good news in English!

Das Nachrichten-Portal für eine bessere Welt.

Meditieren:

Ab ins Schweigekloster!

Die Psychologin Angela Grünbauer gönnt sich einmal im Jahr eine Auszeit im Schweigekloster St. Franziskus im Altmühltal.
Gefällt dir? Vielen Dank fürs Teilen!

 

Interview: Gerda Stauner

Der Herbst ist traditionell die Jahreszeit der inneren Einkehr und der Rückschau. Was passt da besser, als sich für ein paar Tage zum Meditieren in ein Kloster zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen? Dies ist zum Beispiel im Meditationshaus St. Franziskus im Altmühltal in Bayern möglich. In dem Kloster leben sechs Franziskaner, die sich der Aufgabe verschrieben haben, ihre Gäste bei deren Auszeit zu unterstützen. Sie sind Seelsorger, Tanzlehrer, Gärtner oder geistliche Begleiter und regeln den täglichen Ablauf. Es gibt verschiedene Meditationsangebote, doch eine ganz besondere Herausforderung ist der Zen-Kurs, bei dem geschwiegen wird. Die Psychologische Therapeutin Angela Grünbauer praktiziert diesen Kurs schon seit mehreren Jahren. Wir haben bei ihr nachgefragt, wie es sich anfühlt, eine ganze Woche lang nicht zu sprechen.

 ________

Wie bist zu zum Meditieren gekommen?

Ich weiß es nicht mehr so genau … Vor ungefähr 20 Jahren habe ich mir ein Buch von Jack Kornfield mit dem Titel „Meditation für Anfänger“ gekauft. Dazu gab es eine CD mit geführten Meditationen, die ich ab und zu gemacht habe. Allerdings habe ich es zunächst nicht weiter verfolgt.

Wann warst du das erste Mal im Meditationshaus St. Franziskus? Wieso hast du dir dort ausgerechnet eine Schweigeauszeit ausgesucht?

Mein erster Besuch in einem Meditationshaus war nicht St. Franziskus, sondern in Holzkirchen bei einem Meditationskurs von Willigis Jäger, einem Benediktinermönch und Zen-Meister. Dort gibt es ein sehr großes Angebot von Meditationsstilen und spirituellen Richtungen. Später hat dann mein Mann an einem Kurs in Dietfurt teilgenommen, den ich anschließend auch besucht habe. Das war ein Zen-Einführungskurs. Das Meditationshaus dort war ursprünglich ein Franziskanerkloster, in dem ein gewisser Pater Lasalle 1977 die Zen-Meditation eingeführt hat. Die Anlage und der Zendo – der Raum, in dem man meditiert – sind wunderschön. Dort gibt es ausschließlich Schweigekurse, die meistens eine Woche dauern.

Was verändert sich während der Tage im Kloster, wenn man mit niemandem spricht?

Das Schweigen bezieht sich während der Kurszeiten nicht nur auf die Sprache, sondern auch auf andere Arten der Kontaktaufnahme. Dazu gehören Mimik, Gestik und Blickkontakte mit anderen Teilnehmer*innen. Das soll dazu führen, dass keine Ablenkungen entstehen. Aus dem gleichen Grund ist auch dunkle Kleidung bei den Teilnehmenden an der Tagesordnung. In erster Linie soll man sich nur mit sich selbst beschäftigen, mit dem eigenen Innenleben. Man findet sich bis zu sieben Mal am Tag meditierend im Zendo ein, jeweils ca. 20 Minuten. Nach einigen Tagen im Kloster lernt man sich als Resultat selbst besser kennen. Der Zugang zu eigenen, inneren Themen entsteht vor allem durch den Ausschluss von äußeren Eindrücken. Darunter fallen Soziale Medien wie das Smartphone, aber auch direkte soziale Kontakte.

 

Wir alle leben ja in einem ständigen Informationsfluss. Nachrichten im Radio, der Zeitung oder im Fernsehen, Gespräche mit Freund*innen und Familie, Social Media. Immer und jederzeit sind neue Eindrücke in unserer Umgebung greifbar. Wie ist es, diesem Informationsfluss auf einmal nicht mehr ausgesetzt zu sein?

