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Kabarettistin Claudia Pichler:
Über Humor, Situationskomik und den Blick aufs Leben

Gerade wenn die Welt Kopf steht, ist Humor wichtig! Da ist sich die Münchner Kabarettistin Claudia Pichler sicher.
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Interview: Petra Bartoli y Eckert

Seit 2018 steht Claudia Pichler auf der Bühne und bringt andere mit ihrem Kabarett-Programm zum Lachen. Das war so eigentlich nicht vorgesehen. Die 36-jährige Münchnerin hat Neue Deutsche Literatur, Psychologie und Politik studiert.

Danach arbeitete sie bei einem Verlag und in einem Theater – nicht auf der Bühne, sondern als Theaterleitung. Doch dann entschied sie sich, über den berühmten Humoristen Gerhard Polt zu promovieren. So wurde aus Claudia Pichler „Frau Doktor Polt“. Und irgendwann wollte sie dann doch selbst ausprobieren, ob sie das auch kann: ein Publikum mit Humor zu unterhalten. Und sie kann es!

 

Claudia, du bist nicht nur promovierte „Poltologin“, sondern arbeitest auch bei der Agentur Well, die das Künstlermanagement der Well-Gruppen übernimmt. Hat dich die Zusammenarbeit mit solch humoristischen Urgesteinen inspiriert? Oder vielleicht auch gelegentlich abgeschreckt?

Abgeschreckt hat mich das noch nie. Im Gegenteil: Es ist etwas Besonderes, mit diesen Idolen zu arbeiten. Das sind ja alles auch ganz besondere Menschen. Sie verstehen es, zu unterhalten und haben gleichzeitig einen guten Blick auf das Leben. Und dabei spielt der Humor eine tragende Rolle. Das kann man sich von Polt oder den Well-Brüdern schon abschauen. Die haben richtig viel Erfahrung und sie strahlen einfach so eine gewisse Gelassenheit aus.

 

Gaben diese Vorbilder auch die Initialzündung, um selbst auf die Bühne zu gehen?

Nein, nicht wirklich. Ich war schon sehr nah dran an dem, was Polt und die Wells gemacht haben – und bin es immer noch. Aber dass ich selbst schließlich auf die Bühne gegangen bin, hat sich eher zufällig ergeben. In München gibt es viele Stand-up-Comedy-Bühnen. Da spielen am Abend dann acht Leute – jede und jeder nur ein paar Minuten. Bei den meisten geht das schief. (Claudia lacht)

Das ist dann gar nicht lustig, was die fabrizieren. Aber dadurch ist die Hemmschwelle nicht so hoch. Und ich dachte mir, das kann ich auch mal probieren. Von einem Freund, der so eine Bühne betrieben hat, wurde ich eines Tages angesprochen. Er hatte immer zu wenig Frauen. Also hab ich es ausprobiert.

 

Wieso gibt es im Kabarett auf der Bühne weniger Frauen als Männer?

Aus meiner Erfahrung gehen Männer mit vermeintlichen Niederlagen anders um. Und mit Niederlagen muss man sich am Anfang eben herumschlagen. Wenn ein Auftritt nicht geklappt hat, gehen Männer oft von der Bühne und sagen: „Das Publikum war heute echt fad.“

Eine Frau hingegen hinterfragt sich meistens mehr. Frauen wollen nicht scheitern, fühlen sich schneller unwohl, wenn etwas nicht klappt. Wenn eine Frau einen schlechten Auftritt hat, probiert sie es vielleicht gar nicht mehr. Bei Mixed-Shows bin ich häufig die einzige Frau unter lauter Männern. Weil es weniger Frauen auf der Kabarett-Bühne gibt, können sich Frauen untereinander auch weniger vernetzen. Gleichzeitig wäre netzwerken echt wichtig.

 

Denkst du, Frauen haben es grundsätzlich in der Humorbranche und im Kabarett schwerer als Männer?

Insgesamt wahrscheinlich schon. Aber glücklicherweise sind die Veranstalter mittlerweile sensibler geworden. Die wollen mehr Frauen auf der Bühne haben. Wenn du dich nicht ganz blöd anstellst, dann tust du dich als Frau am Anfang vielleicht sogar leichter. Aber das geht nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn es um Fernsehauftritte geht, dann ist die Quote: eine Frau auf drei Männer. Ich finde, es dürften schon noch viel mehr Frauen sein, die auf die Bühne gehen!

 

Aktuelles Kabarettprogramm von Claudia Pichler: Eine Frau sieht weißblau

Was ist für dich Humor? Und gibt es einen Unterschied zwischen gutem und schlechtem Humor?

Für mich ist Humor eine Lebenseinstellung! Mich rettet Humor in allen Lagen. Wenn mir etwas Blödes passiert, dann hilft mir, dass ich weiß: Nächste Woche kann ich darüber lachen. Und er bringt mich Menschen näher. Man merkt ja sehr schnell, ob man den gleichen Sinn für Humor hat.

Was guten oder schlechten Humor betrifft: Ich mache da keinen Unterschied! Ich kann auch über den größten Schmarrn lachen.

 

Darf man denn aktuell – wenn gerade Krieg in der Ukraine herrscht, das Klima sich rasant verändert und noch viele andere Schieflagen Alltag sind – noch unbeschwert lachen?

Ich finde sogar, es ist wichtig, dass man zwischendurch noch lachen kann! Egal, was gerade passiert: Es sollte immer Zeit sein, um sich zusammenzusetzen, mal alle Katastrophen auszublenden, loszulassen und miteinander zu lachen. Eine Welt, in der nicht mehr gelacht wird, weil alle so betroffen sind von den aktuellen Umständen, stelle ich mir ganz furchtbar vor!

 

Woher nimmst du deine Inspirationen für dein Kabarett-Programm?

Ich beobachte Menschen. Da schnappe ich oft einen schrägen Satz oder eine skurrile Situation auf. Und das verarbeite ich. Menschen, die wissen, was ich beruflich mache, sagen dann schon auch manchmal: „Da muss ich jetzt aber aufpassen, was ich zu dir sage.“ Aber so ist das natürlich nicht. Ich stelle ja niemanden bloß. Komische Erlebnisse und Beobachtung inspirieren mich, das weiterzuspinnen und daraus etwas zu machen.

 

Was findest du lustig? Worüber kannst du lachen?

Ich habe eine Schwäche für Situationskomik. Und ich kann über mich lachen. Das ist oft richtig lustig. Und das ist auch eine Eigenschaft, die ich an mir und an anderen schätze: Wenn man weiß, was man kann und wer man ist, dann hat man auch die Freiheit, über sich zu lachen!

 

Hier geht es zur Website von Claudia Pichler:

claudiapichler.com

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