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WASNI:
Die inklusive Hoodie-Manufaktur

Im ersten Inklusionsunternehmen, das in Deutschland Kleidung herstellt, arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung. WASNI steht für „wenn anders sein normal ist“.
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von Kristin Frauenhoffer

Ein ganz normales Team: Die WASNI-Truppe

Daniel Kowalewski hat ein ganz normales Unternehmen. Zumindest wünschte er sich, dass sein Unternehmensmodell als ganz normal angesehen würde. Deshalb heißt seine Firma auch WASNI – ein Akronym für „wenn anders sein normal ist“. In der Realität ist WASNI aber ein Inklusivunternehmen, in dem mindestens 50 Prozent der Mitarbeiter*innen eine Behinderung haben. Gemeinsam produzieren sie handgefertigte und maßgeschneiderte Hoodies und Kapuzenjacken aus Bio-Baumwolle.

„Das, was wir machen, ist gar nicht so besonders. Wenn Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt mehr Anerkennung erfahren würden, dann bräuchte man kein Inklusivunternehmen. Dann wären alle Unternehmen wie wir“, erklärt Daniel seine Vision im Gespräch mit good news for you. Seiner Ansicht nach gelte es nämlich, die Stärken von Menschen zu würdigen, statt sich auf ihre – manchmal offensichtlichen – Schwächen zu konzentrieren. Das Besondere an WASNI ist deshalb eigentlich weniger die diverse Belegschaft, als vielmehr das positive Arbeitsklima. Hier wird jede*r gesehen und wertgeschätzt – ob körperlich, geistig oder gar nicht behindert.

 

Alles auf Neustart mit Ende 30

Das Besondere an WASNI ist aber auch Unternehmer Daniel selbst. Sein Werdegang ist so gar nicht das, was man normal nennen würde. Gegründet hat er das Hoodie-Unternehmen 2016. Es war das Ergebnis einer längeren Suche. Nachdem Daniel 13 Jahre im Vertrieb und in der Logistik großer Industrieunternehmen gearbeitet hatte, kam er an einen Punkt, an dem er nicht mehr wollte. Er befand sich in einer Art Sinnkrise, die zu einer Sinnsuche wurde. Die Suche nach einer Berufung, wie er es nennt. Er war damals Ende 30 und absolvierte einen Bundesfreiwilligendienst in einer Schule für Kinder mit geistiger Behinderung. Ein Schritt, den man sich mit Ende 30 erst einmal trauen muss.

 

Ein privat geführtes Inklusivunternehmen, das erfolgreich ist – das ist WASNI

Das Jahr dort wurde für Daniel ein Augenöffner. „Mir wurde sehr schnell klar, dass ich nicht mehr in die alte Welt zurück möchte“, erzählt er heute. Doch wohin dann? Seine Erfahrungen aus der Wirtschaft wollte Daniel nutzen und sie mit seinen neuen Einblicken in die soziale Arbeit verbinden. Deshalb gründete er WASNI mit Jobs für Menschen mit und ohne Behinderung. Er wählte dabei bewusst ein produzierendes, privat geführtes Gewerbe, ohne Trägerschaft bei einem karitativen Verein. „Wir möchten damit die Lücke schließen zwischen den typischen Werkstätten für Menschen mit Behinderung und dem ersten Arbeitsmarkt“, erklärt Daniel. „Ich möchte beweisen, dass es möglich ist, so wie wir zu arbeiten und gleichzeitig erfolgreich zu sein.“ Das sei laut Daniel glaubwürdiger ohne die Trägerschaft eines Vereins.

