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Zum Muttertag:
Zehn Dinge, die ich als Mama gelernt habe

Neben Grießbrei kochen, Dinosaurier malen und Schlaflieder singen habe ich als Mama mehr gelernt als gedacht. Meine Gedanken zum Muttertag.
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von Kristin Frauenhoffer

Es stimmt, dass der Muttertag eine ziemlich kommerzielle Angelegenheit ist. Blumenläden machen das Geschäft ihres Lebens, Kindergärten haben immer etwas zu tun und das Herz-Symbol darf sich freuen, dass es an diesem Tag so oft benutzt wird. Doch bei aller Kritik finde ich den Muttertag eigentlich eine gute Gelegenheit, über das Bild der Mutter in unserer Gesellschaft nachzudenken – oder sich selbst zu reflektieren, sollte man denn Mama sein.

Seit ich es selbst bin, hat sich meine Ansicht, was eine „gute Mutter“ ausmacht, ziemlich gewandelt. Sie ist differenzierter geworden. Neben aufopfernden, liebe- und hingebungsvollen Menschen sind Mamas nämlich vor allem eigenständige Menschen mit individuellen Bedürfnissen und Wünschen. Menschen, die Fehler machen, verzweifeln, alles blöd finden und vor allem nicht alles schaffen, was man von ihnen erwartet. Was ich sonst noch so gelernt habe in den viereinhalb Jahren, seit ich Mama bin, habe ich hier einmal zusammengetragen.

 

1. Eine nie gekannte Zuneigung

Es mag wie ein Klischee klingen, aber ich denke, alle Eltern werden mir zustimmen: Die Liebe, die man dem eigenen Kind gegenüber empfindet, ist mit nichts anderem zu vergleichen. Natürlich liebt man seinen Partner oder seine Partnerin, seine Eltern und Geschwister, aber die Liebe zum eigenen Kind ist anders. Reiner und vor allem bedingungsloser. Ohne mit der Wimper zu zucken, würde man sein eigenes Leben für sein Kind hergeben. Vielleicht spürt man diese Liebe als Mutter ganz besonders stark, denn man hat diesen kleinen Menschen in sich getragen. Für mich als Mama fühlt sich das Entstehen von Leben in mir und die Geburt wie ein Wunder an. Und selbst Mütter, die ihre Mutterschaft bereuen (was völlig berechtigt ist), empfinden trotzdem diese innige Zuneigung zu ihrem Kind. Mit Blick auf die eigene Mama hilft es vielleicht, sich diese Tatsache immer einmal wieder ins Gedächtnis zu rufen. Alle Sorgen, alle Nachfragen und gutgemeinten Ratschläge unserer Mütter basieren auf dieser Liebe. Alles, was man als Mama möchte, ist, dass es dem Kind gut geht.

2. Mamasein und Familienleben machen richtig viel Spaß

Für mich war immer klar, dass ich einmal Kinder möchte. Hätte man mich gefragt, warum, hätte ich aber vermutlich keine Antwort gewusst. Heute weiß ich, dass ich viel verpasst hätte, hätte ich kein Kind bekommen. Zu meiner großen Überraschung bin ich wirklich sehr gerne Mama. Ich liebe es, mich um meinen Sohn zu kümmern, mit ihm zu lachen, stolz auf ihn zu sein, ihm dabei zu helfen, diese Welt zu erkunden. Die starken Emotionen, die damit einhergehen, habe ich nicht kommen sehen. Ich war nie eine von denen, die sich leidenschaftlich gern um andere kümmern. Bei meinem Kind aber kam diese Hingebung plötzlich ganz intensiv zum Vorschein. Ich merke zudem, dass ich inzwischen auch anderen viel lieber helfe als früher.

3. Ich darf um Hilfe bitten und sie annehmen

Dieses Sich-Kümmern-Wollen hat aber auch eine Schattenseite. Und die erleben viele Mamas leider sehr häufig. Sie kümmern sich so viel und sind ständig auf Abruf, dass sie überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen. „Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“, heißt es. Ich finde, die Wahrheit dieses Spruches kann nicht häufig genug wiederholt werden. Oft bekommt man – gerade als Mama – suggeriert, man müsse alles allein schaffen. Die Kleinfamilie, wie sie heute vielfach existiert – bestehend aus Mutter, Vater und Kind(ern) – ist aber ein Modell, das es meiner Ansicht nach so gar nicht geben sollte. Niemand kann alles allein schaffen. Das Problem ist oft, dass wir uns nicht trauen, um Hilfe zu bitten. Ich habe daher schon früh in meiner Rolle als Mama gelernt, über meinen Schatten zu springen und aktiv nach Unterstützung zu fragen. Das kostet anfangs zwar Überwindung, aber es nimmt soviel Stress und am Ende sind alle entspannter.

