimaresilienz gibt es hier: Bundesbauministerium und Bundesumweltministerium unterstützen Städte und Gemeinden bei Klimaanpassung

 

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