von Gerda Stauner
Die Idee, die Alpen zu überqueren, hatte ich vor einigen Jahren ebenfalls. Doch in die Tat habe ich dieses herausfordernde Vorhaben nicht umgesetzt. Zu viele Bedenken hinderten mich daran, das Abenteuer Alpenüberquerung zu wagen. Anders war es bei Petra Bartoli y Eckert. Sie ließ sich von etwaigen Ängsten nicht abhalten. Gut vorbereitet schnürte sie ihre Wanderstiefel und machte sich zu Fuß von Oberbayern aus auf, um die Alpen in Richtung Südtirol zu überqueren. Ihre Erfahrungen hat sie im Buch In den Bergen findest du zu dir festgehalten.
Die Autorin plante ihre Alpenüberquerung im Vorfeld ganz akribisch. Körperlich bereitete sie sich mit Wanderung im Bayerischen Wald auf die Tour vor. Ihren Rucksack packte sie umsichtig, um nicht zu viel Last schleppen zu müssen. Schließlich wählte sie die Route vom Tegernsee nach Sterzing, weil sie während der Wanderung auch unterschiedliche Menschen Interviewen wollte, die sie auf der Strecke treffen wollte. Denn Petra Bartoli y Eckert wollte in Erfahrung bringen, was man beim Wandern über Resilienz lernen kann.
Start mit Hindernissen
Der Start ihres Abenteuers beginnt mit einigen Hindernissen. Sie verpasst den geplanten Zug Richtung Alpen, steigt dann am Tegernsee im Bus an der falschen Haltestelle aus und beginnt viel zu spät mit der ersten Tagesetappe. Die Autorin kommt am Abend einigermaßen gestresst bei der Hütte an. Dort wird sie von Almhelfer Justus empfangen und der hilft ihr mit seiner ruhigen Art wieder runterzukommen. Von ihm erfährt sie dann auch, was ihm die Berge geben und wieso er seine Auszeit auf der Alm so genießt. Denn eigentlich ist er Schreiner und nur den Sommer über dort. „Hier ist es wie in einer anderen Welt. Man kann gut abschalten. Vielleicht hast du hier auch einfach keine Zeit, um dich mit unwichtigen Dingen zu beschäftigen“, mein Justus im Interview mit Petra Bartoli y Eckert.
Alpenüberquerung in Begleitung
Während der Tour lernt die Autorin schnell Gleichgesinnte kennen, die wie sie das Abenteuer Alpenüberquerung wagen. „Während der Wanderung hat sich meine Überzeugung intensiviert, dass schwierige Wegabschnitte in Begleitung von Menschen, die es gut mit einem meinen, einfacher zu bewältigen sind“, meint die Autorin im Interview mit good news for you. „Das hat mich sehr entlastet. Zumal ich während der gemeinsamen Zeit die anderen ja auch begleitet habe. Und das hat wiederum den anderen gutgetan.“
Während ihrer Zeit in den Bergen erfährt sie viel darüber, was andere Menschen resilient macht, wie z.B. ihre Begleiter*innen mit Schicksalsschlägen umgehen. Krankheiten, körperliche Beeinträchtigungen oder der Verlust geliebter Menschen können jeden von uns erst einmal aus der Bahn werfen. Während ihrer Wanderung erfährt Petra Bartoli y Eckert viel darüber, wie andere diesen Herausforderungen begegnen. „Jeder von uns wird irgendwann vom Schicksal getroffen. Ich durfte in den Bergen aber Menschen kennenlernen, die sich danach nicht in ein dunkles Zimmer verkrochen haben. Sie haben die Probleme angenommen und auch darüber gesprochen. Ich glaube, dass in den Bergen grundsätzlich eher Menschen unterwegs sind, die Herausforderungen anpacken und sich nicht davon erschlagen lassen“, so Petra Bartoli y Eckert.
Vom Tegernsee nach Sterzing
Auf die Frage, was die Autorin aus dem Bergen mit nach Hause genommen hat, kam prompt die Antwort, dass sie sich dort gleichzeitig selbstwirksam und begleitet gefühlt habe. Und diese beiden Faktoren waren sozusagen der Schlüssel für die erfolgreiche Überquerung. „Außerdem habe ich gelernt, Umstände so anzunehmen, wie sie sind. Das können z.B. Wetterumschwünge oder Blasen an den Füßen sein. Es hilft ungemein, wenn man Situationen so akzeptiert, wie sie sind. Auch im richtigen Leben.“ Im Interview verriet sie außerdem, dass sie an ihrem Zielort Sterzing in einer anderen Verfassung ankam, als sie vom Tegernsee gestartet war. „Meine Wanderung begann mit großer innerer Unruhe, ich war gehetzt und empfand das Gehen als Anstrengung. Als ich dagegen in Südtirol ankam, durchströmte meinen Körper ein wahres Glücksgefühl. Mantraartig sagte ich mir immer wieder ‚Du hast es geschafft‘, und das war ein sehr erhebendes Gefühl!“
Krisen meistern
Im Buch beschreibt Petra Bartoli y Eckert die einzelnen Etappen ihrer Alpenüberquerung so wunderbar eindrücklich, dass man als Leser zumindest gedanklich in den Genuss kommt, bei einer Alpenüberquerung dabei zu sein. Die herrlichen Natureindrücke und auch die körperlichen Herausforderungen so einer Wanderung, und wie man damit umgeht, sind gut zu lesen. Und die Begegnungen mit den Menschen, die sie auf ihrer Reise getroffen hat, erzählen immer wieder davon, wie man Krisen im Leben meistern kann. Mal sind es andere Wanderer, die ihr zufällig über den Weg laufen, und ihr dabei ihre Lebensgeschichte anvertrauen. Mal sind es aber auch geplanten Interviews, z.B. mit einem Bergarzt, einer Kunsttherapeutin oder dem bekannten Moderator und Bergliebhaber Werner Schmidbauer, die Einblicke in deren jeweilige Sicht auf den Umgang mit Herausforderungen im Leben gewähren.
Reise in die Berge als Abenteuer
Petra Bartoli y Eckert zeigt im Buch auf leichtfüßige Weise, dass es im Leben nicht immer rund läuft. Dass es wortwörtlich mal rauf- und dann auch wieder runtergeht. Die Kunst besteht darin, mit diesem Auf und Ab klarzukommen, die Hochs und Tiefs ins eigene Leben zu integrieren. Es ist bestärkend zu lesen, welche Strategien die verschiedenen Menschen entwickelt haben, die Petra Bartoli y Eckert auf ihrer Alpenüberquerung getroffen hat. Und mir persönlich hat es Lust gemacht, mich ganz bald ebenfalls auf eine Reise in die Berge zu begeben. Ich muss ja nicht gleich mit einer Alpenüberquerung beginnen. Es reicht, den ersten Schritt zu tun und einfach loszulaufen …
Das Buch ist im Kösel Verlag erschienen: https://www.penguin.de/Paperback/In-den-Bergen-findest-du-zu-dir
Mehr Infos über Petra Bartoli y Eckert findet ihr auf ihrer Webseite: https://petra-bartoli.de/
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