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„Öko sein war noch nie so trendy wie heute.“

Mit ihrem Online-Shop WasteWarriors und sorgsam ausgewählten Produkten will Karin Ostermann den Weg zu einer nachhaltigeren Lebensweise leichter machen.
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von Isolde Hilt

Ihre Freund*innen und ihr Partner beschreiben sie als Optimistin, Herzmensch und Macherin mit Dauerlächeln, die leidenschaftlich bei der Sache sein kann. Von sich selbst sagt Karin Ostermann, dass sie oft aber auch ungeduldig sein könne. Lange Diskussionen und Wartezeiten machten sie leicht zappelig, weshalb sie gerne einfach vorpresche und ausprobiere, ohne lange abzuwarten. Sie sei dann auch nicht enttäuscht, wenn etwas schiefgehe.

Dafür kommt etwas anderes heraus: WasteWarriors, ein Online-Shop mit sorgfältig ausgesuchten, nachhaltigen Produkten für Bad, Haushalt und Unterwegs. Was bringt eine junge Frau, die internationale Betriebswirtschaftslehre studiert hat und in einem globalen digitalen Team arbeitet, dazu, nebenberuflich einen doch arbeitsintensiven Online-Handel zu betreiben? Nachhaltigkeit muss ihr viel bedeuten. Hier ist ihre Geschichte.

Wer in der Freiburger Ecke groß wird, ist immer irgendwie ein bisschen öko, sinniert Karin. Ihrem Vater sei es wichtig gewesen, dass seine Kinder Spielzeug aus Holz und nicht aus Plastik hätten. Auch die Einrichtung war vollwertig – langlebig und aus der Region. Dosen und Fertiggerichte gab es aus Umwelt- und Ernährungsgründen nicht. Jeden Tag wurde frisch gekocht. „Meine ersten Ravioli aus der Dose habe ich mit 16 probiert, Apfelmus aus dem Glas etwa zur gleichen Zeit.“

 

Jedes Land hat ein anderes Verständnis von Müll

Eine weitere wichtige Etappe auf ihrem Weg zu einer nachhaltigeren Lebensweise war für Karin das Reisen. Wer in vier Ländern gelebt, studiert und gearbeitet hat, kehrt verändert zurück. Der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen habe sie als Persönlichkeit wesentlich geprägt: „Ich verstehe heute, dass es ein Schwarz und Weiß so nicht gibt. Man sollte immer auch die Beweggründe für etwas verstehen, die meist kulturell verankert sind.“ Wenn man in Ländern unterwegs sei, in denen es keine regelmäßige Müllabfuhr und keine nächtlichen Reinigungstruppen auf den Straßen gebe, sei man erst einmal geschockt, wieviel Müll überall herumliege.

Durch ihre Reisen lernte die Badenerin, die heute in München zuhause ist, dass jedes Land, jede Kultur ein anderes Verständnis von Müll hat. In manchen Ländern gehört es beispielsweise zum guten Ton, To-Go-Essen in Plastik und Alu zu verpacken. Alles andere wäre nicht akzeptabel. Umweltschutz und Müllvermeidung zeugen dort von Geiz, Sparsamkeit und seltsamen Verhalten. Das, was wir uns gerade wieder abzugewöhnen versuchen, ist vielerorts hip: westlichen Trends nacheifern, industriell gefertigte Chips statt „öde“ einheimische Produkte kaufen, Fast Food-Ketten besuchen, einen Coffee-to-go in einer angesagten Café-Kette trinken.

„Ich habe auch beobachtet, dass Müll-Entsorgen für viele einfach nur lästig ist, etwas, das man irgendwie loswerden muss. Da wird der Restmüll aus dem fahrenden Auto entsorgt, an wunderschönen Stränden nach einem Picknick einfach liegengelassen … Wer hat uns erlaubt, so mit der Natur umzugehen?“

Deutschland sei nicht unbedingt besser, vieles passiere hinter verschlossenen Türen. Zum Glück ändere sich das jedoch seit ein paar Jahren: „Wir haben Greta, Umweltbeschlüsse oder Unternehmen, die CO2-neutral wirtschaften wollen. Wir haben viel mehr Produkte, die es einfacher machen, nachhaltiger zu leben. Und Öko-Sein war noch nie so trendy wie heute.“

 

Erlebnisse, die dich nicht mehr loslassen

Manchmal gibt es so Aha-Erlebnisse, die einem mit einem Schlag deutlich machen, dass es im Leben anders weitergehen muss. Karin erlebte diesen Moment vor einigen Jahren in Marokko, als sie eine historische Gerberei besuchte – eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Reisegruppe wurde durch ein mehrstöckiges Haus auf die Dachterrasse geführt. „Bereits zu Beginn bekamen wir Kräuter, die wir uns unter die Nase halten sollten, damit uns der Geruch nicht umhaut. Oben angekommen, blickten wir auf ein Meer von bunten, riesigen Farbtrögen, die für das Färben der Häute verwendet werden. Eigentlich ein schönes Bild – die bunten Farben inmitten der weißen, sandsteinfarbenen Kulisse. Hob man jedoch den Blick, war man umrundet von Tierhäuten, die zum Trocknen hingen. Es müssen hunderte gewesen sein. Auf die Frage hin, wo das Bleichwasser entsorgt würde, gab es keine Antwort. Neben der Gerberei floss ein Fluss …“

