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Die Macht der Gedanken ...

Wie Gedanken meistern, die nicht gut tun?

Gedanken lösen Gefühle aus. Oft genug in eine Richtung, die uns nicht gut tut. Zum Beispiel in den Zwang, schön sein zu müssen, um sich geliebt zu fühlen. Was tun? Franziska Iwanow stellt euch die Methode „The Work“ von Byron Katie anhand eines Fallbeispiels vor.
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von Franziska Iwanow

 Gedanken haben Kraft. Meistens mehr, als uns bewusst ist. Je nachdem, welchen Gedanken wir glauben, empfinden wir eher angenehme oder unangenehme Gefühle. Diese Gefühle wiederum beeinflussen unmittelbar unser Verhalten und unsere Handlungen. Manchmal werden Gedanken zu Glaubenssätzen, die in die Enge treiben können.

 

Gedanken … Vielleicht erkennst du dich in einem dieser drei, etwas überspitzten Beispiele:

  1. Eine Frau bekommt überraschend ein Geschenk von ihrem Freund. Reagiert die Frau darauf mitGedanken wie „Oh, wie schön, dass er an mich gedacht hat. Wie lieb von ihm!“ oder „Ich liebe Überraschungen!“, wird sie Freude empfinden. Sie wird dankbar sein und sich von ihrem Freund geliebt fühlen.
    Kommen hingegen Gedanken auf wie „Er hat mir etwas geschenkt, aber ich habe jetzt kein Geschenk für ihn“, „Das Geschenk passt nicht zu mir. Er kennt mich gar nicht richtig“, „Was ist der Hintergedanke bei dem Geschenk?“, wird sie sich eher schuldig, traurig oder misstrauisch fühlen.
    Vermutlich wird sie sich je nach dem Gefühl, das der entsprechende Gedanke ausgelöst hat, unterschiedlich verhalten.
  2. Jemand plant mit großer Vorfreude einen Outdoor-Ausflug. Am Tag des Ausflugs schüttet es aus Eimern. Ist die gedankliche Reaktion darauf, „Na toll, war ja klar, dass wieder etwas schief geht! Warum kann nicht einmal etwas klappen?!“, werden Laune und Verhalten anders aussehen als bei dem Gedanken, „Wie ärgerlich, aber hilft jetzt nichts. Machen wir das Beste daraus!“
  3. Einem Mann unterläuft bei einer beruflichen Präsentation ein unnötiger, aber nicht schwerwiegender Fehler. Denkt er, „Ich bin so ein Versager! Nichts bekomme ich richtig hin. Jetzt halten mich die anderen für inkompetent“, schämt er sich vermutlich, macht sich klein und führt die Präsentation unsicher fort.
    Denkt er hingegen, „Fehler passieren jedem einmal. Ich gebe einfach mein Bestes!“, kann er seinen Fauxpas vielleicht mit einem charmanten Kommentar korrigieren und souverän weitermachen.

 

Über Gedanken, die sich zu Glaubenssätzen verfestigt haben

Nicht das Geschenk, der Regen oder der Fehler lösen die Gefühle aus, sondern die gedankliche Interpretation. Die eigene Bewertung entscheidet über angenehme oder unangenehme Gefühle. Üblicherweise werden Gedanken und Gefühle nicht nacheinander wahrgenommen, sondern entweder zeitgleich oder man überhört die eigenen Gedanken und spürt nur die emotionale Reaktion. Gedanken rauschen in so einer Menge und Geschwindigkeit durch unsere Hirne, dass es kaum möglich ist, ihr Erscheinen zu verhindern.

Auch wenn wir bestimmte Gedanken nicht verhindern können, können wir doch sehr wohl lernen, sie wahrzunehmen und bewusst zu entscheiden, welche wir bestärken, wiederholen und füttern und welche nicht. Zum Glück müssen wir uns nicht alles glauben, was durch unseren Kopf flattert.

