von Florian Roithmeier
Als ich das erste Mal von der Geschichte von Josef Reindl gelesen hatte, dachte ich mir: „Was für eine verrückte Idee!“ Aber gleichzeitig: „Was für eine coole Idee!“ Von Anfang Juni bis Mitte Juli 2022 war der Rentner aus Geisenfeld in der Nähe von Ingolstadt mit einem besonderen Motor-Floß (2,64 x 8,45 Meter) fast 2.500 Kilometer auf der Donau unterwegs. good news for you hat mit Josef Reindl über seinen außergewöhlichen Trip gesprochen.
Ich erreiche Josef Reindl am Abend, als er gerade mit dem LKW unterwegs ist. Seit gut 25 Jahren arbeitet er als Brummifahrer, aktuell aber nur noch auf Aushilfsbasis, erzählt er mir – etwa zwei bis vier Mal im Monat fährt er durch Deutschland.
Die kuriose Idee hatten Josef Reindl und ein Kumpel schon vor 50 Jahren.
Wie er auf die Idee gekommen sei, mit einem Floß über die Donau zu fahren, möchte ich wissen. „Das ist ein großer Jugendtraum von mir und einem Freund gewesen“, berichtet er. Schon in den 70er Jahren hätten sein Kumpel und er die Idee gesponnen, ein Floß zu bauen, damit zum Schwarzen Meer zu schippern und dort große Fische zu fangen. „Den Plan haben wir aber immer wieder verschoben, unter anderem, weil meinem Freund die Freundin dazwischengekommen ist“, berichtet er mit einem Lachen. Vor wenigen Jahren dann die traurige Nachricht: Reindls Kumpel, mit dem er seinen Traum verwirklichen wollte, starb. „Ich habe die Donaufahrt aber trotzdem gemacht – gewissermaßen, um auch den Traum meines Freundes zu Ende zu bringen.“
Alleine zu fahren wäre aber zu gefährlich gewesen. Nachdem er über seinen Entschluss, die Donau-Floß-Tour zu machen, mit einer Zeitung gesprochen hatte, hieß es in der Zeitung: „Reindl sucht noch einen Mitfahrer.“ In den nächsten zwei Tagen hätte es dann über 20 Anrufe gegeben, so Reindl. „Da waren auch Leute dabei, die die Strecke schon einmal zurückgelegt hatten und mir einfach nur Tipps geben oder zum Beispiel Rettungswesten schenken wollten.“ Seine Wahl fiel letzten Endes auf Hans Peter Binder, den Reindl nur „HP“ nennt. „Wir haben uns gut verstanden. Streit gab es nie“, stellt der Geisenfelder fest.
Von der Vorbereitung bis zum Start
Als klar war, dass Reindl seinen Jugendtraum erfüllen will, hatte er zunächst einige Firmen angefragt, was ein entsprechendes Floß kosten würde: rund 10.000 Euro. Ende November bekam er vom Unternehmen uFloat aus Lettland die erfreuliche Zusage: Er bekommt ein Boot geschenkt. Reindl selbst hat dann noch das Feintuning übernommen: Er hat das Boot mit Balken verstärkt, eine Art „Hütte“ daraus gebaut und unter anderem einen Kühlschrank und Solarbatterien eingebaut.
Ob man die Donau überhaupt einfach so mit einem Floß befahren dürfe, will ich von Josef Reindl wissen: „Grundsätzlich darf man das nicht – aber mit einem Bootsschein und 40-PS-Einspritzer-Motor war es kein Problem. Ich habe das Boot auch vor dem Start begutachten und abnehmen lassen. Und vom Wasserschifffahrtsamt habe ich einen Befahrschein bekommen.“ Auf seiner gesamten Reise seien Reindl und Binder etwa sieben bis acht Mal kontrolliert worden. Solch ein ungewöhnliches Boot lenkt schließlich die Blicke auf sich. Probleme gab es aber nie.
Am 1. Juni 2022 gegen 10:15 Uhr ging es dann los: Begleitet von großem Medienrummel starteten Reindl und sein Begleiter vom Yachthafen Donautal bei Kelheim in Niederbayern Richtung Schwarzes Meer.
Tag für Tag näher Richtung Schwarzes Meer
Bis Mitte Juli, also fast sieben Wochen, war Reindl auf der Donau unterwegs – von Deutschland über Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und Bulgarien bis nach Konstanza in Rumänien an der Mündung zum Schwarzen Meer.
Einen festen Tagesablauf habe es nicht gegeben, erzählt Reindl: „Wir sind meist gegen zehn, elf Uhr abends schlafen gegangen und morgens gegen sechs Uhr aufgestanden. Dann sind wir mit dem Floß wieder zeitig losgefahren.“ Auf dem Floß habe es zwei Kojen gegeben, dort konnten er und Hans Peter Binder schlafen.
Rund 50 Kilometer pro Tag haben die Schipperer zurückgelegt. Ein Problem sei gewesen, dass es in den Städten keine Möglichkeit gegeben hätte, anzulegen, weshalb sie die Städte durchfahren haben. „Bei den Sportboothäfen war es jedoch kein Problem.“ Außerdem habe es einmal ein bis eineinhalb Meter hohe Wellen gegeben. „Das war etwas unangenehm“, erinnert sich der Oberbayer. Ansonsten habe jedoch alles weitgehend gut geklappt.
Beeindruckende Erinnerungen an die Reise
Beeindruckt hat Reindl der Medienrummel um seine Fahrt. Es gab Orte, an denen er und Binder von den Menschen erwartet wurden und sie ihnen zujubelten. Kein Wunder, konnte man doch seine Reise mit regelmäßigen Live-Updates unter anderem auf Instagram verfolgen. Dort hat Reindl auch während der Reise viele Fragen beantwortet, zum Beispiel, wie er sich vorbereitet hat und wie das Floß genau funktioniert.
„Fasziniert haben mich die unglaublichen Dimensionen der Donau. Je weiter man flussabwärts kommt, desto breiter wird sie. Die Donau bei uns in Deutschland ist im Vergleich dazu ein Rinnsal. Nicht selten war die Donau in anderen Ländern ein bis zwei Kilometer breit.“ Ebenso sei die Wasserqualität flussabwärts besser gewesen. Teilweise hätte man über einen Meter auf den Grund gesehen, so Reindl. Er hatte auch den Eindruck, die Donau sei in den östlichen Ländern noch viel mehr Natur als bei uns.
„Die Fahrt hat mir gut getan“, fasst der Geisenfelder im Nachhinein zusammen. Natürlich war aber seine Familie froh, als er wieder zu Hause war.
Das Motorfloß ist nach der Ankunft in Konstanza auf einen LKW verladen und zurückgebracht worden – jetzt steht es bei Josef Reindl in Geisenfeld zu Hause auf dem Parkplatz und erinnert ihn oft an seine außergewöhnliche Reise.
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