Interview: Isolde Hilt
Wie viele träumen als junger Mensch davon, Musiker, Sängerin, irgendetwas Cooles in dieser Branche zu werden. Marcus Klare ging es da ähnlich. Er fand als Jugendlicher über ein altes, völlig verstimmtes Klavier seinen Weg zur Musik. In der Schulband fehlte ein Schlagzeuger, also probierte er das aus. Bis in die Endrunde eines Stadtteilwettbewerbs in München hatten sie es sogar geschafft. Und dann, etwas später, die Gelegenheit, in einem professionellen Tonstudio ein Lied aufzunehmen! Da wähnt man sich seinem Traum doch schon sehr nah. Doch es kam alles ein bisschen anders …
Heute, gut 30 Jahre später, ist Marcus Klare in diesen Tagen mit einem Song am Start, der Ohrwurm-Charakter hat. Der Titel: A Peaceful Christmas. Das macht neugierig!
Lieber Marcus, lass uns in dem professionellen Tonstudio beginnen, in dem du die Möglichkeit hattest, ein Lied aufzunehmen. Der Traum, Musiker zu werden, schien greifbar nah …
Ja, mich hat das so begeistert, dass ich mit Musik mein Geld verdienen wollte. Der Tonstudiobesitzer sagte zu mir jedoch: „Lerne einen ‚anständigen‘ Beruf und mache Musik als Hobby. Wenn es mit der Musik klappt – super! Wenn nicht, kannst du trotzdem deinen Lebensunterhalt bestreiten.“
Für diesen Rat bin ich bis heute sehr dankbar. Beruflich landete ich dann als selbstständiger Kameramann und Cutter beim Fernsehen und habe ab 1989 das Regionalfernsehen in Regensburg, Landshut und Rosenheim mit „aufgebaut“. Seit 1997 war ich für die ZDF-Sendung „Leute heute“ in Unterföhring tätig, bin aber dem Landkreis Regensburg als Einwohner treu geblieben.
Auch wenn dich dein beruflicher Weg erst einmal in eine andere Richtung geführt hat, hast du damals einige Songs komponiert, die viele Jahre geduldig darauf gewartet haben, doch noch vertont und gehört zu werden. Was sind das für Lieder? Welches Musik-Genre?
Ich glaube, meine Musik ist irgendwie eine Mischung aus Dire Straits, Pink Floyd, The Alan Parsons Project und Phil Collins und bestimmt noch einigen mehr, denn das waren die Musiker und Bands, die meine Jugend geprägt haben. Also irgendwo zwischen Pop und Rock.
Wovon handeln deine Songs?
Die meisten Texte entstehen ziemlich spontan. Irgendetwas inspiriert mich und dann fange ich an, es aufzuschreiben. Ich erinnere mich an einen regnerischen Tag. Als ich aus dem Fenster sah, kam mir plötzlich eine Zeile in den Sinn: „When I’m looking through my window, I see the pouring rain.“ Meine Fantasie erzeugte dann noch viele weitere Bilder im Kopf und am Ende stand ein Liedtext für 3:50 auf meinem Blatt. Meist sitze ich dabei auch schon am Klavier oder mit Gitarre auf dem Knie und bastle Melodie und Akkorde dazu.
Du hast mit Tiny Sound inzwischen auch ein eigenes Music Label. Veröffentlichst du da auch Kompositionen anderer?
Das schließe ich nicht aus, momentan aber veröffentliche ich nur meine eigenen Musikprojekte. Es ist heute auch gar nicht mehr so wichtig, ein Label zu haben. Denn jeder kann mittlerweile via Internet seine Musik veröffentlichen, sei es auf YouTube oder auch auf den großen Streaming-Plattformen wie Spotify oder iTunes. Das hat den Vorteil, dass Musiker*innen und Künstler*innen ihrer Kreativität völlig freien Lauf lassen können – ohne Rücksicht auf Klickzahlen oder Verkäufe (die für Plattenfirmen leider viel wichtiger sind als die eigentliche Kunst). Ich habe mich schon lange davon verabschiedet, mich danach zu richten, wie ich ein möglichst großes Publikum erreichen kann. Ich mache „mein Ding“; das Lied wird so, wie es mir gefällt. Und mit etwas Glück gefällt es dann auch noch ein paar anderen 🙂
Du hast eben ein Weihnachtslied veröffentlicht: A Peaceful Christmas. Das Lied gab es, hast du mir erzählt, schon vorher. Und jetzt hast du es zum Leben erweckt. Wie das?