4. Glaubenssätze hinterfragen

Glaubenssätze sind tief in uns verankerte Annahmen über die Welt – über uns selbst, andere Menschen oder das Leben allgemein. Rund um das Thema Kinder gibt es so viele Glaubenssätze, z. B.:  „Kinder müssen früh lernen, allein einzuschlafen.“ „Schreien kräftigt die Lungen.“ Oder auch: „Wenn du dein Kind zu sehr verwöhnst, wird es dir irgendwann auf der Nase herumtanzen …“, um nur ein paar zu nennen. Traditionell war es immer Aufgabe der Mütter, sich um die Kinder zu kümmern. Ich glaube, deshalb haben gerade wir Mamas viel mehr mit diesen oftmals althergebrachten (und teilweise katastrophal falschen) Ansichten zu kämpfen. Das merke ich immer daran, dass mein Mann meist ziemlich ungerührt ist von all diesen Annahmen. Am Anfang meiner Mutterschaft ließ ich mich noch sehr von ihnen leiten und versuchte zum Beispiel verzweifelt, mein 5-Monate altes Baby allein einschlafen zu lassen. Es gibt zwar Kinder, die das machen, doch der Großteil von ihnen – so auch mein Sohn – möchte in dieser sensiblen Situation einfach nicht allein sein. Dass das in Ordnung ist und ich die Dinge so machen darf, wie sie sich für uns und unsere individuelle Situation gut anfühlen, musste ich erst lernen.

5. Mehr im Moment sein

Kinder sind Meister des Moments. Während wir Erwachsenen immer entweder in der Zukunft („Was muss ich heute alles noch erledigen?“) oder in der Vergangenheit („Was hat der gestern zu mir gesagt?“) weilen, schaffen es Kinder extrem gut, das Hier und Jetzt zu genießen. Und weil die Gegenwart ja die einzige Zeit ist, die wir beeinflussen können, habe ich mir angewöhnt, mit meinem Sohn zusammen mehr im Moment zu sein. Also statt die anstehende To-Do-Liste im Kopf durchzurattern, konzentriere ich mich auf den Schmetterling oder die Blume, die wir gerade beobachten. Oder wenn ich ihn auf der Schaukel anschiebe, bleibe ich ganz bei ihm und der Situation. Das ist auch eine tolle Achtsamkeitsübung. Und wenn ich dann später am Computer sitze und arbeite, versuche ich es genauso.

6. Alle Gefühle sind in Ordnung

Ich liebe es zu sehen, wie mein Sohn seine Gefühle auslebt. Da gibt es noch keine Barrieren, keine Verbote, kein „Das gehört sich nicht“. Er ist erst vier und da ist es normal, dass er seine Gefühle so filterlos zeigt. Aber leider bekommen Kinder, je älter sie werden, immer deutlicher zu spüren, dass es nicht in Ordnung ist, negative Gefühle zu zeigen. Das kann sich in  scheinbar harmlosen Kommentaren offenbaren wie „Ist doch nichts passiert“, wenn das Kind hinfällt oder auch im Ignorieren oder gar Bestrafen von wütendem Verhalten. Ich merke immer wieder, dass viele Menschen diese negativen Gefühle nicht zulassen möchten. Deswegen versuchen sich auch bei ihren eigenen Kindern, diese so schnell wie möglich zu unterdrücken. Vermutlich hat es etwas mit der eigenen Sozialisation zu tun. Auch ich spüre immer wieder den Impuls, negative Emotionen bei meinem Kind schnell wieder ins Gegenteil zu kehren. Aber wenn man sie zulässt und dem Kind dabei hilft, sie zu regulieren, kann das wirklich viel zur emotionalen Entwicklung beitragen. Und das gilt nicht nur für das eigene Kind, sondern auch für sich selbst. Ich plädiere dafür, dass wir alle unsere Gefühle stärker zeigen und lernen, auch die negativen auszuhalten.