Es gibt jedoch fest verankerte Gedanken über uns selbst und die Welt um uns herum, die sich wie Wahrheiten, wie Tatsachen anfühlen und die wir nicht (mehr) in Frage stellen. Diese nennt man im Coaching Glaubenssätze. Es handelt sich dabei um Annahmen, die wir für Fakten halten. Zum Beispiel: „Ich bin nicht liebenswert.“

Ich möchte hier eine Methode vorstellen, mit der man tiefer liegende Glaubenssätze wie unbequeme Alltagsgedanken überprüfen und verändern kann.

 

Sich und seinen Gedanken auf der Spur

Meiner Erfahrung nach ist die größte Herausforderung, sich zunächst selbst beim Denken zuzuhören und einzelne Gedanken herauszugreifen. Das lässt sich gut üben, indem man sich einmal am Tag ein paar Minuten Zeit nimmt, um unzensiert herunterzuschreiben, was einen gerade beschäftigt. Ziemlich sicher stechen dabei Sätze heraus, mit denen sich eine nähere Beschäftigung lohnt. Meistens sind das die Sätze, die sofort unangenehme Gefühle und Enge im Körper auslösen.

Eine meiner Lieblingsmethoden, um diese Gedanken näher zu beleuchten, ist „The Work“ von Byron Katie. Zugegeben, die Methode ist anfangs zeitaufwendig und kann emotional anstrengend sein. Sie ist aber auch ein Schlüssel zu mentaler und emotionaler Freiheit.

 

Ein Gedanke, der viele plagt: „Ich bin nicht schön, nicht attraktiv genug.“

Als Beispiel dient im Folgenden ein Gespräch, das ich so ähnlich mit einer lieben Klientin geführt habe und die hier stellvertretend Paulina heißt. Paulina ist eine wunderschöne, gesunde, junge Frau, die sich selbst gar nicht gefällt, weil sie stets nur das an sich sieht, was nicht ihren ästhetischen Anspruch erfüllt.
Wir sprachen viel über Schönheit. Die ersten Stichpunkte, die ihr dazu in den Sinn kamen, waren: Diät, Verzicht, konsequentes Sporttraining, Verlängern der Wimpern, Verkleinern der Nase, Highheels, …
Ein Gedanke, den sie mehrfach erwähnte, war: „Schönheit ist erreichbar, aber harte, nie endende Arbeit.“ Sich selbst gegenüber ist sie dabei äußerst kritisch und urteilt schnell und streng. Dem bekannten Spruch „Wer schön sein will, muss leiden“ stimmte sie zwar lachend, aber aus voller Überzeugung zu.

Paulina ließ sich auf eine Überprüfung mit Byron Katies „The Work“ ein. Der Gedanke „Wer schön sein will, muss leiden“ ist an sich noch kein Problem. Es zwingt uns ja niemand dazu, schön sein zu wollen. Die implizierte Annahme, „Ich sollte schön sein“, wiegt dagegen gleich viel schwerer.

The Work ist eine ausgezeichnete Methode, um Gedanken zu überprüfen. Sie will nichts wegnehmen, zwingend ändern und es geht auch nicht um positive Affirmationen. Wir nehmen uns lediglich einen Satz vor und prüfen, ob es sich um Annahmen oder Fakten handelt. Wir spüren nach, welche Gefühle und welches Verhalten dieser Satz auslöst und fragen am Schluss, ob der Gedanke es wert ist, wiederholt und bekräftigt zu werden.
Man kann dabei stets nach einem festen Schema vorgehen, das ich hier vorstelle.

 

The Work, 1. Schritt: „Ist das wahr?“

Schritt 1: „Ist das wahr?“

Liebe Paulina, bist du bereit?

Ja, gerne. Ich möchte den Satz „Ich sollte schön sein“ überprüfen.

Nur für mein Verständnis – du meinst äußerlich schön?

Ja, Gesicht, Haare, Figur usw.

Okay. „Ich sollte schön sein.“ Ist das wahr?

