von Kristin Frauenhoffer, Gastautorin
für unsere Rubrik „Für eine bessere Welt!“

Es ist Februar in Thailand. Es ist heiß und schwül und wir sind in einem Jeep im Nordosten des Landes unterwegs. Eine Klimaanlage hat dieser Koloss von einem Auto nicht und so kann uns der warme Wind, der uns durch die geöffneten Scheiben entgegenweht, nicht kühlen. Eine Erfrischung muss her, und zwar schnell. Keine halbe Stunde später fahren wir in Phayao ein, eine Stadt, die an einem wunderschönen Stausee liegt und dessen Uferpromenade zum Flanieren und Verweilen einlädt. Einen Coffee Shake, wie es ihn in Thailand an fast jeder Ecke gibt, wollen wir uns genehmigen.
Schon beim Parken unseres Autos hören wir exotische Klänge und wenig später entdecken wir in der Nähe eines Tempels eine Ansammlung von etwa 40 Menschen, die zu der ohrenbetäubend lauten Musik merkwürdig aussehende Tänze aufführen. Aber eigentlich ist es keine Aufführung. Je näher wir kommen, umso mehr erkennen wir, dass diese Menschen jeder für sich tanzen. Dass sie in einer Art Ekstase oder Einheit mit sich selbst zu sein scheinen. Sie sind bunt gekleidet, Männer wie Frauen, in traditioneller Tracht des im Nordosten Thailands lebenden Lanna Stammes. Und sie bewegen sich, manche anmutig und filigran, fast in Zeitlupe und andere in wilden, großen Gesten. Alle sind umgeben vom Rauchen der Räucherstäbchen und ihren eigenen Zigaretten.
„Welches Glück haben wir, genau jetzt hier an diesem Ort in Thailand gehalten zu haben.“
Besonders eine Frau erregt unsere Aufmerksamkeit. Sie tanzt in wiegenden Bewegungen, zieht zwischendurch immer wieder an der Zigarette, die ihr lässig in den Fingern steckt, trägt eine schwarze Sonnenbrille, ein rotes Kopftuch, einen schimmernden roten Rock und eine dazu passende Weste. Sie hat eine solch „coole“ Ausstrahlung an sich, dass ich sie einfach filmen muss. Rauchen in der Öffentlichkeit ist für thailändische Frauen eigentlich ein Tabu, aber sie scheint darüber erhaben zu sein. Ich bin wie verzaubert von ihrem meditativen Tanz und werde mir im gleichen Moment bewusst, welches Glück wir haben, genau jetzt hier an diesem Ort gehalten zu haben und dieses merkwürdige, zauberhafte Spektakel miterleben zu dürfen.
Und mir wird bewusst, wie vielfältig und überraschend unsere Welt doch ist. Zu oft gehen wir an Dingen vorbei, die spannend und einzigartig sind. Gerade als Touristin nimmt man immer nur die großen, als Sehenswürdigkeiten eingestuften Dinge wahr. Dieses kleine Fest hätten wir nicht besucht, weil es in keinem Reiseführer steht. Wir hätten vermutlich nicht einmal die Stadt angeschaut, hätten wir nicht so dringend eine Erfrischung gebraucht.
Bei einem „Ghost Dance“ in Thailand werden die Geister der verstorbenen Angehörigen zum Tanz eingeladen.
Später erfuhr ich von einer thailändischen Freundin, dass es sich um einen so genannten „Ghost Dance“ handelte, bei dem die Geister der verstorbenen Angehörigen durch den Tanz eingeladen und gebeten werden, ihre schützende Hand über die Familie zu legen. Vielleicht waren deswegen alle so in sich gekehrt.
Schaut euch das Video an, um euch für einen Moment vom Zauber des Geistertanzes mitreißen zu lassen.
Asienfan. Hat auch schon andere Kontinente besucht, ihr Herz aber an den asiatischen Erdteil verloren. Vor allem, weil dort die Herzenswärme der Menschen so unmittelbar zu spüren ist.
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Und das ist eure Rubrik 🙂
Für eine bessere Welt!
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2 Antworten
Ich würde mir auch wünschen, dass die Indianer im Amazonas nicht nur von der brasilianischen Regierung, sondern auch von uns als Mitläufer in einem zunehmenden „overtourism“ in Ruhe gelassen werden, ebenso die Menschen in Thailand mit ihrem sicherlich beeindruckenden Ghost Dance, wegen dem ich aber nicht meinen ökologischen Fußabdruck vergrößern muss, indem ich dahin fliege. Wichtiger wäre, sich wieder auf (christliche) Traditionen der Bescheidenheit zu besinnen und Verzicht zu üben, der entschleunigte Freiräume schafft, den man mit vielerlei sinnvollen Aktivitäten füllen kann im Einklang mit der Natur, zu der wir gehören…
Hallo lieber Götz, ja, wir müssen wirklich alle über unseren ökologischen Fußabdruck nachdenken und einiges ändern. Beide Beiträge jedoch – sowohl der über die indigene Bevölkerung am Amazonas als auch der über den Ghost Dance in Thailand – haben Autor*innen geschrieben, die alles andere als dem „overtourism“ zugetan sind. Beide haben längere Zeit vor Ort zugebracht und sich intensiv mit Land und Menschen auseinandergesetzt.
Wir glauben, dass es – neben einem feinfühligen Umgang mit unserer Umwelt – hilfreich ist, von anderen Kulturen, Menschen und ihren Werten zu erfahren, um selbst zu begreifen, wie sehr wir uns oft schon von uns selber entfernt haben. Das bringt uns hoffentlich auch dazu, unser Handeln, das sich nicht zuletzt aufgrund der Globalisierung noch einmal sehr verändert hat, neu zu überdenken und wieder mehr Verantwortung für alles Leben auf diesem Planeten zu übernehmen.