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Pilze: Ohne sie könnten wir nicht existieren

„Fantastische Pilze • Die magische Welt zu unseren Füßen“ ist nicht einfach nur ein Film über Pilze, sondern über das Leben, seine Wirkweise und wie wir unser Überleben sichern können.
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von Isolde Hilt

„Wir haben Leben auf die Erde gebracht.

Du kannst uns nicht sehen, aber wir gedeihen überall um dich herum.

Überall, in allem, und selbst in dir.

Vom ersten bis zum letzten Atemzug.

In Dunkelheit und in Licht.

Wir sind die Ältesten und die Jüngsten.

Wir sind die Größten und die Kleinsten.

Wir sind die Weisheit von einer Milliarde Jahren.

Wir sind Schöpfung.

Wir sind Auferstehung.

Wir sind Verdammnis und Erneuerung.“

 

Paul Stamets Hg. aus dem Buch „Fantastische Pilze“

 

Pilze … Wir kennen einige Arten als Nahrungsmittel, wissen, dass sie Schimmel bilden, haben vielleicht auch von magic mushrooms – Pilzen mit halluzinogener Wirkung – gehört. Dass es sich aber um Organismen handelt, die uns am Leben erhalten, ist wenig bekannt. Der Film „Fantastische Pilze • Die magische Welt zu unseren Füßen“, der seit 9. September auch im deutschsprachigen Raum zu sehen ist, bringt einem die Bedeutung eines Universums nahe, wie wir es uns bisher nicht vorstellen konnten.

Louie Schwartzberg, der als Pionier der High-End-Zeitraffer-Kinematographie gilt, sieht seine Mission darin, die Natur zu entschlüsseln. Unter unseren Füßen liegt eine magische Welt, die alles Lebende miteinander verbindet: Als gigantisches unterirdisches System bilden Pilze die Grundlage unserer Existenz. Das aktuelle Werk des amerikanischen Regisseurs nimmt die Geschichte der Pilzforschung sowie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Blick. Danach halten Pilze nicht nur den Kreislauf der Natur in Gang, sondern können für viele Probleme unserer Zeit der Schlüssel zur Lösung sein: „Zu erfahren, wie Pilze uns ernähren, uns heilen, Umwelt- und Luftverschmutzung beseitigen und unser Bewusstsein verändern können, hat gravierende Auswirkung auf mein Leben gehabt.“

„Nichts in der Natur lebt allein, Gemeinschaften überleben eher als Individuen.“

Sein größtes Anliegen, so Louie Schwartzberg, sei gewesen, das Unsichtbare sichtbar zu machen, zu zeigen, auf welche Weise sich das Leben entfalten kann: als gemeinsame Ökonomie unter der Erde, als interzelluläres Netzwerk, das zum Nutzen aller Ökosysteme Nährstoffe austauscht. „Pilze und ihre Partner aus der Pflanzenwelt könnten die beste und schnellste natürliche Lösung für den Klimawandel sein. Das Myzelnetzwerk stellt Verbindungen zwischen Pflanzen und Bäumen her, über die die Ökosysteme als symbiotische Gemeinschaften gedeihen können. Nichts in der Natur lebt allein, Gemeinschaften überleben eher als Individuen.“

Hauptprotagonist in dem Film „Fantastische Pilze“ ist Paul Stamets. Das gemeinsame Projekt nahm vor 13 Jahren seinen Anfang, als Louie Schwartzberg den weltweit bekanntesten Mykologen bei einem Vortrag auf der Bioneers Conference, einer Konferenz für praktische und zukunftsweisende Lösungen zu globalen Umweltfragen traf. „Nach meiner ersten Begegnung mit Paul Stamets wusste ich sofort, dass ich tief in die Welt der Pilze eintauchen und einen Film über das Fundament des Lebens machen musste, über das die meisten von uns nichts wissen.“

Paul Stamets und Louie Schwartzberg

Fachliche Verstärkung leisten darüber hinaus Eugenia Bone (Pilzexpertin und mehrfach ausgezeichnete Autorin), Michael Pollan (Lehrer, Aktivist und bekannter Fachjournalist) sowie Andrew Weil (Pionier und führender Experte auf dem Gebiet der ganzheitlichen Medizin).

 

Pilze zwischen Furcht, Respekt und Faszination

Irgendwie haben Menschen ein gespaltenes Verhältnis zu Pilzen. Eugenia Bone erklärt es sich folgendermaßen: „Viele haben Angst vor ihnen. Sie assoziieren mit ihnen Schimmel, Tod und Verfall. Pilze kompostieren tote wie lebende Organismen und bringen die Nährstoffe wieder in den Kreislauf ein.“ Man müsse sich mit ihnen auskennen, wissen, welche schädlich oder gar tödlich sind. Die Expertin macht jedoch auch deutlich, was wäre, gäbe es sie nicht: „Gäbe es nur Pflanzen, würden sie sich anhäufen und den Boden ersticken. Pilze sind die Lösung. Sie zersetzen alles, so dass neues pflanzliches und tierisches Leben entstehen kann. Sie sind der Verdauungstrakt des Waldes.“

Michael Pollan gerät richtig ins Schwärmen, denkt er an Myzelien: „Lässt man sich einmal auf Pilze ein, verfällt man ihnen. Ein wichtiger Unterschied zwischen Pflanzen und ihnen: Pflanzen wollen ins Auge fallen. Pilzen ist das egal.“

Doch genau das ist Louie Schwartzberg wie niemandem zuvor gelungen: Mit seiner speziellen Art zu filmen – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche im Zeitraffer – macht der Naturliebhaber Exemplare sichtbar, die sonst im Verborgenen blieben wie der leuchtende Ölbaumpilz, der Schwärzende Saftling oder der Rote Gitterling.

