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Klinikclowns sorgen für kleine Wunder

Klinikclowns gehen in Krankenhäuser, Pflegeheime und auch in Hospize. Sie nehmen weniger Krankheiten und Defizite in den Blick, sondern den Menschen. Ihr Anliegen: glückliche Momente schenken und ein Lachen ins Gesicht zaubern.
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Foto: Thomas Victor

Was wäre die Welt, was unsere Gesellschaft ohne „gute Geister“? Ohne Menschen, die ein großes Herz für andere haben, denen es nicht gut geht? Die Idee zu den Klinikclowns, die ursprünglich aus New York kommt, hat rasch auch in anderen Ländern Fuß gefasst. Der KlinikClowns Bayern e.V. feiert heuer bereits sein 20-jähriges Bestehen.

Die Arbeit von Klinikclowns ist nicht nur ein bisschen Herumalbern. Inzwischen konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass die Clown-Therapie gezielt dazu beiträgt, die Lebensqualität kranker Menschen zu verbessern. Gerade bei Demenz‐, Parkinson‐ und Schlaganfallpatient*innen sowie bei Kindern im Krankenhaus bewirken die Klinikclowns kleine Wunder. Studien der Gelotologie (der Lehre vom Lachen) ergaben, dass Schmerzpatienten nach einigen Minuten des Lachens bereits weniger Schmerzen spürten und dieses Phänomen mehrere Stunden anhielt. Umso bedauerlicher ist es, dass diese Arbeit nach wie vor keine staatliche Unterstützung erfährt.

Isabel Hoffmann vom Verein KlinikClowns Bayern e. V. stellt die Klinikclowns näher vor.

 

Die Idee der Klinikclowns kommt aus New York.

Den Grundstein für Clowns-„Visiten“ im Gesundheitsbereich legte Michael Christensen, Clown und Mitbegründer des New Yorker Zirkus Big Apple Circus. Er und weitere Clowns kamen bei einem Besuch in einem Kinderkrankenhaus so gut an, dass er seit 1986 mit „Clown Care“ regelmäßig Klinikclowns in Kinderkliniken der USA bringt.

Anfang der 90er Jahre erreichte die Idee Europa. Angeregt durch ihre Schwester, die im österreichischen Verein CliniClowns mitwirkt, gründete Elisabeth Makepeace 1998 den KlinikClowns Bayern e.V. Mit bescheidenen zwei Clowns fing alles an. Vor 20 Jahren startete der bayerische Verein seine Clownsbesuche mit einer „Visite“ im Dr.-v.-Haunersches Kinderspital in München. Aus der Überzeugung heraus, dass Lachen wirkt und Heilungsprozesse begünstigt, wollten sich die Klinikclowns von Beginn an kranken und einsamen Menschen zuwenden und ihnen ein Lachen schenken. Die Idee begeisterte sofort und fand schnell Freunde, Helfer und Einrichtungen, die Clownsbesuche bei sich wünschten. Im Jubiläumsjahr sind inzwischen 58 Clowns in 92 Einrichtungen von Aschaffenburg bis Garmisch-Partenkirchen tätig.

Foto: Manfred Lehner

Die Klinikclowns schauen nicht auf das Defizit, das Krank-Sein, sondern auf das, was Freude macht.

Das Wichtigste ist, dass die Clowns Patient*innen in einem Umfeld, in dem sich alles um Krankheit dreht, als individuelle Menschen wahrnehmen. Sie schauen nicht auf das Defizit, das Kranksein, sondern auf die Spiellust eines Kindes, auf das persönliche Interesse, das sich im Zimmer offenbart. Auch aus einer alltäglichen Begebenheit, die den Patienten oder Bewohner eines Pflegeheimes gerade beschäftigt, lässt sich etwas machen. Diese Beobachtungen werden aufgegriffen und daraus das clowneske Spiel entwickelt. Trägt zum Beispiel jemand im Krankenzimmer ein Fußballtrikot, ist das für die Clowns eventuell eine Einladung, ein lustiges Fußballspiel mit Luftballons zu beginnen. Improvisation und sensibles Wahrnehmen der augenblicklichen Situation gehören zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Klinikclowns.

Tollpatschig, ungeschickt, an den einfachsten Aufgaben scheitern – auch das macht den Clown aus.

Die Clowns agieren immer zu zweit. Das hat viele Vorteile. Wenn zum Beispiel die Patientin oder der Heimbewohner sehr krank sind, können sie einfach den beiden Klinikclowns ohne eigene Interaktion zuschauen und das Spiel genießen. Im Duo entstehen unterschiedliche Energien, eine größere Dynamik und die Besuchten haben mehr Identifikationsmöglichkeiten.

Tollpatschigkeit, ungeschickt sein und ständig an den einfachsten Aufgaben scheitern – auch das macht den Clown aus. Das kranke Kind, das sich sonst im Krankenhaus schnell ausgeliefert fühlt, kann die Regie übernehmen und dem dummen Clown sagen, wie man richtig bis 5 zählt, weil der sich immer schon bei 3 verzählt. Das Kind hat Spaß, fühlt sich stark und nicht mehr schwach.

