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Helplessness Blues:
Eine Geschichte für das neue Jahr!

Die Suche nach Schönheit in allen Dinge hilft einem Mann, sich aus dem „Helplessness-Blues“ zu befreien und zufriedener zu werden.
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von Cosimo Spangler

Ich bin ein einfacher Mensch. Schon mein ganzes Leben lang war ich das. In der Zukunft wird mein Leben nicht in Geschichtsbüchern dokumentiert sein. Und es werden auch keine Lieder über mich gesungen werden. Aber ich war stets mit meinem Leben zufrieden. Es hatte mir immer gereicht, Schwierigkeiten in meinem Leben zu vermeiden und unablässig auf diesem geraden Pfad zu bleiben. Doch in letzter Zeit wuchs mein Verlangen stetig, endlich von diesem Pfad abzukommen. Fast so, als würde langsam, aber sicher die Erinnerung an ein vergangenes, besseres Leben zu mir zurückkehren. Eine Erinnerung, die in mir die Frage erneut entfachte, deren Antwort ich unbedingt wissen möchte: Wonach strebe ich wirklich?

Also begann ich – erfüllt von meinem Verlangen – zu lernen, mir selbst und meiner Umwelt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Es schien alles sehr natürlich zu passieren, was auch immer das sein mochte: das verstärkte Betrachten meiner selbst, eine offenere Denkweise oder eine grundlegend veränderte Sichtweise meinerseits. All das erlaubte mir, zu suchen und schließlich zu entdecken.

Und ich fand Bedeutung in dem, was ich tat. Ich fand überall ein kleines bisschen Schönheit, ein paar Stückchen Liebe in jeder Interaktion. Den Glanz Gottes oder des Himmels – wie auch immer man es nennen mag – in den Momenten, die mir zuvor verschwendet erschienen. All das passierte zu Beginn noch eher langsam. Doch egal, wie lange sich meine neuen Erkenntnisse hinauszögerten, zum ersten Mal in meinem Leben gewann ich den Eindruck, auf dem richtigen Pfad zu sein.

 

Die Perspektive ändern

Als meine Tage langsam aufhörten, jenen grauen, nebligen Wintermorgen zu ähneln und anfingen, in den lebhaften Farben der Blumenfelder im Frühling, des bewölkten Himmels im Sommer oder der leuchtenden Laubberge im Herbst zu strahlen, gab mir die Welt immer wieder Neues zu bestaunen. Sie schien sich mir zu öffnen, so wie ich versuchte, mich ihr zu öffnen. Ich fand von Tag zu Tag mehr Freude an fast allem, was ich tat.

Ich begann aber auch, die mühsamen Dinge des Lebens, die ich früher gefürchtet hatte, auf eine andere Art zu schätzen. Vor einiger Zeit hatte ich ein paar Tage im Krankenhaus gelegen und nun fand ich rückblickend stets mehr Vorteile, ohne die Nachteile zu vernachlässigen. Die Konstellation von allem, was mich umgab, fing langsam an, immer mehr Sinn zu ergeben. Ein wahrhaft vollständiges Bild des Lebens begann sich für mich zu formen, eines, das sowohl Höhen als auch Tiefen umfasste.

Natürlich war das nicht immer besonders einfach. Die Erkenntnis, wie wenig man von der Welt und dem Leben selbst weiß, ist anfangs ohrenbetäubend und erdrückend, und nicht jede Entdeckung, die ich machte, war eine besonders angenehme. Ich habe erlebt, wie Religion um des Geldes willen missbraucht, wie Schönheit ohne Rücksicht auf die dahinterstehende Menschlichkeit gemessen und wie Liebe ausgenutzt wird, nur um Schmerz zu verursachen. Die leuchtenden Funken des Lebens, an die sich meine Augen gewöhnt hatten, brannten nie nur in jenen hellen Farben, die wir so gerne betrachten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Glaube, den ich mir so gründlich angeeignet hatte, direkt vor meinen Augen zu zerbröckeln begann. Ich war oft überwältigt von der fehlenden Empathie, die ich in der Welt um mich herum feststellen konnte. Aber es tat noch mehr weh, genau dieses Fehlen in mir selbst zu finden.