Ja klar! Nur wer schön ist, wird anerkannt. Wer schön ist, gehört dazu, ist erfolgreicher, beliebter, bekommt leichter einen Partner, hat oft bessere Jobchancen, wird besser bezahlt usw.

Das sind alles Gedanken, die du näher untersuchen kannst. Such dir den aus, der für dich gerade die meiste emotionale Ladung hat.

Wie, alle Gedanken einzeln??

Das wäre gründlich … Die Methode heißt nicht umsonst „The Work“. Aber wahrscheinlich merkst du nach zwei, drei Durchgängen, dass es auf das gleiche hinausläuft. Lass uns mit einem anfangen.

Ich sollte schön sein, um dazuzugehören.

Wozu?

Wie wozu?

Du solltest schön sein, um wo dazuzugehören? Zu wem?

Zur Gesellschaft … Na gut, du willst es vermutlich konkreter wissen. Wenn ich genau nachspüre, meine ich wohl: „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gerne mit mir zusammen sind.“

In Ordnung, nehmen wir diesen Satz. Ist diese Aussage wahr?

Ja natürlich! Jeder umgibt sich lieber mit Menschen, die schön sind.

 

The Work, 2. Schritt: Kannst du dir hundertprozentig sicher sein?

Schritt 2: „Kannst du dir hundertprozentig sicher sein?“

Kannst du hundertprozentig sicher sein, dass das wahr ist? Würde dir jede*r uneingeschränkt zustimmen, dass deine Aussage „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gerne mit mir zusammen sind“ eine beweisbare Tatsache ist?

Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Wer will denn mit jemandem befreundet sein, der hässlich ist?

Tut mir leid, aber ich kann da nicht mitgehen. Wenn du mir einen bildschönen Menschen vorstellst, der zwar ein hübsches Gesicht und eine perfekte Figur, aber keinen Funken Humor hat, dafür mit seinem Jähzorn glänzt und sich für niemanden interessiert, möchte ich mit dem nicht meine Zeit verbringen. Und wahrscheinlich würde ich seine äußerliche Schönheit relativ schnell nicht mehr wahrnehmen.
Lerne ich jemanden kennen, mit dem ich lachen kann, der herzlich und neugierig ist, wäre das eine sehr angenehme Gesellschaft für mich. Auch, wenn dieser Mensch vielleicht nicht unbedingt meinem Schönheitsideal entspricht.

Ja, stimmt eigentlich. Das sehe ich schon auch so.

Die Aussage ist keine Tatsache, sondern ein Gedanke, eine Meinung, eine These. Zu einem Fakt kannst du nur deine Einstellung ändern. Einen Gedanken hingegen kannst du glauben oder nicht, ein Gedanke lässt sich überprüfen.

 

The Work, 3. Schritt: Wie reagierst du auf den Gedanken?

Schritt 3: „Wie reagierst du auf den Gedanken?“

Wie fühlst du dich, wenn du glaubst: „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind.“

Oh, da kommt ganz viel auf einmal. Auf jeden Fall merke ich totalen Druck, eine große Anspannung. Wie vor einer Prüfung … ich habe den Eindruck, jeder beurteilt mich und ich darf auf keinen Fall durchfallen. Ich bin angespannt, versuche aber, es mir nicht anmerken zu lassen. Denn Stressflecken im Gesicht machen ja nicht gerade schöner. Oh Mann, …
Ich vergleiche mich ständig mit anderen. An schlechten Tagen sehe ich nur Leute, die viel schöner sind als ich – schlanker, fitter, glänzendere Haare, eine kleinere Nase, einen flacheren Bauch. An besseren Tagen schneide ich im Vergleich besser ab. Dann sehe ich auch Menschen, die schlechter aussehen als ich. Aber die Tage, an denen ich den Bauch einziehe, überwiegen. Ich stehe immer in Konkurrenz. Ich vergleiche mich durchgehend und nicht nur mit Berühmtheiten im Fernsehen oder Models auf Instagram. Auch mit meinen Schwestern, Freundinnen, Arbeitskolleginnen. Das ist unglaublich anstrengend!