 

Wissenswertes über Pilze

Pilze zählen nicht zu den Pflanzen.

Das Netzwerk der Pilze nennt sich Myzel. Ein Myzel ist komplexer vernetzt als unser Gehirn. Es arbeitet mit elektrischen Impulsen.

Pilze sind die häufigste Spezies auf der Erde. Derzeit sind an die 3,8 Millionen Pilzarten bekannt. Sie sind überall. Unter jedem Schritt, den man in einem Wald geht, liegen an die 500 Kilometer Pilze.

Laut Paul Stamets sind wir näher mit den Pilzen als mit irgendetwas anderem verwandt. „Wir sind die Nachkommen des Myzels. Das Myzel ist unser aller Mutter.“ Andrew Weil ergänzt: „Wir teilen mit den Pilzen mehr DNS-Sequenzen als mit Pflanzen. Menschen und Pilze haben sich aus demselben Ast des evolutionären Stammbaums entwickelt, Pflanzen aus einem anderen.“

Pilze haben keine Samen, sondern Sporen, die die Gene in sich tragen. Mit jedem Atemzug nimmt der Mensch zehn Pilzsporen auf.

 

Mit Hilfe von Pilzen gegen Umweltverschmutzung

Schimmelpilze kriegen alles klein, was natürlichen Ursprungs ist. Alles, was auf Kohlenwasserstoff basiert, das heißt, auch Ölteppiche. In dem Film „Fantastische Pilze“ berichtet Paul Stamets von einem Experiment, bei dem vier Proben mit Diesel und anderen Erdölstoffen verschmutzt wurden. Der Pilz absorbierte das Öl und produzierte Enzyme – per Oxidasen, die die Kohlenwasserstoffverbindungen aufbrachen. „Nach sechs Wochen sahen wir nach. Die anderen Proben waren tot. Auf unserer wuchsen 100 Pfund Austernpilze, äußerst gesunde sogar! Und sie bildeten Sporen. Die Sporen zogen Insekten an, diese wiederum Vögel. Und die brachten die Samen mit. Unsere Probe wurde eine Oase des Lebens!“

Auch in Heilungsprozessen können Pilze eine wichtige Rolle spielen. Sie produzieren Chemikalien wie die, aus denen Penicillin gemacht wird, um Bakterien in sich abzutöten. Ein Vorgang, der auch bei Menschen wirkt. Das Myzel, so Paul Stamets, impft sich selbst gegen Erreger im Ökosystem. So fand man neue Moleküle, die das Pockenvirus effektiv bekämpfen oder andere, die gegen HPV-Viren wirksam sind. Manche regen Tumore dazu an, sich selbst zu zerstören. Und es gibt Berichte darüber, dass medizinische Heilpilze die Wirkung von Chemotherapeutika verbessern.

1993 entdeckte ein japanischer Forscher den Löwenmähnenpilz. Dieser Pilz, der ungiftig ist, lässt Nerven nachwachsen und könnte hilfreich bei der Behandlung von Alzheimer sein.

Löwenmähnenpilz

Pilze, eine magische Ressource

Doch damit der mannigfaltigen Einsetzbarkeit nicht genug: Aus Pilzen lassen sich Hüte, Taschen, Schuhe, Portmonnaies, Hochleistungsgewebe herstellen. Industriedesigner testen Myzel für Produkte und Prototypen wie Platten, Bausteine, Möbel, Baustoffe und auch Schaumstoff. Mit Pilzen entstehen neue Materialien, die sich zu 100 Prozent kompostieren lassen.

Viel ist in Bewegung. Die Gemeinschaft der Mykolog*innen wächst und mit ihnen die Begeisterung, was alles möglich ist. Ein Jungunternehmer hat zum Beispiel einen Pilz entdeckt, der Zigarettenfilter vertilgt. Und es gibt einige Pilzextrakte, die das Virenlevel bei Bienen deutlich senken.

Unser Tipp!

„Fantastische Pilze • Die magische Welt zu unseren Füßen“ (Verleih über polyband Medien GmbH) vermittelt ein revolutionär neues Verständnis unseres Daseins. Wie sehr ist alles, wie sehr sind wir doch miteinander verbunden. Eine Filmdokumentation, die wir nur empfehlen können! Seit 9. September in den Kinos, zu Beginn des kommenden Jahres als DVD erhältlich.

 

Begleitend zum Film ist das Buch „Fantastische Pilze. Wie Pilze heilen, unser Bewusstsein erweitern und den Planeten retten können“, herausgegeben von Paul Stamets, im atVERLAG erschienen. Mit Interviews und Essays weltweit führender Expert*innen im Bereich der Mykologie

 

 

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Ein weiteres Wunder der Natur!

„Wir brauchen mehr unberührte, wilde Natur.“

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