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ArbeiterKind.de:
Für mehr Gerechtigkeit in der Bildung

Die Bildungsungerechtigkeit wurde durch die Folgen der Pandemie und die Inflation verstärkt. ArbeiterKind bietet Erststudierenden Hilfe.
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Interview: Gerda Stauner

ArbeiterKind.de

Regelmäßig zeigen wissenschaftliche Studien auf, dass es mit der Chancengleichheit oder der Bildungsgerechtigkeit in Deutschland nicht weit her ist. Kinder, deren Eltern bereits selbst ein Studium absolviert haben, tun sich in der Regel leichter, eine Laufbahn als Akademiker*in einzuschlagen. Diese Schieflage hat vielfältige Gründe. Abhilfe können unter anderem Mentor*innenprogramme schaffen. Eine Organisation, die solche Programme u. a. anbietet, wurde 2009 von Katja Urbatsch und ihrer gemeinnützigen und spendenfinanzierten Organisation ArbeiterKind.de ins Leben gerufen. Die Organisation bringt nicht nur Akademiker*innen und Studierende der ersten Generation zusammen. Sie hilft bei allen Fragen rund ums Studium. Denn anders als bei Studierenden, deren Eltern diesen Weg selbst schon beschritten haben, haben Studierende der ersten Generation oft niemanden, der ihnen zur Seite stehen kann. Oft müssen sie sogar noch gegen Vorbehalte aus der eigenen Familie ankämpfen und können nicht auf die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern zurückgreifen. Diese jungen Menschen haben es oftmals doppelt schwer und können die Unterstützung von ArbeiterKind.de gut gebrauchen. Wir haben bei Pablo Ziller von ArbeiterKind nachgefragt, wie diese Hilfestellung genau aussieht.

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Pablo, wie sieht der Erstkontakt zu ArbeiterKind aus? Viele Infos zum Ablauf eines Studiums oder zu finanziellen Fragen findet man ja bereits auf eurer Webseite. Melden sich Interessierte schon während ihrer Schulzeit bei euch?

Pablo Ziller von ArbeiterKind.de

Die meisten Interessent*innen melden sich bei uns in der Übergangsphase zwischen Schule und Studium oder während der ersten Semester eines Hochschulstudiums.

Es gibt verschiedene Wege, über die sich Ratsuchende an uns wenden. Viele melden sich mit ihren Fragen bei unseren rund 80 lokalen ArbeiterKind.de-Gruppen, die über ganz Deutschland verteilt sind. Die Ehrenamtlichen in den Gruppen sind die direkten Ansprechpartner*innen für Ratsuchende an den Hochschulstandorten. Des Weiteren kommen wir auf unseren zahlreichen Schulveranstaltungen in direkten Kontakt mit Ratsuchenden. Unsere Ehrenamtlichen gehen in die Schulen und erzählen ihre eigene Bildungsgeschichte als Erstakademiker*innen. Im Rahmen dieser Veranstaltungen kommen zahlreiche Kontakte zustande. Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist unser Infotelefon. Hier erhalten Ratsuchende von Montag bis Donnerstag direkte telefonische Unterstützung. Mittlerweile gibt es dieses Angebot auch per WhatsApp.

 

Wie geht es dann weiter? Viele Fragen können sicher schnell beantwortet werden. Aber die grundsätzliche Unsicherheit vieler junger Menschen, die aus einem bildungsbenachteiligten Haushalt kommen, lassen sich nicht so ohne weiteres ausräumen, oder?

Viele Anliegen lassen sich tatsächlich schnell über die genannten Kanäle klären. Die grundsätzliche Unsicherheit und das Gefühl des nicht Dazugehörens der Bildungsaufsteiger*innen an einer Hochschule bleiben aber bestehen. Daher setzen wir auf direkten und stetigen Austausch in den lokalen Gruppen. Hier vernetzt man sich mit anderen Gleichgesinnten, tauscht sich stetig über die vielen Fragen aus dem Alltag aus, schließt neue Freundschaften oder ermutigt durch die eigene Erfahrung andere Bildungsaufsteiger*innen.