Das ist das, was du dann machst. Gut beobachtet! Und wie fühlst du dich emotional dabei?

Gestresst, angestrengt, überfordert. Oft frustriert. Wenn dann dieses „Wer schön sein will, muss leiden“ dazukommt, wird es richtig ätzend. Denn ich sollte ja schön sein, ich will aber nicht leiden. In meinem Kopf heißt schön = schlank, durchtrainiert, perfekt geschminkt, gestylt, tolle Klamotten, weiße, gerade Zähne.
Auf Essen verzichten, immer trainieren, hohe Schuhe, damit die Beine länger wirken usw. ist für mich aber wirklich oft Leiden. Manchmal habe ich Spaß daran, mich so aufzuhübschen, meistens habe ich aber keine Lust darauf.

Wie fühle ich mich dann? Ich werde sauer, wer bitte hat sich denn diesen Mist ausgedacht? Und warum spiele ich da ständig mit?? Ich fange an, nach Schuldigen zu suchen, fühle mich dem Schönheitsideal ausgeliefert. Habe Angst, dass ich alleine und ausgeschlossen dastehe, wenn ich aufhöre, mich diesem Wahn zu unterwerfen. Was ist, wenn die anderen dann sagen: „Guck dir mal die an, wie die sich gehen lässt!“

Wenn ich ehrlich zu mir bin, kommen echt unangenehme Gefühle. Ich bin wütend! Ich bin neidisch auf andere, eifersüchtig, missgünstig. Wenn ich mich nicht gerade minderwertig fühle, fange ich an, die, gegen die ich besser abschneide, zu verachten. Dafür schäme ich mich. So gemein will ich gar nicht sein.
„Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind.“ Das ist doch total blöd! Nach der Wut spüre ich eine gewisse Resignation. Dieses „Schönsein“ ist doch eh nicht erreichbar. Verbittert passt auch. Nicht immer, aber an manchen Tagen.

Wie fühlst du dich körperlich, wenn du diesen Gedanken glaubst?

Schwer, ohne jede Leichtigkeit. Ich spüre einen Druck auf den Schultern.  Mein Kiefer ist verkrampft. Die Angst, nicht schön genug zu sein, und vor den Konsequenzen sitzt mir im Nacken.

Wie gehst du mit dir um, wenn du glaubst, „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind“?

Nicht besonders freundlich. Ich habe keine Zeit, mich zu fragen, was ICH will, fühle, was mir wichtig ist, denn ich bin ja damit beschäftigt, mich um die äußere Schönheit zu kümmern. Ich verurteile mich, weil ich das oberflächlich finde. Überhaupt verurteile ich mich ständig. Dafür, dass ich nicht so aussehe, wie ich aussehen sollte. Dass ich nicht konsequent genug bin, wenn es um Sport und Essen geht. Dafür, dass ich dann manchmal aus Frust anfange, mehr zu essen, als ich wollte. Ich kämpfe so gut wie immer gegen meinen Körper.

Das klingt alles ganz schön heftig und ich frage mich gerade, ob ich mich da jetzt reinsteigere …  Aber ich fürchte, das ist tatsächlich sehr oft mein Alltag. Da merke ich das nur nicht so deutlich, weil es so normal ist und ich es mir nicht bewusst mache. Das ist irgendwie schockierend.

In dem Moment, wo dir der Ist-Zustand klar wird, kannst du entscheiden, ob du etwas verändern möchtest. Stell dich einen Moment hin, atme tief durch – durch die Nase ein und den leicht geöffneten Mund aus. Spüre deine Füße auf dem Boden, lass Knie, Bauch und Kiefer locker. Kannst du verstehen, woher diese Überzeugung kommt?

Ja, das wurde mir von allen Seiten vermittelt. Das war noch nicht einmal böse gemeint. Es sieht so aus, als ob die meisten Menschen in diesem Hamsterrad drinstecken.

 

The Work, 4. Schritt: Wer wärst du ohne den Gedanken?

