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The Good Life

Die Geheimnisse eines erfüllten Lebens

Was macht unser Leben erfüllt und glücklich? Die Harvard Study of Adult Development erforscht diese Frage seit 84 Jahren. Ein neues Buch fasst die Erkenntnisse zusammen.
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Eine Rezension von Kristin Frauenhoffer

Es ist eines dieser Bücher, bei denen man jeden zweiten Satz fett anstreichen möchte, damit man ihn nicht mehr vergisst. Man erwischt sich dabei, während des Lesens ununterbrochen zustimmend zu nicken und „aha“ und „stimmt“ und „ja, genau“ zu rufen. Solch ein Buch ist „The Good Life … und wie es gelingen kann“. Der Titel ist Programm und hält, was er verspricht. Nicht umsonst steht auf dem Einband „New York Times Bestseller“. The Good Life enthält so viele wertvolle Erkentnisse über unsere menschliche Existenz, unser Leben, dass ich geneigt bin zu sagen, jeder Mensch sollte dieses Buch gelesen haben.

Eine der Passagen, die ich mir angestrichen habe, ist folgende: „Ein erfülltes Leben liegt doch näher als wir meinen. Es ist nicht das Warten auf den traumhaften beruflichen Erfolg in einer fernen Zukunft. Es findet nicht erst statt, wenn uns zufällig eine Riesensumme Geld in den Schoß fällt. Das erfüllte Leben liegt direkt vor Ihnen, manchmal nur eine Armeslänge von Ihnen entfernt. Und es beginnt jetzt.“ Zugegebenermaßen klingt das ein bisschen reißerisch, aber in diesem Buch ist das erlaubt, denn es geht nicht um oberflächliche Glücksversprechen oder Zauberformeln, die uns ein glückliches Leben ermöglichen. Es geht um fundierte, in vielen Jahren wissenschaftlicher Arbeit gewonnene Erkenntnisse. Es geht um Einblicke und Perspektiven auf die tiefgründigen Aspekte des menschlichen Lebens. Und das macht dieses Buch so wertvoll. Es zeigt uns anhand vieler realer Beispiele, was ein erfülltes Leben ausmacht und wie wir jeden Tag selbst daran arbeiten können.

 

Die weltweit einzigartige Studie läuft seit über 80 Jahren

Die Ergebnisse des Buches beruhen auf einer weltweit einzigartigen Studie: Die Harvard Study of Adult Development (Harvard-Studie zur Erwachsenenentwicklung) wird seit 1938 an der Harvard Medical School, der medizinischen Fakultät der Harvard University, durchgeführt. Damals nahmen 268 männliche Studenten teil. Ziel war und ist es, mehr über die Gesundheit des Menschen herauszufinden. Nicht anhand dessen, was ihn krank macht, sondern anhand dessen, was ihm guttut. Das war ein für die damalige Zeit radikaler Ansatz. Und bemerkenswert war auch: Man befragte die Probanden zu Erfahrungen und Erlebnissen in ihrem Leben zum aktuellen Zeitpunkt. So verhinderte man, dass diese Erlebnisse durch den Nebel der Erinnerung verfälscht werden.

Niemand ging davon aus, dass die Studie auch im Jahr 2024 noch laufen würde. Und doch sind die beiden Autoren des Buches – Robert Waldinger und Marc Schulz – heute Leiter und stellvertretender Leiter der Studie. Mittlerweile wurde diese auf die Nachkommen der ursprünglichen Propanden sowie Jugendliche im Raum Boston ausgeweitet. Sie umfasst inzwischen drei Generationen, mehr als 1.300 Menschen – eine Menge Daten für die Wissenschaftler*innen. Darüber hinaus werden die Erkentnisse aus der Studie von vielen hundert weiteren Studien flankiert und untermauert.

 

The Good Life: Soziale Beziehungen als Dreh- und Angelpunkt für Glück und Zufriedenheit

Aber nun zum spannenden Teil: den Ergebnissen. Gleich im ersten Teil des Buches verraten die Autoren, worauf es im Leben eines Menschen am meisten ankommt: „In all den Jahren hat sich ein Faktor als absolut entscheidend für die körperliche Gesundheit, die psychische Gesundheit und die Lebensdauer erwiesen. Und dieser Faktor ist im Gegensatz zu dem, was wahrscheinlich viele Menschen glauben, nicht der berufliche Erfolg, die regelmäßige Bewegung oder die gesunde Ernährung. (…) Diese Dinge sind wichtig, sogar sehr wichtig. Doch eines ist noch wichtiger: erfüllende Beziehungen.“

Dass Beziehungen für uns soziale Wesen wichtig sind, war mir vorher klar. Aber dass sie so wichtig sind, hat mich überrascht. Die Autoren gehen sogar so weit zu sagen, dass, wenn sie ihre Erkenntnisse auf ein Lebensprinzip, eine Investition reduzieren müssten, es diese wäre. Gute, erfüllende Beziehungen sorgen dafür, dass wir gesünder und zufriedener sind. Überraschend ist auch, dass nicht nur die psychische Gesundheit von guten Beziehungen profitiert, sondern durch sie auch körperliches Wohlbefinden entsteht.

