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Nachhaltig in Graz:
eine App, die begeistert

Nachhaltig einkaufen, Müll vermeiden, bewusstes Konsumieren: In der App und auf der Website von „Nachhaltig in Graz“ findet man dazu Informationen und Anregungen.
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Interview: Petra Bartoli y Eckert

Nachhaltiger leben – das geht nur, wenn „von oben“ etwas passiert …? Manchmal läuft es anders. Den ersten Schritt können wir auch selbst machen. Das jedenfalls dachte sich Beatrix Altendorfer. Sie lebt in Graz, und das ist auch die Stadt, in der sie die Idee vom nachhaltigen Leben angepackt hat.

Beatrix gründete kurzerhand den Verein „Nachhaltig in Graz“ (NiG). Mit diesem entwickelte sie eine Website samt App, die nachhaltiges Leben in Graz erleichtert. Ihre Initiative ist mittlerweile bereits mehrmals ausgezeichnet worden: mit dem „fee award“ (Ehrenamtspreis der Stadt Graz), dem Sozialpreis der Bank Austria, dem Österreichischen Klimaschutzpreis und noch einigen weiteren. Und es gibt Nachahmer*innen! Wir haben Beatrix zu NiG befragt.

 

Der Verein „Nachhaltig in Graz“ betreibt nicht nur eine Website, sondern hat auch eine App entwickelt. Dort findet man nachhaltige Angebote in der Stadt Graz. Wie ist die Idee zu dieser Initiative entstanden?

Nachdem 2015/2016 bei mir der Wunsch immer stärker wurde, mich im Nachhaltigkeitsbereich zu engagieren, habe ich überlegt:
– „Was tue ich gerne?“ Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz sammeln
– „Was kann ich gut?“ Diese Themen in leicht verständlicher Weise aufbereiten und vermitteln
– „Und was von diesem Tun wird gebraucht?“ Eine lokale Plattform, die kurz, knackig und motivierend alle nötigen Informationen für einen nachhaltigen Lebensstil und eigenes Engagement bündelt. So können Bürger*innen sofort aktiv werden.

Anfang 2017 kam es zur Gründung der Website www.nachhaltig-in-graz.at. 2019 hat mein Sohn die dazugehörige App programmiert, um es auch für unterwegs ganz einfach zu machen, das nächste offene Bücherregal oder den nächsten Bauernmarkt zu finden.

Was ist alles auf eurer Website bzw. in eurer App zu finden?

Wir versuchen, die Inhalte möglichst breit zu fächern, damit viele Menschen bei uns fündig werden und sich inspirieren lassen können. Es gibt Beiträge über nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten, Bioläden, verpackungsfreie Läden, Reparaturbetriebe und Bauernmärkte. Auch das Thema Tauschen und Teilen sowie Ressourcenschonung und Re-Use sind uns sehr wichtig. Daher nehmen auch offene Bücherregale, Foodsharing und Verschenkläden einen wichtigen Teil ein.

Der Terminkalender von „Nachhaltig in Graz“, den wir mit nachhaltigen Veranstaltungen aller Art befüllen, ist sehr beliebt: An Nachhaltigkeit interessierte Menschen finden hier alles, was sich in der Stadt Graz tut und müssen sich die Informationen nicht mühsam zusammensuchen. Außerdem schreiben wir auch zu allgemeinen Themen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Alles immer in versucht einfacher Sprache, damit es möglichst niedrigschwellig ist und die Dringlichkeit verstanden werden kann.

Neben Informationen bietet euer Verein NiG auch Dienstleistungen an, um Nachhaltigkeit in Graz zu fördern. Was habt ihr schon alles auf die Beine gestellt?

Der Nachhaltigkeitsladen von NiG

Wir haben Ende 2018 einen kleinen Nachhaltigkeitsladen eröffnet, mit dem wir zur Ressourcenschonung anregen wollen. Wir nehmen dort kleine Waren aller Art an und geben sie gegen eine kleine Spende weiter. Immer im Fokus steht die Informationsweitergabe von „weniger kaufen, weniger wegschmeißen und Sachen wieder in den Umlauf bringen“. In diesem Laden erreichen wir auch Menschen, die ein nachhaltiges Leben aufgrund ihrer Lebensumstände, Sprache oder auch Sorgen nicht unbedingt im Fokus haben und die wir nebenbei etwas inspirieren können.

Außerdem haben wir einen Verleih für Festausstattung (Geschirr, Tische und Bänke) sowie für Kleidertauschmärkte (Kleiderständer und -bügel) auf die Beine gestellt. Weil wir Sharing-Fans sind, haben wir mittlerweile auf 13 Grazer Bauernmärkten Stoffsackerlständer aufgestellt, bei denen man gebrauchte Stoffsackerl sowohl abgeben als auch mitnehmen kann. Diese einfachen Dinge kommen gut an und bewirken etwas!

Wir helfen zudem beim Aktivwerden, sei es im persönlichen Engagement oder auch beim Aufbau eines ähnlichen Informationsmediums im eigenen Wohngebiet. Irgendwie sind wir zu einer Anlaufstelle für Nachhaltigkeitsthemen aller Art geworden. Der tägliche Mail-Eingang wächst kontinuierlich, manchmal auch leider über den Kopf.

