von Kristin Frauenhoffer
Musik verbindet Menschen. Sie öffnet Herzen und schafft Perspektiven. Leider haben nicht alle Menschen die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen, um den Zauber der Musik zu erleben. Sei es, weil Musikunterricht teuer ist, es keine Lehrer*innen oder Räumlichkeiten für eine Musikschule gibt. In vielen Teilen der Welt ist dies häufig der Fall. Und genau dorthin reisen Musiker*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ehrenamtlich, um ihre Leidenschaft für die Musik an andere weiterzugeben. Der Verein „Musiker ohne Grenzen“ macht das möglich.
Freiwillige unterrichten in weltweiten Musikprojekten
„Unsere Vision ist es, jedem Kind, Jugendlichen und Erwachsenen das Erlernen eines Instruments und damit den Zugang zur Musik zu ermöglichen“, fasst Lea Jacobs, Vorstandsmitglied bei Musiker ohne Grenzen, zusammen. Dafür organisiert der 2008 gegründete Verein weltweit Musikprojekte: vier in Ecuador, eines in Jamaika und eines in Ghana. Jährlich vermittelt der musikalische Freiwilligendienst bis zu 70 Teilnehmer*innen in das jeweilige Projektland, die dort als Musiklehrer*innen arbeiten. Die Musikschulen vor Ort, in denen die grenzenlosen Musiker*innen unterrichten, sind unterschiedlich aufgebaut. Sie werden meist von lokalen Projektpartner*innen betrieben oder von den Freiwilligen selbst organisiert und geleitet. Jedes Projekt ist dabei auf Nachfrage der Menschen im Ort entstanden.
Nicht nur musikalische, sondern vor allem interkulturelle Erfahrungen sammeln
„Es ist uns sehr wichtig, dass wir unterstützend und auf Augenhöhe arbeiten und uns mit unserem Angebot auf keinen Fall aufdrängen“, erzählt Lea. In jedem Projekt unterrichten drei bis sieben Musiker*innen ohne Grenzen zur gleichen Zeit. Sie leben in Gastfamilien oder in einer Freiwilligen-WG. Die Einsätze der Musiker*innen dauern alle mindestens drei oder sechs Monate – je länger, umso besser. So wird der Aufenthalt in vielerlei Hinsicht erkenntnis- und erlebnisreicher. Es geht nicht nur darum, Musik bestmöglich zu vermitteln, sondern auch um interkulturelle und vor allem persönliche Erfahrungen.
„Musik kann Brücken zwischen Menschen bauen und Kulturen und Grenzen überwinden.“
Die Vor- und Nachbereitung des Einsatzes nimmt daher auch in der Vereinsarbeit einen großen Raum ein. Diese ist wichtig, um den Aufenthalt für alle Seiten bereichernd zu gestalten. Die Erfahrung, als Fremde*r in ein Land zu kommen und sich mit unterschiedlichen Werten und Traditionen konfrontiert zu sehen, ist eine einschneidende. Die Musik hilft, sich anzunähern. „Musik kann nicht nur ausdrücken, was sich nicht in Worte fassen lässt. Sie kann auch heilen, verbinden und Brücken zwischen Menschen und Kulturen bauen “, sagt Lea.
In diesem Prozess werden die MoG-Musiklehrer*innen selbst zu Lernenden und ihre Schüler*innen zu Lehrenden. So überrascht es nicht, dass das Selbstverständnis der Musiker*innen ohne Grenzen weit über reines Musizieren hinausgeht: „Mit unserer Arbeit stoßen wir sozialen Wandel an und setzen uns für den Austausch von Kulturen ein. Wir hoffen, mit der Musik und der Gemeinschaft, die sie schafft, die Lebensrealität der Beteiligten zu verbessern“, so Lea.
Musiker ohne Grenzen ist auch in Deutschland aktiv
Sozialen Wandel anstoßen, das tut der Verein Musiker ohne Grenzen nicht nur in benachteiligten Gegenden in anderen Ländern. Das Musikprojekt im Hamburger Stadtteil Osdorfer Born ist ein schöner Beweis dafür. Hier können Kinder, deren Eltern den Musikunterricht nicht bezahlen können, wöchentlich Klavier-, Gitarren-, Gesangs-, Schlagzeug- oder Posaunenunterricht erhalten. Die Gebühr für die Teilnahme beträgt nur 10 Euro im Monat. Für Familien, die auf Unterstützung angewiesen sind, entfallen die Kosten ganz. Den Unterricht für die Kinder und Jugendlichen übernehmen Hamburger Musikstudent*innen. In den internationalen Projekten sind die Freiwilligen meist gerade mit der Schule oder dem Studium fertig und möchten neue Erfahrungen sammeln. Weiteren Zuwachs erhält das Netzwerk der Musiker ohne Grenzen in den kommenden Wochen durch ein neues Projekt im Schweizer Viertel in Bremen.
Die meisten Freiwilligen bleiben dem Verein treu
Alle Musiker*innen vereint, dass sie dem Verein nach ihrem Einsatz in einem Musikprojekt treu bleiben. Sei es als Teamer*in auf den Vor- und Nachbereitungsseminaren, als Mentor*in für zukünftige Musiker*innen oder als Aktive in anderen Bereichen der Vereinsarbeit.
„Es ist uns wichtig, im Rahmen unseres Ehrenamts neben der Arbeit Raum für Freundschaften und Spaß am gemeinsamen Musizieren zu schaffen. Zusätzlich möchten wir einen kritischen Blick auf unsere Arbeit beibehalten und gemeinsam als Vereinsaktive lernen und wachsen“, beschreibt Vorständin Lea die Stimmung im Verein. Und das sei es auch, was die weltweiten Musikprojekte verbinde: „Wir schaffen einen Raum für Menschen, in dem sie musizieren, Freundschaften schließen, sich kennen- und voneinander lernen dürfen.“
Ihr interessiert euch für einen musikalischen Freiwilligendienst mit Musiker ohne Grenzen? Dann klickt hier für weitere Infos.
Um die Arbeit fortsetzen zu können, ist Musiker ohne Grenzen e.V. auf Spenden angewiesen. Wie ihr spenden könnt, erfahrt ihr hier.
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