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Kunst.Preis 2023:
Wie Kunst die Tür zu neuen Welten öffnet

„Man braucht sie, die Kunst. Vor allem diese Kunst, die voller Unschuld daherkommt.“ Eva Demski, Patin des Kunst.Preis
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von Isolde Hilt

Kunst.Preis 2023
Kunst.Preis 2023: Steffi Lampert, 2022 Klopapierrollen-Skulptur, Karton bemalt, Holz

Der Kunst.Preis ist ein besonderer Wettbewerb – aufbereitet in einer Art, wie sie nicht oft anzutreffen ist. Seit 2010 schreiben ihn der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg und die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. im zweijährigen Turnus aus, um besonderen erwachsenen Künstlerinnen und Künstlern in Niederbayern und der Oberpfalz neue Räume in der Kunstszene zu erschließen. Ihre Werke gehören zur Art brut, eine rohe Form der Kunst, die durch die Prinzhorn-Sammlung und den französischen Künstler Jean Dubuffet große Bekanntheit genießt. Nicht zuletzt dank Eva Demski, der Grande Dame der Frankfurter Literaturszene und Patin dieses Wettbewerbs, zählt der Kunst.Preis mit zu den beliebtesten Ausstellungen. Hier sind Werke zu sehen, die auf eigene Weise berühren. Vielleicht, weil den Künstler*innen oft nur die Kunst bleibt, um auszudrücken, was sie im Leben bewegt.

Ich erinnere mich noch gut … Als der Kunst.Preis vor 13 Jahren startete, war ich erstaunt über die Idee zu diesem Wettbewerb. Alfred Böschl, damals 1. Vorsitzender des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg, und Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, wollten für erwachsene Künstlerinnen und Künstler mit geistiger Behinderung neue Räume erschließen. Nicht abgetrennt in irgendeiner Einrichtung oder abgeschiedenen Welten, sondern mitten in der Kunstszene. Eine Ausstellung, die sich gleichberechtigt in das Programm anderer Präsentationen reiht.

Nicht jede*r rief „Hurrahh!“. Doch das Konzept, das die Veranstalter damals entwickelten, stellte sich als genial heraus. Ein Wettbewerb sollte es sein, zu dem die Künstler*innen bis zu fünf Werke einreichen, so dass man eine gewisse Handschrift erkennen kann. Eine hochkarätig besetzte Jury, deren Mitglieder als ausgewiesene Expert*innen für Kunst – auch für die Art brut – gelten, setzte von Anfang an hohe Ansprüche. Es sollte um hoch qualitative Kunst gehen, nicht um eine sozial angehauchte Veranstaltung. „Wir haben nach eigenständiger künstlerischer Ausdrucksform sowie Intensität und Präsenz der eingereichten Arbeiten entschieden.“

 

Der Kunst.Preis wirft Fragen auf wie zum Beispiel: „Was ist Kunst?“

Kunst.Preis 2023
Kunst.Preis 2023: Buchwald Philipp „Freunde“ 2023 Aquarell auf Papier • Foto: altrostudio.de

Mit Eva Demski, einer renommierten deutschen Schriftstellerin, war eine Patin gefunden, wie man sich für diese Kunst-Veranstaltung keine bessere wünschen kann. Als Kunstkennerin insbesondere auch für die Art brut wirft sie immer wieder gerne Fragen auf, die über die Ausstellung hinaus zum Auseinandersetzen reizen: „Was ist Kunst? Ab wann ist es Kunst? Was ist es, das einen berührt, kalt lässt, misstrauisch oder euphorisch macht? Muss die Kunst über sich wissen, dass sie Kunst ist? Wer sanktioniert und kanonisiert Werke? Oder tun das in Wahrheit nur Auge, Hirn und Herz des Betrachters?“

 

Der Kunst.Preis ist inzwischen nicht mehr wegzudenken

Kunst.Preis 2023
Kunst.Preis 2023: Bauer Wolfgang „Sportauto“ 2022 Klebeband auf Papier • Foto: altrostudio.de

Vor einer Woche ging der Kunst.Preis in die siebte Runde. Was hat sich in 13 Jahren geändert? Viel. Die Vernissage gehört zu den bestbesuchten im ganzen Jahr. Die Fangemeinde ist beeindruckend gewachsen. Wer diese Kunst liebt, ist früh vor der Ausstellungseröffnung da, um schon einmal zu sichten und genügend Zeit zu haben, sich ein Werk auszusuchen, um es hoffentlich dann auch erstehen zu können.

Viele Besucherinnen und Besucher setzen sich neu mit Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung auseinander. Gerne nehmen sie das Angebot an, über diese Kunstart andere Lebenswelten kennen zu lernen. Und nicht selten geht man mit Fragen nach Hause wie etwa: Ist jemand behindert, nur weil ich das vermeintlich so sehe, so gelernt habe? Erschließt sich diesen Künstlerinnen und Künstlern das Leben vielleicht in einer viel tieferen Weise als uns sogenannten normalen Menschen?

Oder, um mit Eva Demski zu sprechen, die in diesen Werken eine besondere Kraft erkennt: „Man braucht sie, die Kunst. Vor allem diese Kunst, die voller Unschuld und ohne merkantilen Anspruch daherkommt und Raum für alle unsere Gedanken lässt. Ein Haus, ein bunter Nebel, Vögel, eine Gestalt. Wir machen sie uns zu Eigen, jede und jeder von uns auf besondere Art. Sie sind ein guter Aufenthaltsort, diese Werke, gerade in dunklen Zeiten. Manchmal bringen sie uns sogar zum Lachen. Was könnte besser sein?“

 

Auch in der Kunst inklusiv denken

Ein wichtiger Schritt ist in der siebten Runde getan. Bis vor kurzem war der Kunst.Preis „für Menschen mit geistiger Behinderung in Niederbayern und der Oberpfalz“ ausgeschrieben. Die Formulierung sollte deutlich machen, welche Künstlerinnen und Künstler mit diesem Wettbewerb angesprochen sind. Doch Kunst, die Teilhabe auf Augenhöhe stärken will, muss auch in ihrer Wortwahl neu ausgerichtet und inklusiv gedacht werden. „Mit dem Kunst.Preis haben wir einen neuen und wichtigen Weg eingeschlagen. Wir sind am Ziel, wenn es nicht mehr notwendig ist, einer Künstlerin, einem Künstler Merkmale der Beeinträchtigung zuzuschreiben“, war sich die Jury einig. Aus diesem Grund heißt der Wettbewerb ab jetzt „Kunst.Preis für besondere Menschen in Niederbayern und der Oberpfalz“.

 

Kunst.Preis 2023: Die Ausstellung online

Hier ist ein Teil der Werke der Ausstellung Kunst.Preis 2023 auch online zu sehen:

https://www.galerie-st-klara.de/home

Weitere Infos zum Kunst.Preis und den Veranstaltern:

https://www.kjf-regensburg.de/-/%E2%80%9Eman-braucht-sie-die-kunst.-vor-allem-diese-kunst-die-voller-unschuld-daherkommt.-

https://www.kunst-und-gewerbeverein.de/home

 

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