 

Wie sieht die Begleitung der Ehrenamtlichen in den lokalen Gruppen von ArbeiterKind aus? Welche Menschen engagieren sich dort?

Die ArbeiterKind.de-Gruppe aus Stuttgart präsentiert sich auf der Bildungsmesse Horizon.

Hier lassen sich kaum verallgemeinernde Aussagen treffen. Im Prinzip engagieren sich Menschen jeden Alters in diesen Gruppen. Es gibt auch Menschen, die nicht aus Erstakademikerhaushalten stammen und sich dennoch bei uns in den Gruppen für das Thema einsetzen. Die Gruppen sind sehr divers und es ist vom jeweiligen Standort abhängig, welche Menschen sich dort engagieren, wie gut die jeweilige Gruppe organisiert ist und wie viele Menschen sich dort regelmäßig einbringen. Ein ehrenamtliches Engagement bei ArbeiterKind.de ist sehr niedrigschwellig angelegt.

 

Ihr engagiert euch seit fast 15 Jahren für Bildungsgerechtigkeit in Deutschland. Wie vielen Menschen konntet ihr mit eurem Angebot bereits helfen? Könnt ihr einen Trend zur Besserung erkennen?

Engagierte der ArbeiterKind.de-Gruppe aus Erfurt erzählen ihre Bildungsgeschichte bei einem Schulbesuch

Wir erreichen viele Tausend Schüler*innen pro Jahr mit unseren Angeboten. Im Jahr 2021 waren das rund 20.000 Schulabgänger*innen auf über 300 Schulveranstaltungen in ganz Deutschland, wobei es natürlich gerade in dem besagten Jahr einen Einbruch durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie gab.

Bildungsungerechtigkeit zwischen Akademiker- und Nichtakademikerkindern bleibt trotz unserer Arbeit ein großes und wichtiges Thema in Deutschland. Vermutlich wird sich die schwierige Situation für Studierende der ersten Generation durch die Folgen von Pandemie und Inflation weiter verschärfen. Mit unserem Angebot können wir die strukturellen gesellschaftlichen Fragen nicht lösen. Durch unsere Arbeit erkennen wir aber eine verstärkte Sensibilität für die Sorgen und Nöte von Nichtakademikerkindern. Auch auf der politischen Ebene und in den Unternehmen des Landes sowie in den Stiftungen, die Stipendien an Studierende vergeben. Dies alles sind wichtige Bausteine unserer Arbeit. Finanzierungsinstrumente wie das BAföG müssen stetig durch die Politik kritisch überprüft werden, um den Ansprüchen der jeweiligen Zeit gerecht werden zu können.

 

Gibt es schon Hochschulabsolvent*innen der ersten Generation, die zu euch zurückkommen und auch ehrenamtlich helfen möchten?

Na, klar! Viele ehemalige Ratsuchende engagieren sich heute bei ArbeiterKind, unterstützen unsere gemeinnützige Arbeit durch Zeit-, Geld- oder Sachspenden und sprechen in ihren Netzwerken über unsere Mission. Unsere Community verbindet viele Menschen durch die verschiedenen Lebensphasen hindurch und schafft einen starken Zusammenhalt untereinander. Nichtakademikerkind bleibt man ein Leben lang. Selbst nach Jahren im Beruf zeigen sich in wissenschaftlichen Studien Unterschiede zu Akademikerkindern, beispielsweise im Selbstbewusstsein. Daher bieten wir seit einiger Zeit auch ein Berufseinstiegsmentoring-Programm an, welches Erstakademiker*innen auch in dieser Umbruchphase durch ein Mentoringprogramm unterstützt. Persönliche Erfahrungen aus einem anderen Blickwinkel mit ähnlicher biografischer Prägung können einen bei der eigenen Persönlichkeitsentwicklung sehr stark positiv beeinflussen.

 

Weitere Infos zur Organisation ArbeiterKind findet ihr hier: https://arbeiterkind.de/

 

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