von Oxana Bytschenko
Ein Leben ohne Schokolade ist möglich, aber sinnlos. Dieser Spruch, frei nach Loriot, taucht in meinem Kopf nach dem Besuch bei La Mara in Barbing (Landkreis Regensburg) auf. Zwei junge Menschen erfüllen sich mit einer kleinen Schokoladenmanufaktur inmitten eines Industriegebiets einen Traum: Sie wollen die Welt der Schokolade nachhaltiger und tierfreundlicher gestalten.
Maximilian Wittl und Tamara Seidenglanz sind die Inhaber der Manufaktur La Mara – und sie machen keine Kompromisse. „Wir wollen der Vorreiter für feinste Chocolaterie der Zukunft sein“, sagen sie. Mit ihren Produkten wollen sie zeigen, dass Genuss auch ohne leidende Tiere, ausgebeutete Menschen und zerstörte Umwelt möglich ist. Ihre veganen Pralinen und Nüsse sollen die ganze Konditorei revolutionieren.
Ein Paar mit Schokoambitionen
Wittl und Seidenglanz gehen mit dem Begriff „vegan“ nicht hausieren. Allein der Geschmack soll Kunden überzeugen – und kein Label. Dafür sorgen sie seit September 2021 auf 120 Quadratmetern ihrer Manufaktur. Erst Anfang 2021 haben sie ihre Meister in Köln gemacht. Die 28-Jährige hat immer gern gebacken. „Ich habe schon mit zwölf Jahren ein Sechs-Gänge-Menü für die Familie serviert“, sagt sie. In der Ausbildung entschied sie sich für den Bereich Haushalt und Ernährung und wollte später ein eigenes Café eröffnen. Für die Rosenheimerin ist „Schokolade wie Wein – mit verschiedenen Nuancen und so vielseitig“.
Maximilian Wittl kommt aus einer Konditorenfamilie in Neumarkt. Für ihn waren Pralinen und Kuchen also immer präsent. Am Ende der Ausbildung in München wurden Tamara und er ein Paar. Danach widmete sie sich Wettbewerben und wurde 2018 sogar Vizeweltmeisterin bei den Junioren-Konditoren. Er ging für mehrere Monate nach Australien. Tamara folgte ihm. Später arbeiteten sie zusammen in der Konditorei seiner Eltern in Neumarkt und haben 2019 „Das große Backen – die Profis“ in Sat.1 gewonnen.
Aber die Zweifel blieben. Maximilian Wittl lebt seit neun Jahren vegan. „Ich war immer im Zwiespalt“, sagt er. Die Konditoren müssen aber die eigenen Produkte immer probieren. Das Wissen um die Käfighaltung und das pasteurisierte Eipulver konnte er mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren. „Viele verbinden Schokolode und Pralinen nicht mit tierischen Produkten, aber da steckt sehr viel Butter, Sahne und Milch drin“, sagt er. „Butter ist eins der klimaschädlichsten Produkte, weil man sehr viel Milch für wenig Butter braucht“, sagt Tamara Seidenglanz. Mit der Zeit wurde sie auch Veganerin. „Wir haben uns auch für die Industrie mitverantwortlich gefühlt“, sagt sie. Also stand eine Entscheidung an: Aufhören oder etwas komplett Neues wagen?
Die Rezepte von La Mara entstanden in der Küche
Da es keine veganen Konditoreien gab, haben sie sie kurzerhand selbst erfunden. „Wir haben abends zuhause viel probiert“, sagt Wittl. Sie gingen chemisch und mathematisch an das Problem und haben die Pralinenrezepte in Bestandteile zerlegt und wieder neu zusammengesetzt – ohne Ei und Milch. „Wir haben unglaubliche Ergebnisse erzielt“, sagt er. So nutzt das Konditorenpaar Mandelmilch und Kokosfett in Bioqualität. Ihre Rezepte teilen sie auch gern mit anderen Konditoren. „Das Feedback unserer Kunden ist, dass es beste Pralinen sind, die sie jemals gegessen haben und dass sie viel bekömmlicher sind“, sagt sie.
Sie haben 180.000 Euro investiert, um La Mara, zusammengesetzt aus ihren Namen, entstehen zu lassen. Das Paar suchte die Unabhängigkeit, weil es auch viel Wert auf Umweltschutz legt. Die Schokolade kommt von einer kleinen Firma in Frankreich, die nachhaltigen Kakaoanbau unterstützt. Wenn die Bauern in Madagaskar schlechte Ernte haben, erhalten sie trotzdem ihren Lohn. „Die Schokolade ist dreimal teurer als herkömmliche, aber das ist es uns wert. Wir wollen keine Blutschokolade in unseren Produkten“, sagt Wittl.
Backkurse und ein Desertlokal
Die handgemachten Pralinen werden mit Ökostrom hergestellt, plastikfrei verpackt und CO2-neutral verschickt. Maximilian kauft die Rohstoffe ein, Tamara übernimmt die Buchhaltung und die Verpackung. Für die Pralinenherstellung sind beide verantwortlich. Zwölf Sorten hat das Paar im Angebot, zwei davon sind mit Alkohol. Saisonal kommen noch spezielle Editionen dazu. Sie produzieren nach Bestellungen. „So bleibt die Schokolade frisch“, sagt Tamara Seidenglanz.
Die Pralinen von La Mara gibt es zum Beispiel auch in einem Sterne-Restaurant in Hamburg oder als Geschenk einer Spedition. „Für uns ist veganes Leben kein Trend, sondern eine Lebenseinstellung“, sagt sie. Deshalb bieten sie auch Kurse für veganes Backen, Pralinenherstellung und -Tasting an. Das Ziel des Paares: ganz Europa für vegane Schokolade und Patisserie begeistern. Gleichzeitig wollen sie klein bleiben. „Wir werden unsere Schokolade nie in Supermärkten anbieten“, fügt er hinzu. Irgendwann könnte sich Tamara Seidenglanz ein Dessertlokal in Regensburg vorstellen. „Nur süße Gänge, sowas gibt es bisher nur in Berlin.“
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