Besuchen die Clowns Senior*innen, geht es mehr um humorvolle Herzenswärme. Da ist dann weniger Slapstick gefragt, es wird mehr gesungen oder ein lustiges Gedicht vorgetragen. Die Heimbewohner*innen geben den Clowns auch einmal Aufträge mit nach Hause, dass sie etwa ein bestimmtes Lied üben sollen. Aber ein Clown wäre kein Clown, wenn er es beim nächsten Besuch perfekt könnte, und so ergeben sich wieder lustige Situationen.

Foto: Matthias Thoelen

„Dürfen wir hereinkommen?“

Kein Besuch findet ohne Einverständnis der Besuchten statt. Die Klinikclowns klopfen vorher immer an die Zimmertür und fragen, ob sie hereinkommen dürfen. Auch daraus kann sich schon ein lustiges Spiel ergeben. Vor einer „Visite“ sprechen die Spaßmacher mit dem betreuenden Team einer Einrichtung, um auf Besonderheiten und Tagesverfassungen der Patient*innen Rücksicht nehmen zu können.

Detaillierte Informationen zum Ablauf der Clowns-„Visite“ bei verschiedenen Patientengruppen finden sich hier: https://www.klinikclowns.de/index.php/clowns/visite

  

Klinikclowns beweisen es: Lachen ist oft die beste Medizin 

Sowohl von den Besuchten als auch von den KlinikClowns, die ihre Einsätze protokollieren, erhält der Verein KlinikClowns Bayern e.V. immer wieder berührende Berichte. Clownin Maggie McDudel erlebte einmal folgenden magischen Moment:

„Ich war mit Detlef Dusel auf einer gerontologischen Station. Er spielte seine kleine Gitarre, ich sang und tanzte. Dann wurde die Situation im Aufenthaltsraum etwas brenzlig. Eine Frau besuchte ihren Mann, schimpfte ihn und schrie ihn an: „Was ist mit dir? Ich verstehe nicht“. Er schien sie – so kam es uns vor – in seiner Demenz nicht zu erkennen, schrie und schlug um sich herum. Sie war verzweifelt. Das Personal kam, um das aufzulösen. Ich sagte zu Detlef Dusel, dass wir vielleicht am besten erst in das andere Zimmer gehen sollten.

Als wir wieder zurückkamen, saß das Ehepaar mit einem Stück Kuchen zwischen sich im Eingangsbereich. Wir unterhielten uns über den Kuchen, Detlef Dusel spielte und sang über Kuchen, ich tanzte und dann… Plötzlich stand der Mann auf und nahm mich in Tanzhaltung. Und obwohl er einen dicken Verband am Bein trug, führte er mich elegant und graziös übers Parkett mit Drehungen und Wiegeschritt. Er war in eine andere Welt transportiert. Seine Frau schaute zu und plötzlich war ihre ganze Aggression weg. Sie fing an zu weinen. Nach dem Tanz tröstete ich sie mit Herz und Umarmung. Ihr Mann setzte sich wieder, ganz ruhig. Die Aggression von beiden war verpufft.“

 

Und auf facebook erhielten die bayerischen KlinikClowns im letzten Jahr folgende Zeilen:

„Ihr macht eine so wundervolle Arbeit und es tut den Kindern so unfassbar gut. Wir hatten erst vor drei Wochen wiederholt das Vergnügen. Mein 4-jähriger Sohn freut sich immer wieder, auch wenn er es manchmal nicht zeigen kann. Wieder daheim, erzählt er oft davon. Es hinterlässt eine Spur der guten Zeiten im Krankenhaus. Dankeschön dafür.“

Foto: Manfred Lehner

Jede Hilfe, die ein Lachen schenkt, ist willkommen!

Das Lachen in den Augen der Menschen in einem Krankenhaus oder Pflegeheim ist für Klinikclowns das schönste Dankeschön. Wichtig ist, im „Hier und Jetzt“ zu sein.

Was sich der Verein KlinikClowns Bayern e.V. am meisten wünscht, ist, dass sich Clowns-„Visiten“ im Gesundheitsbereich fest etablieren. Dahin ist noch ein weiter Weg und es gibt für diese mutmachende Arbeit keinerlei staatliche Förderung. Die Finanzierung stellt immer noch die größte Herausforderung dar. Der Verein freut sich deshalb über jede Spende, die es ermöglicht, ein Lachen zu schenken.

 

KlinikClowns Bayern e. V.
08161-41805
www.klinikclowns.de
Spendenkonto: IBAN: DE94 7016 9614 0000 0459 00

 

Auf der Homepage des Dachverbands Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e. V. findet man bundesweit weitere Einsatzorte und Infos, wie man sich engagieren kann: http://www.dachverband-clowns.de/

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

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Passend zum Thema:

Und auch hier hilft dein Lachen, die Menschen einander näher zu bringen 🙂

https://smile-for-a-better-world.com/index.php

 

Eine weitere Empfehlung: Das Portrait von Gastautor Michael Scheiner über Maximilian Meier

Professioneller „Unsinn“ eines Lebenskünstlers

 

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