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Mutmachgespräche:

Geschichten vom Leben und anderen Katastrophen

Mit ihrem Podcast „Mutmachgespräche“ will Franziska Iwanow Menschen Mut machen, die mit Herausforderungen im Leben kämpfen müssen.
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Interview: Gerda Stauner

Mut machen und Wege aufzeigen, wie man mit scheinbar verfahrenen Situationen umgehen kann: Dies hat sich Franziska Iwanow mit ihrem Podcast „Mutmachgespräche“ zur Aufgabe gemacht. Im Podcast spricht sie daher mit unterschiedlichsten Menschen über kleine oder auch größere Krisen in deren Leben. Ihre Gesprächspartner*innen berichten davon, was ihnen Kraft für eine positive Veränderung gegeben hat. Außerdem gibt es im Podcast zahlreiche Tipps der systemischen Beraterin, die mit einer großen Portion Zuversicht durch das Leben geht. Woher Franziska dieses Vertrauen ins Leben nimmt? Wir haben bei ihr nachgefragt.

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Franziska, seit wann machst du den Podcast Mutmachgespräche? Und wie bist du auf die Idee gekommen, mit Menschen über deren Herausforderungen im Leben zu sprechen?

Die erste Folge erschien im Juni 2020. Eine liebe Freundin lag mir da schon über ein Jahr mit der Idee in den Ohren, ich solle doch einen Podcast machen.
Ich hatte überhaupt keine Ahnung davon, habe im ersten Lockdown 2020 zum ersten Mal überhaupt selbst Podcasts angehört und war sehr schnell begeistert davon. Da ich meine Seminare während des Lockdowns nicht halten konnte, hatte ich Zeit, mich mit der Podcastidee zu beschäftigen und habe dann einfach mal losgelegt, ohne zu ahnen, dass ich das vier Jahre später immer noch machen würde.

Durch meine Arbeit spreche ich täglich mit Menschen über ihre Herausforderungen. Das ist auch nach 15 Jahren immer noch spannend und berührend. Deshalb war es naheliegend, daran anzuknüpfen. Außerdem ist es mir einfach ein großes Anliegen, zu zeigen, dass es sich auch in den dunkelsten Krisen lohnt, daran zu glauben, dass es wieder besser wird.

 

Die Mutmachgespräche wechseln sich ja immer mit einer Folge ab, in der du mit deiner Freundin Sophie nochmal näher auf bestimmte Aspekte aus dem vorhergehenden Gespräch eingehst. Wieso hast du den Podcast so konzipiert?

Ich bin überzeugt davon, dass man von jedem Menschen etwas lernen und aus jeder Lebensgeschichte auch etwas für sich selbst mitnehmen kann. Gleichzeitig ist der individuelle Weg eines Menschen nicht einfach übertragbar. Daher fand ich es sinnvoll, den Podcast nicht nur als Unterhaltungsformat zu konzipieren, sondern so, dass die Hörer*innen etwas lernen und idealerweise auf ihr eigenes Leben anwenden können.

In unseren Erklärbärfolgen geht es manchmal um Hintergrundwissen für mehr Verständnis wie z. B. um selbstverletztendes Verhalten. Oft geben wir auch konkrete, umsetzbare Tipps für den Alltag, wie man etwa mit schlechten Nachrichten umgehen kann. Manchmal kann ich zu einem Thema gar nicht so viel erklären und widme mich dann gemeinsam mit Sophie eher Fragen und Denkanstößen.

 

Wie findest du deine Gäste? Welche Themen interessieren dich?

Das ist ganz unterschiedlich. Am Anfang habe ich viele aus meinem Freundeskreis gefragt. Dann haben sich einige Klient*innen bereit erklärt, ihre Geschichte zu erzählen. Inzwischen werde ich häufig über Instagram angeschrieben, bekomme Hinweise auf interessante Menschen aus meinem Umfeld oder frage selbst jemanden an. Das macht total Spaß, weil ich dadurch mit Menschen ins Gespräch komme, denen ich ohne den Podcast nie begegnen würde.

Mir fällt spontan gar nichts ein, was mich nicht interessiert. Selbst wenn ein Thema nicht meine Interessen abbildet, ist es ja trotzdem spannend, wie Menschen mit ihren Herausforderungen und Gefühlen umgehen. Was hilft ihnen, mutig zu sein, was gibt ihnen ganz persönlich durch ihre Krisen hindurch Kraft? Es gibt aber auf jeden Fall noch ein paar Wunschthemen. Zum Beispiel hätte ich gerne ein Mutmachgespräch zum Thema Patchworkfamilie.

