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Freisein:

„Gutes tun, mutig sein, an seine Grenzen gehen … Reisen ist so vieles.“

Miriam Boettcher reist durch die Welt, setzt sich für den Tierschutz ein und schreibt Bücher darüber.
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Interview von Kristin Frauenhoffer

Miriam Boettcher – Low Budget unterwegs auf den Seychellen.

Miriam Boettcher sagt von sich selbst, sie leide an einer Krankheit, die nur wenige Menschen infiziert: das Reisefieber. Wenn sie auf Reisen geht, dann sprechen wir nicht von „normalen“ Urlauben, die nach zwei Wochen enden. Nein, wenn Miriam auf Reisen geht, dann gleich richtig. Monatelange Fahrradtouren durch Europa, einen ganzen Winter auf den kapverdischen Inseln, auf Haiti, in Vietnam, Laos oder gleich ein ganzes Jahr in Nordamerika.

Ihr Lebensmotto trägt die 34-Jährige gut sichtbar auf ihrem rechten Unteram: „Travel“ steht dort. Doch Miriam ist nicht nur passionierte Weltenbummlerin, sondern auch engagierte Tierschützerin. Und so verbindet sie ihre Reisen mit Einsätzen für Straßenhunde, Arbeit auf Gnadenhöfen oder anderen Tierschutz-Stationen. Im Interview hat sie mit uns über ihre Passion gesprochen.

Liebe Miriam, wie ist denn dein Reisefieber entstanden?

Zum ersten Mal wurde es diagnostiziert, als ich mein 20. Lebensjahr erreichte. Damals wusste ich nicht, was ich von meinem Leben erwartete, bis zu diesem Moment, als ich auf der anderen Seite der Welt das Flugzeug verließ und auf einmal etwas spürte, das ich noch nie zuvor gespürt hatte. Ich war angekommen – im wahrsten Sinne. Nicht nur physisch, sondern auch mental. Ich hatte endlich gefunden, wonach sich mein Herz immer gesehnt hatte: innere Erfüllung.

Was hast du gemacht, um dieser inneren Erfüllung zu folgen?

In den ersten Jahren nach der Schule wechselte ich so oft die Jobs  wie ein Chamäleon, das sich durch ein buntes Bällebad fortbewegt. Ich wollte reisen – viel reisen. Also kündigte ich immer wieder meine Jobs, um für ein paar Monate abzuhauen. „Sparen, reisen, sparen, reisen …“, so lief das viele Jahre lang ab. Derweil arbeite ich in der Tourismusbranche, die es mir aufgrund von Saisonalität erlaubt, im Winter zu verreisen, ohne mich danach auf eine neue Stelle bewerben zu müssen.

Viele Menschen reisen vorrangig, um sich zu erholen oder Neues zu entdecken. Du verbindest deine Reisen oft mit Einsätzen für den Tierschutz. Wie kam das?

Zu Beginn waren meine Trips rund um den Globus reine Just-for-fun-Reisen. Eines Tages aber – nachdem ich all dieses Leid in der Welt gesehen hatte, das es in dieser Form in Deutschland nicht gibt –, begab ich mich auf die Suche nach bedeutungsvollen Projekten. Ich leistete einen Tag Freiwilligenarbeit in einem Tierheim in Argentinien und verließ es am Abend unter Tränen. Ich war zu dieser Zeit mehr als ein Jahrzehnt Vegetarierin gewesen – weil ich Tiere liebe –, hatte aber längst begriffen, dass vegetarisch zu leben nicht bedeutet, Tiere nicht mehr auszubeuten, auch wenn man sie nicht isst.

Miriam Boettcher bei der Freiwilligenarbeit mit Straßenhunden auf den Kapverden

Wie ging es dann weiter?

Ich war auf der Suche nach Antworten. Vegan zu werden, erschien mir jedoch kompliziert. Dennoch machte ich mich eine Woche später von Argentinien nach Chile auf, wo ich über helpX – eine Plattform, auf der man Arbeit gegen Unterkunft findet – auf ein Pärchen aufmerksam wurde, das Kühe hielt. Diese Kühe hatten den Nutzen, Milch für Menschen zu liefern und irgendwann geschlachtet zu werden. Dass ich Vegetarierin war, erwähnte ich in meinem Anschreiben an das Pärchen nicht.