Schritt 4: „Wer wärst du ohne den Gedanken?“

Lass uns durchspielen, wie du dich fühlen würdest, wenn du den Gedanken, „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind“, nicht glauben müsstest. Was würde sich verändern? Emotional, körperlich, in deinem Verhalten dir und anderen gegenüber? Wer wärst du ohne diese Überzeugung?

Das ist ungewohnt … Ich könnte mit diesem Vergleichen aufhören und würde nicht in allen anderen eine Konkurrenz sehen. Ich wäre deutlich entspannter, gelassener. Der Druck ist weg. Ich kann mich auf andere Dinge als mein Gewicht konzentrieren.
Da spüre ich sofort die Angst, dass mir mein Aussehen dann völlig egal wäre und ich mich total gehen lasse.

Wieder gut beobachtet 🙂 Es geht gar nicht darum, von einem Extrem ins andere zu fallen. Du darfst schön sein! Du musst nur nicht mehr immer und überall von allen als schön gefunden werden. Dein Äußeres kannst du aus Spaß und Freude pflegen, nicht aus Zwang, weil du glaubst, nur dann gemocht zu werden. Weißt du, was ich meine?

„Ja, da kommt eine richtige Erleichterungswelle! Jetzt merke ich tatsächlich, wie ich leichter atmen kann, meine Schultern und mein Nacken entspannter werden. Zum ersten Mal spüre ich bei dem Wort „schön“ Freude. Ich kann gucken, was ich schön finde. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich damit auf einmal alles an mir toll finde, aber die Verurteilung ist viel weniger. Und ich könnte meine Mädels einfach schön finden, ohne neidisch zu sein oder mir klein und minderwertig vorzukommen.

Ich kann anziehen und essen, worauf ich Lust habe. Mache einfach Sport, weil ich Freude an der Bewegung habe. Oder ich lasse es sein, wenn mir gerade mehr nach Ruhe ist. … Ohne diesen Gedanken wäre ich definitiv sehr viel freier!

Spannend, oder? Viele Menschen können die Vielfalt der Natur uneingeschränkt bewundern und genießen. Nie würden sie auf die Idee kommen und denken: „Der Baum oder die Blüte sollte anders aussehen.“ Wäre das nicht toll, wenn wir über die Vielfalt an unterschiedlichen Nasen, Lippen, Figuren usw. genauso erfreut staunen könnten?

Ohne den Gedanken wärst du also freier … Du nimmst deutlich wahr, wie es dir mit und wie ohne diese Überzeugung geht. Gibt es einen stressfreien Grund für dich, um an dem Gedanken festzuhalten?

Im Moment fällt mir wirklich keiner ein.

 

The Work, 5. Schritt: die Umkehrung

Schritt 5: Die Umkehrung

Wie kannst du den Gedanken „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind.“ umkehren?

Ich weiß, dass es folgende 3 Möglichkeiten gibt:
a) „Ich sollte nicht schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind.“
b) „Andere Menschen sollten schön sein, damit ich gerne mit ihnen zusammen bin.“
c) „Ich sollte schön sein, damit ich gerne mit mir zusammen bin.“

Genau!  Findest du Argumente, warum diese Umkehrungen auch stimmen könnten?

„Ich sollte nicht schön sein“ – das funktioniert nicht so richtig, weil mein Kopf sofort das Gegenteil daraus macht. Also sollte ich hässlich sein, damit andere gern mit mir zusammen sind. Und das kann ich mir immer noch nicht vorstellen. … Obwohl, wenn die so denken wie ich vorhin, sind die gerne mit mir zusammen, wenn ich hässlich bin, denn dann schneiden sie im Vergleich mit mir gut ab. Aber das ist irgendwie abschreckend.

„Ich sollte nicht …“, heißt einfach, dass es niemand von dir verlangt. Du sollst nicht schön sein. Du sollst nicht nicht schön sein. Es ist einfach keine Bedingung dafür, ob jemand gern mit dir zusammen ist oder nicht. Guck dir einmal den nächsten Satz an, dann wird das klarer.