 

Welche Mutmachgespräche sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ich nehme aus jeder Begegnung etwas mit, einige berühren mich aber tiefer als andere. Bei inzwischen 130 Folgen sind das einige. Spontan fallen mir v. a. vier Begegnungen ein. Von Veronika Egger war ich schwer beeindruckt. Sie ist die Tochter eines katholischen Pfarrers und in der Überzeugung aufgewachsen, dass es sie nie hätte geben dürfen. Nach vielen physischen und psychischen Symptomen hat sie sich mit einer unheimlichen Kraft ihren Platz im Leben erarbeitet.

Linda Menge hat nach langem Warten und Kinderwunschbehandlung quasi als Jackpot eine einzige befruchtete Eizelle gehabt und nach einer unproblematischen Schwangerschaft einen Jungen mit Downsyndrom im Arm gehalten. Sie erzählt mit so viel Charme und liebevollem Humor, dass Mutter dieses Kindes zu sein, gleichzeitig das Schönste und Anstrengendste in ihrem Leben ist.

Patricia und Sandra haben mich mit einer besonderen Liebesgeschichte sehr verzaubert. Die beiden sind seit ihrer Schulzeit zusammen. Nach 20 Jahren Beziehung hat sich Patricia als Transfrau geoutet. Bis dahin hat sie als Patrick gelebt. Sandra ist den Weg mitgegangen und heute sind die zwei nach über 30 Jahren immer noch ein glückliches Paar.

Elke macht Bereitschaftspflege und gibt Babys und Kleinkindern ein kurzfristiges Zuhause, wenn das Jugendamt sie in Obhut nehmen muss. Elke sprüht vor Liebe und Lebensfreude, beschönigt gleichzeitig nichts und vermittelt den Eindruck, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Nach dem Gespräch mit Elke hätte ich mich am liebsten auch gleich beim Jugendamt als Pflegemutter angemeldet. In der dazugehörigen Erklärbärfolge dazu hatten wir übrigens eine Dame im Interview, die im Jugendamt für Inobhutnahmen zuständig ist. Diesen inneren Einblick fand ich auch extrem interessant.

 

Bekommst du Feedback von deinen Hörer*innen? Die Themen, die im Podcast angesprochen werden, sind ja meistens nicht ganz leicht.

Feedback kommt regelmäßig. Für die Mutmachgespräche bekomme ich in der Regel einfach Komplimente und Zuspruch für die Interviewten, für die Erklärbärfolgen auch mal Kritik, Nachfragen oder eigene Erfahrungen.

Die beiden großen Themen, zu denen es sehr viel Gesprächsbedarf gibt, sind sexuelle Gewalt und unerfüllter Kinderwunsch. Dazu bekomme ich wirklich häufig Nachrichten von Menschen, die ihre Geschichte erzählen möchten. Daraus ließe sich jeweils ein eigenes Podcastformat machen.

 

Im Podcast kannst du deine Kompetenz als systemische Betreuerin einbringen. Du machst Einzelberatung, aber auch Jahresgruppen oder den Silvesterworkshop. Wie genau hilfst du den Menschen, die zu dir kommen?

Prinzipiell geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Egal, ob sich die Menschen für Einzelcoaching, Paarberatung, Seminare oder Systemische (Familien-)Aufstellungen entscheiden, wir machen immer erst eine Bestandsaufnahme, formulieren ein Ziel und gucken dann, wie wir am besten von A nach B kommen und welche Hindernisse im Weg stehen.

Ich vermittle Methoden zu einem gesunden Umgang mit Gefühlen, Werkzeuge für mehr Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse, Grenzen und Körperwahrnehmungen. Weiter stelle ich Fragen, die zu mehr Klarheit im eigenen Denken führen sollen.
Manchmal bin ich aber auch einfach nur Cheerleaderin, die zuhört, aufbaut, motiviert und anfeuert, denn was gut für einen selbst ist, weiß am Ende jede und jeder tief in sich drin. Wir müssen das Wissen „nur“ freilegen und Strategien für die Umsetzung erarbeiten.

 

Hast du einen Tipp für unsere Leser*innen, wie man sich selbst Mut machen kann? Wenn im Kopf das eigene Gedankenkarussell einsetzt und man meint, nichts würde mehr klappen?