Erst als mir ein Stück Steak auf einem Teller serviert wurde, machte ich den Mund auf … Ganz zur Erschütterung der Dame, die daraufhin beinahe in die Luft ging und mir schwor, sich zu weigern, mir während meiner Freiwilligenarbeit etwas Vegetarisches zu kochen. Wir unterhielten uns an jenem Abend prächtig und schon am nächsten Morgen kam sie mit einer großen Tasche vegetarischer Produkte nach Hause. Ich blieb eine Woche, lernte viel über Kühe und deren Haltung, weinte viel, begriff von Tag zu Tag immer mehr, dass es falsch war, Vegetarierin zu sein. Inzwischen bin ich seit knapp zwei Jahren Veganerin und habe so viel Energie wie nie zuvor.

Mittlerweile hast du an zahlreichen Freiwilligenprojekten teilgenommen und über deine Reisen Bücher geschrieben …

Ja und das, obwohl mir meine Deutschlehrerin bei Aufsätzen damals regelmäßig die Note 6 gab, weil ich das Thema verfehlt hatte. In meinen Büchern schweife ich oft aus oder verliere mich in Geschichten. Aber genau das lieben meine Leser und Leserinnen. Bislang habe ich drei Bücher auf den Markt gebracht. Alle tragen den Titel „FREISEIN“, denn darin stecken die Worte „Reisen“ und „Freisein“.

Dafür hast du sogar deinen eigenen Verlag, den Freisein-Verlag, gegründet. Warum hast du dich dafür entschieden?

Ich habe mich für einen Selbstverlag entschieden, weil das ebenfalls Freiheit mit sich bringt – wenn auch Verantwortung und Eigeninitiative. Ich habe meine Bücher nicht geschrieben, um damit Profit zu machen. Der Gewinn an einem verkauften Exemplar ist sehr niedrig. Mir ist die Message hinter meinen Büchern viel wichtiger: Gutes tun, mutig sein, an seine Grenzen gehen, das Hamsterrad verlassen, Selbstbewusstsein stärken – Reisen ist so vieles.

Wahrscheinlich fragen dich viele Menschen, wie du deine Reisen finanzierst …

Ja, das stimmt. Es herrscht der allgemeine Glaube, zu reisen sei teuer. Dabei gibt es viele Wege, kostenlos herumzukommen. Das Teuerste an einer Reise ist für mich der Transport von Deutschland in mein Zielland, danach lebe ich aber sogar günstiger als zu Hause. Streetfood ist in vielen Ländern außerhalb der westlichen Welt spottbillig, Übernachtungen sind dank Couchsurfing und Co. kostenlos und von A nach B kommt man zum Beispiel durch Trampen oder mit günstigen öffentlichen Verkehrsmitteln.

Miriam Boettcher fuhr 3 Monate mit dem Fahrrad durch Europa

Hast du ein Lieblingsland?

Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Jedes Land ist auf seine Art schön. Wenn ich jedoch eines meiner bisher bereisten Länder als Wohnsitz wählen müsste, wäre es wohl Kanada. Dort habe ich während einer einjährigen Nordamerika-Reise (Alaska, Hawaii und weitere Staaten der USA, Kanada, Mexiko, Bahamas) mal einige Monate verbracht und in den Rocky Mountains gearbeitet. In Kanada passt lebensstiltechnisch einfach alles. Aber mit dem Rucksack bin ich lieber in abenteuerlichen Ländern unterwegs, die mich aufgrund ihrer Andersartigkeit herausfordern.

Zum Beispiel?

Laos zum Beispiel, das hat mich sehr fasziniert. Die ganze Reise hatte schon abenteuerlich gestartet, denn ich war ohne Vorbereitung von der Grenze Vietnams eingereist. Außerdem konnte ich mich mit den Einheimischen nicht verständigen. Das Ende vom Lied war, dass ich einen ganzen Tag lang auf dem Anhänger eines Transporters mitfuhr und keine Ahnung hatte, wo ich die Nacht verbringen würde. Und dann – einige Wochen später – nahm ich ein Boot zu einem dschungelartigen Gebiet und leistete Freiwilligenarbeit mit geretteten Elefanten. Laos ist ein beeindruckendes Land.

Was hast du auf deinen Reisen gelernt? Was würdest du jemandem, der oder die Ähnliches vorhat, mit auf den Weg geben? 

Falls du noch nie zuvor verreist bist, möchte ich dir ans Herz legen, dich mit deiner ersten Reise nicht zu überfordern. In der westlichen Welt unterwegs zu sein, kann schon spannend genug sein, wenn man das erste Mal auf sich alleine gestellt ist. Es ist völlig in Ordnung, in Ländern wie Neuseeland, Australien oder Kanada zu starten und sich dann Stück für Stück in abenteuerlichere Länder voranzutasten.

Wer mehr über Miriams Reisen erfahren möchte, kann ihre Webseite besuchen oder sich eines ihrer Bücher bestellen. In allen geht es um Freiwilligeneinsätze:

 

 

 

 

 

 

 

 

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