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Wenn zwischendurch alles zu viel wird …

Überlastet, arg unter Druck, alles zu viel? Hilfreiche Tipps von Gesundheitsexpertin Julia Pfannenstein, wie man leichter und zufriedener seinen Alltag bewältigt
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Interview: Isolde Hilt

„Wie geht es dir?“ Die Antworten auf diese Frage fallen gerade doch sehr gemischt aus. Manche denken sehnsüchtig an den Sommer, die Wärme, das Licht zurück. Andere zählen die Wochen bis zu den Festtagen, verbunden mit der Hoffnung auf etwas Erholung. Und viele kommen gar nicht mehr wirklich zum Nachdenken. Im Job scheint sich in fast jeder Branche der Druck in der Vorweihnachtszeit zu verdoppeln. All das macht es nicht gerade leicht, seine Tage frohgemut und zuversichtlich anzugehen. Was also tun, damit es einem besser geht, selbst wenn man zunächst denkt, man habe die Zeit dafür nicht …? Und worauf können auch Unternehmen achten, um die oft doch sehr stressige Zeit gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut zu bewältigen?

Darüber haben wir mit Julia Pfannenstein, examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Diplom-Gesundheitsökonomin und Yogalehrerin, gesprochen.

Julia war mehrere Jahre als Führungskraft in verschiedenen Bereichen im Gesundheitswesen tätig, bevor sie sich als Coach mit Colorfulemotions für Unternehmen und Privatpersonen selbstständig machte. Darüber hinaus arbeitet sie beim „Krisendienst Bayern – Leitstelle Oberpfalz“, einer Beratungsstelle für Krisenintervention, um Hilfesuchenden in seelischen und psychosozialen Notlagen zur Seite zu stehen. All diese Arbeitsfelder vermitteln ihr einen guten Einblick, was Menschen gerade bedrückt und belastet. In ihrer Arbeit will die Gesundheitsexpertin insbesondere vermitteln, wie wichtig es ist, auf seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten oder auch rechtzeitig Grenzen zu ziehen, wenn man gesund und stabil bleiben will. Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz spielt dabei eine wichtige Rolle.

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Wie steht es um die Zufriedenheit am Arbeitsplatz? Erkennen Unternehmen, dass das auch für ihren Erfolg wichtig ist?

Betrachten wir die Entwicklung der letzten Jahre, lässt sich feststellen, dass das Bewusstsein dafür zunimmt. Das Unternehmen Jimdo stellte beispielsweise 2011 die erste Feelgood-Managerin ein und setzte damit einen wichtigen Meilenstein in den Anfängen des Feelgood-Management-Ansatzes. Bodo Janssen von der Upstalsboom Hotelkette nutzte das negative Feedback einer Befragung unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2010 dazu, sich selbst als Führungskraft zu hinterfragen. Er veränderte daraufhin nicht nur seinen eigenen Führungsstil, sondern auch die Kultur der gesamten Hotelkette. Die Zufriedenheit der Beschäftigten und auch die Effizienz des Unternehmens stiegen deutlich. Gleichzeitig sanken die Fluktuation und die Ausfallquote.

 

Was macht zufriedene Mitarbeiter*innen aus und lässt sie ihre Arbeit leichter tun?

Dort, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur als Arbeitskräfte, sondern als Menschen wertgeschätzt und in verschiedene Prozess miteinbezogen werden, können sie selbst in einem anspruchsvollen Umfeld die besten Leistungen erbringen. Ein Wir-Gefühl im Arbeitsfeld führt zu mehr Vertrauen, ehrlicher Loyalität, einem Growth Mindset und bedeutet zudem auch mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden.

 

Wie es uns geht, hängt jedoch nicht nur von der Firma, der Organisation ab, in der wir arbeiten. Wir lernen jede Menge in unserem Leben, erarbeiten uns komplizierte Sachverhalte, Themenbereiche. Wie wir aber mit uns selbst umgehen sollen, besser auf uns achten können, lernen wir irgendwie nicht wirklich. Woran liegt das?

Das ist ein sehr wichtiges und zentrales Thema, das meistens auf unsere Kindheit zurückzuführen ist. Bereits als Kind verankern wir gewisse Vorstellungen darüber, welches Verhalten uns die Anerkennung unserer Bezugspersonen einbringt. Verinnerlichte innere Glaubenssätze wie „Ich werde nur anerkannt, wenn ich das erreiche“, können unsere Überzeugungen und unser Verhalten noch im Erwachsenenalter beeinflussen. Diese inneren Antreiber begleiten uns dann durch unsere leistungsorientierte Schulzeit und prägen somit auch unser Erwachsenenleben.

Durch diesen inneren Druck, immer alles geben zu müssen und perfekt zu sein, leisten wir häufig viel mehr, als wir selbst kompensieren können. Wir achten dabei nicht auf unsere körpereigenen Alarmsignale. An dieser Stelle möchte ich auf eine positive Entwicklung aufmerksam machen: Mittlerweile integrieren immer mehr Schulen das Fach „Glück“ in ihren Unterricht. um bereits die Kleinsten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und auf die Anforderungen des Lebens vorbereiten.

 

Die Wochen vor Weihnachten sind für die meisten – egal, in welchem Beruf sie stecken – ziemlich kräftezehrend. Da wird leicht alles zu viel. Hinzu kommen die kalte Jahreszeit und die Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt. Wie kann man sich hier selbst besser schützen und trotzdem sein Pensum schaffen?

Der Dalai Lama sagte einmal: „Verbringe jeden Tag einige Zeit mit dir selbst.“ Das ist der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit. Suche bewusst nach Möglichkeiten, um zurück zur Balance zu finden. Achte auf eine wohlwollende Haltung, geprägt von Mitgefühl, für dich selbst. Blicke trotz der aktuellen Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft.

