von Florian Roithmeier
Albert Einstein wird oft die Aussage zugeschrieben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ In der Tat gehört die Biene neben Rind und Schwein zu den wichtigsten Nutztieren. Ihre Bestäubungsleistung hat laut Deutschem Imkerbund einen Wert von etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr. In den Medien ist häufig vom drohenden Bienensterben die Rede. Einen wichtigen Schritt zum Schutz der Bienen hat die EU am vergangenen Freitag (27.04.2018) gemacht, indem sie drei bienenschädliche Insektengifte verboten hat. Aber andere Probleme bleiben: zum einen die für Bienen gefährliche Varroamilbe, zum anderen der fehlende Nachwuchs an Imkern, die sich der Bienen annehmen.
Aus dieser Situation heraus haben Thomas Radetzki, langjähriger Vorstand von Mellifera e. V. (mellifera bedeutet „Honig bringend“), und der Hamburger Imker Erhard Maria Klein die Bienenkiste entwickelt. Mit ihr kann man mit verhältnismäßig wenig Aufwand selbst Bienen halten. „Sie eignet sich für Menschen, die gerne für den Eigenbedarf etwas Honig ernten wollen, ohne gleich die gesamte Freizeit dafür einsetzen zu müssen. Wir glauben, dass es viele Menschen gibt, die gerne ein bis zwei Bienenvölker halten würden, wenn das nicht mit so viel Aufwand verbunden wäre“, so Projektleiter Klein – es soll also eine Alternative zum „klassischen“ Imkern sein.
Die Kiste kann man online bestellen oder selbst bauen.

Die Bienenkiste ist eine Holzkiste mit den Maßen 100 * 45 * 21 Zentimeter, passt also auf jede Terrasse und jeden nicht allzu kleinen Balkon. Etwa 50.000 Bienen finden darin Platz. Wer kann von sich behaupten, so viele Haustiere zu haben? 😉 Die Bienenkiste gibt es im Internet für 295 Euro zu kaufen. Die Nachfrage ist dabei so groß, dass die Produzenten schon jetzt Vormerkungen für das Jahr 2019 annehmen. Bastler können sich die Bienenkiste nach einer Anleitung auch selbst bauen. Pro Jahr werden etwa 300 Bienenkisten von Mellifera hergestellt. Da viele die Kiste privat bauen und die Bauweise nicht geschützt ist, ist davon auszugehen, das jedes Jahr weit über 1.000 Bienenkisten deutschlandweit in den Umlauf kommen. Sogar auf dem Berliner Abgeordnetenhaus steht eine! Bienenschwärme erhält man zum Beispiel über eine Online-Schwarmbörse.
Man muss kein Profi sein, um Hobby-Imker*in zu werden!
Wie viel Aufwand macht die Bienenkiste? „Da wir nur sehr geringe Eingriffe in das natürliche Leben des Bienenvolkes vornehmen, ist sie eine sehr artgerechte Art der Bienenhaltung und setzt nur wenig Fachkenntnisse voraus“, erklärt Erhard Maria Klein, der selbst seit 2003 Imker ist. Ganz ohne einige Grundregeln geht es aber nicht. Die Bienenhaltung muss man zum einen beim zuständigen Veterinäramt anzeigen und zu bestimmten Jahreszeiten sind gewisse Arbeitsschritte zu erledigen. Außerdem sollte man sich der Verantwortung für die Bienen bewusst sein. Deshalb empfehlen die Bienenkisten-Gründer, sich im Voraus vertiefter mit der Materie rund um die Bienen zu befassen.
Insgesamt ist der Aufwand – ist die Bienenkiste einmal „in Betrieb“ – jedoch überschaubar: In der Schwarmzeit im Mai und Juni sollte man sich im Schnitt etwa eine Stunde pro Woche mit den Bienen beschäftigen, im Winter ist weniger zu tun. Im Juli ist „Erntezeit“ für den Honig. Bis zu 20 Kilogramm produzieren die Bienen jedes Jahr, das sind rund 40 Gläser.
Fazit: Die Bienenkiste kann ein Beitrag dazu sein, dem Bienensterben entgegenzuwirken. Geeignet ist sie für Hobby-Imker, die sich gerne mit Bienen befassen und gleichzeitig den eigenen Honigbedarf decken möchten. Zum Einsteigen ist der Mai ideal – dann beginnt die Schwarmzeit. Du hast keinen Platz für eine Bienenkiste oder sie ist dir zu aufwendig? Hier findest du weitere neun einfache Tipps, wie du den Bienen ganz einfach helfen kannst 🙂
Ein herzliches Dankeschön an Dr. Gerhard Barth, der uns auf das Projekt Bienenkiste aufmerksam gemacht hat!
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