von Florian Roithmeier
Was habt ihr als Jugendliche in eurer Freizeit getrieben? Als ihr zwischen zehn und 16 Jahre alt wart? Jonte Mai aus Bremen engagiert sich mit seinen gerade mal 16 Jahren so, wie nur wahrscheinlich wenige in seinem Alter und auch Erwachsene es tun. Als Jugendlicher hat er Naturschutz2Go ins Leben gerufen: ein Projekt, mit dem er sich dafür einsetzt, dass uns Insekten erhalten bleiben. Er baut alte Kaugummi- und Kondomautomaten zu sogenannten „SamenSpendern“ um. Im Interview mit good news for you verrät uns Jonte mehr über seine Motivation, sein Engagement und seine Ziele.
Jonte, dein Engagement hat schon im Kindesalter angefangen. Seitdem du sieben bist, imkerst du. Wie kam es dazu?
Ich habe, als ich sieben Jahre alt war, an einem Workshop in Bremen teilgenommen, bei dem ich mit einem Imker zusammen in Kontakt mit Bienen gekommen bin. Das hat mir und meinem großem Bruder so sehr gefallen, dass wir meinen Vater dazu überredet haben, mit dem Imkern anzufangen. Er hat sich dann viel mit dem Thema beschäftigt. Seitdem haben wir Bienen bei uns auf dem Garagendach und imkern gemeinsam als Familie.
Wie kam dir konkret die Idee mit Naturschutz2Go und den umgebauten Kaugummiautomaten?
Auf einem Berliner Flohmarkt 2019 – damals war ich zwölf.
Das Aussterben der Wildbienen und anderer Arten hat mich beschäftigt. Mir war beim Imkern aufgefallen, dass ich mich als Imker um die Honigbienen kümmere, aber dass die Wildbienen total bedroht sind. Außerdem war mir aufgefallen, dass es immer mehr Schottergärten gibt. Mein Plan war, eine Möglichkeit zu finden, viele Menschen mit der Idee anzustecken, etwas für den Erhalt der Biodiversität und der Artenvielfalt zu tun und möglichst viele Quadratmeter an Lebensraum für Insekten zu schaffen.
Der umgebaute Automat, der „SamenSpender“, enthält kleine Kapseln mit Saatgut. Eine Kapsel schafft zunächst einen bis zwei Quadratmeter Blühfläche auf dem Balkon oder im Garten. Viele kleine Kapseln schaffen diese Blühflächen an vielen Orten und stecken andere an. Die Idee sät sich aus. Naturschutz2Go ist ein Win-Win-Win-Projekt: Alte Kaugummi- und Kondom-Automaten werden upgecycelt, daraus entstehen Saatgutautomaten und jede Menge Blühflächen. Die Erlöse fließen in Workshops mit Kindern und Jugendlichen und andere Naturschutzprojekte.
Wie viele dieser Automaten gibt es mittlerweile?
Es gibt knapp 80 Automaten, auch schon europaweit. In vielen Städten wie Berlin stehen mehrere, zum Beispiel rund ums Tempelhofer Feld.
Die Automaten habe ich aber nicht alle alleine gebaut. Viele sind durch meine Bauanleitung entstanden, die ich auf YouTube veröffentlicht habe. Jede*r kann also selbst aus einem Kaugummiautomaten einen SamenSpender bauen. Außerdem gebe ich gerne auf Anfrage Tipps und Tricks rund um die Befüllung oder zum Besorgen von Materialen. Oder ich komme persönlich und gebe Workshops mit Kindern und Jugendlichen. Die Bauanleitung gibt es mittlerweile in mehreren Sprachen. Gefüllt werden solche Automaten in den meisten Fällen von den Personen, die sie auch bauen. Die Automaten, die ich aufgebaut habe, befülle ich selbst.
Hast du ein Team hinter dir oder machst du alles alleine?
Im Großen und Ganzen mache ich alles alleine. Aber mein Projekt besteht mittlerweile aus einem großem Netzwerk an Personen, die mich unterschiedlich unterstützen oder die auch ich unterstütze: So gibt es diverse Kooperationen oder Spendenprojekte.
Konkurriert dein ganzes Engagement nicht mit deiner Schule? 😉
Natürlich steckt hinter Naturschutz2Go viel Arbeit, jedoch hat es bisher ganz gut geklappt, beides unter einen Hut zu bringen.
Für dein junges Alter bist du sehr engagiert. Wie reagiert dein Umfeld – Eltern, Freunde, Mischüler*innen – darauf?
Meine Familie und Freunde unterstützen mich bei meinem Projekt und finden es gut, was ich mache. Es gibt viel Lob, aber auch konstruktive Kritik. Ansonsten bekomme ich auch Hilfe beim Packen von Saatgutschachteln, beim Befüllen von Automaten oder beim Drehen von Videos für Instagram.
Du hast schon viele Preise bekommen – welche und was bewirken diese Auszeichnungen bei dir?
Naturschutz2Go hat zum Beispiel den BundesUmweltwettbewerb gewonnen und den Deutschen Kinder- und Jugendpreis. Solche Auszeichnungen bedeuten mir viel, weil ich so die Reichweite immer mehr erweitere und die Grundidee hinter Naturschutz2Go weiter aussäen kann. Genauso wie persönliches Feedback, denn für mich sind Auszeichnungen auch eine kleine Art der Ermutigung, weiterzumachen. Ich freue mich über jede Art des positiven Feedbacks und auch über konstruktive Kritik bin ich immer glücklich. Ich glaube, dass Feedback und die Meinung anderer Menschen einem selbst viel helfen kann.
Was möchtest du später beruflich machen, hast du schon Pläne?
Ich möchte und wollte schon immer etwas bewegen. Wie ich das später schaffen werde, weiß ich noch nicht, aber ich weiß, dass ich etwas bewegen und die Welt zu einem besseren Ort machen möchte.
Welche Tipps gibt es – außer einem „SamenSpender“ – sonst noch für den Schutz von Insekten und Bienen?
Nicht so viel versiegeln, Schottergärten abschaffen, Lebensräume für Tiere und Insekten schaffen, Blühflächen anlegen, Frühblüher im Herbst setzen. Das geht durch vernünftige Nisthilfen, Sandarien, Totholzhaufen. Dann natürlich insektenfreundliche Pflanzen, Bäume und Stauden. Einfach wilde Ecken, weniger mähen. Das geht auch auf dem Balkon im Kleinen. Dafür braucht man nicht zwingend Gärten. Auch weniger Lichterketten helfen – wegen der Lichtverschmutzung.
Jonte, vielen Dank für das Gespräch!
Mit Naturschutz2Go engagiert sich Jonte Mai in beeindruckender Weise für die Artenvielfalt. Mit seinen SamenSpendern kann jede*r dazu beitragen, Lebensraum für Insekten zu schaffen. Lust, es selbst auszuprobieren? Mehr auf www.natuschutz2go.de und auf Instagram.
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