Damit ist auch das Grundthema des Buches gelegt. Es geht darum, wie wir Beziehungen zu unseren Mitmenschen pflegen und stärken oder bereits beschädigte Beziehungen wieder heilen und vieles mehr. Der Weg dahin ist nicht leicht, das betonen die Autoren immer wieder. Vielmehr brauche es auch Mut und Energie, Hindernisse und Rückschläge zu bewältigen. Aber das Buch zeigt ganz praktische Wege auf, wo und wie wir anfangen können, um unsere Beziehungen zu anderen Menschen zu verbessern.

 

Beziehungen stärken … Aber wie?

In manchen Kapiteln habe ich mich regelrecht ertappt gefühlt. Zum Beispiel, wenn es darum geht, warum es manchen Menschen schwerfällt, sich zu öffnen und tiefe Beziehungen zu anderen einzugehen. Jede Öffnung birgt die Gefahr, verletzt zu werden. Wenn man damit schlechte Erfahrungen gemacht hat, entwickelt man die Gewohnheit, andere nicht zu nah an sich heranzulassen. Das wiederum verhindert aber, sich verbunden zu fühlen – ein wichtiger Baustein für ein erfülltes Leben.

Die Autoren geben konkrete Hinweise dazu, wie man an seinen Beziehungen arbeiten kann. Das beginnt zunächst mit einer Analyse des derzeitigen Beziehungsnetzes und mit der ehrlichen Reflexion darüber, wie es darum bestellt ist. Man kann sich dazu sein ganz persönliches „soziales Universum“ aufzeichnen, in dem man die Menschen im eigenen Umfeld in zwei Dimensionen platziert. Die eine Dimension beinhaltet die Pole „Gibt mir Energie“ und „Erschöpft mich“. Die zweite Dimension betrifft die Häufigkeit der Treffen – von sporadisch zu oft. Nach der Analyse gilt es, darüber nachdenken, ob man bestimmte Personen gern an einer anderen Stelle hätte und wie man das schaffen kann.

Auch hier finden sich Empfehlungen und Strategien im Buch. Einer der Leitsätze, die ich mir merken werde, ist: Du bekommst, was du gibst. Konkret heißt das, großzügig zu sein. Die Forschung zeigt eindeutig, dass anderen zu helfen der Person nützt, die hilft. Es programmiert das Gehirn auf gute Gefühle. Und die guten Gefühle erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch in Zukunft anderen gegenüber großzügig sind. Das kommt dann zurück, denn Beziehungen sind wechselseitige Systeme.

 

Unsere Sicht auf das Leben hängt auch von der Lebensphase ab

Spannend fand ich auch das Kapitel, in dem die einzelnen Phasen des Lebens in Bezug auf Beziehungen beschrieben werden. Angefangen in der Jugend von 12 bis 19 Jahren, über das junge Erwachsenenalter bis etwa 40 Jahre, das mittlere Lebensalter bis 65 Jahre bis hin zu den späten Lebensjahren. Jede dieser Phasen birgt seine eigenen Chancen und Herausforderungen, was die Beziehungen zu anderen betrifft. Untermauert mit Beispielen aus der Studie, zeichnen die Autoren hier ein rundes Bild eines kompletten Lebens.

Ich fand diese Rundumschau der einzelnen Lebensabschnitte sehr hilfreich, um mehr Verständnis für die Menschen um mich herum aufzubauen, sie mit ihren jeweiligen Perspektiven besser zu verstehen. Den Autoren geht es darum, den Standpunkt zu wechseln und die Menschen, die uns nahe stehen, in einem größeren Kontext zu sehen. Oder, um es mit ihren Worten zu sagen: „Erinnern wir uns daran, dass unsere Sicht auf das Leben davon abhängt, wo im Lebenszyklus wir uns befinden. Dann lassen sich manche Frustrationen vermeiden und tiefere Verbindungen herstellen.“ Manch persönlicher Konflikt basiert möglicherweise auf einem „Generationenkonflikt“ und könnte so vielleicht schneller beigelegt werden.

 

„The Good Life … Und wie es gelingen kann“. Eine Empfehlung für alle

Das Buch ist eine Empfehlung für alle Menschen. Hier wird gut erklärt, wie ein gutes Leben gelingen kann. Wie wir unser eigenes Leben zu einem guten machen, hängt aber von uns ab. Das ist eine gute Nachricht: Wir können unser persönliches Wohlbefinden pflegen und es gibt einen relativ einfachen Weg. Doch nicht jede*r von uns tut sich leicht damit, Bindungen einzugehen und diese zu pflegen. Was dann? Das Buch „The Good Life“ erleichtert den Einstieg dazu enorm. Es zeigt auf klare, unterhaltsame Weise – durch die Forschung gestützt – konkrete Möglichkeiten auf, wie wir unser Leben durch Verbindungen zu anderen sinnvoller und glücklicher gestalten können.

 

 

The Good Life: Hier haben wir bereits über die Harvard-Studie berichtet:

Was lässt uns im Leben gesund und glücklich sein?

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