Auf dem Weg nach unten – vorbei an unzähligen Ledermänteln, Hockern und Taschen – sei ihr alles nur noch falsch vorgekommen, erinnert sich Karin. „Mein Aha-Moment hätten auch bereits ein verschmutzter Strand oder Ackerflächen voller Plastik sein können. Für mich war es genau dieses Erlebnis, keine Antwort auf die Frage ‚Was mit dem toxischen Bleichwasser passiert?‘ erhalten zu haben. Ich war so traurig nach diesem Besuch, darüber, was wir uns als Menschen herausnehmen, die Welt so zu zerstören …“ Dieser Augenblick veränderte ihr Leben. „Es war wie ein Ausbruch aus einer Schlange blinder Lemminge und der Start zu mehr Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Ich wurde wieder Vegetarierin. Heute bin ich Veganerin, kaufe gerne Second Hand und wähle alternative Anreisemöglichkeiten anstelle eines Flugzeugs.“

 

Vom Blog zum Online-Shop WasteWarriors

Nachhaltiger leben – wie lässt sich das am besten verwirklichen? Wie machen das andere? Karin wollte mehr wissen, die Szene testen, erfahren, ob sich andere für das Thema interessieren. Die Idee zum Blog mündete schnell in einem Online-Shop: „Ich wollte, dass alle Zugriff auf nachhaltige Produkte haben. Und ich wollte viele Menschen erreichen, auch auf dem Land und in kleinen Dörfern. Oder diejenigen, die aus Bequemlichkeit sonst nicht nachhaltiger leben würden.“

Zu einer Frau mit tausend Ideen im Kopf gehört dann aber auch zuvor und mittendrin das eine oder andere Abenteuer, von dem man nicht weiß, wie es ausgeht. Bioprodukte in billigen Plastikdosen? Geht gar nicht, weshalb die angehende Unternehmerin beschloss, ein eigenes Deo herzustellen – Naturkosmetik biologisch verpackt. Es kam zur Kooperation mit einem revolutionären Start-up, deren Dosen aus hundert Prozent nachwachsenden Rohstoffen bestanden und die laut Studien innerhalb weniger Wochen verrottet wären. „Nur leider sprang die Kosmetikerin, die das Deo herstellen sollte, wenige Tage vor der Firmengründung ab.“ Die Website, so berichtet die Gründerin von WasteWarriors, stand bereits, alle Texte waren geschrieben, so dass sie kurzentschlossen umdisponierte. „Ich startete den Shop erst einmal ohne eigenes Deo, dafür aber mit vielen tollen, nachhaltigen Produkten. Zum Beispiel gibt es einen von uns entwickelten Rasierer mit Elfenlogo.“

 

Wie findet man gute, nachhaltige Produkte?

Das Sortiment von WasteWarriors, das sich inzwischen aus mehr als 100 Produkten zusammensetzt, hat einige Prüfungen zu bestehen. Der Aufnahme eines Artikels gehen eine gründliche Recherche und Tests voraus. Wenn sie nicht von Qualität und Transparenz überzeugt sei, werde er nicht aufgenommen, beschreibt Karin ihr Auswahlverfahren: „Am liebsten sind mir Produkte, die vegan und lokal sind. Leider ist das nicht immer möglich wie zum Beispiel bei den Edelstahlprodukten.“

Mit den Herstellern persönlich in Kontakt zu stehen, sorgt für Transparenz. Viele kennt die junge Unternehmerin persönlich, mit anderen steht sie regelmäßig in Austausch. In ihrem Online-Shop findet sich eine gute Auswahl für Haushalt, Bad und Unterwegs-Sein. Besonders begeistert sind Kund*innen von pflanzenbasierten Aufsteckköpfen für elektrische Zahnbürsten, Haarshampoos, die wie Seife aussehen, aber keine sind, oder plastikfreien Lippenstiften mit Papierverpackung in trendigen Farben.

 

Und wie ist das so, nachhaltig zu leben?

Ihr Online-Business hat Karin verändert: „Ich fühle mich wohler und befreiter. Ich hinterfrage mehr, aber ohne mich zu geißeln oder mir die Lust am Leben nehmen zu lassen.“ Sie stehe zu ihrer Einstellung, sei durch die Reise mit WasteWarriors viel selbstbewusster geworden und habe wunderbare Menschen kennengelernt, die sie auf ihrem Weg unterstützt hätten. Vermutlich nimmt man auch bewusster wahr, wenn man immer noch jedes einzelne Kunden-Feedback liest und zutiefst von einer liebevollen und motivierenden Rückmeldung berührt ist.

So einen Shop nebenbei zu führen, sei eine wahre Achterbahn der Gefühle. Deshalb sei es so wichtig, achtsam mit sich selbst und nicht allzu streng mit sich umzugehen. „Ich bin heute mehr der Mensch, der ich sein möchte und freue mich auf alles, was kommt. Ich glaube mehr denn je an den kollektiven Fortschritt und die Macht der Veränderung, die von uns allen getragen wird.“

 

Mehr Infos zu WasteWarriors unter: www.wastewarriors.de

 

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