Andere Menschen sollten schön sein, damit ich gerne mit ihnen zusammen bin.“ Das ist Blödsinn. Das ist genau das, was du vorhin gesagt hast. Menschen, mit denen ich gerne meine Zeit verbringe, sind lustig, liebevoll, ehrlich, verständnisvoll, herzlich. Nicht immer, es ist auch okay, wenn sie mal schlecht drauf sind. Aber ob sie eine gerade oder schiefe Nase oder Kleidergröße 36 oder 46 haben, ist mir völlig egal.

Na, siehst du. Meinst du, das gilt andersrum für dich nicht?

Erwischt … Meine Freund*innen wären wahrscheinlich entsetzt, wenn ich ihnen unterstellte, sie mögen mich nur, wenn ich einem unerreichbaren Schönheitsideal entspreche. Andererseits kenne ich schon gewisse Kreise, aus denen man sofort ausgeschlossen wird, wenn man nicht mehr schön genug ist.

Ja, es gibt Leute, denen wichtig ist, dass du eine bestimmte Figur, bestimmte Kleidung, bestimmten Schmuck hast. Aber sind Menschen, die dich nur mit einer bestimmten Figur mögen, wirklich die, mit denen du dein Leben verbringen möchtest?
Und zu den anderen: Häufig sind wir doch unsere strengsten Kritiker. Die Menschen, denen du wichtig bist, sehen dich mit den Augen der Liebe und damit viel freundlicher. Denen musst du nichts über Äußerlichkeiten beweisen, weil sie dein Wesen und deine Ausstrahlung sehen und schön finden.
Wer schön sein will, muss leiden. Dreh das einmal um: Wer leidet, ist schön? Beständiges Leiden hat noch niemanden schöner gemacht.

Wie sieht es mit der 3. Umkehrung aus?

Ich sollte schön sein, damit ich gerne mit mir zusammen bin.“ Da ist erschreckenderweise etwas dran. Ich glaube schon, dass ich mich wohler mit mir fühle, wenn ich dem Schönheitsideal in meinem Kopf entspreche. Obwohl ich mir da schon gar nicht mehr so sicher bin …

Nehmen wir an, du hast deine Traumfigur, hast dir Oberweite, Nase und Zähne korrigieren lassen und entsprichst damit dem Bild in deinem Kopf. Meinst du wirklich, du bist damit glücklicher? Es wird immer jemanden geben, den du schöner findest Du entkommst dem Alterungsprozess nicht, und Bilder im Kopf können sich ändern. Wenn dich heute jemand schön findet, kann das morgen schon wieder anders aussehen.

Mmh …

Welche Sehnsucht steckt hinter dem Ausgangsgedanken, „Ich sollte schön sein, damit andere Menschen gern mit mir zusammen sind“? Und was steckt hinter der Umkehrung, „Ich sollte schön sein, damit ich gerne mit mir zusammen bin“?

Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Nach Anerkennung. Nach Geliebtwerden. Ich möchte mich mit mir und in mir wohl fühlen, in mir zuhause sein.

Gibt es Möglichkeiten, diese Sehnsüchte ohne diesen Schönheitszwang zu erfüllen? Vor allem, wenn du dir die letzte Umkehrung ansiehst?

Du meinst: Wie kann ich mich anerkennen, lieben, meine eigene Schönheit erkennen, mich mit mir wohlfühlen?

Ja, genau! Führt dein Schönheitszwang dazu, dass du dich mehr liebst oder führt er dich eher weg davon?

Das ist eindeutig. Je liebevoller ich zu mir bin, je weniger ich mich verurteile und schlecht mache, umso mehr kann ich mich anerkennen und lieben. Und wenn ich mich selbst freundlich behandle, anlächle, auf eine respektvolle Art über mich denke, fühle ich mich wohl in mir. Dann ist die Chance, dass ich die schönen Seiten an und in mir erkenne, gleich viel höher.