Drei Dinge sind wichtig zu wissen:

Befürchtungen und Ängste sind Gefühle und keine zukunftsvorhersagenden Kristallkugeln. Oft nimmt man die eigene Angst so groß und so echt wahr, dass man denkt, die eigenen Befürchtungen werden auf jeden Fall eintreffen. Das ist aber meistens nicht der Fall. Also einmal durchatmen und sich selbst daran erinnern: Es sind nur Gefühle, nicht mehr und nicht weniger.

Gedanken sind in der Regel Thesen und keine Fakten. Man muss also nicht jeden Blödsinn unhinterfragt glauben, sondern kann auch da erst mal tief durchatmen und sich fragen, ob diese Gedanken, die einem gerade die Stimmung vermiesen, wirklich wahr sind. Wer zu Schwarzseherei neigt, kann üben, sich zu jedem worst case-Szenario, das von selbst im Kopf auftaucht, ganz bewusst das best case-Szenario auszumalen. Was ist das Beste, was aus der aktuellen Situation entstehen könnte? Die Realität liegt vermutlich irgendwo zwischen worst case und best case.

Mut gibt es nicht ohne Angst. Nur wer Angst hat, kann auch mutig sein und sich den eigenen Ängsten stellen.

Und wenn alles nichts hilft, weil Gedanken und Gefühle so turbulent und überwältigend sind, hilft die Rückbesinnung auf den Körper. Spüre den Boden unter deinen Füßen. Lasse die durchgedrückten Knie locker, entspanne Stirn und Kiefer. Stelle dir vor deinem inneren Auge vor, wie dein Herz ruhig und gleichmäßig schlägt und du mit jedem Einatmen Ruhe und Gelassenheit tankst und mit jedem Ausatmen Anspannung und Stress loslässt.

 

Wenn man dir zuhört, spürt man, dass du ein extrem zuversichtlicher Mensch bist. Woher kommt es, dass du so positiv ins Leben schaust?

Das ist schön, dass das so wirkt. Für mich ist Zuversicht eine alternativlose Entscheidung. Ich hatte Anfang 20, bevor ich meine Kinder bekommen habe, eine ziemlich düstere Phase, in der ich das Leben als total sinnlos empfunden habe. Ich war überzeugt, dass Menschen nicht wirklich etwas aus der Geschichte lernen und immer wieder die gleichen Fehler machen (Gewalt, Kriege, Umweltverschmutzung usw.). Diese Hoffnungslosigkeit war ganz schön mächtig.

Dieses Gefühl ist wie eine Tür neben mir, die einladend einen Spalt offen steht, immer nur einen Schritt weit weg. Da nicht durchzugehen, mich in diese Gedanken nicht fallen zu lassen, ist eine bewusste Entscheidung, die ich immer wieder treffen und bestärken muss.

Wenn ich mir die politische Lage, die Kriege der Welt und die Klimakrise ansehe, wäre es leicht, in Resignation zu versumpfen. Aber das wäre halt auch unheimlich schade. Zum einen, weil mich das unglücklich machen würde, was wiederum auf meine Familie und Freunde abfärbt. Und mein Unglück verändert ja auch nichts an den Zuständen.

Und zum anderen, weil das nur das halbe Bild ist. Ja, Menschen können grausam, ignorant und machtbesessen sein. Menschen sind aber auch zu großartigen Gesten fähig, lieben tiefer als erwartet, sind unfassbar mutig, stehen zusammen, helfen und unterstützen einander, sind kreativ, witzig und erfinderisch. Ich habe jeden Tag mit Menschen zu tun, die trotz Angst Bindungen eingehen, sich weiterentwickeln und etwas Positives beitragen wollen, die sich ihrem Schmerz stellen anstatt ihn auf anderen abzuladen.
Das ist definitiv ein Grund für Zuversicht und für den Glauben an das Gute in den Menschen. Mit der Einstellung lebt es sich nicht nur glücklicher, sondern es ist auch  deutlich leichter, die Welt mitzugestalten.

 

Weitere Infos zum Podcast Mutmachgespräche findet ihr hier: https://linktr.ee/Mutmachgespraeche

Wenn ihr mehr über Franziska Iwanow und ihre Arbeit erfahren möchtet, dann besucht gerne ihre Webseite: https://franziska-iwanow.com/

 

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