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All that we share:
Weil uns mehr vereint als wir denken

Dieses Video rührt zu Tränen und regt zum Nachdenken an. Wie schaffen wir es, uns wieder mehr miteinander zu verbinden? Ein Plädoyer
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Kristin Frauenhoffer

„La chute des Anges“ von Francoise Rousset aus Avignon, entstanden während der Biennale in Dozza 2000

2017 produzierte der dänische Fernsehsender TV2 einen Werbespot, der innerhalb weniger Tage viral ging. Er hieß „All that we share“ („Alles, was wir teilen“) und zeigte ein berührendes Sozial-Experiment. 

 

„Waren Sie ein Klassenclown?“

Zu Beginn betreten verschiedene Menschengruppen einen Raum. Es gibt zum Beispiel die Armen, die Reichen, Fußballfans, Krankenschwestern, Manager*innen, Dorfbewohner*innen, Menschen aus der Stadt, gebürtige Dän*innen oder Zugezogene. Sie alle positionieren sich auf am Boden markierten Vierecken – ein Sinnbild des Schubladendenkens, das wir alle irgendwie in uns tragen.

Nun wird es spannend. Der Moderator liest teils sehr persönliche Fragen vor. Diejenigen, die die Frage positiv beantworten, sollen einen Schritt vortreten. Die Fragen reichen von „Waren Sie ein Klassenclown?“ bis hin zu „Fühlen Sie sich einsam?“ oder „Wurden Sie früher gemobbt?“. Die Menschen, die daraufhin nach vorne treten – aus ganz verschiedenen Gruppen – formen eine neue Gruppe. Es ist sehr bewegend, die überraschten Gesichter zu sehen, wenn sich diese so scheinbar unterschiedlichen Menschen zusammenfinden.

Ich musste in den letzten Wochen sehr oft an dieses Video „All that we share“ denken, das ich mir schon etliche Male angesehen habe. Jedes Mal kommen mir die Tränen, wenn ich sehe, wie Menschen, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben, plötzlich gemeinsam stehen. Menschen, die eventuell sogar Vorbehalte gegeneinander haben und sich plötzlich so nahe sind. Zum Beispiel, weil sie gemobbt wurden oder sogar selbst gemobbt haben, weil sie verliebt sind oder an Außerirdische glauben. Weil sie Menschen sind …

Uns Menschen vereint mehr als wir denken!

Das ist für mich auch die stärkste Aussage dieses bewegenden Sozial-Experiments „All that we share“: Uns Menschen vereint mehr als wir denken! Und gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ist es meiner Meinung nach enorm wichtig, sich das immer wieder vor Augen zu führen. Ich persönlich habe das Gefühl, in unserer Gesellschaft wird viel zu oft das Trennende betont. Es gibt Mehrheiten und Minderheiten, Parteien, Veganer*innen und Allesesser*innen, Menschen, die Auto fahren oder lieber zu Fuß gehen und so vieles mehr. Jede*r von uns wird einer bestimmten Gruppe zugeordnet beziehungsweise ordnet sich auch selbst dort ein.

Das Internet verstärkt Abgrenzung

Dieses Phänomen des Zuordnens scheint einerseits gut, denn durch das „Schubladendenken“ vereinfachen wir unsere Welt. Wir fühlen uns zugehörig und können uns an unserer Gruppe orientieren. Dass das aber schnell in Ausgrenzung und Feindseligkeit gegenüber anderen vermeintlichen „Gruppen“ umschlagen kann, ist ein bekanntes Phänomen.

Im Zeitalter des Internets wird diese Tendenz noch verstärkt. Durch die Anonymität muss man den „anderen“ noch nicht einmal persönlich begegnen. Und wenn man eine vorgefertigte Meinung über jemand anderen hat, diese aber nie wirklich überprüft – weil man zum Beispiel nicht miteinander redet –, verfestigt sich diese Ansicht. Tätowierte Menschen mit Glatze sind dann schnell furchteinflößend, und der arabische Supermarkt um die Ecke ist von Gangstern bevölkert …

Doch gibt es dieses „Wir“ und „Die da“? Wir alle teilen bestimmte Dinge miteinander, und seien sie scheinbar noch so banal. Wir alle streben nach Glück, Frieden und Akzeptanz. Wir versuchen nur auf unterschiedlichen Wegen, diese Dinge zu erreichen.

 

Ein zweites Video zeigt, wie wir miteinander verbunden sind

Dass uns mehr verbindet als wir meinen, zeigt der  dänische TV-Sender in einem zweiten Video, das zwei Jahre nach dem ersten veröffentlicht worden ist. Dafür werden einzelne Personen aus einer Gruppe aufgerufen, die nach vorn treten sollen. Da ist zum Beispiel Anna, deren Ehemann beim Joggen einen Herzinfarkt erlitt und der nur durch das beherzte Eingreifen von Knud, einem Passanten, gerettet werden konnte. Knud ist bei dem Experiment anwesend und darf nun vortreten. Anna und Knud treffen sich zum ersten Mal. Nun sind sie durch eine bestimmte Situation miteinander verbunden, wo sie vorher einfach Fremde waren. Ein anderes Beispiel sind die zwei Gamerfreunde, die sich seit Jahren virtuell treffen, sich aber persönlich noch nie begegnet sind. Auch dieses Video ist so berührend und zeigt deutlich: Wir sind mit so vielen Menschen auf so unterschiedliche Arten verbunden, dass wir oftmals gar nichts davon wissen.

Gemeinschaft entsteht durch Kommunikation und Verbindung. Lasst es uns versuchen!

Wie aber soll man diese Gemeinsamkeiten finden? Ich denke, da hilft nur eins: Kopf hoch, die Menschen anschauen und miteinander reden. Statt durch die Straßen zu gehen und nur auf den Boden oder den Bildschirm seines Smartphones zu schauen, könnte man den Menschen, die einem begegnen, in die Augen sehen. Man könnte sie anlächeln oder sogar ansprechen. Ja, das geht. Es mag für manch eine*n ein wenig Überwindung kosten, aber es lohnt sich meist. Und ich bin ganz sicher: Wenn wir es schaffen, im Kleinen in Verbindung zu treten, dann schaffen wir es auch im Großen. Zum Beispiel in der Politik – über Kulturen und Nationen hinweg. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Und Gemeinschaft entsteht durch Kommunikation und Verbindung. Lasst uns also – statt immer nur die Gegensätze zu suchen – lieber das finden, was uns verbindet.

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

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