 

Fast jeder zweite Pulli geht „anders“ heraus


Und WASNI ist erfolgreich! Daniel erreiche ich für ein Interview erst im zweiten Anlauf. Vor Weihnachten erhielt ich nur eine entschuldigende Mail, dass gerade einfach viel zu viel los sei. Die Hoodies und Jacken sind aber auch einfach schön und kuschelig anzusehen. Und was noch besser ist: Sie sind maßgeschneidert. Denn nicht nur die Belegschaft, sondern auch die WASNI-Kund*innen sind besonders. Fast jeder zweite Pulli geht „anders“, also in einer Sondergröße, -länge oder -proportion heraus. Für Daniel und sein Team ist das kein Problem. Dank des praktischen Online-Konfigurators kann man sich bei WASNI seinen Traumhoodie ganz frei selbst zusammenstellen – angefangen bei Farbverläufen, über die Kordeln, die Bündchen bis hin zu Ärmellänge, Umfang oder Kapuzenfarbe. Fast alles geht bei WASNI. Die ersten zwei Jahre konnte man nur im Ladengeschäft in Esslingen shoppen, doch seit es den Konfigurator gibt, machen die Onlinekäufe rund 80 Prozent der Umsätze aus.

 

Die gemeinsame Pause ist bei WASNI ein Muss

Auf die Frage, ob er als Chef mit Mitarbeiter*innen, die eine Beeinträchtigung haben, anders umgeht als mit gesunden, winkt Daniel nur ab. „In einer Führungsposition solltest du immer individuell auf den Menschen eingehen, weil wir alle unterschiedlich sind. Das ist bei uns auch nicht anders.“ Allerdings räumt er ein, dass schon mehr kommuniziert werden muss. Gerade Menschen mit geistigen Behinderungen oder mit psychischen Erkrankungen profitierten davon, viel in Kontakt und Austausch mit anderen zu sein. So ist die gemeinsame Pause bei WASNI genauso ein Muss wie die individuelle Begleitung. Das tut auch Daniel gut, der von sich sagt, gern in Verbindung mit Menschen zu sein.

 

Verständnis für die Mitarbeiter*innen und Raum zur Entfaltung

„Ich finde es sehr schade, dass psychische Erkrankungen bei uns nicht als Behinderung angesehen werden“, sagt Daniel. Dabei sei es gerade für psychisch Kranke enorm schwierig, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Eben weil ihre Beeinträchtigung nicht zu sehen ist. Und weil die meisten sich der Auswirkungen dieser Krankheiten nicht bewusst sind. Kadde, die bei WASNI arbeitet und seit ihrem 12. Lebensjahr an Depressionen leidet, hätte zum Beispiel nie gedacht, überhaupt eine Anstellung zu finden. Sie kann nur drei Stunden täglich arbeiten und wenn es ihr nicht gut geht, kann sie gar nicht kommen. Für die meisten Unternehmen ein No-Go. Bei WASNI bekommt sie dafür Verständnis, wird nicht überfordert und hat gleichzeitig viel Raum zur eigenen Entfaltung. Schritt für Schritt wurde sie an das Arbeitsleben herangeführt. Es gibt wohl nur wenige Unternehmen, die Inklusion so authentisch leben wie WASNI.

 

Barrierefrei in jeder Hinsicht


Daniel geht mit seinem Unternehmen sogar noch einen Schritt weiter. Während der Bau barrierefreier Zugänge und angepasster Arbeitsplätze für die Inklusion sicher zielführend ist, lernen die Mitarbeiter*innen von WASNI sogar eine neue Sprache. Die Modeteilnäherin Yaprak ist gehörlos und verständigt sich in Gebärdensprache. Ihre Barriere ist, dass sie die anderen nicht versteht. Damit die Kommunikation funktioniert, muss jede*r, der oder die bei WASNI arbeitet, bereit sein, einen Gebärdensprachkurs zu absolvieren. „Das ist für mich Inklusion“, sagt Daniel.