Fragen an dich selbst können weiterhelfen: Was bereitet dir Freude? Was schenkt dir Entspannung und Entschleunigung? Gehe mit dir selbst so liebevoll um wie du es mit Menschen tust, die dir am Herzen liegen. Und versuche, klare Grenzen zu setzen. Es ist vollkommen in Ordnung, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und vielleicht hin und wieder eine Verabredung abzusagen, wenn du dich gerade eher nach Ruhe sehnst.

 

Gibt es Wohlfühl-Übungen mit sofortiger Wirkung, die man auch in einen dichten Alltag einbauen kann?

Julia Pfannenstein, Diplom-Gesundheitsökonomin • Foto: privat

Ja. Es ist nicht unbedingt nötig, stundenlang auf einem Meditationskissen zu sitzen, um zu sich zurückzufinden. Häufig reichen bereits wenige Minuten aus, um den Körper und Geist zu beruhigen und das Erleben positiver Emotionen in uns zu fördern.

Verteile Smileys in der ganzen Wohnung oder an deinem Arbeitsplatz!

Lächeln

Eine positive Nachricht aus der Wissenschaft: Unser Gehirn kann zwischen einem echten und einem künstlichen Lächeln nicht unterscheiden. Trickse deinen Körper bewusst aus und schenke dir selbst eine Minute lang ein Lächeln. Das führt zu einer sofortigen Ausschüttung von Glückshormonen. Der positive Nebeneffekt: Lächeln ist ansteckend und löst somit eine positive Gegenreaktion des Gegenübers aus.

Impuls: Verteile Smileys in der ganzen Wohnung oder an deinem Arbeitsplatz. Unser Gehirn speichert das „Angelächelt werden“ unterbewusst als positive Erfahrung ab. Das hat unmittelbar einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden.

Achtsamkeit

Durch ein regelmäßiges, achtsames Wahrnehmen der eigenen Emotionen – das heißt, präsent und absichtsvoll im Hier und Jetzt zu sein, ohne dabei zu bewerten –ist es möglich, die eigenen Emotionen besser zu regulieren. Durch dieses bessere Erkennen lernen wir zugleich, Schritt für Schritt besser mit Stress umzugehen.

Außerdem kann die Achtsamkeitspraxis unsere kognitiven Fähigkeiten verbessern, unser Wohlbefinden erhöhen und unser Mitgefühl positiv beeinflussen.

Impuls: Wenn du bemerkst, dass dir alles zu viel wird, dann schenke dir bewusst eine achtsame Pause. Konzentriere dich dabei für einen Moment nur auf deinen Atem. Achte dabei auf eine aufrechte Körperhaltung und minimiere die Reize von außen. Mit jedem Einatmen sage in Gedanken zu dir selbst „Lass“ und mit jedem Ausatmen „Los“.

Dankbare Menschen sind häufig zufriedener und gelassener.

Dankbarkeit

Aufrichtige Dankbarkeit fördert das Erleben positiver Emotionen und erhöht unser individuelles Wohlbefinden. Dankbare Menschen sind häufig zufriedener und gehen zudem gelassener mit herausfordernden Situationen um.

Impuls: Notiere dir abends vor dem Schlafengehen drei Dinge, für die du heute dankbar bist. Lasse hierzu deinen Tag noch einmal Revue passieren. Was war heute positiv? In welchen Momenten hast du dich glücklich gefühlt? Was hast du heute gut gemacht?

 

Wie schafft man es, Gewohnheiten, die einem gut tun, stabil bei sich zu etablieren? Wir neigen ja doch dazu, sehr leicht in alte Muster zurückzufallen …

Es kann sehr hilfreich sein, sich kleine „Reminder“ zu setzen: zum Beispiel in Form eines kleinen Notizzettels an der Kühlschranktür oder eines Armbands, das uns täglich an unsere Tiny Habits (gesunde Gewohnheiten, die wir verinnerlichen wollen) erinnert. Wichtig dabei ist, dass die Gewohnheit Freude bereitet und nicht als Verpflichtung angesehen wird, die zusätzlichen Stress bedeutet.

 

Was tust du dir jeden Tag Gutes, damit nicht alles zu viel wird?

Morgens meditiere ich für einen Moment und trinke einen Liter stilles Wasser. Abends praktiziere ich ein Dankbarkeitsritual. Außerdem versuche ich täglich, mindestens 30 Minuten lang spazieren zu gehen.

 

Noch etwas, das du mit auf den Weg geben kannst?

„Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere. Und alles, was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst.“  THICH NHAT HANH

 

Mehr Informationen: https://www.colorful-emotions.com/

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

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PS: Und auch auf das Buch „Papas kleiner Kobold“ von Julia Pfannenstein und Anna Demchenko, das am 1. Dezember 2021 im Peckelston Verlag erscheint, machen wir gerne aufmerksam. Es leistet eine kindgerechte Aufklärung über die tückische Entstehung und schwerwiegende Auswirkung der Alkoholsucht eines Elternteils und wie sie sich auf die Familie auswirkt.

https://www.peckelston.com/papas-kleiner-kobold/

Eine Antwort

  1. Ein schöner Beitrag für den Umgang mit dem regulären Stress. Wenn es allerdings um die Corona-Pandemie geht, die in einer Frage auch angesprochen wurde, fehlt mir der Hinweis auf die Impfmöglichkeit als beste Möglichkeit, die anderen und sich selbst solidarisch zu schützen. So könnte man den Spruch von TNT auch interpretieren. Natürlich muss das jeder Mensch selbst entscheiden. Für mich ist es eine klare solidarische Entscheidung der Nächsenliebe.

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