 

Gefühle zulassen

Die größte Herausforderung, der ich begegnete, war die Erkenntnis, dass ich, um meine Suche nach einem Sinn fortzusetzen, mit mir selbst ins Reine kommen musste. Als ich versuchte, in diesen trivialen Dingen einen Sinn zu finden, dämmerte mir, dass meine frühere gleichgültige Haltung gegenüber den meisten Geschehnissen der Welt nicht mehr ausreichte. Zu lernen, bedeutete, hart zu arbeiten. Und zu nehmen, bedeutete, etwas zurückzugeben. Ich musste mich an die Welt um mich herum anpassen, mit all den Gefahren und Ängsten, welchen ich ausgesetzt war. Ich erkannte, dass die wahre Natur des Lebens bedeutete, wirklich an ihm teilzunehmen. Und nachdem ich diesen Schritt endlich getan hatte, begannen Emotionen wie Schmerz, Sorgen und Kummer, die ich zuvor so bereitwillig vermieden hatte, ihren Platz in mir zu finden – gleich neben all den wunderbaren neuen Gefühlen, für die ich so dankbar war.

 

Helplessness Blues, der Soundtrack meines Lebens

Ja, es war bisher keine leichte Reise. Aber es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass gerade diese Reise ausschlaggebend ist, um die eigene Menschlichkeit wiederzuentdecken. Ich habe es geschafft, mich durchzuschlagen. Und trotz aller Entbehrungen würde ich jetzt, da die Erinnerung endlich wieder da ist, die ich so lange vergessen hatte, alles dafür geben, nicht wieder in meiner eigenen Apathie in dieser Welt voller Wunder zu versinken. Dieser „helplessness blues“, der mich fast mein ganzes Leben lang begleitet hatte, hat nun endlich ein Ende gefunden. Ich habe nicht vor, ihn jemals wieder zu hören, solange ich nach einem Sinn streben kann.

Cosimo (19), Student B. A. Anglistik

Ich weiß immer noch nicht, was genau es ist, was ich suche, oder ob ich es in der kurzen Spanne meines eigenen Lebens überhaupt finden kann. Aber ehrlich gesagt – das spielt keine Rolle. Es ist die Suche, die mich weitermachen lässt.

 

Essenz des Lebens

Denn solange ich dieses besondere Etwas fest im Blick habe, kann ich weiterhin Schönheit an den seltsamsten Orten finden und dem Puzzle meiner Existenz ein Stück nach dem anderen hinzufügen. Ist es nicht das, was es wirklich bedeutet, ein Mensch zu sein? Was wir meinen, wenn wir über die „Essenz des Lebens“ sprechen?

Wir sind für immer dazu verflucht, nach einem Sinn zu streben, aber die Entdeckung, dass die Schönheit um mich herum schon immer existiert hat, hat mir gezeigt, dass dieser Fluch unser größter Segen ist. Die Suche nach dem Sinn, auf die sich jeder von uns irgendwann im Leben begeben muss, ist das, was uns zu uns selbst macht. Gleichzeitig ist es aber auch das, was uns den anderen am ähnlichsten macht. Ich habe mich endlich damit abgefunden und ich genieße die Zeit, die ich auf dieser Reise verbringen kann.

 

Cosimo schreibt auf seinem Instagram Account über alles, was ihn fasziniert und inspiriert: https://www.instagram.com/moe.archives/?hl=de

 

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Eine Antwort

  1. Lieber Cosimo, das hast du sehr sensibel und überzeugend geschildert – deine Entwicklung und die damit verbundene Sehweise auf dich selbst kann ich gut nachvollziehen. Aber eines ist mir aufgefallen: Du berichtest nur egozentrische Erfahrungen, in denen du um dich selbst kreist. Gehört aber nicht der Austausch mit anderen Menschen wesentlich zum Wachsen der eigenen Persönlichkeit? Die Eltern, die Freundin, alle Menschen, denen du dich verbunden fühlst, verlangen und bekommen Empathie, lassen Liebe in dir wachsen oder auch nicht – aber von allen diesen Erfahrungen wirst du ebenfalls stark geprägt. Aus der Synthese der Ich-Reflexion mit den zwischenmenschlichen Erlebnissen wächst die Persönlichkeit am erfolgreichsten. Liebe Grüße Achim

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