7. Meine eigenen Trigger erkennen

Für mich fühlt sich das Mama-Sein manchmal wie ein Selbsterfahrungstrip an. In manchen Situationen werde ich wütend, ungeduldig und laut und weiß eigentlich gar nicht so genau, warum. Dahinter stecken bestimmte Trigger, die in vielen Fällen etwas mit der eigenen Kindheit zu tun haben. Mittlerweile kann ich diese Trigger ganz gut erkennen. Es gelingt mir immer häufiger, in diesen Momenten innezuhalten und mir selbst ein „Stop“ zuzurufen. Und dieser erste Schritt führt dann meist schon dazu, dass ich ruhiger werde und mein Verhalten überdenke. Ich weiß nicht, warum es gerade die eigenen Kinder sind, die diese empfindsamen Punkte zuverlässig treffen. Aber ich habe das Elterdasein inzwischen als großes Lernfeld der Persönlichkeitsentwicklung angenommen.

8. Ich bin nicht nur Mama

Es ist nicht schwer, für seine Kinder alles aufzugeben. Kinder fordern viel, und Kinder großzuziehen, ist ein Vollzeitjob. Das würden vermutlich auch unsere Mütter und die Mütter früherer Generationen bestätigen. Doch heutzutage sind Frauen neben der Mutterrolle auch berufstätig, haben Hobbies oder engagieren sich ehrenamtlich. Fehlende Vereinbarkeit ist das Schlüsselthema für nahezu alle Mamas. Ich für mich habe beschlossen, nicht nur die berufstätige Mama zu sein. Mich gibt es weiterhin als Frau mit eigenen Hobbies, und es gibt Zeiten, da bin ich einfach nicht da. Für Männer ist so etwas heutzutage leider immer noch viel selbstverständlicher. Die meisten von ihnen geben nicht alle Freizeitaktiviäten auf, wenn sich die Familie erweitert. Deshalb fände ich es schön, wenn Mamas ihren Kinder auch genau das vorleben würden: Jeder Mensch hat eigene Bedürfnisse und Wünsche. Und auch wenn man für jemand anderen verantwortlich ist, darf man diesen nachgehen.

9. Es braucht Geduld und Organisationstalent

Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich einmal so viel Geduld aufbringen könnte. Aber jede*r, die oder der Kinder hat, weiß das. Ich bin eigentlich ein sehr ungeduldiger Mensch. Deshalb fiel es mir am Anfang auch sehr schwer, geduldig zu sein. Mittlerweile gelingt es mir immer besser zu warten, während mein Sohn seelenruhig seine Schuhe anzieht oder einfach gedankenverloren weiterspielt, wenn ich ihn rufe. Auch das beständige „Mama“, das im minütlichen Rhythmus fällt, kann ich inzwischen gut ertragen. Als Kind war ich genauso und ich erinnere mich gut daran, wie es meine Mama nervte. So wiederholt sich eben alles.

Eine weitere Erkenntnis ist die, dass eine Mama ständig am Organisieren ist. Hier ein Termin, die Jacke muss mitgenommen werden, da fehlt noch etwas und so weiter. Ich glaube, jede Mama wird spätestens mit ihrem ersten Kind ihr Organisationstalent entdecken.

10. Carearbeit und „Mental Load“ hängen noch viel zu stark an den Mamas

Und das bringt mich dann auch zu meiner letzten Mama-Einsicht. Wir Mamas können zwar gut organisieren, aber leider führt das häufig dazu, dass wir auch alles übernehmen und ständig den „Mental Load“ mit uns herumtragen. Das sind die vielen kleinen und großen Dinge, an die man als Eltern ständig denken muss. „Es regnet draußen. Passen die Gummistiefel noch?“ „Wann ist der nächste U-Termin für mein Kind?“ „Haben wir schon ein Geschenk für den Geburtstag von Onkel Paul?“ All diese Überlegungen gehören zum täglichen „Mental Load“. Und dieser lastet noch viel zu oft allein auf den Schultern der Mama. Auch bei mir ist das so, was mich immer wieder ärgert. Denn auch wenn sich Mütter und Väter mittlerweile die „Carearbeit“, also das Kümmern um die Kinder, immer gerechter aufteilen (mit Luft nach oben!), bleibt der gedankliche Ballast viel zu oft an den Mamas hängen. Ich finde, das darf sich noch ändern.

Und wie ist es bei den Mamas unter euch? Was habt ihr gelernt und wie hat euch das Muttersein geprägt? Lasst uns doch gern einen Kommentar da.

Einen schönen Muttertag allen Müttern dieser Welt!

 

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

Und was denken die Papas über ihre Rolle? Hier könnt ihr es anhören:

„Mit dem Vater-Sein schaltest du ein anderes Level frei!“

 

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