von Isolde Hilt
- Alles Lebende hat einen Sinn und eine Funktion in diesem Leben.
- Alles hängt miteinander zusammen und kann nicht alleine für sich existieren.
Insekten machen da keine Ausnahme. Wie wichtig sie für das Überleben der Menschen sind, veranschaulicht Andreas H. Segerer eindrücklich in dem 2018 erschienenen Buch „Das große Insektensterben. Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen“. Der Insektenforscher erläutert die Zusammenhänge und zeigt auf, was unmittelbar – ohne Aufschub – passieren muss. Eva Rosenkranz liefert viele praktische Tipps und nennt Initiativen, die dem Insektensterben trotzen. Jede*r kann einen Beitrag leisten. Dazu will dieses Buch ermutigen.
Andreas Segerer, der schon als Junge von Tümpeln, Mooren, Magerrasen und Kornfeldern begeistert war, weil so viel Leben darin steckte, fasziniert Vielfalt. Einfalt langweilt ihn: „Ich bin Forscher geworden, um in der Vielfalt neue, bisher unbekannte Arten zu entdecken und für die Wissenschaft zu beschreiben. Dass mich aber diese Forschung einmal zum Sterbebegleiter unserer Artenvielfalt machen würde, das hätte ich mir nie träumen lassen.“
Mit den Insekten verlieren wir nicht nur das Fundament eines intakten Ökosystems
Selbst wenn über Zahlen gestritten wird und Uneinigkeit herrscht: Das Artensterben ist auch bei uns angekommen. Man muss nicht in der Wissenschaft tätig sein, um festzustellen, dass Bienen, Hummeln und Schmetterlinge weniger geworden sind. Den rauen Schwamm, im Sommer für den „Fliegenschiss“ an der Windschutzscheibe des Autos einst ein wichtiges Utensil, braucht man nur noch selten.
Sterben Bienen, Schmetterlinge und Käfer, verschwinden mit ihnen auch Vögel, Frösche und anderes Getier. Mit dem Verlust der Insekten gefährden wir nicht nur das Fundament eines intakten Ökosystems. Durch das Aussterben der Bestäuber steht die Nahrungsmittelversorgung für unzählige Menschen auf dem Spiel. Andreas Segerer erklärt anschaulich, wie dicht die Welt der Insekten mit der unseren verwoben ist: „Die Gemeinschaft der Lebewesen bildet ein dichtes, funktionelles Netzwerk, in dem alle Organismen zusammenwirken – direkt oder indirekt voneinander abhängig und aufeinander angewiesen. Zieht jemand an einer Schlüsselstelle ‚den Stecker‘, erlebt die Natur ihren Blackout. Da wir Teil der Natur sind, sind wir mit dabei.“
Das Ausmaß des Insektensterbens ist noch zu wenig bekannt
Neben einer Bestandsaufnahme lässt einen das Buch „Das große Insektensterben“ aber nicht hoffnungslos zurück. Eva Rosenkranz liefert viele praxisnahe Tipps und führt auch auf, was politisch neu durchdacht und entschieden werden muss. Auf den Prüfstand müssen unter anderem das System der Agrarsubventionen, das Düngemittelrecht oder der Einsatz von Pestiziden. Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, die Beratung von Landwirten – überhaupt miteinander in Kindergärten, Schulen und Universitäten ins Gespräch kommen – sind wichtige Maßnahmen, um unser Zusammenleben, unsere Lebensbedingungen und unseren Umgang mit der Natur zu überdenken.
Naturschutz ist Selbstschutz
Jede*r kann seinen Beitrag leisten, so Segerer und Rosenkranz, damit die Welt nicht verstummt – sei es durch einen insektenfreundlichen Garten oder durch Engagement im eigenen Umfeld. Das Buch liefert dazu viele gute Anregungen. Erschienen 2018 im oekom Verlag.
Andreas Segerer ist Schmetterlingsexperte an der Zoologischen Staatssammlung München. In seiner Funktion als Präsident der Entomologischen Gesellschaft München wird er von den Medien zum aktuellen Verschwinden von Biene & Co. vielfach angefragt.
Eva Rosenkranz ist Literaturwissenschaftlerin und Autorin mit Garten. Sie engagiert sich in ihrer Heimatgemeinde seit vielen Jahren für den Schutz der Natur.
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PS: Menschen in Bayern können aktuell bis 13. Februar über das Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ für ein Naturschutzgesetz zum Erhalt der Artenvielfalt stimmen!
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