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Einfach mal „schweigen“

Warum es uns so schwer fällt, zuzuhören und was wir dagegen tun können – ein Denkanstoß
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von Kristin Frauenhoffer

Schon der griechische Philosoph Zenon von Elea stellte fest: „Die Natur hat uns nur einen Mund, aber zwei Ohren gegeben, was darauf hindeutet, dass wir weniger sprechen und mehr zuhören sollten.“ Gerade in unser heutigen, schnelllebigen Zeit geht es immer mehr ums Sich-Präsentieren.

Dabei können wir durchs Zuhören so viel lernen! Wir kommen auf die Welt und können nicht sprechen. Wir sind darauf angewiesen, zuzuhören. Als Kinder hören wir uns tausendmal ein- und dieselbe Geschichte an. Wir können uns nicht „satt hören“. Aber kaum erreichen wir das Erwachsenenalter, meinen wir, uns ununterbrochen mitteilen zu müssen.

Warum ist das so? Und warum scheinen wir das Zuhören verlernt zu haben? Diese Fragen stellt sich unsere Autorin Kristin Frauenhoffer in unserem heutigen Podcast. Viel Spaß beim Hören! 🙂

 

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Neulich im Gespräch mit meiner Nachbarin:

Mist, Jetzt ist es schon wieder passiert … Eigentlich wollte ich mich darauf konzentrieren, was sie mir erzählt. Aber jetzt schweifen meine Gedanken doch ab. Was hat sie gerade gesagt?

Ja, da hat sie recht, das kenne ich auch von mir. Das muss ich gleich mal einflechten. Wenn sie endlich mal fertig wird mit Quatschen.

Kommen euch diese Gedanken bekannt vor?

Wir unterhalten uns mit jemandem und statt unserem Gegenüber wirklich zuzuhören, schweifen wir ab oder warten nur auf den richtigen Moment, um uns wieder einzubringen – mit unserer eigenen Geschichte.

So erzählt jeder vor sich hin, ohne den anderen wirklich wahrzunehmen oder aufrichtiges Interesse zu haben.

Das ist schade und es lässt uns irgendwie einsam werden. Der Mensch ist ein soziales Wesen und auf die Bewertung anderer angewiesen.

Aber wir möchten uns nur noch darstellen. Wir möchten nur noch Likes verteilen, aber kein echtes Feedback mehr geben. Wir möchten nur noch Likes bekommen, aber nicht in den Austausch treten. In einen echten Austausch, meine ich. In der wirklichen Welt.

Facebook, Instagram und Co. sind tolle Instrumente, um mit anderen zu kommunizieren.

Wenn sie aber echte Gespräche ersetzen, sprechen wir irgendwann nur noch mit Maschinen. Selbst wenn wir es schaffen, mit echten Menschen, echte Gespräche zu führen, stelle ich immer wieder fest, dass es nur ganz wenige gibt, die wirklich zuhören können.

So wie in den sozialen Netzwerken auch, geht es vielen darum, IHRE Meinung, IHREN Standpunkt darzulegen. Aber wirklich zuhören und darauf eingehen, was der andere sagt. Das tun die wenigsten.

Warum schaffen wir es nicht, zuzuhören?

Unsere Welt ist immer schneller, lauter und selbstbezogener geworden. Wenn man zuhört, sagt man nicht, was Sache ist. Dann gilt man als schwach und wird in den Hintergrund gedrängt. Im Job wird niemand befördert, weil er gut zuhören kann, sondern weil er sich gut darstellen kann. Das bedeutet, Selbstpräsentation ist das A und O unserer heutigen Welt. Das haben wir auch in die Freizeit mitgenommen, Stichwort Facebook und so weiter. Hier hat jeder eine Plattform, sich darzustellen.

Und deshalb werden wir alle immer so ungeduldig, wenn wir zuhören MÜSSEN. Und warten nur auf die Pause, damit wir auch etwas beitragen dürfen.

Ein richtiger Dialog entsteht daraus nicht. Denn wenn jeder nur sich selbst darstellt, dann ist das kein Dialog, sondern eine Aneinanderreihung von Monologen.

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard schrieb schon: „Nur wer wesentlich schweigen kann, kann wesentlich reden.“

Denn wenn man mal schweigt, das Gehörte sacken lässt und sich wirklich darauf einlässt, was der andere sagt, kann das sehr bereichernd sein. Und dazu anregen, das eigene Gesprochene zu hinterfragen. Antworte ich gerade meinem Gegenüber oder möchte ich wieder nur von mir erzählen?

Wie schaffen wir es also, uns wieder mehr zuzuhören?

Das fängt meiner Meinung nach damit an, dass wir echtes Interesse an unserem Gesprächspartner haben müssen. Denn solange die immer verfügbaren sozialen Netzwerke auf unserem Handy in der Tasche, uns mehr interessieren als das Gegenüber, wird das schwierig.

Das Problem daran ist: Im World Wide Web finden wir genau das, was uns interessiert. Mit ein paar Klicks sind wir genau da, wo wir sein wollen. Da sind wir wie Junkies, die immer wieder ihren Stoff brauchen.

In der echten Welt haben wir mit realen Menschen zu tun, die nicht immer unsere Vorlieben teilen oder unsere Meinung unterstützen.
Aber das ist genau der Punkt: Fangen wir doch an, echtes Interesse an den Ansichten anderer zu entwickeln! Wer weiß, was dabei herauskommt? Vielleicht ist man sich ja näher als gedacht. Oder vielleicht kann man einen Kompromiss finden. Oder vielleicht möchte der andere auch nur gehört werden. Dann reicht es, zu schweigen und zuzuhören.

Unsere Empfehlung für diese Woche ist: Probiert es aus!

Im nächsten Gespräch mit dem Nachbarn, der Freundin, der Oma oder dem Partner. Hört zu, fühlt euch ein, versucht, den Anderen zu verstehen. Und bremst euch ein, wenn ihr den Impuls verspürt: „Da muss ich jetzt auch was loswerden.“ Ich bin mir sicher, ihr werdet es nicht bereuen. Ich bin mir sicher, euer Gesprächspartner wird dankbar sein.

Denn anders als das Surfen in den sozialen Netzwerken, ist die Interaktion mit echten Menschen unglaublich bereichernd.

 

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