Am besten wäre es, man schaut während der Zeit dort gar nicht aufs Handy, was ich nie ganz durchgehalten habe. Entweder wollte ich wissen, wie es meiner Familie geht, oder ich habe abends dann doch noch ein Buch gelesen. Im Endeffekt hat die Isolation den gleichen Zweck wie das Schweigen: dass man besser zu sich kommt und weniger mit äußeren Themen befasst ist. Mir hat dieser Input während der Kurse nie gefehlt, aber ich habe die Tendenz an mir feststellen können, während dieser Leerlauf-Phasen dann doch das Handy zücken zu wollen. Die Langeweile, die dabei entsteht, ist auch eines der Gefühle, mit denen man sich auseinandersetzen kann.

Während der formalen Meditationen im Zendo, bei denen man meist über 20 Minuten bewegungslos dasitzt, geht es auch darum, es mit sich selbst auszuhalten. Äußere und innere Einflüsse wie Kälte, Wärme, Juckreiz oder Unzufriedenheit gilt es dabei zu akzeptieren. Sich mit den eigenen Emotionen zu konfrontieren – ohne das Bedürfnis, ständig Ablenkungen zu suchen – führt am Ende der Woche dazu, dass man eine Ruhe sowie eine stärkere Verbindung zu seinem Inneren entwickelt. Diesen Zustand nimmt man auch mit nach Hause  und ohne den Bedarf, ständig nach Ablenkung zu suchen, wird man auch im eigenen Handeln freier.

Es gibt noch besondere Angebote wie Ikebana oder Qi Gong, die man während seiner Auszeit im Kloster nutzen kann. Hast du so ein Angebot ausprobiert?

Bei meinem letzten Kurs „Glücklich wie ein Bambus“ vor zwei Wochen ging es im Prinzip um das, was uns glücklich macht. Zum normalen Ablauf der Meditationen kamen noch Vorträge und verschiedene Übungen dazu. Es gab zum Beispiel vormittags einen Vortrag zu aktueller Forschung und Themen des Glücklichseins. Ein anderes Mal hatte ich einen Kurs zu Nuad Phean Boran, eine meditative Art der Thai-Massage. Was mich sonst noch interessiert, sind Ikebana und Qi Gong, die als Extrakurse neben dem üblichen Tagesablauf angeboten werden.

Wie fühlt es sich an, nach einer Zeit der inneren Einkehr wieder in den Alltag zurückzukommen?

Es schadet auf jeden Fall nicht, sich nach einer Woche der Isolation ein bisschen auf die Rückkehr vorzubereiten. Am Anfang kann ein wenig Ruhe, auch von Familie und Mitmenschen, sehr hilfreich sein. An das „normale Leben“ voller Hektik und Austausch muss man sich erst einmal wieder gewöhnen. Zu viel Input, auch von Seiten der Sozialen Medien, kann dabei schnell zu Stress führen. Ein sanfter Wiedereinstieg in all das ist für mich immer sehr hilfreich.

Schwierig ist es trotzdem, nicht gleich wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Nach einer Woche Meditation ist man nicht gleich ein neuer Mensch. Allerdings konnte ich schon öfter feststellen, dass die intensive Ruhe und Meditation positiven Einfluss auf mich hatten. Ich habe mich zum Beispiel selbst als angenehmer wahrgenommen und eine positivere Sicht auf viele Dinge gewonnen. Auch dieser Effekt hält nicht ewig an, deswegen freue ich mich auch schon auf meinen nächsten Aufenthalt.

 

Weitere Infos zum Meditationshaus St. Franziskus findet ihr hier: https://www.meditationshaus-dietfurt.de/

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

 

Passend zum Thema!

Eine Auszeit an Orten, die Kraft und Ruhe ausstrahlen

Duftöle:Helfer für die Seele

Schreibe einen Kommentar

Deine Daten werden verschlüsselt übertragen. Deine IP-Adresse wird nicht erhoben.
Infos zum Datenschutz

Herzlichen Dank, dass du unsere Arbeit für good news for you unterstützen willst.
Es gibt dafür folgende Möglichkeiten:

Einmalspende

Triodos Bank
IBAN: DE31 5003 1000 1039 6430 10

oder via PayPal:

Abonnement

Ein Abonnement, um unsere Arbeit regelmäßig zu unterstützen, kann man über Steady abschließen. Steady ist ein Portal, das unabhängigen, freien Medien hilft, ihre Arbeit fortzuführen:

Bitte in diesem Fall die Cookies zulassen, damit ihr unser Video, in dem wir unsere Arbeit vorstellen, auch sehen könnt.

Geschenk

Verschenke ein Abonnement über Steady.