Das, was ihr tut, braucht Zeit, Engagement und Struktur. Wie seid ihr organisiert? Wer arbeitet bei euch? Und wie finanziert ihr euch?

Wir sind als Verein organisiert und haben derzeit zwei für jeweils sechs Monate geförderte Teilzeitkräfte im Nachhaltigkeitsladen sowie eine für sieben Monate teilgeförderte Ganztagskraft für die Website. Dazu gesellen sich viele ehrenamtliche Kräfte, vor allem für den Laden. Für unsere Website und Social Media-Auftritte haben wir einige ehrenamtliche Redakteur*innen.

Wir achten darauf, auch die Vorlieben und Stärken unserer Mitarbeiter*innen zu berücksichtigen. Ohne sie würde es nicht funktionieren! Unsere Finanzen summieren sich aus Förderungen, Spenden und Sponsoring.

Kommt euer Angebot an? Wie viele Menschen nutzen eure App und eure anderen Initiativen?

Unser Angebot kommt sehr gut an, das positive Feedback ist enorm. Rund 1.100 unterschiedliche Besucher*innen schauen täglich auf unsere Website. Unzählige Anfragen sowohl von Bürger*innen, Unternehmer*innen, Vereinen oder sonstigen Institutionen zeigen auch, dass unser Tun wichtig und unsere Kompetenz gefragt ist. Umso dringender wäre die finanzielle Absicherung, sodass wir uns die für die Website derzeit angestellte Mitarbeiterin auch nach Ende der Förderung leisten können.

Beatrix Altendorfer, die Gründerin von NiG

Wie definiert ihr „nachhaltig“ und was kann jede*r einzelne tun, um selbst nachhaltiger zu leben?

Ein nachhaltiges Leben ist ein achtsames Leben und Wirtschaften mit Empathie und Sorge für jene, die schon jetzt unter unserem Lebensstil leiden – sowie für unsere zukünftigen Generationen. Mit ein bisschen Reduktion, weniger Konsum und Hinterfragen der eigenen Gewohnheiten ist schon ein guter Anfang gemacht. Der Rest ist quasi ein Selbstläufer. Weil durch nachhaltiges Leben eben auch so eine wundervolle Dynamik und Freude entsteht.

Dieses viel weniger Brauchen und sich auf das Wichtige konzentrieren macht etwas mit einem. Man entdeckt, dass es gar kein schmerzender Verzicht, sondern ein Qualitätsgewinn ist. Schließlich gewinnt man Gesundheit, Zeit, Zufriedenheit und spart auch noch Geld.

Es gibt auch schon Nachahmer! Wo überall gibt es die Initiative „Nachhaltig in…“? Und wie konntet ihr da unterstützen?

Da gibt es einige Städte und Länder, die inspiriert durch „Nachhaltig in Graz“ nun auch schon ein „Nachhaltig in …“ haben. Zum Beispiel „Nachhaltig im Burgenland“ oder „Nachhaltig im Innviertel“. Aber auch in Deutschland gibt es zum Beispiel „Saarland nachhaltig“ mit Website und App oder auch die App „Nachhaltig in Buxtehude“. Wir sind beim Start behilflich, erzählen, wie wir es angegangen sind. Wir informieren über das, was gut gelungen ist, aber auch darüber, worauf man achten sollte und was wir nicht mehr machen würden.

Kurz gesagt: Man kann uns Löcher in den Bauch fragen. Wir können grob bei den Statuten helfen, falls doch ein Verein gegründet werden soll, und mein Sohn kann bei der Entwicklung der App unterstützen. Er hat sie sowohl für unser „Nachhaltig in Graz“ als auch für „Saarland nachhaltig“ und „Nachhaltig in Buxtehude“ programmiert. Manchmal müssen wir auch gar nicht unterstützen und bekommen nur irgendwann das Feedback, dass wir zur Initiative inspiriert haben. 

Euer Verein hat bereits mehrere Auszeichnungen bekommen. Wie geht es weiter? Gibt es Zukunftspläne für NiG?

Am liebsten wäre es uns, wenn „Nachhaltig in Graz“ nicht mehr notwendig wäre. Aber nein, wir haben keine großen Zukunftspläne für unsere Plattform. Sie darf beständig inhaltlich wachsen und qualitativ besser werden. Wir wollen uns aber nicht in dem Sinne vergrößern, dass wir zusätzliche Projekte beginnen, da schon der jetzige Arbeitsaufwand nur unter Ausbeutung unserer körperlichen Substanz schaffbar ist.

Neue Mitwirkende sind aber immer herzlich willkommen. Ein großer Wunsch wäre es, dass wir uns die Mitarbeiterin auf der Website weiter leisten können, das wäre wirklich ein großer Verlust. Und die größte Freude für uns überhaupt ist es, wenn jemand – inspiriert durch unsere Plattform – soweit ist, etwas Ähnliches im Heimatland, in der Heimatstadt auf die Beine zu stellen. Dann bekommt das Ganze eine Breitenwirkung und eine größere Dynamik.

 

Weitere Infos unter: https://nachhaltig-in-graz.at

 

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