 

Fairer Lohn: Bei WASNI bekommen alle nahezu das gleiche Gehalt

Auch wenn es für Firmengründer Daniel nicht immer leicht ist, steht er doch voll und ganz zu seinem Konzept. Die Loyalität seiner Mitarbeiter*innen hat er auf jeden Fall. Sie fühlen sich bei WASNI wohl, betrachten das Unternehmen als ihren sicheren Hafen. Unter den mittlerweile 15 Mitarbeiter*innen herrscht eine gute Stimmung. Viel wird gemeinsam entschieden, und sie betrachten sich als eine große Familie. Auch die Lohnstruktur ist mehr als fair. Denn jede*r erhält annähernd das gleiche Gehalt, ungefähr ein Drittel über dem gesetzlichen Mindestlohn, inklusive Inhaber Daniel. „Am Anfang gab es Mindestlohn für alle, auch für mich. Wenn man das ausprobiert hat, kann man nicht mehr gegen die Steigerung des Mindestlohns sein“, erinnert sich Daniel. Seine Idee ist es, mit steigendem wirtschaftlichen Erfolg auch die Löhne immer weiter anzuheben und seine Mitarbeiter*innen auf diese Weise zu beteiligen.

 

Weniger höher, schneller, weiter – stattdessen mehr Orientierung am Gemeinwohl

Für Daniel ist WASNI auch ein großes Experimentierfeld, um neue Ideen auszuprobieren. Immer wieder stellt er sich die Frage: Was ist ein gutes Unternehmen? „Inklusion ist da nur ein Thema. Es geht auch darum, wie transparent wir sind, wie wir Entscheidungen treffen, wie wir nachhaltiger werden“, erzählt der 46-Jährige im Interview. Ziel sei es nicht, so groß wie möglich zu werden, sondern den Fokus auf die Menschen, die Kund*innen und die Umwelt zu legen. Das wünschte er sich auch für die Wirtschaftswelt im Allgemeinen. Weniger höher, schneller, weiter und stattdessen mehr Gemeinwohlorientierung. „Ich hoffe, das klingt nicht zu sehr nach Sozialismus“, sagt Daniel mit einem Augenzwinkern. Eher nach gelebtem Idealismus, der sich bei WASNI offensichtlich zu realisieren scheint. „Ich möchte vor allem andere inspirieren und zeigen: Es geht. Probiert es aus!“, so Daniel weiter. Er hat noch andere Ideen für die Zukunft von WASNI im Kopf. Genauso wie für seinen persönlichen Weg zur Berufung. Denn WASNI ist zwar ein großer Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht der letzte.

 

Unser Ostergeschenk: Ein maßgeschneiderter Hoodie von WASNI und good news for you!

Und das ist unsere gemeinsame Überraschung für euch: ein Premium-Modell von WASNI! Das heißt, ihr könnt euch euren neuen Lieblings-Hoodie mit Hilfe des Konfigurators selbst zusammenstellen: das Modell, den Schnitt, die Farben von Stoff und Kordeln – mit oder ohne Brand.

Und so könnt ihr an unserem Oster-Gewinnspiel 2022 teilnehmen: Verratet uns, was euch an dem Unternehmenskonzept von WASNI besonders fasziniert. Schickt uns eure E-Mail an toitoitoi@goodnews-for-you.de – Stichwort: „WASNI“. Einsendeschluss ist Sonntag, der 24. April 2022. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir drücken fest die Daumen und wünschen euch viel Glück!

 

Mehr Informationen zu WASNI findet ihr hier: www.wasni.de

 

Ganz lieben Dank an Christine Deger, die uns auf WASNI aufmerksam machte!

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

 

4 Antworten

  1. Das Modell zeigt doch das jeder anders ist. Mich begeistert dass sie das auch in der Mode zeigen indem man ganz individuell bedient wird.

  2. Mir gefällt das gute Miteinander im Team, dass jeder in seiner/ihrer Individualität geschätzt wird, dass jeder Kunde seinen individuellen Hoodie selbst kreieren kann, dass die Hoodie aus Biobaumwolle und kuschelig weich und super bequem sind. Tolles Unternehmen! Alles Gute weiterhin! Ich supporte Euch auch weiter! LG Andrea

    1. Hallo Andrea. Danke für deinen Kommentar. Ja, uns hat die WASNI-Atmosphäre auch sehr gut gefallen 🙂 hoffentlich sind sie ein Vorbild für viele andere. Alles Gute!

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