 

Zusammenfassung: „Wer schön sein will, muss leiden?“

Lass uns das zusammenfassen – ausgehend von den Thesen, „Wer schön sein will, muss leiden“ und „Ich sollte schön sein“. Nicht das Schönsein führt zum Leiden, sondern das „Sollte“, der Zwang, die Bedingung.
Wer es braucht, dass andere ihn schön finden, leidet. Wer Schönheitsideale bedienen muss, leidet. Und wer den eigenen Mangel an Selbstliebe durch die anerkennende Bestätigung von anderen ausgleichen will, leidet ebenfalls.

Du kannst nie allen gefallen, manche Schönheitsideale sind unerreichbar. Der Preis ist zu hoch. Ist das Ziel erreicht, packt einen die Verlustangst, sitzt einem die Konkurrenz im Nacken, macht Eifersucht das Leben schwer … Dein Leiden bekommt nur einen anderen Geschmack. Selbstliebe kann nicht durch Anerkennung von außen ersetzt werden.

Die Natur, die die Menschen mit einschließt, ist in ihrer Vielfalt und gleichwertigen Unterschiedlichkeit vollkommen. Da kommt keine eingeschränkte menschliche Vorstellung von scheinbarer Perfektion ran.

Nachdem du durch die Umkehrungen eine Menge Erkenntnisse sammeln konntest, lass uns einen Alternativsatz ohne „sollte“ finden. Einen, der keinen Druck auslöst.

Ein Alternativgedanke zu „Wer schön sein will, muss leiden“, der Sinn ergibt, Luft zum Atmen lässt und frei macht, ist die alte Weisheit: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters, der Betrachterin.“ Liebe Paulina, kann auch das wahr sein?

Oh ja. Jede*r hat einen anderen Geschmack, andere Vorlieben. Jede*r hat eine individuelle, besondere Schönheit, manchmal vielleicht erst auf den zweiten Blick, aber dann umso tiefer. Wenn ich gut drauf bin, sehe ich viel mehr Schönheit, als wenn ich schlecht gelaunt durch die Welt gehe. Wenn ich jemandem offen und freundlich begegne, sehe ich dessen Schönheit eher, als wenn ich von vornherein auf Fehlersuche bin. Das gilt für mich und mein Selbstbild natürlich genauso.

Wenn sich im Alltag wieder einmal der alte Gedanke aufdrängt und du bemerkst, dass du anfängst zu vergleichen und dich zu verurteilen … Erinnere dich an deine Erkenntnis und ersetze jedes Mal die Annahme „Ich sollte schön sein“ durch „Schönheit liegt im Auge der Betrachterin“. Erlaube dir, dein eigenes Empfinden von Schönheit wahrzunehmen, anzunehmen und auszustrahlen.

Danke für deine Bereitschaft, deine Gedanken zu überprüfen!

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Liebe Leserin, lieber Leser, wenn du bis hierhin gelesen hast, Danke fürs Dranbleiben!
Paulina hat uns gezeigt, was ein einzelner Gedanke an Gefühlen, Körperreaktionen und Verhalten auslösen kann, wie man dem Gedanken neugierig begegnet und, falls nötig, eine Alternative findet.

Gedanken, die unangenehme Gefühle in uns auslösen können, gibt es viele. Es sind unsere Vorstellungen, Bewertungen und als Wahrheit verkannte Thesen, mit denen wir uns selbst oft das Leben schwerer machen. Diese Gedanken aufzuspüren, zu überprüfen und bei Bedarf zu verändern, bringt mehr Leichtigkeit ins Leben. Der Schritt mit den Umkehrungen ist am Anfang bestimmt ein bisschen knifflig. Falls du tiefer in die Methode einsteigen möchtest, empfehle ich das (Hör-)Buch „„Lieben, was ist“ von Byron Katie.

Wenn du Lust hast, teile in den Kommentaren gerne einen Gedanken, den du gerne einmal überprüfen möchtest.

 

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