Mein Weihnachtslied habe ich Ende der 90er geschrieben. Wir haben es damals in einer Nacht- und Nebelaktion auf die Schnelle mit den Mitarbeiter*innen des Regionalfernsehens als Chorfassung im TV-Studio eingesungen. Leider habe ich nirgends mehr eine Aufnahme bei mir gefunden. Aber Musik und Text hatte ich noch im Kopf. Und im Oktober dachte ich mir: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wie findet man die passende Stimme oder auch, wie in diesem Fall, den Klavierspieler?
Da hilft mir zum einen das Internet. Es gibt verschiedene Portale, die gerade jetzt in der Krise für Künstler*innen ein kleiner Rettungsanker sind. Die Sängerin Jessie Lynn Toups von „A Peaceful Christmas“ lebt in Nashville und hat sich zu Hause einen kleinen Aufnahmeraum eingerichtet. Den Song habe ich ihr als MP3 übermittelt und sie hat mir Ihre Gesangsaufnahmen zurückgeschickt – fertig!
Holger A. Jung, der Klavierspieler hingegen war die persönliche Empfehlung einer Sängerin aus München und ist ein echter Glücksgriff. Ich schicke auch ihm ein MP3 und zurück kommen immer geniale Klavierbegleitungen für meine Lieder.
Du hast bei „A Peaceful Christmas“ den Text noch einmal verändert und ihn der heutigen Zeit angepasst. Was musste geändert werden?
Nachdem alles sehr schnell gehen musste, ist damals der Text in der ersten Version für mich nicht ganz befriedigend gewesen. Es waren einfach die typischen Weihnachtsinhalte von Kerzenschein und Festlichkeit. Ich habe deshalb versucht, den Text zu aktualisieren und die mir besonders wichtigen Aspekte „Klimakrise“ und „Frieden“ zu thematisieren. Die Sängerin aus den USA hat mir da entscheidend geholfen. Deswegen habe ich auch den Titel von „Merry Christmas“ in „A Peaceful Christmas“ umbenannt.
Wie gelangt dein Lied jetzt in die Welt?
Auch wieder über das Internet. Die beiden Fassungen des Songs (einmal mit Band- und einmal mit Pianobegleitung) sind auf allen Musikportalen hörbar oder als Download verfügbar. Und ab heute Abend gibt es dann auch das „Official Video“ auf YouTube.
A Peaceful Christmas: Was wünschst du der Welt mit deinem Lied?
Außer einem „friedlichen“ Weihnachtsfest wünsche ich von Herzen, dass die „Entscheider*innen“ auf der ganzen Welt sich endlich ernsthaft und entschlossen um unsere Klimaprobleme kümmern, so wie es im Liedtext steht: „The road is long, and the work is tough, but if we all stand together, it just might be enough.“
Noch etwas, das dir wichtig ist …?
Neben der Musik bin ich seit Kindesalter ein großer Fan von Hörspielen. Noch heute schlafe ich nur mit einer Geschichte ein. Deshalb habe ich zusammen mit meiner Lebenspartnerin Martina Schaeffer das Kinderhörspielprojekt „Hexe Lindenbart“ ins Leben gerufen. Tina hat mittlerweile 6 Folgen geschrieben und es war ihre Idee, Musik in die Geschichten einzubauen. Seither entstehen mit jeder neuen Folge auch parallel viele lustige und kluge Lieder für Kinder. Das macht nicht nur den Autor*innen und Musikern Spaß, sondern ist auch für die Hörer*innen, ob jung, ob alt, ein vergnüglicher Genuss. Und das ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass wir mit unseren Hörspielen, gerade in dieser schwierigen Zeit, ein klein wenig Abwechslung und Freude in den Alltag von Kindern und Eltern bringen.
A Peaceful Christmas: Reinhören und gleich mitsingen 🙂
When snow is falling down
On every place in every town
When the nights get cold and clear
Then Christmas time is here
Now Christmas time is here
The brightest time of every year
But there’s one wish for me to come
A peaceful Christmas for everyone (x2)
So let me take you by the hand
And walk through the winter wonderland
Enjoy the snow, while it falls where we stand
Our world is fragile, but oh it’s grand
CHORUS
BRIDGE:
We should trust our hearts and not pretend that we can’t see
The world needs help from us, if it’s gonna find recovery
The road is long and the work is tough
But if we all come together, it just might be enough
Lyrics: Jessie Lynn Toups & Marcus Klare, Music: Marcus Klare
Premiere! Sei mit dabei, wenn das Video „A Peaceful Christmas“ am Sonntag, den 29. November, um 18 Uhr online geht!
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