von Kristin Frauenhoffer
In den Weiten Tibets, auf 5.000 Metern Höhe, lebt der Schneeleopard. Der „König des Himalaja“, wie er genannt wird, ist sagenumwoben, denn nur selten hat ihn ein Mensch zu Gesicht bekommen. Es ist auch schwierig, sich auf seine Spuren zu begeben, denn dort, wo er lebt, herrschen bis zu Minus 40 Grad. Er ist scheu und – weil es nur noch so wenige seiner Art gibt – vom Aussterben bedroht.
Der französische Naturfotograf Vincent Munier ist von dieser majestätischen Großkatze fasziniert und mittlerweile mehrfach nach Tibet gereist, um ihren Spuren zu folgen. Der einzigartige Dokumentarfilm über Muniers letzte Reise feierte 2021 bei den Filmfestspielen in Cannes Weltpremiere. Und bei den César-Awards gewann er die Auszeichnung als „Bester Dokumentarfilm“.
Ein Abenteuer der besonderen Art – als Bestseller und preisgekrönter Film
Begleitet hat Munier der Schriftsteller und Abenteurer Sylvain Tesson, der seinerseits seine Eindrücke der ungewöhnlichen Reise in einem Buch festgehalten hat. „Der Schneeleopard“ war wochenlang auf der Spiegel-Bestseller-Liste und das erfolgreichste französischsprachige Buch des Jahres 2019. Der Film liefert nun die Bilder zu Tessons eindringlichen, fast poetischen Beschreibungen. Die französisch-schweizerische Regisseurin Marie Amiguet begleitet die beiden Männer auf ihrer Expedition zum König des Himalaja, die tagelang das Gebirge durchstreifen, Spuren lesen, eins mit der Landschaft werden.
Die „menschliche Arroganz“ hinterfragen
Geduldig harren sie aus, beobachten und fotografieren. Ihre behutsame Spurensuche nach dem Schneeleoparden entwickelt sich dabei zu einer inneren Reise, einem stillen Dialog über den Platz des Menschen in einer verschwindenden Welt. „Ich bin so erschüttert von dem Schicksal all dieser Tiere, die durch unser Verschulden in einen immer kleineren Lebensraum gedrängt werden“, sagt Munier. In seiner Arbeit sammle er die Schönheit der Natur, wolle aber gleichzeitig dazu aufrütteln, die „menschliche Arroganz“, sich über alles stellen zu wollen, zu hinterfragen. Allein durch Bilder sei die Dringlichkeit nicht zu erreichen, sagt er. Daher habe er einen Schriftsteller ins Boot geholt, der in seinen Worten Muniers Anliegen wiedergibt.
„Er las die Landschaft wie ein Gedicht.“
Sylvain Tesson berichtet von seinem Abenteuer in Tibet so: „Vincent machte mir das Geschenk, die Kunst des Beobachtens zu entdecken. Er beeindruckte mich mit der Art und Weise, wie er die Landschaft betrachtete. Er las sie, wie man ein Gedicht liest. Beobachtete die Felsvorsprünge und Wände, die Spalten und erklärte uns, was als nächstes passieren würde: An dieser Stelle könnte der Leopard hineinschlüpfen. Diese Höhle wird Waldkauzen gefallen. Auf diesen Weiden grasen die Bharals.“ Tesson lernte, sich in die scheuen Tiere hineinzuversetzen und bekam so einen ganz neuen Blick auf die Landschaft.
Dem Schneeleopard gelingt ein perfekter Auftritt …
Für Vincent Munier war es herausfordernd, in der Gruppe unterwegs zu sein. Eigentlich gehe er immer nur allein auf Streifzug, so wie der Schneeleopard, der ebenfalls ein Einzelgänger ist. Er mache sich die Natur langsam, Schritt für Schritt, zu eigen, lüfte den Schleier der Wildnis. „Das Aufspüren ist das Spannendste: Spuren suchen, Hinweise lesen, tagelang mit dem Fernglas vor den Augen verbringen. Die Augen kleben quasi am Fernglas. Es ist so aufregend, ihm zu folgen!“, erzählt der Naturfotograf von seinen Erlebnissen.
Und all die Mühe, all die Geduld und das Frieren lohnen sich am Ende! In den letzten Tagen ihrer Reise bekommen die beiden tatsächlich einen Schneeleoparden zu Gesicht und vor die Linse. „Nach langen, langen Beobachtungen fiel der Leopard quasi plötzlich in mein Sichtfeld. Er ging vorbei, ohne mich zu sehen! Es war wie ein perfekter Auftritt in einem Tierfilm“, beschreibt Munier die Begegnung. „Und ich fühlte eine umso größere Befriedigung und Genugtuung, da ich ihn offensichtlich nicht gestört hatte“, ergänzt er.
Warren Ellis und Nick Cave produzieren den Soundtrack zu „Der Schneeleopard“
Für den Soundtrack zu dem außergewöhnlichen Film konnte Munier zwei ebenso außergewöhnliche Musiker gewinnen. Die beiden Australier Warren Ellis und Nick Cave steuern die Musik bei. Auch sie hat die Faszination für den wilden Schneeleoparden gepackt. Nick Cave war nur für einen Song angefragt, aber weil ihn der Film so begeisterte, blieb er während des kompletten Aufnahmeprozesses mit im Studio und arbeitete mit Ellis gemeinsam daran: „Zusammen haben wir einen der schönsten Soundtracks geschaffen, an dem wir je gearbeitet haben“, sagt Ellis über den Film.
Seine Begegnung mit Vincent Munier und Marie Amiguet hat ihn sogar so beeindruckt, dass er inzwischen ein Reservat in Sumatra zum Schutz bestimmter Tierarten eingerichtet hat. „Die Stars dieses Films sind zum einen die Tiere, wie wir sie noch nie gesehen haben – und zum anderen der Mensch, der sie mit Ehrfurcht, Respekt und Verwunderung betrachtet.“ Hoffentlich erreicht dieser Film ganz viele Menschen.
Der Schneeleopard: Gewinnt eine DVD zum Kinofilm!
Cornelia Spiering von CINEMAIDS hat uns zwei DVDs zu diesem außergewöhnlichen Kinofilm zur Verlosung zur Verfügung gestellt, die nur noch darauf warten, gewonnen zu werden. Herzlichen Dank dafür! Schreibt uns bitte eine Nachricht an toitoitoi@goodnews-for-you.de (Stichwort: Der Schneeleopard) und beantwortet uns folgende Frage: Warum würde euch dieser Film besonders große Freude machen?
Einsendeschluss ist Sonntag, der 25. September 2022. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Und als kleine Vorfreude gibt es hier den Trailer zum Film:
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